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Wer hat wirklich die Kontrolle über den Goldpreis? Die überraschende Antwort

05.05.2017  |  Steve St. Angelo
- Seite 3 -
Wenn wir noch einmal einen Blick auf das Diagramm mit den Produktionskosten von Barrick und Newmont im Vergleich zum Goldpreis werfen, stellen wir fest, dass der Marktpreis des Edelmetalls nie unter den Kosten für seine Gewinnung lag. Die Zentralbanken haben den Goldpreis also nicht unter die Produktionskosten je Unze gedrückt. Das ist ein wichtiger Punkt, den Sie nicht vergessen sollte, wenn mal wieder ein Kommentator behauptet, dass die Notenbanken den Goldpreis nach Belieben manipulieren können. Das ist völliger Unsinn.

Die Federal Reserve und die anderen Zentralbanken können mit ihren Eingriffen in den Goldmarkt nur beeinflussen, wie hoch der Kurs steigen wird. Das ist ein großer Unterschied. Falls Sie also glauben, dass Harry Dent mit seiner Goldpreisvorhersage von 700 $ je Unze letztlich doch Recht behalten wird, dann vergessen Sie dabei die hohen Produktionskosten. Mr. Dent gibt viel Geld aus, um seine Bücher und Newsletter zu bewerben.

Eine extreme Prognose wie das Sinken des Goldpreises auf 700 $ sichert ihm die Aufmerksamkeit der Anleger und verlasst sie, seine Veröffentlichungen zu kaufen. Wie die meisten anderen Analysten vergisst Mr. Dent in seinen Berichten und Vorhersagen jedoch den Faktor Energie. Wenn man bedenkt, dass unsere Wirtschaft vor allem von den Energiemärkten abhängt und angetrieben wird - nicht von Angebot und Nachfrage oder von den Finanzmärkten - ist diese weit verbreitete Ignoranz ziemlich lächerlich.


Höhere Produktionskosten bei Einberechnung notwendiger Investitionen

Mein eigener Ansatz zur Berechnung der Gesamtproduktionskosten von Gold (und Silber) führt zu realistischeren Ergebnissen als die sogenannten Cashkosten oder All-In Sustaining Costs, die die Bergbauindustrie verwendet. Ihre Investitionskosten lassen die Unternehmen in den Gewinnrechnungen allerdings unberücksichtigt. In den ausgewiesenen Nettogewinn (oder in den angepassten Gewinn) werden die Investitionsaufwendungen nicht mit einberechnet.

Um herauszufinden, wie viel Geld die Minengesellschaften in einem Jahr investiert haben, müssen wir uns ihren Cashflow ansehen. Wenn wir die Investitionsaufwendungen von Barrick und Newmont von den Betriebseinnahmen der Unternehmen abziehen, erhalten wir den sogenannten freien Cashflow:

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Im Zeitraum von 2000 bis 2016 haben diese beiden Top-Goldunternehmen auf Nettobasis einen freien Cashflow von 10 Milliarden $ erzielt. Wenn wir diesen freien Cashflow mit den Gesamteinnahmen in Höhe von 220 Milliarden $ vergleichen, stellen wir fest, dass er nur 4,5% aller Unternehmenseinnahmen entsprach. Der freie Cashflow von Barrick und Newmont zeigt also, dass die Goldproduktion in Wirklichkeit teurer ist, als aus den Jahresabrechnungen hervorgeht. Doch immerhin erzielten diese Unternehmen in den untersuchten Jahren insgesamt überhaupt einen positiven freien Cashflow.

Wenn wir darüber hinaus noch die Verwässerung der Unternehmensaktien und die Dividendenausschüttungen einkalkulieren würden, hätten die beiden Goldunternehmen noch höhere Produktionskosten. Am Gesamtbild würde das allerdings nichts ändern. Die US-Notenbank Fed und die anderen Zentralbanken können den Goldpreis nicht auf jedes gewünschte Niveau anheben oder senken, wie ich das bereits in zahlreichen früheren Interviews und Artikeln gesagt habe.

Die Algorithmen berechnen den minimalen Marktpreis von Gold basierend auf den Produktionskosten. Das Stoppen von Aufwärtsbewegungen ist die einzige Kontrolle, die die Zentralbanken über den Goldpreis ausüben können. Durch den massiven Einsatz von Papierkontrakten an den Terminmärkten können Goldrallys gedeckelt und ein zu starker Anstieg des Preises verhindert werden.

Die Eingriffe der Federal Reserve und der restlichen Zentralbanken an den Märkten sind hauptsächlich darauf ausgelegt, das Anlageverhalten der Investoren zu beeinflussen. Indem sie Unmengen an neu gedrucktem Geld in die Aktien-, Anleihe- und Immobilienmärkte pumpen, halten sie 99% aller Anleger bei guter Laune, ebenso wie die Regierungen. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Steuereinnahmen des Staates sowie der Kommunen und der einzelnen Bundesstaaten auf hohen Börsenbewertungen, Anleihekursen und Immobilienpreisen beruhen. Wenn der Wert dieser Assets implodiert, brechen auch die Steuereinnahmen ein. Das wäre ein riesiges Desaster.

Letzten Endes wird der typische Preisbildungsprozess der Rohstoffmärkte, der auch den Goldmarkt noch immer beherrscht, in einen Mechanismus übergehen, der die Eigenschaften des Edelmetalls als Wert- und Vermögensspeicher berücksichtigt. Der Auslöser dafür wird der Zusammenbruch der US-amerikanischen und der globalen Ölindustrie sein. Diese künftige Wende ist in der Geschichte einmalig, denn selbst als das Römische Reich zerfiel, behielt Gold seinen Wert - ganz einfach, weil viel menschliche und tierische Arbeitskraft notwendig war, um das Edelmetall zu gewinnen und zu Münzen zu verarbeiten.

Heute basiert der Goldpreis jedoch leider auf der in Öl enthaltenen Energie. Wenn die Ölindustrie zusammenbricht, gibt es nichts, das sie ersetzen könnte. Daher wird der Wert der meisten Finanzanlagen ebenfalls ins Bodenlose stürzen, auch wenn man den Anlegern eingeredet hat, dass ihre Papierassets ihren Wert für immer behalten würden. Gold und Silber werden dagegen als Speicher von Wirtschaftsenergie neu bewertet werden.


© Steve St. Angelo
(SRSrocco)


Dieser Artikel wurde am 27. April 2017 auf srsroccoreport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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