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Keith Neumeyer über Preismanipulationen und "enorme Engpässe" am Silbermarkt

20.01.2017  |  Mike Gleason
Mike Gleason: Ich habe heute die Ehre, Keith Neumeyer zum Interview begrüßen zu dürfen, den Gründer und CEO von First Majestic Silver, einem weltweiten Top-Silberunternehmen. Keith verfügt über langjährige Erfahrung im Rohstoff- und Finanzsektor und nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Manipulationen geht, von denen die Preisbildung an den Silberterminmärkten geprägt ist. Keith, schön dass Sie heute wieder bei uns sind. Willkommen zurück!

Keith Neumeyer: Danke, Mike. Ich glaube, dass wir viele interessante Themen zu besprechen haben.


Mike Gleason: Ja, auf jeden Fall. Bevor wir zum Thema der Marktmanipulationen kommen, über die ich heute unbedingt noch mit Ihnen reden möchte, habe ich zuerst noch eine andere Frage. Wird der Amtsantritt Donald Trumps als US-Präsident den Beginn einer neuen Epoche in der amerikanischen Politik einläuten? Zum ersten Mal seit fast einem Jahrzehnt wird das Weiße Haus dann nicht mehr von einem Demokraten geführt. Für Edelmetallinvestoren ändert sich die Lage ebenfalls. Wir wissen, dass viele sich fragen, was Trumps Präsidentschaft für die Edelmetalle und für den Rohstoffsektor im Allgemeinen bedeuten wird. Was denken Sie? Werden Trump und sein politischer Kurs sich letzten Endes als positiv oder negativ für Gold und Silber erweisen?

Keith Neumeyer: Ich bin ehrlich gesagt nicht einmal sicher, ob es überhaupt eine Rolle spielt, wer das Präsidentenamt innehat. Die Präsidenten wechseln ohnehin immer wieder. Donald Trump erzählt eine gute Geschichte und ich weiß, dass es in Bezug auf seine Präsidentschaft viel Optimismus gibt. Es ist interessant, dass während des Wahlkampfes alle sagten, es wäre ein Katastrophe, wenn er gewählt würde.

Jetzt sind plötzlich alle der Meinung, dass es großartig ist. Wenn er die USA wieder industrialisiert wird das fantastisch für die Metalle und für Kupfer sein. Der Uranpreis steigt wieder, überall scheint Bewegung hineinzukommen. Der Dow Jones verzeichnet neue Rekordhochs bzw. notiert in der Nähe seiner Hochs. Für den S&P 500 gilt das gleiche.

Es ist eine ganze Menge Euphorie spürbar. Ich denke allerdings, dass wir einfach wieder zum Normalzustand der letzten zehn Jahre zurückkehren werden, und dass die Federal Reserve weiterhin tun wird, was sie eben tut - die Märkte manipulieren und Geld drucken. Ich gehe davon aus, dass all das die Edelmetallkurse stark unterstützen wird.


Mike Gleason: Keith, Sie setzen sich nun schon seit Jahren für faire Edelmetallmärkte und ehrliche Preisbildung ein. Die Mitglieder von GATA, dem Gold Anti-Trust Action Committee, Sie selbst und viele andere argumentieren schon lange, dass die Preise manipuliert werden. Es gab auch zahlreiche Belege dafür, aber erst vor Kurzem wurden die Verantwortlichen praktisch "auf frischer Tat ertappt", als die Deutsche Bank im Rahmen eines Vergleichs nach einer zivilen Sammelklage eindeutige Beweise vorlegte.

Es gibt Chatprotokolle und Sprachaufzeichnungen von verschiedenen Tradern großer Bullionbanken, die zeigen, wie diese Pläne geschmiedet und umgesetzt haben, um ihre eigenen Kunden und andere Marktteilnehmer zu betrügen. Ich schätze, für Sie war das nicht überraschend. Was dachten Sie, als Sie diese Protokoll gesehen und die neuen Informationen gelesen haben?


Keith Neumeyer: Ich fühlte mich in meinen Ansichten gerechtfertigt. Ich glaube, dass mich die Leute manchmal ein wenig als Spinner ansehen, obwohl ich das selbst gar nicht so sehe. Als ehemaliger Trader kenne ich die Finanzmärkte und kann die Dinge gut einschätzen, die sich täglich vor meinen Augen abspielen. Mir ist völlig klar, dass es zu Manipulationen kommt und es war schockierend für mich, dass so viele Leute sagen, "Nein das ist nicht möglich. Es gibt keine Manipulation."

Wir haben den LIBOR-Skandal und andere Fälle erlebt, in denen Manipulationen nachgewiesen wurden. Die Banken mussten für die Beeinflussung einer ganzen Reihe von verschiedenen Märkten Strafen in Milliardenhöhe zahlen. Doch aus irgendeinem Grund haben viele gesagt, "Nein, der Gold- und Silbermarkt ist einzigartig. Der wird nicht manipuliert." Das ist ein Witz. Natürlich werden die Edelmetallmärkte manipuliert, und zwar schon seit mehr als 30 Jahren.

Es ist schön, dass einige Banken jetzt endlich mit der Wahrheit herausrücken und das zugeben. Das wird in den nächsten Jahren wahrscheinlich noch viele weitere Ereignisse nach sich ziehen. Ich bin optimistisch, dass sich die Banken letztlich aus dem Markt zurückziehen werden und es infolgedessen endlich zu einer echten Preisfindung kommen kann.


Mike Gleason: Sie und einige andere haben direkt mit einem der Anwälte gesprochen, der die Sammelklage gegen die Deutsche Bank führt. Was können Sie uns über die Unterhaltung verraten? Gehen Sie davon aus, dass First Majestic sich an der Klage beteiligen wird oder könnte eine neue Sammelklage eingereicht werden, die vielleicht speziell die Silberproduzenten repräsentiert?

Keith Neumeyer: Ich hatte tatsächlich gehofft, dass sich eine gemeinsame Aktion mit den Produzenten organisieren ließe, aber leider unterstützen die meisten Minenunternehmen diese Idee nicht. Ich weiß nicht, warum eigentlich. Vielleicht haben sie das Gefühl, ihre Zeit zu verschwenden, wenn sich das Management mit dieser Angelegenheit befassen muss, wenn sie mit Anwälten verhandeln und Anwaltskosten tragen müssen.

Ich kann nicht für die anderen sprechen. Für mich persönlich ist diese Sache wichtig und ich weiß, dass sie auch für unsere Aktionäre, unsere Mitarbeiter und die Gemeinden, in denen wir tätig sind, wichtig ist. Meiner Meinung nach sind wir dafür verantwortlich, zumindest zu versuchen, einen Wandel zu bewirken und genau das tue ich.

Ich habe mich an die Anwälte gewandt, die an diesem speziellen Fall beteiligt sind. Das ist ein ziemlich langwieriger Prozess. Die Anklage wurde noch nicht einmal als Sammelklage zugelassen, auch wenn das in vielen Schlagzeilen falsch wiedergegeben wurde. Die Beteiligten versuchen, die Zulassung als Sammelklage zu erwirken. Sobald das erreicht ist, werden andere Kläger wie First Majestic dazukommen. Ich habe den Anwälten ganz deutlich gesagt, dass First Majestic bereit wäre, sich auch vor der Zulassung der Sache als Sammelklage zu beteiligen, wenn das die Situation verbessern würde. Danach stehen wir ohnehin zur Verfügung. Wir müssen im Moment einfach abwarten, wie es nun weitergeht.


Mike Gleason: Haben Sie eine Meinung zu dem Vergleich, den die Deutsche Bank zahlen musste, insgesamt ca. 100 Millionen Dollar für die Manipulation von Gold und Silber? Ist das angemessen? Werden die Beweismittel, die die Bank zur Verfügung gestellt hat, zu viel größeren Zahlungen oder Schadensersatzansprüchen gegenüber den anderen Banken führen?

Keith Neumeyer: Was ist schon angemessen? Wenn man sich ansieht, wie die Kurse an den Märkten herumgeschubst werden, während die Banken mit diesen Manipulationen praktisch seit Jahren hunderte Millionen wenn nicht gar Milliarden Dollar verdienen... Sie bezeichnen das vielleicht nicht als Manipulation, aber in meinen Augen ist es nichts anderes. Doch wie soll man dieser Art von Gewinnen einen Wert beimessen?


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