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Deutsche Bundesbank: Target2 Forderung auf Allzeithoch

08.12.2016
Die Deutsche Bundesbank (BuBa) berichtete heute für den Monat November 2016 von einem deutlichen Anstieg der Target2 Forderung in Höhe von +46,028 Mrd. Euro zum Vormonat, auf 754,057 Mrd. Euro. Zum Vorjahresmonat stieg der Target2 Saldo um +161,540 Mrd. Euro an. Die Target2 Forderung im November 2016 entspricht einem neuen Allzeithoch, übertrifft den bisherigen Höchststand aus August 2012 und reflektiert die schlimmsten wirtschaftlichen Ungleichgewichte in der Eurozone seit ihrem Bestehen.

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Die Forderungen aus Target2 der Deutschen Bundesbank auf Monatsbasis in Mrd. Euro seit Januar 1999 im Chart. Von 1999 bis 2006, d.h. vor Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise, lagen die Forderungen der Deutschen Bundesbank im Durchschnitt monatlich bei nur +1,6 Mrd. Euro. Zum alten Hoch aus August 2012 lagen die Forderungen (positiver Target2 Saldo) bei +751,449 Mrd. Euro. Nun im November 2016 liegt der Target2 Saldo sogar bei +754,057 Mrd. Euro.


Target2 Salden sind Ausdruck der Zahlungsbilanz, sie entstehen im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr innerhalb der Eurozone, via dem Target2 Zahlungssytem und beinhalten Leistungsbilanz und Kapitalbilanz. Überweisungen mittels dem Target2 Zahlungssystem werden nur über Zentralbankgeld (ZBG) abgewickelt. Fließt einem Bankensystem einer Volkswirtschaft der Eurozone mehr ZBG über das Target2 Zahlungssystem zu als ab, ensteht ein positiver Target2 Saldo, fließt mehr ZBG ab als zu, ein negativer Target2 Saldo.

Allerdings heißt ein Zufluss nicht, dass ein Ausgleich zwischen den nationalen Zentralbanken (NZBs) der Eurozone stattfindet. Hat das die Überweisung ausführende Bankinstitut kein oder nicht genügend Zentralbankgeldguthaben, muss sich diese Bank Zentralbankgeld bei der entsprechenden heimischen NZB holen. Dies führt zu einer Bilanzausweitung, bei der betreffenden NZB steigt auf der Akiva-Seite die Position 5. “Forderungen in Euro aus geldpolitischen Operationen an Kreditinstitute” und/ oder die Position 6.

“Sonstige Forderungen in Euro an Kreditinstitute”, dass sind die ELAs, Notfallkredite der NZBs und/ oder die Position 7., primär 7.1 die “Zu geldpolitischen Zwecken gehaltene Wertpapiere”. Auf der Passiva Seite der NZB steigen eben nicht die Zentralbankgeldeinlagen der Banken, sondern die Target2 Verbindlichkeit (negativer Saldo aus den ZBG-Überweisungen in und aus anderen Ländern der Eurozone). Die Empfänger-NZB erhält aber gar nicht das ZBG, aber schreibt dieses der Empfänger-Bank gut. Die Bilanz wird auch dort, mittels der Target2 Forderung auf der Aktiva-Seite ausgeweitet und auf der Passiva Seite, als ZBG-Einlage der Banken.

Ein positiver Target2 Saldo ist nur eine Forderung der entsprechenden NZB gegenüber der EZB, so wie der negative Target2 Saldo eine Verbindlichkeit der entsprechenden NZB gegenüber der EZB ist. Im Falle eines Bruches des Euro-Raumes sind diese Forderungen uneinbringbar, erst Recht in der deutschen Dimension, so wie sie schon jetzt nicht fungibel sind!

Target2 Salden zeichnen wirtschaftliche Ungleichgewichte in der Eurozone auf, soweit sie sich über das Zahlungssystem Target2 darstellen. Dieses Ungleichgewicht kann aus realwirtschaftlichen Transaktionen für Waren, Güter und Dienstleistungen entstehen und/oder auch Kapitalflucht bzw. allgemeiner die Kapitalflüsse (Finanztransaktionen) spiegeln. Die lockere Geldpolitik der EZB und das Aufkaufen von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren hält das Bankensystem mit Zentralbankgeld liquide und fördert/ ermöglicht letztlich auch die Kapitalflucht, aktuell gerade aus Italien. Zur wirtschaftlichen Situation in Italien: Italien: so sieht’s wirtschaftlich aktuell aus

Noch nie waren die deutschen Forderungen aus Target2 so hoch, in dieser Dimension erklären sie zwar, warum der Euroraum noch funktioniert, die Banken der Südperipherie werden liquide und damit zahlungsfähig gehalten, aber zugleich zeichnen sich auch, die sich immer weiter aufschaukelnden Ungleichgewichte innerhalb der Eurozone und eine Wirtschafts-, Geld- und Finanzpolitik die keine adäquaten Antworten findet, sondern nur dazu beiträgt die Ungleichgewichte weiter anzufeuern.

Die Horter von Forderungen, ob aus Target2, Krediten und Finanzanlagen sonnen sich vermeintlich noch im Erfolg, aber nur in einem historisch betrachtet kurzen Zeitraum, bis zu den dann folgenden Abschreibungen derselben. Je höher die Ungleichgewichte, je sicherer das Brechen des Euro-Systems in dieser Ausprägung, nur noch eine Frage der Zeit und der aufgestauten Dimension.

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Die Entwicklung der kumulierten deutschen Leistungsbilanz gegenüber der Welt seit Januar 1956 im Chart. Bis September 2016 kumulierte sich ein Leistungsbilanzüberschuss von +2347 Mrd. Euro! Der Chart macht schön deutlich, wie sich dieses Ungleichgewicht erst nach 2002 dynamisch aufbaute (+2232 Mrd. Euro seit Anfang 2002), einhergehend mit einem für Deutschlands Leistungsfähigkeit permanent unterbewerteten Euro.


Der erzielte akkumulierte Leistungsbilanzüberschuss ist 1:1 der Finanzierungssaldo des Auslands, um diese akkumulierte Summe verschuldet sich das Ausland um deutsche Nettoexporte zu absorbieren.

Wo werden diese Ungleichgewichte und deren Implikationen ernsthaft diskutiert, fast nirgends, ein Drama!

Quelle: Bundesbank.de/Portal Target2 Saldo


© Querschüsse.de



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