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Das wahre Problem der Eurozone ist die EZB, nicht die gemeinsame Währung

25.12.2016  |  Steve Saville
Der Eurozone scheint 2017 eine weitere Bankenkrise bevorzustehen. In einigen europäischen Staaten ist der Weg zudem frei für politische Umwälzungen und in ganz Europa könnte es zur Verschlechterung der Wirtschaftslage kommen. Die schon jetzt stark ausgeprägten Unterschiede zwischen der Performance der relativ starken und der wirtschaftliche schwächeren Nationalökonomien des Kontinents werden sich infolgedessen wohl weiter vergrößern. Die Schuld an der Misere wird man, wie schon bei früheren Krisen und Rezessionen, mit Sicherheit erneut dem europäischen Experiment einer gemeinsamen Währung geben - zu Unrecht.

Die Annahme, dass Staaten mit wirtschaftlichen und/oder politischen Unterschieden nicht die gleiche Währung nutzen können, ohne dadurch die Grundlage für ernste Probleme zu schaffen, ist schlicht idiotisch. Sie basiert lose auf dem Trugschluss, dass ökonomische Schwierigkeiten durch die Abwertung der Währung überwunden werden können. Dieser Argumentation nach könnte sich die Wirtschaft von Ländern wie Italien und Griechenland erholen, wenn sie nur eine Währung hätten, die sie nach Belieben abwerten könnten. (Die zerstörerische Wirkung von Währungsabwertungen habe ich in einem früheren Blogbeitrag diskutiert.)

Es ist jedoch eine Tatsache, dass zahlreiche Staaten rund um den Globus, die in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht sehr große Unterschiede aufwiesen, jahrhundertelang mit Erfolg die gleiche Währung verwendeten: Gold. Historisch betrachtet ist diese Zeit noch gar nicht so lange her.

Das Problem ist nicht der Euro, sondern die Europäische Zentralbank. Oder anders gesagt, das Problem ist nicht, dass unterschiedliche Länder eine gemeinsame Währung verwenden, sondern, dass eine zentrale Behörde versucht, in all diesen Ländern die gleiche Geldpolitik durchzusetzen.

Es ist schon schlimm genug, wenn die Geldpolitik in einem einzelnen Land von einer solchen Behörde bestimmt wird, da auf diese Weise falsche Preissignale generiert und Spekulationsblasen begünstigt werden, die zwangsläufig unangenehm enden. Der langfristige wirtschaftliche Fortschritt des Landes wird ausgebremst. Die Federal Reserve beispielsweise hat in den USA in den letzten 15 Jahren großes Unheil angerichtet, indem sie zunächst den Weg für die Krise von 2007-2009 bereitete, anschließend einer echten Erholung im Weg stand und nebenbei erneut die Voraussetzungen für den nächsten Crash schafft. Wenn die gleiche Geldpolitik (die Kombination aus Zinspolitik und der Beeinflussung des Geldangebots) dagegen in mehreren wirtschaftlich völlig verschiedenen Staaten umgesetzt wird, dann nimmt das daraus resultierende Ungleichgewicht nur noch stärker und schneller zu. Aus diesem Grund wird Europa noch lange vor den USA einen monetären Kollaps erleiden.

Man sollte sich bewusst machen, dass Geld neutral sein sollte. Es ist als Tauschmittel und Maßstab gedacht, nicht als Instrument zur Manipulation der Wirtschaft. Die Verwendung einer gemeinsamen Währung durch höchst verschiedene Länder ist vom Prinzip her nicht problematischer als die Verwendung gleicher Längen- oder Gewichtseinheiten. Im Gegenteil - eine Gemeinschaftswährung steigert die Effizienz der internationalen Handels- und Investitionsgeschäfte. Insbesondere durch das Wegfallen von Gebühren beim Devisentausch, Absicherungskosten und Verlusten aufgrund unvorhersehbarer Wechselkursschwankungen werden Mittel frei, die für produktivere Zwecke eingesetzt werden können.

Zusammenfassend lässt sich also feststellen, dass das Problem in der zentralen Planung der Geld- und Zinspolitik besteht, nicht in der Tatsache, dass verschiedene Länder das gleiche Geld verwenden. Dieses Problem besteht übrigens weltweit - in der Eurozone ist es nur am offensichtlichsten.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com



Dieser Artikel wurde am 5. Dezember 2016 auf www.tsi-blog.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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