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Charles Hugh Smith: Das Ende der Großen Reflation

31.05.2017
- Seite 2 -
Die keynesianische Antwort ist simpel: Die Regierung sollte große Geldmengen leihen und ausgeben, um auf diese Weise die Beträge zu ersetzen, die der Privatsektor nun nicht mehr leiht und ausgibt. Die Zentralbanken sollten die Zinssätze senken und jede Menge neues Geld schöpfen, das die Privatbanken dann günstig leihen können, um es an die Unternehmen und Konsumenten des Privatsektors weiterzuverleihen.

Im stark vereinfachten keynesianischen Universum ist eine Kreditkontraktion wie eine vorübergehende Dürre. Um die Dürre in den Griff zu bekommen, müssen die Regierung und die Zentralbank nichts weiter tun als die ausgetrockneten Felder des kredithungrigen Privatsektors mit neuem Geld zu überschwemmen. Dann werden die neuen Darlehen und die höhere Gesamtnachfrage beginnen zu sprießen wie die Blumen im Frühling.

Ein Hoch auf die Banken und Notenbanken! Mit der Macht, so viel Geld zu leihen oder aus dem Nichts zu erschaffen, wie benötigt wird, um den Privatsektor völlig mit neuem Kapital und neuen Krediten zu fluten, wird die Dürre beendet und die Animal Spirits werden wiederbelebt. Die Menschen können wieder mehr kaufen, wenn sie versprechen, ihre künftigen Einnahmen an die Banken zu zahlen, und die einflussreichen Besitzer der Kreditinstitute machen erneut jede Menge Geld mit der Vergabe von Darlehen an die "kleinen Leute" (d. h. an Kreditnehmer, die Gefahr laufen zu Schuldensklaven zu werden, weil sie den Großteil ihrer Einkünfte für die Tilgung der Darlehen verwenden müssen).

Doch im bunten Malbuch der keynesianischen Ideologie ist das nun einmal der Lauf der Dinge. Das Problem ist immer ein zeitweilige Dürre der Gesamtnachfrage, die durch eine vorübergehende Dürre der Kreditvergabe im Privatsektor ausgelöst wird. Die Lösung ist stets eine vom Staat und der Zentralbank initiierte Geld- und Kreditschwemme: Die Regierung macht mehr Schulden und gibt mehr Geld aus, um die sinkenden Ausgaben der Haushalte und Unternehmen auszugleichen. Gleichzeitig macht es die Zentralbank für die Geschäftsbanken leichter und günstiger, neue Kredite an die Wirtschaft und die "kleinen Leute" zu verteilen.

Die Idee, dass diese Malbuch-Ideologie das Problem und die Lösung nicht mehr beschreibt, ist den Keynesianern unverständlich. Auch die Tatsache, dass weder "der Markt" noch "die Regierung" allein eine Lösung für das aktuelle Problemgeflecht finden kann, ist für sie nicht nachvollziehbar - und das gilt nicht nur für die Keynesianer, sondern für jeden, der gedankenlos akzeptiert hat, dass der Markt und/oder der Staat alles wieder in Ordnung bringen können.


Huch! Die Geld- und Kreditschwemme hat die Probleme gar nicht behoben

Die Crashs, zu denen es im Zuge der Kredit- und Spekulationsblasen von 2000 und 2008 kam, sowie die Reaktion der Staaten und Zentralbanken darauf - finanzielle und geldpolitische Impulse, d. h. das Überschwemmen der Wirtschaft mit geliehenem Geld - schienen die keynesianische Weltsicht zu bestätigen: Für viele Kreditnehmer, Kreditgeber und für den Wert der Kreditsicherheiten ging es bergab, doch die Impulse sorgten für die Wiederbelebung der animalischen Instinkte und prompt wurde die nächste Kredit- und Finanzmarktblase erzeugt.

Dieses Mal will die Dürre jedoch kein Ende nehmen, ganz gleich, wie viel Geld in die Wirtschaft gepumpt wird. Die Einnahmen der Kreditnehmer stagnierten oder sanken. (Wie wir wissen, sind die Kredite geliehene künftige Einnahmen. Wenn diese sinken, wird es sehr viel schwieriger, bestehende Schulden zu tilgen, geschweige denn neue Schulden aufzunehmen.)

Seit 2009 haben sich die Staatsschulden der USA mehr als verdoppelt (seit 2001 haben sie sich sogar verdreifacht), während die Regierung das Land mit geldpolitischen Impulsen überschwemmte:

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Die Zentralbanken haben die Weltwirtschaft seitdem mit Billionen von Dollars, Euros, Yen und Yuan geflutet und tun das auch heute noch - in einer Größenordnung von 200 Milliarden Dollar pro Monat:

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