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Russland vs. USA: Was geschieht mit dem Gold?

25.06.2017  |  Steve St. Angelo
Die Spannungen zwischen den USA und Russland, die womöglich zu einer militärischen Auseinandersetzung führen könnten, spitzen sich in letzter Zeit zu. Wenn sich der Staub erst einmal gelegt hat, gäbe es in einem solchen Fall wohl keinen echten Sieger. Wenn wir die beiden Supermächte jedoch in Bezug auf ihr Verhalten am Goldmarkt vergleichen, sind die Russen ganz klar die Gewinner. Während die Vereinigten Staaten ihre einst riesigen offiziellen Goldbestände (heimlich) liquidiert haben, hat Russland genau das Gegenteil getan. Nach Angaben von Smaulgld.com hat das Land seine offiziellen Goldreserven seit Jahresbeginn um 3 Mio. Unzen aufgestockt.

Dem Artikel zufolge hat die Zentralbank der Russischen Föderation die Goldbestände Monat für Monat um die folgenden Mengen erhöht:

  • Januar 2017: +1.000.000 Unzen
  • Februar 2017: +300.000 Unzen
  • März 2017: +800.000 Unzen
  • April 2017: +200.000 Unzen
  • Mai 2017: +700.000 Unzen

3 Mio. Unzen mehr in den offiziellen Goldreserven Russlands sind jede Menge Metall - genauer gesagt 93,3 Tonnen. Wenn wir die jährliche Minenproduktion der beiden Länder gegenüberstellen und sie mit der in diesem Jahr neu zugekauften Goldmenge vergleichen, ergibt sich dieser Chart:

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Bei den Produktionsdaten der Goldminen für Januar bis Mai 2017 handelt es sich um Schätzungen basierend auf den Zahlen des letzten Jahres und der Gold Mineral Industry Survey des geologischen Instituts der USA (USGS) vom März 2017. Wie wir sehen wurden in Russland in den ersten fünf Monaten des Jahres schätzungsweise 106 Tonnen Gold gefördert, von denen das Land 93 Tonnen zum Aufstocken seiner staatlichen Reserven verwendete. Die USA haben zwar ebenfalls 96 Tonnen des gelben Metalls produziert, ihre Bestände jedoch nicht um eine einzige Tonne erhöht.

Die Goldkäufe der russischen Zentralbank zwischen Januar und Mai 2017 entsprechen 88% des inländischen Minenausstoßes! Die USA exportieren jedoch nach wie vor ihr gesamtes Gold. Nach Schätzungen des USGS wird sich in den ersten fünf Monaten des Jahres am US-Goldmarkt daher ein Defizit von 26 Tonnen ergeben:

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Von Januar bis Mai wird sich die US-Goldproduktion voraussichtlich auf 94 Tonnen belaufen. Rund 118 Tonnen des gelben Metalls wurden in diesem Zeitraum in die Vereinigten Staaten eingeführt, während etwa 238 Tonnen exportiert wurden. In der Summe ergibt das ein Defizit von 26 Tonnen. Wenn wir nur die zweifelsfrei bekannten Daten für Januar bis März betrachten, ergibt sich folgendes Bild: Die Minenproduktion erreichte 54 Tonnen, die Importe beliefen sich auf 71 Tonnen und die Exporte lagen bei 143 Tonnen - unterm Strich ein Fehlbetrag von 18 Tonnen. Wie wir sehen exportieren die Vereinigten Staaten also weiterhin mehr Gold als sie importieren und im eigenen Land fördern. Russland erhöht seine Goldbestände dagegen kontinuierlich.

Betrachten wir die Situation nun aus einem anderen Blickwinkel. Russland hat im Mai rund 7 Mio. Barrel Rohöl pro Tag bzw. 217 Mio. Barrel im ganzen Monat exportiert. Basierend auf dem von Kitco.com berechneten durchschnittlichen Goldpreis von 1.245 $ im Mai haben die 700.000 Unzen, die das Land im vergangenen Monat zukaufte, ca. 817 Mio. Dollar gekostet. Russland hätte pro Barrel Öl also nur einen Gewinn von 4 Dollar machen müssen, um die offiziellen Goldkäufe zu finanzieren.

Die USA haben im Mai dagegen auf Nettobasis wahrscheinlich etwa 4,5 Mio. Barrel Öl pro Tag importiert, d. h. insgesamt 139 Mio. Barrel zu einem Preis von 7 Mrd. Dollar (basierend auf einem Brent-Rohölpreis von 50 Dollar). Darüber hinaus belief sich das Haushaltsdefizit der US-Regierung schon im Mai 2016 auf 55 Mrd. Dollar. Ich schätze, dass es in diesem Jahr noch höher ausfallen wird (das Finanzministerium hat die entsprechenden Daten noch nicht veröffentlicht).

Es ist offensichtlich, dass die US-Regierung gar kein Gold kaufen könnte, selbst wenn sie es wollte, da ständig Geld im Staatshaushalt fehlt und zudem seit vielen Jahren ein Außenhandelsdefizit verzeichnet wird. Ein Land kann nur dann Gold kaufen, wenn es einen Überschuss erwirtschaftet - mit einem Defizit lässt sich nichts anfangen. Aus diesem Grund drucken die Vereinigten Staaten einfach immer mehr Dollarscheine, um die gewohnten Transaktionen fortzusetzen.

Der extrem hohe Verschuldungsgrad an den Finanzmärkten und in der US-Wirtschaft stellt jedoch ein ernstes Problem dar. Wenn das gesamte Schuldengebilde erst einmal ins Wanken gerät, werden die Besitzer von physischem Gold und Silber eine ähnlich verrückte Preisentwicklung erleben, wie wir sie derzeit im Bereich der Kryptowährungen beobachten können!


© Steve St. Angelo
(SRSrocco)



Dieser Artikel wurde am 21. Juni 2017 auf www.srsroccoreport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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