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Goldpreis: Weiter im Höhenflug

13.04.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Erstmals seit acht Handelstagen verzeichnete der Brentölpreis gestern einen Tagesverlust. Nach einem anfänglichen Anstieg drehte der Preis am Nachmittag ins Minus und fiel bis auf 55,5 USD je Barrel. Der Preisrückgang erfolgte nahezu zeitgleich mit der Veröffentlichung der US-Lagerdaten, obwohl diese einen stärker als erwarteten Rückgang der US-Rohöllagerbestände in der letzten Woche um gut 2 Mio. Barrel zeigten. Allerdings stiegen die Rohölvorräte in Cushing auf ein Rekordniveau und die US-Rohölproduktion erreichte das höchste Niveau seit 15 Monaten.

Zuvor hatte die OPEC eine Umsetzung der Produktionskürzungen im März von 104% berichtet, zu welcher nahezu alle Länder beitrugen. Gleichzeitig erwartet die OPEC aber einen stärkeren Anstieg des Nicht-OPEC-Ölangebots, während die Nachfrageschätzung unverändert blieb. Die OPEC verliert also Marktanteile. China hat laut Daten der Zollbehörde im März rekordhohe Mengen Rohöl importiert.

Auf Tagesbasis waren es 9,2 Mio. Barrel pro Tag, 20% mehr als im Vorjahr und 7% mehr als der bisherige Rekordwert vom Dezember 2016. Die Rohölimporte im ersten Quartal beliefen sich auf 8,5 Mio. Barrel pro Tag und lagen damit knapp 900 Tsd. Barrel pro Tag über denen im gesamten Jahr 2016. Dies spricht für eine weiterhin hohe Ölnachfrage aus dem Reich der Mitte. Allerdings stellt sich damit auch die Frage, ob die OPEC-Produktionskürzungen tatsächlich zu einer Verknappung des Angebots geführt haben.

Derartige Zweifel weckt auch die Aussage der Internationalen Energieagentur, wonach die OECD-Öllagerbestände im ersten Quartal um 38,5 Mio. Barrel gestiegen sind.

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Edelmetalle

Gold steigt heute Morgen im Zuge eines schwächeren US-Dollar zeitweise auf fast 1.290 USD je Feinunze. In einem Interview mit dem Wall Street Journal äußerte sich US-Präsident Trump, dass der US-Dollar zu stark wird, woraufhin dieser abwertete. Übermorgen jährt sich ein Ereignis zum vierten Mal, dass die Teilnehmer am Goldmarkt wohl so schnell nicht vergessen werden: Am 15. April 2013 verzeichnete Gold in einem panikartigen Ausverkauf absolut betrachtet den größten Tagesverlust aller Zeiten (rund 135 USD je Feinunze). Zusammen mit dem bereits kräftigen Verlust am Vortag belief sich der Rückgang innerhalb von zwei Handelstagen sogar auf mehr als 200 USD je Feinunze.

Indien hat im März offenbar wieder deutlich mehr Gold nachgefragt. Vorläufigen Daten des Finanzministeriums zufolge haben sich die Goldimporte im letzten Monat im Vergleich zum Vorjahr auf 120,8 Tonnen fast versiebenfacht. Der Vorjahresmonat war allerdings durch einen Streik der indischen Juweliere wegen der Einführung einer Umsatzsteuer auf Schmuck nach unten verzerrt.

Die zuletzt wieder hohen Importe sind auf die erwartete höhere Nachfrage während der Hochzeitssaison, die gerade begonnen hat, und im Hinblick auf das hinduistische Fest "Akshaya Tritiya" Ende des Monats zurückzuführen. Zudem hatte sich wohl Nachfrage aufgestaut, nachdem sich die indischen Händler im Zuge der überraschenden Bargeldreform der indischen Regierung mit Goldkäufen stark zurückgehalten hatten und erst ihre Bestände abbauten. Die hohen März-Importe haben aber nicht verhindert, dass die Goldeinfuhren im gesamten letzten indischen Haushaltsjahr, das am 31. März endete, um 20% auf 716,4 Tonnen gefallen waren.


Industriemetalle

Der schwächere US-Dollar und überraschend gute Außenhandelsdaten Chinas für März gaben den Metallpreisen heute Morgen zunächst Auftrieb. Diese stiegen in der Breite um bis zu 2%, nachdem gestern nochmals deutliche Verluste zu Buche standen und der LME-Industriemetallindex auf ein 3-Monatstief fiel. Gemäß Daten der Zollbehörde hat China im letzten Monat 430 Tsd. Tonnen Kupfer importiert. Die höheren Importe als im Vormonat wurden wohl in Erwartung einer anziehenden Nachfrage getätigt. Denn in China läuft nach dem Winter gerade die saisonal nachfragestärkste Zeit.

Die zuletzt höheren Importe haben allerdings dazu geführt, dass die Lagerbestände von Kupfer gestiegen waren. Die Vorräte in den Lagerhäusern der SHFE erreichten im März zwischenzeitlich den höchsten Stand seit fast elf Monaten. Die Importzahlen für März dürfen auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Einfuhren 25% unter dem allerdings hohen Vorjahresniveau lagen.

Und betrachtet man das erste Quartal insgesamt, so fielen die Kupferimporte im Vorjahresvergleich um 20%. Stattdessen hat China mehr Kupferkonzentrat importiert, um es im eigenen Land zu Kupferraffinade zu verarbeiten. Die Importe von Eisenerz zogen im Gegensatz zu Kupfer sowohl im Vergleich zum Vormonat als auch gegenüber Vorjahr deutlich an. Mit 95,6 Mio. Tonnen wurde fast der Rekordwert von Dezember 2015 erreicht. Aber auch hier ist fraglich, ob reale Nachfrage hinter dem Importsog steht. Denn die Eisenerzvorräte in den chinesischen Häfen lagen im März auf Allzeithoch.


Agrarrohstoffe

Ob Schokoladenosterhasen billiger werden, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Der Kakaopreis ist jedenfalls weiter gefallen und notiert in New York deutlich unterhalb von 2.000 USD je Tonne. Damit nähert er sich wieder dem Ende Februar verzeichneten 8-Jahrestief. Kakao in London kostet weniger als 1.600 GBP je Tonne und damit nur etwas mehr als das 3½-Jahrestief von Anfang März.

Gestern lastete ausnahmsweise mal nicht das reichliche Angebot auf den Preisen, sondern enttäuschende Daten zur Nachfrage. Die Kakaoverarbeitung in Europa stieg im ersten Quartal lediglich um 1,1% gegenüber dem Vorjahr. Insbesondere ein scharfer Rückgang der Verarbeitung um 7,7% in Deutschland dämpfte die Nachfrage. Der Rückgang in Deutschland war auf die Insolvenz eines größeren Verarbeiters zurückzuführen, welcher daraufhin seine Produktion größtenteils einstellen musste.

Aus diesem Grund war die deutsche Kakaoverarbeitung bereits im 4. Quartal 2016 um gut 10% gefallen. Mit der Übernahme des Verarbeiters durch eine Schweizer Rohstoffhandelsgruppe Mitte März sollte die Produktion allerdings wieder hochfahren. Zudem belasteten Zahlen des Süßwarenherstellers Barry Callebaut, welcher einen Rückgang des globalen Marktes für Schokoladen-Süßwaren um 2,1% in den sechs Monaten bis Februar berichtete. Der massive Preisrückgang um knapp 40% seit letzten Sommer hat somit noch nicht zu in einer anziehenden Kakaonachfrage geführt.



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