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Die neue Normalität: Ausnahmezustand

13.12.2016  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Die Fed kaufte Staatsschulden auf und bezahlte die Käufe mit neu geschaffenen US-Dollar. Die Folge war eine anwachsende Geldmenge, die die Preise auf breiter Front in die Höhe trieb. Da die Fed jedoch die Zinsen kontrollierte, konnte der Nominalzins nicht ansteigen - und die Halter von Staatsschulden erlitten eine negative reale Verzinsung.

Durch diese Politik der Zinskontrolle, die erst Anfang 1951 aufgehoben wurde ("Treasury-Fed Accord"), entschuldete sich der Staat auf Kosten der Geldhalter und Besitzer von festverzinslichen Papieren. Von 1942 bis 1951 fiel die Kaufkraft des US-Dollar um rund 40 Prozent. Die Staatsschuldenquote fiel von 118,9 Prozent im Jahr 1946 auf 73,5 Prozent im Jahr 1951.

Dass die Zentralbanken sich in absehbarer Zeit von der großangelegten Zinsmanipulation - von dem von ihnen verhängten Ausnahmezustand - abkehren werden, erscheint unwahrscheinlich. Die Erhöhung der Kurzfristzinsen wird nur gering ausfallen. (Die US-Zentralbank (Fed) wird ihren Leitzins vermutlich am 14. Dezember um 0,25 Prozentpunkte auf 0,75 Prozent anheben).

Und die Kapitalmarktzinsen werden mehr oder weniger am Gängelband der Geldbehörden verbleiben - indem die Zentralbanken den Finanzmärkten signalisieren, dass sie einen ungewollten Zinsanstieg nicht hinnehmen werden und, wenn es nötig wird, wieder Anleihen aufkaufen werden.

Das sorgt auf den Aktienmärkten bereits für steigende Kurse. Vor allem Bankaktien profitieren angesichts der Aussicht, dass die langfristigen Zinsen wieder etwas ansteigen, gleichzeitig aber die Kurzfristzinsen unterhalb der Langfristzinsen verbleiben. Auf diese Weise können sie nämlich höhere Gewinne (im Zuge der "Fristentransformation") erzielen. Der kreditfinanzierte Boom kann so weitergehen. Eine konjunkturelle Scheinblüte, vor allem aber steigende Preise für Aktien, Grundstücke, Häuser und Rohstoffe, werden die Folge sein.

Die sich nun abspielende wirtschaftliche Erholung ist eine, die sich im geldpolitischen Ausnahmezustand vollzieht - einer Situation, in der davon auszugehen ist, dass extreme Preisverzerrungen in der Volkswirtschaft aufgelaufen sind; dass die Preise längst nicht mehr die tatsächlichen Knappheitsverhältnisse widerspiegeln.

Ein neuerlicher Boom, soll er in Gang gehalten werden, wird daher auf anhaltend niedrige Zinsen angewiesen sein. Und sollte er irgendwann wieder in einen Bust umkippen, wird es eine Rückkehr zur Politik der Null- und Negativzinsen geben (müssen).

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Der Ausnahmezustand ist auch deswegen kaum mehr zu beenden, weil eine wachsende Zahl von Menschen - ob sie nun als Sparer, Investoren oder Unternehmer betroffen sind - die Folgen scheuen, die eine Aufhebung des Ausnahmezustandes hätte. Zu diesen Folgen würde vermutlich vor allem eine starke Rezession-Depression zählen, durch die die volkswirtschaftliche Produktion wieder an die tatsächlichen Preisrelationen beziehungsweise Konsumentenwünsche angepasst würde.

Zudem käme es zu Zahlungsausfällen bei Banken, Staaten und Unternehmen. Die Altersvorsorge vieler Menschen würde absehbar schwer in Mitleidenschaft gezogen werden. Verständlich also, dass viele Menschen stillschweigend zustimmen, den geldpolitischen Ausnahmezustand weiterzuführen. Doch die Probleme, die dadurch verursacht werden, werden so nicht gelöst, sondern zeitlich in die Zukunft verschoben und vergrößert.

Das Halten von Gold ist eine Möglichkeit, sich gegen die Folgen einer künftigen Krise - insbesondere gegen ein ungehemmtes Ausweiten der Geldmengen abzusichern.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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