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Gold - Aktien - Zinsen

11.06.2017  |  Klaus Singer
Seit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsident setzen die Akteure an den Finanzmärkte auf die Segnungen seiner Vorhaben, als da sind: (Finanzielle) Deregulierung, kreditfinanzierte Infrastrukturinvestitionen und massive Steuersenkungen (v.a. für Unternehmen). Der S&P500 ist seitdem um gut 14% angestiegen, der technologielastige NDX um mehr als 20%.

Trumps Vorhaben sind bisher Vorhaben geblieben. Die Steuerreform war mal für die Jahresmitte in Aussicht gestellt worden, jetzt wird es wohl erst zum Jahresende damit etwas werden. Die Makrodaten haben sich inzwischen auch nicht wesentlich verbessert. Hoffnungsschimmer kommen von einer sich leicht belebenden Investitionstätigkeit.

Der Arbeitsmarkt verliert an Schwung, was angesichts der Vollbeschäftigung kein Wunder ist. Gleichzeitig steigen die Löhne nur mäßig, was u.a. der Tatsache geschuldet ist, dass Jobs v.a. in Niedriglohnbereichen, etwa bei Dienstleistungen geschaffen wurden. Kein Wunder, dass dabei die Inflationsentwicklung verhalten bleibt. Der von der Fed besonders beachtete PCE-Preisindex (Kernrate) liegt im April bei 1,54% nach fast 1,8% zur Jahreswende.

Aktien sind mittlerweile durch den bullischen Erwartungslauf (sehr) hoch bewertet. Die Marktbreite liefert aktuell nach wie vor kein breites, solides Fundament, große Anleger konzentrieren sich auf liquide Werte mit hoher Marktkapitalisierung. Favoriten sind dabei die großen Technologie-Namen wie Google/Alphabet, Facebook, Apple, Microsoft, Amazon usw.

Zur geringen Marktbreite und zum Rekord-Dauerlauf von Aktien von einem Allzeithoch zum nächsten gesellt sich Sorglosigkeit ("Complacency"), wie sie sich im Tiefenrausch des VIX zeigt. Guggenheim Investments hat hierzu die Volatilität im Aktienmarkt und den Verlauf der Spreads der High-Yield-Unternehmensanleihen untersucht. Beide liegen jetzt so tief wie seit 2005 nicht. Historisch war das immer ein Vorläufer für einen signifikanten Pullback bei Aktien, heisst es. Die Empfehlung lautet, kurzfristig Geld vom Tisch zu nehmen und Pulver trocken zu halten. Für Panik hinsichtlich der längerfristigen Aussichten gebe es aber keinen Grund (siehe Chart!).

In diesem Zusammenhang ist auch folgender Umstand interessant: ETFs, die auf geringe Volatilität setzen, erfreuen sich seit einiger Zeit großen Zuspruchs. Deren Anlagepolitik führt bei sinkendem VIX zu Aktienkäufen, was den VIX wiederum nach unten treibt und Aktien steigen lässt. Die Mechanik funktioniert auch umgekehrt… Solche Anlagevehikel verstärken die Bewegung in beide Richtungen.

Neben niedriger Volatilität spielt noch ein Punkt eine wichtige Rolle bei der großen Sorglosigkeit der Akteure. Nach Erhebungen der Bank of America haben Fed, EZB, BoJ. BoE und SNB seit Jahresbeginn bis jetzt für 1,5 Bill. Dollar Assets gekauft - macht 300 Mrd. Dollar pro Monat. Ihre Bilanzen haben sich damit auf den Rekordwert von 15,1 Bill. Dollar verlängert (siehe Chart!).

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Central banks have bought $1.5tn in assets YTD
Chartquelle: www.zerohedge.com


Damit kann festgehalten werden: Aktienkurse haben sich sehr weit von der wirtschaftlichen Realität entfernt - die Gefahr eines Rückschlags wächst. Bei der Kursaktion in den USA am zurückliegenden Freitag ist bemerkenswert, dass der NDX deutliche 2,4% verloren hat, während der Dow Jones Industrial 0,4% zugelegt hat. Im NDX kamen v.a. die großen Tech-Zitel unter Druck, während Finanzaktien und Energietitel kräftig gewonnen haben.

Beide Sektoren zählen zu den in diesem Jahr zurückgebliebenen. Ist das Zeichen für eine "gesunde" Rotation oder kündigt sich damit eine Rückkehr der Volatilität an? Der VIX stieg intraday über seine EMA50, schaffte aber (nochmals) einen Schlusskurs darunter. Ich rechne eher mit der Rückkehr der Volatilität - siehe hier!

In diesem Zusammenhang ist die FOMC-Sitzung in der kommenden Woche von Bedeutung. Ein weiterer Zinsschritt gilt als eingepreist, alles andere wäre eine Überraschung. Experten gehen mittlerweile von zwei weiteren Schritten in diesem Jahr aus. Die Fed hatte zudem im Frühjahr angekündigt, ihre Bilanz graduell verkürzen zu wollen, indem sie ihre Re-Investitionen ausdünnt. Genau hier dürften die Akteure Hinweise erwarten, wann damit begonnen wird. Ein solcher Schritt dürfte v.a. den kurzen bis mittleren Rendite-Bereich bis etwa fünf Jahre in die Höhe treiben.

Die Zinsstruktur wird seit Dezember 2016 vor allem in ihrem kurzen Teil flacher, oberhalb einer Laufzeit von zehn Jahren steigt sie von einem im Dezember erreichten Tiefpunkt leicht an. Mit einer Bilanzverkürzung der Fed dürfte die Zinsstruktur noch flacher werden - nicht die besten Rahmenbedingungen für traditionelle Kreditgeschäfte von Banken. Und damit auch nicht die beste Begleitmusik für eine starke Performance von Bank-Aktien.


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