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Weiterhin hohes spekulatives Kaufinteresse bei Rohöl

28.02.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis ist gestern daran gescheitert, die Marke von 57 USD je Barrel zu überschreiten. Stattdessen fiel der Preis auf 56 USD zurück, wo er auch aktuell handelt. Bei Brent ist in der kommenden Nacht Kontraktwechsel. Aufgrund der am vorderen Ende steigenden Terminkurve wird der nächstfällige Terminkontrakt dann etwas höher ausgewiesen. Dass sich die Ölpreise mit einem weiteren Anstieg schwer tun, ist angesichts des weiterhin hohen spekulativen Kaufinteresses bemerkenswert.

Die Finanzanleger haben ihre Netto-Long-Positionen bei Brent in der Woche zum 21. Februar laut ICE-Statistik um 29 Tsd. auf ein neues Rekordniveau von 510 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Bereits am Freitag hatte die CFTC rekordhohe Netto-Long-Positionen bei WTI von 405 Tsd. Kontrakten berichtet. Zusammengenommen belaufen sich die Netto-Long-Positionen beider Ölsorten auf umgerechnet 915 Mio. Barrel. Das ist fast 80% mehr als die rekordhohen US-Rohöllagerbestände und würde den Importbedarf der USA für fast vier Monate decken.

Das hohe spekulative Interesse wird zunehmend zu einem Damoklesschwert für die Ölpreise. Sollten die Finanzanleger Positionen glattstellen, wäre mit einem starken Preisrückgang zu rechnen. Ein wichtiger Grund für die Wetten auf steigende Preise ist die Erwartung anhaltender Produktionskürzungen. Erste Anhaltspunkte zur Einhaltung der Produktionskürzungen im Februar werden die OPEC-Produktionsumfragen von Bloomberg und Reuters liefern, welche voraussichtlich heute veröffentlicht werden.


Edelmetalle

Gold überwand gestern Nachmittag im Zuge eines schwächeren US-Dollar kurzzeitig die charttechnische 200-Tage-Linie von gut 1.260 USD je Feinunze. Es hat dieses Niveau jedoch nicht gehalten und fiel wieder zurück. Heute Morgen handelt es bei gut 1.250 USD je Feinunze. Im Fahrwasser von Gold legten auch die anderen Edelmetalle gestern Nachmittag spürbar zu. Allerdings hat nur Palladium seine Gewinne bis Handelsschluss verteidigen können.

Die von der Hongkonger Statistikbehörde veröffentlichte Handelsstatistik mit dem chinesischen Festland für Januar bestätigte die schwachen Schweizer Goldexporte. China hat demnach im letzten Monat aus Hongkong auf Netto-Basis nur 31,8 Tonnen Gold importiert. Dies war noch etwas weniger als im schon schwachen Vorjahresmonat und stellte zugleich den niedrigsten Wert seit August 2014 dar. Die höheren Preise haben offenbar Käufer zurückgehalten, zudem wurde Ende Januar das chinesische Neujahrsfest gefeiert.

Viele Händler hatten sich bereits im Dezember mit Gold eingedeckt, wie an den zu dieser Zeit hohen Goldimporten aus Hongkong und der Schweiz ersichtlich war.

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Gestern vor 125 Jahren meldete der deutsche Ingenieur Rudolf Diesel ein Patent auf eine "neue rationelle Wärmekraftmaschine" an. Dies war die Geburtsstunde des Dieselmotors. Bis heute wurde die Technik mehrfach weiterentwickelt und war in Europa lange Zeit eine beliebte Antriebsform. Der VW-Abgasskandal im Herbst 2015 hat die Dieseltechnologie jedoch in ihren Grundfesten erschüttert, so dass die Zukunft der für Platin wichtigen Nachfragekomponente im PKW-Bereich fraglich ist. Dieser macht 70% der Platinnachfrage im Automobilsektor aus.


Industriemetalle

Die Metallpreise beendeten den gestrigen Handel mehr oder weniger so wie sie ihn begonnen hatten. Schwächere Konjunkturdaten aus den USA - die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter außerhalb des Transportsektors gingen entgegen den Erwartungen im Januar zurück und auch die schwebenden Hausverkäufe blieben unter den Erwartungen - setzten die Preise am Nachmittag etwas unter Druck. Der zeitgleich abwertende US-Dollar verhinderte aber stärkere Preisrückgänge.

Auch heute Morgen ist noch nicht viel Bewegung im Markt. Kupfer handelt daher weiter rund um die Marke von 5.900 USD je Tonne. Im mittlerweile fast dreiwöchigen Streik in der "Escondida"-Kupfermine in Chile ist weiterhin keine Einigung in Sicht. Die Gewerkschaft dementierte kurioserweise Aussagen des Minenbetreibers BHP Billiton, wonach es neue Gespräche zwischen den beiden Parteien gegeben hätte. Auch in der "Grasberg"-Mine in Indonesien scheint es keine Fortschritte zu geben.

Nickel war mit einem Plus von 1,7% gestern der Ausreißer unter den Industriemetallen. Obwohl die indonesische Regierung Mitte Januar das Exportverbot für unbehandelte Erze gelockert hatte, haben die Nickelproduzenten im Land bislang eigenen Angaben zufolge noch kein Erz ausgeführt. Denn noch hat die Regierung den Unternehmen nicht mitgeteilt, wie viel Material sie exportieren dürfen. Laut Angaben des Nickelproduzenten PT Aneka Tambang besteht Nachfrage aus Japan, China und Europa.


Agrarrohstoffe

Neben einem Rückgang der US-Weizenernte um 20% erwartet das US-Landwirtschaftsministerium USDA 2017/18 auch für Australien und Russland niedrigere Ernten nach den Rekorden des Vorjahres. Auch in der Ukraine und in Kanada soll die Produktion sinken. In der EU dagegen dürfte nach dem enttäuschenden Vorjahr ein deutliches Plus zu Buche stehen.

Insgesamt rechnet das USDA damit, dass 2017/18 erstmals nach vier Rekordjahren die weltweite Weizenproduktion rückläufig sein wird. Dennoch gab der Weizenpreis in Chicago auch gestern nach. Er hat seit Mitte Februar rund 7% verloren.

Offensichtlich überraschten die USDA-Prognosen die meisten Marktteilnehmer nicht. So ist die Tatsache einer auf 100-Jahrestief liegenden US-Winterweizenfläche schon seit Längerem bekannt. Ebenso, dass nach den extrem hohen Erträgen des Vorjahres mit einer Korrektur zu rechnen ist. Es scheint nun im Vordergrund zu stehen, dass die Versorgung mit Weizen selbst bei einem leichten Produktionsrückgang üppig bleibt und dass die Witterung in wichtigen Anbaugebieten der Welt derzeit günstig ist.

In Deutschland und Frankreich etwa lässt Regen bei recht milder Witterung die Sorge vor größeren Frostschäden schwinden. In der Ukraine sind die Pflanzenbewertungen bisher gut, und auch in den wichtigsten US-Anbaugebieten, Kansas und Oklahoma, sind die Bewertungen gegenüber Januar fast unverändert bzw. besser - wenn auch jeweils auf deutlich niedrigerem Niveau als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.



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