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Plötzlicher Stimmungswechsel

28.03.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise standen gestern zunächst unter Druck. Brent fiel bis auf 50 USD je Barrel. Diese psychologisch wichtige Marke wurde jedoch nicht unterschritten. Im späten Handelsverlauf erfolgte dann eine Erholung, welche den Preis bis zum heutigen Morgen auf 51 USD steigen ließ. Analog dazu fiel WTI zunächst auf gut 47 USD, bevor am Abend und in der Nacht ein Anstieg auf 48 USD je Barrel einsetzte.

Ölmarktspezifische Nachrichten für die Preiserholung seit gestern Abend gab es nicht. Vielmehr dürften übergeordnete Faktoren wie steigende Aktienmärkte eine Rolle gespielt haben, welche auf einen höheren Risikoappetit der Marktteilnehmer hindeuten. Im Zuge dessen konnten auch andere zyklische Rohstoffe ihre Verluste merklich reduzieren.

Der Abbau der vormals rekordhohen spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent kommt nur sehr schleppend voran. Diese wurden in der Woche zum 21. März laut ICE nur um 8,2 Tsd. auf 397,7 Tsd. Kontrakte reduziert. Damit war der Abbau erneut deutlich geringer als bei WTI. Auch das absolute Niveau der Netto-Long-Positionen bei Brent ist noch deutlich größer als bei WTI. Dies ist neben den unterschiedlichen Produktionstendenzen eine weitere Erklärung für die aktuell hohe Preisdifferenz zwischen Brent und WTI.

Gleichzeitig ist die Korrektur bei WTI schon deutlich weiter fortgeschritten und das Korrekturpotenzial bei Brent somit erheblich größer. Da WTI derzeit erheblich preiswerter ist als Brent, könnten die USA ihren Überschuss an leichtem Öl einfacher exportieren. Auch vergleichbares Öl an der US-Golfküste, Light Louisiana Sweet, notiert aktuell gut 1 USD je Barrel niedriger als Brent.


Edelmetalle

Am Goldmarkt war gestern ein zweigeteiltes Handelsbild zu beobachten. Bis weit in den Nachmittag hinein zog Gold an und stieg zeitweise auf über 1.260 USD je Feinunze. Es prallte jedoch an der charttechnisch wichtigen 200-Tage-Linie ab und legte den Rückwärtsgang ein. Hinzu kam, dass die Industrierohstoffe im späten Handel im Zuge eines höheren Risikoappetits der Marktteilnehmer einen Teil ihrer Verluste wieder aufholten und auch der US-Dollar leicht aufwertete.

Heute Morgen notiert Gold daher wieder rund 10 USD tiefer bei gut 1.250 USD je Feinunze. Auch für Silber geht es wieder etwas bergab. Es handelt am Morgen um die Marke von 18 USD je Feinunze. Während die physische Goldnachfrage in den letzten Wochen offenbar anzog, zeigte sie sich im Februar noch relativ verhalten, vor allem in China. Gemäß Daten der Hongkonger Statistikbehörde hat China aus Hongkong im Februar lediglich 47,9 Tonnen Gold netto importiert.

Dies war zwar mehr als im sehr schwachen Vormonat, was einige Marktteilnehmer auf ein Wiederauffüllen der Lagerbestände nach dem chinesischen Neujahrsfest Ende Januar zurückführen. Im Vergleich zum Vorjahr stand aber ein Rückgang zu Buche. Und auch nach den ersten beiden Monaten des Jahres liegen die chinesischen Netto-Goldimporte aus Hongkong gut 8% unter dem vergleichbaren Vorjahreswert. Die letzte Woche veröffentlichten Goldexportzahlen der Schweiz hatten bereits auf eine verhaltene chinesische Goldnachfrage im Februar hingedeutet.

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Industriemetalle

Die Metallpreise holten gestern im späten Handel einen Teil ihrer zwischenzeitlich großen Verluste wieder auf, beendeten den Handel aber dennoch mit einem beachtlichen Minus. Die Erholung setzte ein, nachdem die US-Aktienmärkte anzogen und die US-Anleiherenditen zulegten. Sie setzt sich heute Morgen moderat fort.

Kupfer notierte zeitweise wieder bei gut 5.800 USD je Tonne und damit etwa 130 USD höher als im Tief gestern. Nickel verteuerte sich am Morgen vorübergehend auf 9.900 USD je Tonne.

Am globalen Nickelmarkt wird es demnächst wohl wieder mehr Angebot geben. Wie das indonesische Energie- und Bergbauministerium gestern mitteilte, hat es bislang von zwei Nickelproduzenten Anträge auf den Export von insgesamt 12 Mio. Tonnen Nickelerz mit niedrigem Metallgehalt erhalten. 2013 hatte Indonesien vor der Einführung des Exportverbots von unbehandelten Erzen im Januar 2014 knapp 65 Mio. Tonnen Nickelerz exportiert. Ausfuhrgenehmigungen erteilt das Handelsministerium auf Basis der Empfehlung des Energie- und Bergbauministeriums.

Der größte indonesische Nickelproduzent, PT Aneka Tambang, spricht von Interesse an qualitativ geringwertigem indonesischem Nickelerz aus Osteuropa, China und Japan. Obwohl die indonesische Regierung nach der Aufhebung des Exportverbots im Januar bislang noch keine Ausfuhrgenehmigungen erteilt hat, meldete China unlängst Importe von 175 Tsd. Tonnen Nickelerz aus Indonesien im Februar (nach 123 Tsd. Tonnen im Januar). Ein indonesischer Offizieller führt dies auf den Schmuggel von Erz zurück.


Agrarrohstoffe

Die EU-Kommission bezeichnet den Zustand der Wintergetreidepflanzen in der Europäischen Union nach dem Ende des Winters als "vielversprechend". Trotz extremer Kälte in weiten Teilen Mittel- und Osteuropas im Januar und Anfang Februar befänden sich die Pflanzen dort in einem guten Zustand. In Frankreich hätte die Trockenheit während der Wintermonate die Pflanzen nicht beeinträchtigt.

Die jüngsten ergiebigen Regenfälle dürften den Wassermangel verringern und das Pflanzenwachstum während des Frühjahrs begünstigen. Der durchschnittliche Flächenertrag bei Weichweizen in der EU soll laut EU-Kommission auf 6 Tonnen je Hektar steigen. Das wären 7,7% mehr als im Vorjahr und 3% über dem 5-Jahresdurchschnitt. Der Flächenertrag in Frankreich soll sogar um 35% steigen. Allerdings war das Vorjahresniveau dort sehr niedrig.

Eine Angabe zur erwarteten Erntemenge machte die EU-Kommission nicht. Das Beratungsunternehmen Strategie Grains prognostiziert bei einem vergleichbaren Flächenertrag eine EU-Weichweizenernte von 143,9 Mio. Tonnen. Außerhalb der EU sieht die EU-Kommission nur geringfügige Verluste bei den Winterweizenpflanzen in Russland. In der Ukraine werden dagegen leicht negative Pflanzenbedingungen attestiert. Hier würden die Wetterbedingungen in den nächsten Wochen den Ausschlag für den Ausblick der Wintergetreideernte geben.



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