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Vor der Inthronisation von Trump

15.01.2017  |  Klaus Singer
Am 20. Januar wird Trump offiziell zum 45. Präsident der USA gekürt. Die Finanz-, resp. die Aktienmärkte haben ihren Salut längst abgeschossen. Seit der Wahl von Trump am 8. November sind die Kurse im Finanzsektor um etwa 17% gestiegen, der S&P 500 um rund 6%. Gewettet wird auf die einfache Gleichung Trump=Infrastrukturinvestionen+Steuersenkungen+Banken-Deregulierung.

Die Stimmungsindikatoren in der US-Wirtschaft haben sich deutlich aufgehellt. Besonders hoch fliegend zeigen sich die Erwartungen im „Small Business Optimism Index“, der im Dezember so hoch stieg wie zuletzt 2004. Hier dürften sich auch die Tiraden von Trump gegen den "Freihandel“ niederschlagen.

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Der ISM-Index der Stimmung in der Fertigungsindustrie hatte für Dezember einen Anstieg auf ein Niveau gezeigt, das zuletzt Mitte 2014 gesehen wurde. Besonders deutlich sind dabei die Erwartungen für die Industriepreise angestiegen.

Auch die Verbraucherstimmung hat sich deutlich aufgehellt. Der Index des Verbrauchersentiments der Universität Michigan notiert an einem 12-Jahres-Hoch. In der Befragung bezogen sich überraschend viele Konsumenten auf die zu erwartenden günstigen Effekte einer Wirtschaftspolitik unter Trump.

Selbst wenn die Trump-Administration ihre Vorhaben schnell auf den Weg bringt, werden erste Ergebnisse auf sich warten lassen. Möglicherweise sehen wir Mitte des Jahres erste Spuren in den "harten“ Daten. Bis dahin wird weiter spekuliert und debattiert. Was sagt wirtschaftliche Logik, was ist politisch getriebener Hype?

Gewöhnlich wird den Bond-Märkten eine zuverlässigere Zeigerfunktion für das zugemessen, was wirtschaftlich kommt. Aus meiner Sicht war das wohl mal so - vor der Finanzkrise 2008. Mittlerweile sind die Zinsen durch die Geldflutpolitik der Zentralbanken genauso "gestört“ wie viele andere Preise.

Die US-Renditen haben mit der Trump-Wahl einen gewaltigen Satz nach oben gemacht. Nicht übersehen werden sollte allerdings, dass sie bereits Mitte 2016 einen Boden gefunden hatten und bis dahin schon etwa die Hälfte des Weges bis zum heutigen Stand zurück gelegt hatten.

Vor 2008 konnte man zuverlässig davon ausgehen, dass eine statistisch relevante Abflachung der Zinsstruktur einer Rezession etwa vier bis sechs Quartale vorausläuft. Vor 2008 entwickelten sich die Spreads zwischen den drei analysierten Renditen, die der 13-wöchigen TBills, den zehn-jährigen TNotes und den 30-jährigen TBonds, relativ gut synchron zueinander. Seitdem ist das eher weniger der Fall, der lange Spread (orange Linie) tanzt über weite Strecken aus der Reihe, hier dürfte sich die Fed-Politik niederschlagen, die darauf abzielt, die Zinsen am langen Ende zu drücken.

Die aktuelle Situation ist in etwa mit dem Spätjahr 2012 vergleichbar, damals hatte die Rezessionswahrscheinlichkeit von der Zinsseite ein lokales Maximum erreicht, jüngst im Oktober 2016 wurde sogar ein höheres Hoch markiert. Im Unterschied zu damals ist der Spread am langen Ende aktuell deutlich geringer. Ein statistisch relevantes Signal gab und gibt es jedoch nicht und es sieht aktuell so aus, dass die von der Zinsseite abgeleitete Wahrscheinlichkeit einer Rezession wieder abnimmt.

Ich will nicht zu viel in die Verläufe von Stimmungsindikatoren und Zinsspreads hinein interpretieren. Aber es hat den Anschein, als dass die US-Wirtschaft im zweiten Quartal 2016 auf dem Weg in eine Rezession war. Umso willkommener war Trump mit seiner schuldenfinanzierten Ausgabenpolitik und seiner Bankenderegulierung. Er wird zumindest ein konjunkturelles Aufflackern erreichen. Vielleicht mehr, vielleicht aber auch nicht…

Ein weiterer Beleg dafür, wie kurz die US-Wirtschaft vor einer Rezession stand (und noch steht?), ergibt sich aus dem Verlauf der Steuereinnahmen in den USA. Die Zahlen werden quartalsweise erhoben, für das vierte Quartal 2016 liegen noch keine Daten vor.

Die beiden folgenden Charts zeigen die prozentualen jährlichen Veränderungen der Steuereinnahmen der Bundesregierung alleine und die zusammen mit den lokalen Regierungen (Chartquelle, Chartquelle). So lange es keine gravierenden Änderungen im Steuersystem gibt, ist der Verlauf der Steuereinnahmen ein recht zuverlässiges Indiz für die Verfassung der Wirtschaft. Gehen sie zurück (oder steigen immer weniger), zeigt das, die die zu besteuernden Wirtschaftseinheiten weniger verdienen. Wenn diese weniger verdienen, weist das auf eine schwächer werdende Wirtschaftstätigkeit und damit auf eine möglicherweise heraufziehende wirtschaftliche Kontraktion hin.


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