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Gold und die Zinsen: Jede Menge Verwirrung

10.02.2017  |  Kelsey Williams
In den letzten Monaten wurden zahlreiche Artikel über die Beziehung zwischen Gold und den Zinssätzen veröffentlicht. Meist handelt es sich dabei um nett gemeinte Versuche, Informationen über kürzliche Veränderungen an den Märkten zu vermitteln, die mit den steigenden Zinsen einhergehen. Zum Teil versuchen die Autoren jedoch auch, eine vermeintliche positive Korrelation zwischen den höheren Zinsen und dem Wert des Dollars zu erklären. Eine vergleichbare, wenn auch negative Wechselwirkung wird in einigen Beiträgen auch dem Goldkurs und dem Zinsniveau unterstellt. Beides ist jedoch falsch.

"Höhere Zinsen lassen den Wert des Dollars steigen, weil US-Assets dadurch für Investoren auf der Suche nach einer guten Rendite attraktiver werden."

-Wall Street Journal, 4. Januar 2017

Die höheren Zinsen könnten für bestimmte Investoren vorübergehend zwar attraktiv sein, doch sie lassen keinesfalls "den Wert des Dollars steigen". Historisch betrachtet war der Wert des Dollars sogar umso fragwürdiger, je höher die Zinsen waren. Das Gleiche gilt für jede andere Währung (z. B. den mexikanischen Peso im Jahr 1982).

Zwischen 1971 und 1980 stiegen die Zinssätze in den Vereinigten Staaten auf ein atemberaubendes Niveau. Die oft als Bezugsgröße verwendete 10-jährige Staatsanleihe wies eine satte Rendite von mehr als 15% auf. Diese hohen Zinsen trugen aber nicht das Geringste zur Erhöhung des Dollarwertes bei. In Wirklichkeit ist der Wert der amerikanischen Währung in diesem Zeitraum abgestürzt. Dies zeigte sich ganz eindeutig am Dollarpreis von Gold, der unterdessen von 45 $ auf 850 $ je Unze kletterte - das 19fache seines Ausgangswertes.

"Weil Gold keine Rendite abwirft, kann es bei steigenden Zinsen nur schwer mit anderen Anlagemöglichkeiten konkurrieren."

- Wall Street Journal

Gold muss mit gar nichts "konkurrieren". Gold ist echtes Geld. Sein Wert ist intrinsisch. Jede messbare Änderung des nominellen Goldpreises in US-Dollar ist allein auf eine Sache zurückzuführen - den Wert des US-Dollars. Der Autor impliziert dabei offenbar, dass Vermögenswerte, die Rendite generieren, Gold vorzuziehen sind. Wenn Sie das auch so sehen, sollten Sie vielleicht noch einmal einen Blick auf den vorhergehenden Absatz werfen.

Aktuell erleben wir eine Zeit der künstlichen Niedrigzinsen, die mit keiner anderen Epoche in der Geschichte unseres Landes vergleichbar ist. Eine Rückkehr zu normalen, marktbestimmten Zinssätzen wäre wünschenswert, ist aber leider recht unwahrscheinlich.

Die Extreme, die wir in den 1970er Jahren beobachteten, waren das Ergebnis der Inflation, die die Regierung und die Notenbank Federal Reserve uns untergeschoben hatten. Das begann schon 1913 mir der Gründung der Fed. Die heutigen, extrem niedrigen oder negativen Zinssätze sind das Resultat der Maßnahmen, die die Federal Reserve beschlossen hat, um die unschönen Symptome eines selbstverschuldeten Problems zu bekämpfen - die Tatsache, dass der US-Dollar 98% seiner Kaufkraft verloren hat.

Im Allgemeinen werden die Zinsen an einem freien Markt ihr Niveau selbst finden. Die Höhe der Zinssätze spiegelt dann folgende Faktoren wider: 1) Kreditangebot und -nachfrage; 2) Kreditrisiken. Da der überwiegende Teil der staatlichen Schuldverschreibungen der USA immer wieder erneuert wird, sind zwei weitere Faktoren mittlerweile ebenso ausschlaggebend für das Zinsniveau: 3) die Inflation bzw. die Inflationsprämie; 4) "Crowding-out".

Inflation ist das, was die Regierungen am besten können. Die Wertverfall des Dollars wird seit mehr als einem Jahrhundert bewusst und stetig herbeigeführt (Übung macht den Meister). Infolgedessen müssen Kreditgeber immer einkalkulieren, dass das von ihnen verliehene Geld bei Rückzahlung weniger wert ist. Aus diesem Grund enthalten alle Zinssätze eine "Inflationsprämie", die hilft, die über die Laufzeit des Darlehens zu erwartenden Verluste auszugleichen.

Was nun das sogenannte Crowding-out betrifft: Das Finanzministerium der Vereinigten Staaten ist der größte Kreditnehmer der ganzen Welt. Die Höhe der US-Schulden stellt die aller anderen Schuldner in den Schatten und übt daher auch viel stärkeren Einfluss auf die Kreditmärkte aus. Jeder andere Kreditgeber und -nehmer misst das eigene Vorgehen - insbesondere das Festsetzen der Zinsen und der Kreditlaufzeit, sowie manchmal auch die Wahl des Zeitpunktes der Kreditaufnahme - am US-Treasury-Markt.

Die Großbanken, die die Platzierung der US-Staatsanleihen in die Wege leiten, geben diesen eine absolute Priorität, die sonst nicht gewährt wird. Die US-Treasuries müssen vollständig gezeichnet sein, denn sie sind die Quelle, aus der die Tagesgeschäfte der Regierung finanziert werden. Da es der Regierung egal ist, wie hoch ihre Zinszahlungen sind (Sie glauben doch nicht wirklich, dass die hohen Beamten das interessiert, oder?), bekommt sie, was sie will.

Gold generiert aus einem ganz bestimmten Grund keine Zinsen: Es ist nicht nur echtes, sondern auch das ursprüngliche Geld. Der US-Dollar und alle anderen Papierwährungen sind lediglich Ersatz für wahres Geld. Sie sind aus Lagerempfangsscheinen für echtes Geld (Gold) hervorgegangen. Es ist auch noch gar nicht so lange her, dass Dollars Schuldscheine für echtes Geld darstellten, weil sie eingelöst und gegen Gold getauscht werden konnten. Jetzt sind sie dagegen bloß Papier, das angeblich "reales Vermögen" repräsentiert. Der Besitz und Verleih von Papierwährungen geht mit seinen ganz eigenen Risikofaktoren einher. Alle Zinserträge sind daher eine Entschädigung für das Tragen dieser Risiken.


© Kelsey Williams


Der Artikel wurde am 19. Januar 2017 auf www.kelseywilliamsgold.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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