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Michael Pento: "Die nächste Krise wird weitaus schlimmer als 2008"

23.03.2017  |  Mike Gleason
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Das Inflationsziel von 2% haben die Notenbanker mittlerweile erreicht, aber das bedeutet nicht, dass die Preissteigerungen jetzt einfach aufhören. Die Inflation wird weiter zunehmen und das wird die Zentralbanken meiner Meinung nach in echte Schwierigkeiten bringen. Die Inflation wird in Verbindung mit dem extrem niedrigen Zinsniveau und den Schulden in Rekordhöhe eine Krise heraufbeschwören, die die Finanzkrise von 2008 bei Weitem übertrifft.


Mike Gleason: Kommen wir noch einmal auf die Zinsen zurück. Die US-Notenbank hat weitere Anhebungen in kleinen Schritten angekündigt. Sie haben gesagt, dass sogar bis zu fünf Zinsanpassungen in diesem Jahr im Gespräch waren. Glauben Sie, dass die Fed dabei bleibt und den Leitzins in den USA in diesem Jahr noch mehrfach erhöht? Und wie wird der geldpolitische Kurs die Edelmetalle, den Minensektor, den Immobilienmarkt und auch die allgemeinen Aktienmärkte beeinflussen?

Michael Pento: Ich sage immer, was ist das Kryptonit von Gold, was ist sein Fluch? Steigende reale Zinssätze. Wenn die nominellen Zinsen schneller und höher steigen als die Inflationsrate, dann erhöhen sich auch die Realzinsen. Das ist der Untergang des Goldkurses.

Bis Ende 2017 werden wir wahrscheinlich zwei oder drei Zinserhöhungen erleben. Bis dahin wird es auch zu einer Entscheidung bezüglich Trumps politischer Vorhaben kommen. Wenn er alles umsetzen kann, was er will, werden die Realzinsen vielleicht auch nicht großartig steigen. Aber wenn der Kongress nicht alle Pläne absegnet, werden die realen Zinssätze sinken. Wenn die Realzinsen fallen, die Zinskurve sich abflacht und die Spreads sich verringern, wird es zur nächsten Rezession kommen. Und genau dann sollte man umfangreiche Edelmetallinvestitionen besitzen und den Dollar shorten.


Mike Gleason: Vor ein paar Wochen führten wir ein Interview mit Jim Rickards. Er sprach darüber, dass Trump innerhalb des nächsten Jahres bis zu fünf Gouverneure der Federal Reserve ernennen könnte. Denken Sie, dass im Vorstand der Fed künftig Notenbanker sitzen werden, die eine lockere, akkommodierende Geldpolitik befürworten, weil Trump davon sprach, dass er einen schwächeren Dollar will?

Michael Pento: Donald Trump hat die Fed während seines gesamten Wahlkampfes als "politisch" bezeichnet. Die Notenbank habe die Zinsen nicht angehoben, weil sie den Wahlsieg von Hillary Clinton wollte. Das war der Vorwurf, der Janet Yellen damals gemacht wurde. Jetzt da Trump Präsident ist, verteidigt er Hausse an den Aktienmärkten, wie er selbst gesagt hat. Die Aktienmärkte lieben Donald Trump und die Tatsache, dass er eigentlich keine höheren Zinsen und eine schwächere Währung will.

Doch wie gesagt - wenn er seine Pläne umsetzen kann, hätten sie einen positiven Einfluss auf den Dollarkurs. Mehr Wachstum, Handelskriege... daraus ergibt sich ein Konflikt. Ich bin auch selbst sehr gespannt, wen er in den Vorstand der Fed berufen wird, denn daran könnten wir ablesen, welchen geldpolitischen Kurs er wirklich verfolgen will. Ernennt er Notenbanker, die eher regelbasiert handeln und sich z. B. an der Arbeit von John B. Taylor orientieren? Dann wüssten wir, dass er steigende Zinsen und einen stärkeren Dollar will. Sollte er jedoch mehr Leute wie Janet Yellen ernennen, sähe es ganz anders aus. In diesem Fall wäre ich überzeugt, dass er tatsächlich einen schwächeren Währungskurs anstrebt.


Mike Gleason: Ist die Blase an den Anleihemärkten, über die Sie geschrieben haben, schon dabei zu platzen? Oder werden die scheinbar negativen Auswirkungen der steigenden Zinsen zu einer neuen Reihe von Zinssenkungen, zu neuen quantitativen Lockerungen und einem weiteren Aufwärtstrend der Anleihepreise führen?

Michael Pento: Heute schießt die Rendite der US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit gerade in die Höhe. Also ja, im Moment platzt die Anleiheblase. Seit dem Tief von 1,37% im Juli letzten Jahres sind die Rendite der 10-Jahres-Treasuries deutlich gestiegen, d. h. die nominellen Zinsen haben sich erhöht. Die Frage ist, ob wir wirklich schon das Platzen der eigentlichen Anleiheblase beobachten. Ich behaupte, dass wir zuvor noch einen weiteren Abwärtstrend der Rendite sehen werden. Die Fed glaubt offenbar an ihr eigenes Mantra, dass sie die Zinssätze ungestraft abheben kann. Die Zinsstrukturkurve flacht sich indes ab und später in diesem Jahr werden wir eine Rezession erleben.

Infolgedessen wird sich die Rendite der 2-jährigen und der 10-jährigen U.S.-Treasuries wahrscheinlich angleichen und bei rund 2% einpendeln. Wenn der US-Leitzins bis dahin bei 1,75% oder 2% liegt, dann bedeutet das, dass für eine akkommodierende Geldpolitik nur ein Spielraum von 200 Basispunkten besteht. Wenn die Fed den Leitzins dann erneut um 200 Basispunkte senkt, der durch die Rezession verursachte Stress für die Wirtschaft aber nicht nachlässt, wird die Notenbank wahrscheinlich auf weitere quantitative Lockerungen oder vielleicht sogar auf Helikoptergeld zurückgreifen. Wenn die USA erst einmal Helikoptergeld einführen, wird es nicht mehr lange dauern, bis es auch in Japan, Europa und China soweit ist.

An diesem Punkt kommt es dann zu unkontrollierbarer Inflation. Das wird die Blase an den Anleihemärkten mit Sicherheit zum Platzen bringen. Die Rendite der 10-Jahres-Treasuries werden wieder die Werte der 1970er Jahre erreichen, als sie bei 15-20% oder noch höher lagen. So sehen die Zukunftsaussichten der Vereinigten Staaten meiner Meinung nach derzeit aus. Und das bereitet mir wirklich große Sorgen.


Mike Gleason: Da wir gerade darüber sprechen, in welcher Situation wieder mit Zinssenkungen zu rechnen wäre - was ist mit Negativzinsen und einer erneuten Verschärfung des Krieges gegen das Bargeld? Was glauben Sie, was in dieser Hinsicht noch auf uns zukommt?

Michael Pento: Nun, man hört immer mehr über die keynesianische Elite, über eine globale Verschwörung zur Abschaffung der physischen Währung. Welchen Grund gäbe es dafür? Ganz einfach: Sie hätten dann keine andere Wahl mehr, als Ihr Geld auszugeben oder es auf einem Bankkonto zu lassen. Wenn Sie Ihr Geld bei einer Bank verwahren müssen und nicht mehr die Möglichkeit haben, es abzuheben und in der Matratze zu verstecken, ist das Bargeld abgeschafft.

Was geschieht dann? Dann können die Regierungen und die Zentralbanken den Zinssatz so weit wie möglich in den negativen Bereich senken und Sie dadurch zwingen, Ihr Geld auszugeben oder zuzusehen, wie die Kaufkraft Ihrer Ersparnisse zerstört wird.


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