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US-Lagerdaten schüren neue Zweifel an Markteinengung

28.06.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Die preisbelastenden Nachrichten am Ölmarkt reißen nicht ab. Gestern Abend nach Handelsschluss berichtete das American Petroleum Institute einen überraschenden Anstieg der US-Rohöllagerbestände in der letzten Woche um 851 Tsd. Barrel. Auch die Benzinbestände verzeichneten einen überraschend kräftigen Anstieg. Die Zweifel an einer einsetzenden Markteinegung dürften dadurch neue Nahrung erhalten.

In den vergangenen Wochen kam es allerdings wiederholt zu Fehlsignalen hinsichtlich der Aussagekraft für die heute Nachmittag zur Veröffentlichung anstehenden offiziellen Lagerdaten. So etwas ist auch diesmal nicht auszuschließen. Denn Tropensturm Cindy, welcher in der letzten Woche zur vorübergehenden Schließung von 16% der US-Ölproduktion im Golf von Mexiko geführt und die Entladung von Schiffen an Importterminals beeinträchtigt hatte, scheint in der API-Statistik keine Rolle gespielt zu haben.

Insbesondere der vom API gemeldete Anstieg der Rohölimporte um 388 Tsd. Barrel pro Tag überrascht vor diesem Hintergrund. Dieser allein hat die Rohöllagerbestände um 2,7 Mio. Barrel erhöht, was dem 3-fachen des vom API gemeldeten Lageraufbaus entspricht.

Es ist also durchaus vorstellbar, dass das US-Energieministerium einen Lagerabbau im Rahmen der Markterwartung von gut 2 Mio. Barrel berichtet. Ob dies ausreicht, die negative Marktstimmung zu drehen, ist allerdings fraglich, wenn dieser Lagerabbau vornehmlich auf den Sonderfaktor "Cindy" zurückzuführen ist. Vor diesem Hintergrund wäre auch ein möglicher Rückgang der US-Ölproduktion in der letzten Berichtswoche zu sehen.


Edelmetalle

Gold handelt bei gut 1.250 USD je Feinunze und hat somit alle Verluste nach dem plötzlichen Preissturz von vor zwei Tagen wieder aufgeholt. Gestern gab es im frühen europäischen Handel eine große Kauforder (815 Tsd. Unzen), die den Preis innerhalb von fünf Minuten spürbar nach oben zog. Dies deutet darauf hin, dass ein Teil der vorgestern versehentlich verkauften Menge wieder zurückgekauft wurde.

Gold konnte im weiteren Handelsverlauf kaum vom schwachen US-Dollar profitieren, nachdem EZB-Präsident Draghi während einer Rede auf der Zentralbankkonferenz der EZB in Portugal weitere Signale für einen - wenn auch langsamen - Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik gegeben hat. Unseren Volkswirten zufolge wird die EZB ab Anfang 2018 ihre Anleihekäufe sehr langsam zurückfahren und die Leitzinsen erst nach dem Ende des Anleihekaufprogramms anheben.

Die Fed-Vorsitzende Yellen gab dagegen in einer Rede keine neuen Informationen zur weiteren Zinspolitik der US-Notenbank. Aufgrund der starken Bewegung im EUR-USD-Wechselkurs stand Gold in Euro gerechnet unter Druck. Es fiel zeitweise unter die Marke von 1.100 EUR je Feinunze auf den tiefsten Stand seit fast sechs Monaten.

Am Montag mussten die von Bloomberg erfassten Platin-ETFs mit gut 40 Tsd. Unzen den größten Tagesabfluss seit November 2015 hinnehmen. Die ETF-Bestände wurden somit in diesem Monat bislang um über 80 Tsd. Unzen abgebaut. Auch bei den Palladium-ETFs stehen seit Monatsbeginn Abflüsse von gut 65 Tsd. Unzen zu Buche.

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Industriemetalle

Wie die LME-Statistik zur Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer zeigt, war der 7%-ige Preisanstieg von Zink in der letzten Woche stark spekulativ getrieben. Denn die spekulativen Finanzinvestoren haben ihre Netto-Long-Positionen auf den höchsten Stand seit fast vier Monaten ausgeweitet. Auch der knapp 6%-ige Preisanstieg von Blei war spekulativ unterstützt. In beiden Fällen haben sich somit wieder überdurchschnittlich hohe Netto-Long-Positionen aufgebaut, was unseres Erachtens Korrekturpotenzial für die Preise birgt.

Weitgehend unverändert, aber noch höher gemessen an der Abweichung vom Durchschnitt, sind auch die Wetten auf steigende Preise von Kupfer und Nickel. Dagegen wurden die spekulativen Netto-Long-Positionen im Falle von Aluminium bereits die dritte Woche in Folge abgebaut, was den Aluminiumpreis in diesem Monat offenbar belastet hat.

Der neue philippinische Umweltminister, Roy Cimatu, möchte frühestens im nächsten Monat entscheiden, ob die von seiner Vorgängerin verhängten Minenschließungen und der Entzug von Abbaulizenzen bestehen bleiben. Er wird eigenen Angaben zufolge in den kommenden Wochen Minenproduzenten besuchen und überprüfen, ob diese verantwortlich und entsprechend den Gesetzen und Regularien arbeiten. Seine Vorgängerin, Regina Lopez, hatte wegen angeblicher Verstöße gegen Umweltauflagen die Schließung von 26 Minen und den Entzug von 75 Abbaulizenzen angeordnet. Dagegen hatten die meisten betroffenen Unternehmen geklagt.


Agrarrohstoffe

Aus Russland wird in diesem Jahr wieder viel Weizen auf die internationalen Märkte strömen. Denn allem Anschein nach steht nach der Rekordernte 2016 von über 72 Mio. Tonnen auch 2017 eine sehr hohe Ernte ins Haus. Das US-Landwirtschaftsministerium hat seine Erwartung zuletzt auf 69 Mio. Tonnen angehoben. Das russische Analysehaus IKAR hat ebenfalls seinen Prognosekorridor nach oben verschoben und erwartet bis zu 71 Mio. Tonnen. Im Süden Russlands hat die Ernte inzwischen begonnen. Zudem sind die Bestände in Russland zum Ende der auslaufenden Saison 2016/17 deutlich höher als zu Beginn.

Entsprechend hoch ist das Potenzial für Exporte in der neuen Saison. IKAR schätzt diese auf 28-30 Mio. Tonnen, in der zu Ende gehenden Saison dürften es etwa 27,5 Mio. Tonnen sein. Die Ukraine dürfte aufgrund der Trockenheit in manchen Landesteilen in diesem Jahr weniger Weizen produzieren und auch weniger exportieren. Das Analysehaus UkrAgroConsult erwartet für 2017/18 Exporte von 14,6 Mio. Tonnen nach etwa 17,3 Mio. Tonnen in der zu Ende gehenden Saison 2016/17.

Laut einer Bloomberg-Umfrage unter Analysten dürften die Sojabohnen- und Baumwollflächen in den USA jeweils noch etwas stärker ausgedehnt worden sein als im März geplant, als die Landwirte vom US-Landwirtschaftsministerium USDA zu ihren Absichten befragt wurden. Die Maisfläche dürfte dagegen stärker sinken als erwartet. Am Freitag wird das USDA Daten zu den tatsächlich bebauten Flächen sowie zu den Lagerbeständen am 1. Juni veröffentlichen.



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