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Die Welt und das Pendel

19.11.2016  |  The Gold Report
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A propos Banken: Deren Aktien haben seit dem Wahltag deutlich zugelegt und die Begründung dafür lautet, dass die Banken "den Spread ernten werden", d. h. dass sie mit ihrem Kreditgeschäft höhere Gewinne erzielen können. Nun, entschuldigen Sie, wenn ich das an dieser Stelle sage, aber selbst wenn der US-Leitzins 2017 dreimal angehoben werden und der Hypothekenzinssatz von 2% auf 3% steigen sollte, ist das noch immer verschwindend wenig, wenn man es mit den Werten vergleicht, die vor zehn Jahren üblich waren.

Die Banken haben in den letzten Jahren Folgendes getan: Sie haben sich Geld von der Notenbank zu einem Zins von 0% geliehen und es zu 0,25% reinvestiert. Effektiv haben sie auf die kostenlose Liquidität (das gefälschte Fiatgeld) also eine Rendite von 0,25% erhalten, die ihnen aus den Taschen der Steuerzahler ausgeschüttet wurden.

Interessanterweise hat die von den Manipulatoren initiierte "Trump-Rally" an den Aktienmärkten das Shiller-KGV auf den höchsten Wert seit der Dotcom-Blase im Jahr 2000 katapultiert. Damit liegt das konjunkturbereinigte Kurs-Gewinn-Verhältnis jetzt auf dem gleichen Niveau wie bei der Finanzkrise von 2008.

Ganz egal, was Ihr Finanzberater Ihnen sagt, ob er sich auf den geplanten Infrastrukturausbau, einen möglichen Handelskrieg oder die Kreditspanne bezieht, die die Bankster ausnutzen können - Aktien sind derzeit nicht günstig! Wenn sich das Shiller-KGV auf den Weg in Richtung Mond macht, gibt es dafür nur einen Grund: Die Anleger geben das Geld mit beiden Händen aus. Jedes Mal, wenn der Indikator mit mehr als 25 berechnet wird, dreht sich Edgar Allan im Grab um und das Pendel senkt sich weiter ab.

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Der Kupferpreis wird derweil endlich nach oben in Richtung der großen, abwärts gerichteten Trendlinie gehoben und in den Trading-Abteilungen in London, New York und natürlich Peking pfeifen die Spatzen "Infrastruktur!" von den Dächern. Massive spekulative Käufe haben die Dezember-Futures bis zur langfristigen Trendlinie klettern lassen, wo sich der Kurs dann umkehrte und in einer großen Bewegung um 0,28 $ je Pfund fiel. Seitdem hat er es nicht mehr geschafft, die 2,55-$-Linie zu überschreiten.

Wirklich erstaunt war ich über den Commiments of Traders Report des Kupfermarktes, der in dieser Woche veröffentlicht wurde und mit einem Plus von 31.000 Kontrakten die größte Netto-Erhöhung der Positionen dokumentierte, die jemals innerhalb eines Berichtszeitraums verzeichnet wurde. Die Gesamtzahl der Short-Positionen am Kupfermarkt liegt jetzt bei 38.000 Kontrakten, der höchste Wert seit 2005. Um diese Zahlen in Perspektive zu rücken: Jeder Terminkontrakt repräsentiert 25.000 Pfund, d. h. die Erhöhung der Positionen im Vorfeld des sprunghaften Kursanstiegs auf 2,78 $ entsprach 775.000.000 Pfund bzw. 351.000 Tonnen Kupfer.

Wer auch immer diese Positionen aufgestockt hat, hat mit Sicherheit nicht mit höheren Preisen gerechnet - und das geschah noch vor der Wahl in den USA. Nun, wir werden sehen, ob "Dr. Copper", der Arzt, der die Diagnose der Weltwirtschaft stellt, seinen Spitznamen verdient...

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Während sich die zweite Handelswoche seit der Wahl ihrem Ende nähert und die Welt der Finanzblogs eine wahre Flut an Trump-Prognosen aller Art veröffentlicht, warte ich einfach nur auf den Moment, an dem die Marktteilnehmer ihre Augen öffnen und die Realität erkennen: Die Welt ertrinkt in Schulden. Sie sitzt gefangen am Boden einer ausweglosen Grube und starrt nach oben auf das tiefer und tiefer sinkende Pendel, das Zeichen ihrer eigenen Sterblichkeit.

In der Erzählung kann sich der Gefangene übrigens befreien - nur um anschließend von näher rückenden, rotglühenden Wänden umschlossen zu werden, aus denen ihn schwarz gewandete Dämonen mit flammenden Gesichtern anstarren...


© Michael Ballanger
The Gold Report



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Dieser Artikel wurde am 17. November 2016 auf www.theaureport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.




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