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Trumps erste Maßnahmen - Mnuchin redet USD schwächer

24.01.2017  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0739 (08.07 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0706 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 113.15. In der Folge notiert EUR-JPY bei 121.50. EUR-CHF oszilliert bei 1.0728.

US-Präsident Trump verspricht nicht nur etwas, nein, er hält auch seine Versprechen und das in einem historisch gesehen atemberaubendem Tempo. Das transpazifische Freihandelsabkommen findet als Konsequenz ohne die USA statt. Losgelöst von einer inhaltlichen Wertung verdient sich diese Wählertreue erst einmal ein "Chapeau"!!

Dennoch wollen Australien und Neuseeland dieses Abkommen nicht aufgeben. Man erwägt China einzubeziehen, die in dem US-Modell per Definition aus diesem so genannten Freihandelsabkommen ausgeschlossen waren.

An diesem Beispiel wird deutlich, dass sich derzeit im globalen Handel dynamische Veränderungen abzeichnen. Die Handelspolitik der USA unter Trump hat damit eben nicht nur Wirkungen auf die US-Wirtschaft. Sie wird zu einem Katalysator globaler Veränderungen, die schlussendlich in ersten erkennbaren Ansätzen den Veränderungen der finanzökonomischen Machtachsen zu Gunsten der aufstrebenden Länder gerechter werden. Es handelt sich aber derzeit nur um Keimlinge dieser Tendenz.

Diese Tendenzen werden auch von Europa wahrgenommen. Wirtschaftsminister Gabriel erklärte, dass der Kurs Trumps Chancen für Europas Wirtschaft in Asien böte. Dem stimmen wir zu. Der Blick sollte aber nicht auf Asien begrenzt sein, Russland ist strukturell und mehr noch strategisch mindestens ebenso bedeutend. Russlands Wirtschaft spielt eine Schlüsselrolle für die Entwicklung Asiens (Politik, Rohstoffe).

Aber es ist nicht nur eine mögliche bessere Erschließung dieser Märkte, die Chancen bietet. Es gilt vor allen Dingen auch für den ordnugspolitischen Rahmen der EU, der vor diesem Hintergrund angepasst werden muss. In der jetzigen Form blockiert sich die EU regelmäßig und ist nicht im erforderlichem Maße handlungsfähig (Problem Macht der Kleinstaaten im Verhältnis zu ihrer ökonomischen und politischen Potenz).

Das Treffen von Sigmar Gabriel mit dem französischen Präsidentschaftskandidaten Fillon weist in die richtige Richtung. Die EU muss handlungsfähiger werden. Ein Europa der zwei Geschwindigkeiten mit der Kerngröße der EU1 (=Eurozone) als stärker integrierten Union mit einem homogenen außenpolitischen Antritt im Geiste des Konsenses der Achse Paris-Bonn in der Phase zwischen 1955 und 1965, als sowohl von Seiten Bonns als auch Paris das Ziel der politischen Union Europas verfolgt wurde, ist eine angemessene Antwort, um den absehbaren Anforderungen in der Welt gerecht zu werden.

Wie sagte General de Gaulle doch so treffend nach der US-Intervention 1965, die das Ziel hatte das UK in die EU aufzunehmen: Washington, London und Bonn rammten mir und der politischen Einheit Europas einen Dolch in den Rücken. Fehler kann man heilen, oder?

In dem Bestreben, die US-Konjunktur zu beleben, stört sowohl Donald Trump als auch den zukünftigen US-Finanzminister Steven Mnuchin der feste USD. Nachdem Präsident Trump bereits die USD-Bullen enttäuschte, setzte der zukünftige US-Finanzminister Steven Mnuchin den nächsten Nadelstich. Er betonte, dass eine Politik des starken USD nicht immer seine Priorität sei. Ein zu starker USD könne kurzfristige negative Folgen haben.

Wir sind nicht sicher, in wie weit die Teilnehmer an den Finanzmärkten bereit sind, diese Signale als Handlungsanweisung zu interpretieren. Schließlich folgt ja auch nur die Hälfte der US-Amerikaner Donald Trump …

Die Argumente, die sich für die Betrachtungsweise einer nüchterneren Bewertung des USD anführen lassen, sind durchaus stichhaltig. So waren die USA die herbe makroökonomische Enttäuschung mit einem mageren Ergebnis von 1,6% Wachstum (aktuelle IWF-Prognose) und einem Ausgangspunkt bei knapp 3% Prognosen zu Jahresbeginn 2016. Ein gesamtstaatliches öffentliches Haushaltsdefizit in Höhe von 5,5% des BIP unterstreicht die malade Qualität der wirtschaftlichen Expansion.

Um das Thema unterhaltsam abzurunden, werfen wir einen Blick auf den McDonald BigMc Index. Hier wird die Überbewertung des USD plakativ – demnach ist der Euro gegenüber dem USD um 20% unterbewertet. Trump will diesen Preis offensichtlich nicht auf Dauer tolerieren.

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© Zerohedge/Economist


Das Verbrauchervertrauen der Eurozone legte per Berichtsmonat Januar 2017 weiter zu. Es nahm von -5,1 auf -4,9 Punkte zu und markierte damit den höchsten Stand seit April 2015.

Auch der Blick auf das Niveau im historischen Vergleich regt zur Entspannung an, hoffentlich auch bei der EZB, denn verantwortungsvoll agierende Zentralbanken sollten in der Zins- und Geldpolitik vor und nicht hinter der Kurve sein.

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© Reuters


Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0350-1.0320 dreht den Bias zu Gunsten des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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