Das Jahr des Umbruchs
24.01.2017 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
Dass die Zukunft unsicher ist, ist bekannt. Und auch, dass Unsicherheit verschiedene Ausprägungen haben kann. Da gibt es zum einen die "bekannten Unbekannten", und zum anderen gibt es die "unbekannten Unbekannten". Über letztere lässt sich leider herzlich wenig sagen - weil sie nun einmal unbekannt sind. Mit ersteren hingegen kann und sollte sich der Investor - insbesondere auch der Edelmetallanleger - auseinandersetzen.
Zu den "bekannten Unbekannten" zählen vor allem die erst in ihren Umrissen erkennbaren Konsequenzen, die die neue US-Präsidentschaft unter Donald J. Trump bringen wird - nicht nur für die USA, sondern für die Welt insgesamt. Mit ihm endet der Internationalismus, die politisch-ideologisch vorangetriebene Schaffung einer neuen Weltordnung, wie sie von den vorangegangenen
Präsidenten verfolgt wurde. Auch die Handelsbeziehungen kommen womöglich auf den Prüfstand. Das könnte für China, aber auch für andere Volkswirtschaften einschließlich Deutschland, weitreichende Folgen haben.
In diesem Jahr werden die politischen Weichen in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden neu gestellt. Die Idee einer immer engeren zusammenschmelzenden Union, in der die Nationalstaaten letztlich aufgehen sollen im großen Ganzen, ist ausgeträumt. Es wird etwas Neues geben (müssen). Damit wird die Geschäftsgrundlage des Euro ernstlich infrage gestellt: Wofür braucht man noch eine politische Einheitswährung, wenn es keine politische Einheitswirtschaft gibt?
Beunruhigen muss bei all dem, dass die weltweite Konjunktur seit geraumer Zeit durch eine Geldpolitik der extrem niedrigen Zinsen angetrieben wird, die zudem mit der elektronischen Notenpresse dafür sorgt, dass überdehnte Staats- und Bankenschuldner zahlungsfähig gehalten werden. Diese Überlegungen führen mit einer gewissen Not-wendigkeit zur Frage: Was ist von den Edelmetallen, insbesondere vom Gold, in 2017 zu erwarten?
Gold: eine Frage der Bewertung
Die Frage nach der Bewertung des Goldes ist ein schwieriges Unterfangen. Der eine Grund ist, dass Gold - anders als Anleihen oder Aktien - keinen laufenden Einkommensstrom hat, der es erlaubt zu beurteilen, ob das Gold gerade teuer oder billig ist. Dieses "Bewertungsproblem" ist übrigens allen Rohstoffen gemein. Hinzu kommt, dass der Goldpreis von einer ganzen Reihe von Faktoren abhängt: weltweite Einkommensentwicklung, Zinsen, Krisenszenarien und vieles mehr. Eine zusätzliche Schwierigkeit ist, dass sich die Bedeutung all dieser Erklärungsfaktoren im Zeitablauf ändert. Das heißt, in der einen Phase ist zum Beispiel der Zins bedeutsam, in einer anderen Phase ist er es nicht.
Will man sich also ein Bild machen von der künftigen Entwicklung des Goldpreises, so muss man sich, in einem ersten Schritt, mit den künftigen Entwicklungen derjenigen Faktoren beschäftigen, die ihn annahmegemäß beeinflus-sen. Diese Überlegungen können dann, in einem zweiten Schritt, dazu verwendet werden, um einen "gleichgewichtigen" Goldpreis zu ermitteln, also denjenigen Goldpreis, der sich einstellen müsste, wenn die langfristig preisbestimmenden Faktoren ihre Wirkung voll entfalten. Beides soll im Folgenden geschehen: Zunächst werden (1) die Faktoren, die aus unserer Sicht preisbestimmend sind, aufgezeigt, daran anschließend wird (2) eine Einschätzung für den "gleichgewichtigen" Goldpreis abgeleitet.
Globale Konjunktur: auf Expansionskurs
Die großen Volkswirtschaften der Welt - Amerika, China, der Euroraum und Großbritannien - verzeichnen seit geraumer Zeit positive Wachstumsraten. Die Konjunkturindikatoren deuten eine fortgesetzte Expansion an - wenngleich auch die Zuwachsraten nicht allzu groß sind. Dabei ist allerdings in Rechnung zu stellen, dass die Aufschwungsentwicklung durch die besonders expansiven Geldpolitiken angefeuert wird. Dieser Aspekt wird nachstehend noch näher beleuchtet.
Die wichtige Frage ist, was Amerika von nun an machen wird. Die anstehenden außen- und wirtschaftspolitischen Veränderungen bergen zwar erhebliche Risiken (es gibt vermutlich eine ganze Reihe von "bekannten Unbekannten" an dieser Stelle), sie bringen jedoch auch erhebliche Chancen für Wachstum und Beschäftigung weltweit (siehe hierzu die nachstehenden Kasten).
Quelle: Bloomberg; eigene Berechnungen. Serien sind indexiert (Januar 1999 = 100)
Zu den "bekannten Unbekannten" zählen vor allem die erst in ihren Umrissen erkennbaren Konsequenzen, die die neue US-Präsidentschaft unter Donald J. Trump bringen wird - nicht nur für die USA, sondern für die Welt insgesamt. Mit ihm endet der Internationalismus, die politisch-ideologisch vorangetriebene Schaffung einer neuen Weltordnung, wie sie von den vorangegangenen
Präsidenten verfolgt wurde. Auch die Handelsbeziehungen kommen womöglich auf den Prüfstand. Das könnte für China, aber auch für andere Volkswirtschaften einschließlich Deutschland, weitreichende Folgen haben.
In diesem Jahr werden die politischen Weichen in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden neu gestellt. Die Idee einer immer engeren zusammenschmelzenden Union, in der die Nationalstaaten letztlich aufgehen sollen im großen Ganzen, ist ausgeträumt. Es wird etwas Neues geben (müssen). Damit wird die Geschäftsgrundlage des Euro ernstlich infrage gestellt: Wofür braucht man noch eine politische Einheitswährung, wenn es keine politische Einheitswirtschaft gibt?
Beunruhigen muss bei all dem, dass die weltweite Konjunktur seit geraumer Zeit durch eine Geldpolitik der extrem niedrigen Zinsen angetrieben wird, die zudem mit der elektronischen Notenpresse dafür sorgt, dass überdehnte Staats- und Bankenschuldner zahlungsfähig gehalten werden. Diese Überlegungen führen mit einer gewissen Not-wendigkeit zur Frage: Was ist von den Edelmetallen, insbesondere vom Gold, in 2017 zu erwarten?
Gold: eine Frage der Bewertung
Die Frage nach der Bewertung des Goldes ist ein schwieriges Unterfangen. Der eine Grund ist, dass Gold - anders als Anleihen oder Aktien - keinen laufenden Einkommensstrom hat, der es erlaubt zu beurteilen, ob das Gold gerade teuer oder billig ist. Dieses "Bewertungsproblem" ist übrigens allen Rohstoffen gemein. Hinzu kommt, dass der Goldpreis von einer ganzen Reihe von Faktoren abhängt: weltweite Einkommensentwicklung, Zinsen, Krisenszenarien und vieles mehr. Eine zusätzliche Schwierigkeit ist, dass sich die Bedeutung all dieser Erklärungsfaktoren im Zeitablauf ändert. Das heißt, in der einen Phase ist zum Beispiel der Zins bedeutsam, in einer anderen Phase ist er es nicht.
Will man sich also ein Bild machen von der künftigen Entwicklung des Goldpreises, so muss man sich, in einem ersten Schritt, mit den künftigen Entwicklungen derjenigen Faktoren beschäftigen, die ihn annahmegemäß beeinflus-sen. Diese Überlegungen können dann, in einem zweiten Schritt, dazu verwendet werden, um einen "gleichgewichtigen" Goldpreis zu ermitteln, also denjenigen Goldpreis, der sich einstellen müsste, wenn die langfristig preisbestimmenden Faktoren ihre Wirkung voll entfalten. Beides soll im Folgenden geschehen: Zunächst werden (1) die Faktoren, die aus unserer Sicht preisbestimmend sind, aufgezeigt, daran anschließend wird (2) eine Einschätzung für den "gleichgewichtigen" Goldpreis abgeleitet.
Globale Konjunktur: auf Expansionskurs
Die großen Volkswirtschaften der Welt - Amerika, China, der Euroraum und Großbritannien - verzeichnen seit geraumer Zeit positive Wachstumsraten. Die Konjunkturindikatoren deuten eine fortgesetzte Expansion an - wenngleich auch die Zuwachsraten nicht allzu groß sind. Dabei ist allerdings in Rechnung zu stellen, dass die Aufschwungsentwicklung durch die besonders expansiven Geldpolitiken angefeuert wird. Dieser Aspekt wird nachstehend noch näher beleuchtet.
Die wichtige Frage ist, was Amerika von nun an machen wird. Die anstehenden außen- und wirtschaftspolitischen Veränderungen bergen zwar erhebliche Risiken (es gibt vermutlich eine ganze Reihe von "bekannten Unbekannten" an dieser Stelle), sie bringen jedoch auch erhebliche Chancen für Wachstum und Beschäftigung weltweit (siehe hierzu die nachstehenden Kasten).