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USA auf dem Weg in die Selbstisolierung ...

28.07.2017  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1695 (07.39 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1650 im US- Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110.98. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129.75. EUR-CHF oszilliert bei 1.1338.

Der US-Kongress hat sich mit überwältigenden Mehrheiten im Senat und Repräsentantenhaus für die Sanktionsgesetze gegen Russland, Nordkorea und den Iran ausgesprochen.

Wir haben hier gestern Informationen von VIPS (Veteran Intelligence Professionals for Sanity ist eine Gruppe von ehemaligen US-amerikanischen Geheimdienstlern, die sich gegen Missbrauch von Geheimdienstinformationen einsetzt) angeboten, die mehr als das ganze Narrativ in der Frage Russlands Wahleinmischung in Frage stellen. VIPS ist keine Gefälligkeitsveranstaltung. Die Tatsache, dass man dieser Gruppe von ehemaligen Geheimdienstmitarbeitern der USA, die sich gegen den Mißbrauch von Geheimdienstinformationen stellen, keine Aufmerksamkeit schenkt, kann nur als Ausdruck neokonservativer ideologischer Ausrichtung gewertet werden.

Das Risiko, dass hier US-Politik, die die Grundsätze des internationalen Verkehrs in Frage stellen, auf Basis kreativer und alternativer Fakten basiert wird, ist als hoch zu klassifizieren.

Die Tatsache, dass die USA mit diesem Gesetzeswerk die Souveränität dritter Staaten offensiv angreifen, wird Folgen haben. Einerseits werden realwirtschaftliche Schäden in Drittstaaten forciert. Er werden aber auch Gegenmaßnahmen von der Seite der Betroffenen umgesetzt werden, die den USA schaden. Der Emanzpationsprozess der Welt weg von den USA wird durch diese egozentrische US-Politik ultimativ verstärkt.

Die USA haben heute nicht mehr 30% Anteil an der Weltwirtschaft, sondern knapp 16% mit weiter fallender Tendenz. Kann man auf dieser Basis mehr als 84% der Weltwirtschaft drangsalieren? Die US-Wirtschaft hat bezüglich des aktuellen Konjunkturzyklus keine selbsttragenden Kräfte. Nur Kredit, ob öffentlich oder privat, liefert das Schmiermittel um mit kreativer Statistik Wachstum im Dunstkrewis von 1,5% - 2,0% zu generieren.

Diese US-Politik ist keine Politik aus Stärke. Sie wirkt nur vermeintlich so.

Das Risiko, dass die USA mit dieser Politik ihre letzten Verbündeten verprellen und sich am Ende selbst isolieren, steht in der Abstraktion deutlich als Überschrift über dem aktuellen Geschehen. Einmal mehr erscheint es so, als dass die USA die vermeintlichen kurzfristigen Erfolge forcieren, ohne deren mittel- und langfristige Konsequenzen in Betracht zu ziehen.

Wenn Kontinentaleuropa es mit den westlichen Werten ernst meint, muss es Neuausrichtungen geben.

Die kontinentaleuropäischen Nachrichten und Daten geben weiter Anlass zur Freude. Im zweiten Quartal sank die Arbeitslosigkeit in Spanien auf 17,2% von zuvor 18,75%. Erstmals seit dem 4. Quartal 2008 lag die Zahl der Arbeitslosen unter der 4 Millionenmarke. Die Erwartungen der Experten wurden deutlich übertroffen. Das Bruttoinlandsprodukt Frankreichs legte laut vorläufigen Berechnungen per 2. Quartal 2017 im Quartalsvergleich um 0,5% nach zuvor 0,4% zu. Die Prognose war bei 0,5% angesiedelt.

Die Geldmenge der Eurozone M-3 legte per Juni den Erwartungen entsprechend im Jahresvergleich um 5% zu. Kreditvergabe an private Haushalte verzeichnete einen Anstieg im Jahresvergleich um 2,6% nach zuvor 2,6%. Kreditvergabe an Unternehmen nahm um 2,1% nach zuvor 2,4% zu.

An diesen Daten wird noch einmal deutlich, dass der aktuelle hohe Wachstumspfad in der Eurozone maßgeblich auf wiederkehrenden Einkommen basiert. Dieser Unterschied zu den USA ist von äußerst hoher Bedeutung bezüglich der Nachhaltigkeit und der Extrapolierbarkeit!

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Chart: Kreditvergabe an Unternehmen
© Reutes


Das positive Bild gilt nicht für das UK: In Großbritannien sank der von GfK ermittelte Konsumklimaindex per Berichtsmonat Juli von zuvor -10 auf -12 Punkte. Die Prognose war bei -11 Zählern angesiedelt.

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Chart: GfK Konsumklinaindex
© Reuters


Japan ist bezüglich der demographischen Belastung gut in Fahrt: Die Arbeitslosenrate sank per Berichtsmonat Juni von zuvor 3,1% auf 2,8%. Einzelhandelsumsätze legten per Juni im Jahresvergleich um 2,1% zu. Verbraucherpreise nahmen per Juni im Jahresvergleich um 0,4% zu.

Aus den USA erreichten uns positive Datensätze: Die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter setzten per Juni einen nachhaltigen positiven Akzent mit einem Anstieg im Monatsvergleich um 6,5%. Die Prognose lag bei 3,0%. Hintergrund sind hohe Absätze von Boeing. Im Bereich Flugzeuge kam es zu einem Anstieg im Monatsvergleich um gut 130%. Das ist nicht extrapolierbar. Es hängt regelmäßig mit Luftfahrtmessen zusammen.

Der von der Chicago Fed national Activity Index legte per Juni von -0,30 auf +0,13 Punkte zu. Der Vormonatswert wurde von -0,26 auf -0,30 Punkte revidiert.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1420-1.1450 dreht den Bias zu Gunsten des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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