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Edelmetalle 2017: Das Ende der Manipulationen und die Rolle der "neuen Garde"

17.03.2017  |  Andrew Hoffman
Seit fast vier Jahren beobachte ich nun schon die Preisentwicklung am Edelmetallmarkt zur Eröffnung des Londoner Papiermarktes um 02:15 Uhr. An 806 der insgesamt 923 Tage, die seitdem vergangen sind, wurden die Gold- und Silberkurse vom allgegenwärtigen "Kartellboten"-Algorithmus attackiert oder zuerst gedeckelt und dann nach unten gedrückt. Tatsächlich wurde dieser Algorithmus in den letzten 15 Jahren (so lange beschäftige ich mich bereits mit den Edelmetallmärkten) zu praktisch jeder Tageszeit eingesetzt, um alle Rallys der Gold- und Silberkurse zu stoppen.

Als ich jedoch im Juli 2013 begann, speziell das "02:15-Uhr-Phänomen" im Auge zu behalten, notierten Gold und Silber bereits auf einen niedrigen Niveau, bei 1.300 $ bzw. 19 $. Seitdem ist Gold, per aktuellem Kurs in US-Dollar, gerade einmal um 7% gefallen, während der Silberpreis 11% gesunken ist. Dennoch sind die Preise zur Eröffnung des europäischen Marktes in 87% der Fälle eingebrochen. Eine solch einseitige Verteilung der täglichen Kursmuster ist schon fast lächerlich unplausibel - oder wäre es zumindest an einem wirklich freien Markt.

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Der Europreis von Gold und Silber ist innerhalb dieser drei Jahre und acht Monate allerdings nicht zurückgegangen, sondern um 15% bzw. 11% gestiegen, während die EZB die Zinssätze auf unter 0% gesenkt und mehr als 1 Billion Euro gedruckt hat, um damit Staatsanleihen zu monetarisieren. Bis Jahresende hat sie nicht nur weitere 540 Milliarden Euro versprochen, sondern auch angekündigt, die Zinsen "über einen längeren Zeitraum und deutlich über die geplanten Netto-Anleihekäufe hinaus auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau" zu halten. Dennoch verzeichneten die Gold- und Silberkurse bei der Eröffnung des vorbörslichen Handels am Londoner Papiermarkt (d. h. wenn das Handelsvolumen gering ist) weiterhin Verluste. Typischerweise werden die Kursgewinne, die zuvor im Handel an den asiatischen Börsen entstehen, in diesem Moment mit dem erwähnten "Kartellboten"-Algorithmus wieder zunichte gemacht - und zwar in erstaunlichen 87% aller Fälle!

Wenn derart unwahrscheinliche Preismuster kein eindeutiger Beleg dafür sind, dass die "höheren Mächte" die Edelmetalle fürchten, weil diese im Gegensatz zu den wertlosen Fiatwährungen, deren Untergang sie mit dem Drucken exponentieller Geldmengen selbst heraufbeschwören, einen echten Wert darstellen, dann weiß ich auch nicht. Man muss wirklich kein Genie sein, um die Marktmanipulationen zu erkennen, denn sogar die Zentralbanker selbst haben sie zugegeben. Im Juli 1998, kurz bevor der Hedgefonds Long-Term Credit Management, der Gerüchten zufolge eine enorme Short-Position am Goldmarkt aufgebaut hatte, zusammenbrach und die Finanzmärkte mit in die Tiefe riss, sagte der ehemalige Fed-Vorsitzende Alan Greenspan beispielsweise Folgendes:

"Die Zentralbanken sind bereit, das Leasing von Gold auf größere Mengen auszuweiten, falls der Preis steigen sollte."

Nicht vergessen sollte man in diesem Zusammenhang auch Eddie George, den Gouverneur der Bank of England. Im September und Oktober 1999 war der Goldpreis in Reaktion auf das Washington Agreement, mit dem sich zahlreiche Zentralbanken zur Begrenzung ihrer Goldverkäufe verpflichtet hatten, stark gestiegen. Der britische Notenbanker machte daraufhin im November die folgende Aussage:

"Wenn der Goldpreis weiter gestiegen wäre, hätten wir in einen Abgrund geblickt. Ein fortgesetzter Anstieg hätte ein oder mehrere Handelshäuser ruiniert, die womöglich andere mitgerissen hätten. Aus diesem Grund mussten die Zentralbanken den Preis bezwingen, ihn managen, koste es, was es wolle. Es war sehr schwierig, den Preis unter Kontrolle zu bekommen, aber mittlerweile ist es uns gelungen. Die US-Fed war sehr aktiv daran beteiligt, den Preis nach unten zu drücken, ebenso wie das Vereinigte Königreich."

Die Abwärtsmanipulation der Goldpreise, über die ich seit 15 Jahren unermüdlich berichte, ist keine Spekulation, sondern eine Tatsache. Das Gleiche gilt für die völlig offensichtlichen Gründe, aus denen sie geschieht, und aus denen Zentralbanken, die Fiatwährungen herausgeben, schon seit Jahrhunderten versuchen die Edelmetalle zu unterdrücken - auch wenn diese Versuche allesamt schmählich scheiterten. Erst kürzlich habe ich einen Artikel darüber geschrieben, dass alle Kartelle letztlich versagen müssen. Heute, in der Endphase des größten und destruktivsten Fiatwährungs-Ponzi-Systems der Geschichte, sprechen wir gleichsam vom Ende des größten "Goldkartells" der Geschichte. Angesichts der äußeren Umstände könnte dieses Ende kurz bevorstehen: Die Menge des neu gedruckten Geldes ist in den letzten Jahren förmlich explodiert; die Nachfrage nach physischem Gold hat ein Rekordniveau erreicht; die Produktion des Edelmetalls nimmt rapide ab; die verkäuflichen, überirdischen Goldreserven sind geringer als je zuvor; der globale Schuldenstand steigt parabolisch an; die Wirtschaftslage ist so schlecht wie zuletzt während der Großen Depression; der Wert zahlreicher Währungen kollabiert und weltweit herrscht eine politische Unsicherheit, wie wir sie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr erlebt haben.

Der "perfekte Sturm" aus politischen, wirtschaftlichen und monetären Faktoren beginnt heute Nachmittag mit der Zinsentscheidung der Federal Reserve, die sich noch als verhängnisvoller Fehler erweisen könnte. Die erwartete Zinsanhebung sollte man vor dem Hintergrund der allgemeinen wirtschaftlichen Situation betrachten, die sich in den folgenden drei Überschriften von ZeroHedge widerspiegelt:

  • "Welcher Lohnzuwachs? Reallöhne sinken zweiten Monat in Folge"
  • "Einzelhandelsumsätze stagnieren, Kontrollgruppe enttäuscht - Anstieg um 0,1%"
  • "Die Stagflation schlägt zu: US-Verbraucherpreise mit höchstem Anstieg seit fünf Jahren"

Punkt Mitternacht, bei einer Staatsverschuldung von ca. 20 Billionen US-Dollar, kommt in den Vereinigten Staaten zudem die Schuldenobergrenze wieder ins Spiel - wenige Stunden, bevor die Trump-Regierung ihren vorläufigen Etat für 2017 vorstellt, der massive Steuererleichterungen, enorme Infrastrukturausgaben und Vorschläge zur Reform der öffentlichen Krankenversicherung ("Trump-care") enthalten soll. Vor dem Hintergrund der beispiellosen Überbewertung an den Finanzmärkten bei gleichzeitig kollabierender Wirtschaft haben diese Pläne der US-Regierung nicht die geringste Chance auf Umsetzung. Selbst die eigentlich eher wertlosen "weichen" Daten wie die Zuversicht der Verbraucher und Unternehmen in Bezug auf die Wirtschaftsentwicklung beginnen mittlerweile, die desolate Lage widerzuspiegeln. Wird Andrew Maguire mit seiner Vorhersage recht behalten, dass das Goldkartell in nur drei bis sechs Monaten am Ende sein wird? Oder David Stockman, der gestern davor warnte, dass die Zinsanpassung der Fed und das Erreichen der US-Schuldenobergrenze innerhalb kurzer Zeit einen Crash an den Aktienmärkten auslösen könnten? Ich schätze, wir werden es abwarten müssen.


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