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Sicherer Hafen Gold bleibt gefragt

18.08.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis steigt am Morgen über 51 USD je Barrel, nachdem gestern im Tief 50 USD erreicht wurden. Dennoch stehen die Ölpreise vor einem Wochenverlust. Fallende Lagerbestände in den USA stehen eine steigende Produktion in den USA und in Libyen gegenüber. Dort läuft die Produktion im Sharara-Ölfeld inzwischen wieder normal. Die seit Wochen kräftig fallenden US-Lagerbeständen deuten auf einen Abbau des Überangebotes in den USA hin. Doch wie sieht es in Europa aus?

Die Gasölbestände in der Region Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen (ARA) sind in dieser Woche laut Angaben von PJK International um 285 Tsd. auf 2,897 Mio. Tonnen gestiegen. Das war der erste Lageraufbau seit fünf Wochen und der bislang stärkste in diesem Jahr. Der Lagerabbau in den vorherigen vier Wochen wurde damit nahezu vollständig wieder rückgängig gemacht.

Die ARA-Gasölvorräte, die noch in der Woche zuvor auf den 5-Jahresdurchschnitt zurückgefallen waren, liegen damit wieder 12% über dem jahreszeitüblichen Niveau. Die ARA-Benzinbestände fielen zwischen Ende April und Anfang Juni deutlich, schwanken seitdem aber um ein Niveau von 900 Tsd. Tonnen. Der Lagerüberhang gemessen am 5-Jahresdurchschnitt ist im Zuge dessen wieder auf 9% gestiegen. Auch hier ist der Marktausgleich somit ins Stocken geraten.

Die ARA-Rohölbestände sind laut Genscape seit Juli deutlich gefallen und lagen in der letzten Woche mit 57,3 Mio. Barrel nur noch 2% über dem 5-Jahresdurchschnitt. Bis Anfang Juli lag die Abweichung noch bei mehr als 10%. Zumindest bei Rohöl kommt also der Marktausgleich auch in Westeuropa voran.


Edelmetalle

Der Goldpreis hat sich gestern gegen den zeitweise deutlich festeren US-Dollar gestemmt und sein Niveau verteidigt. Auch heute Morgen handelt Gold auf rund 1.295 USD je Feinunze. Die Terroranschläge in Spanien dürften zu einer höheren Nachfrage nach Gold als sicherem Hafen bzw. Krisenwährung führen. Durch die Aufwertung der US-Währung - bzw. war es unseres Erachtens eher eine Abwertung des Euro - stieg Gold in Euro gerechnet erstmals seit Ende Juni wieder über die Marke von 1.100 EUR je Feinunze.

Die EZB hat gestern das Protokoll ihrer letzten Sitzung veröffentlicht und darin die Sorge vor einem zu starken Euro zum Ausdruck gebracht. Dies könnte die Vorstufe zu verbalen Interventionen sein, sollte der Euro weiter aufwerten bzw. der US-Dollar weiter abwerten. Im Frühjahr 2014 war die EZB mit verbalen Interventionen erfolgreich und beendete so den Höhenflug des Euro.

Allerdings ist der US-Dollar bereits wieder etwas unter Druck gekommen, nachdem Gerüchte aufkamen, dass der Kandidat für die Nachfolge von Janet Yellen als Fed-Vorsitzender, Gary Cohn, zurücktreten könnte. Cohn ist derzeit Wirtschaftsberater der US-Regierung. Die Gold-ETFs verzeichneten gestern einen weiteren, wenn auch moderaten, Zufluss.

Die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs wurden gestern den siebten Handelstag in Folge aufgebaut. Palladium markiert heute Morgen ein neues 16½-Jahreshoch von über 930 USD je Feinunze und verringert den Preisabstand zu Platin auf zeitweise unter 50 USD je Feinunze.

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Industriemetalle

Ein zeitweise deutlich festerer US-Dollar und Gewinnmitnahmen haben gestern die Rally der Metallpreise gestoppt. Darüber hinaus lag die Industrieproduktion in den USA im Juli unter den Erwartungen, was ebenfalls zu Verkaufsdruck führte. Blei war mit einem Minus von über 4% der größte Verlierer, gefolgt von Zink, das um knapp 2% nachgab. Wie es scheint, wurde die Rally aber nur kurzzeitig unterbrochen, da sich die Metallpreise heute Morgen bereits wieder im Aufwind befinden. Vor allem Zink legt weiter zu.

In Shanghai steigt das hauptsächlich zur Galvanisierung von Stahl verwendete Metall zeitweise um 2,5% auf ein neues 10-Jahreshoch. Dadurch wird auch der LME-Preis nach oben gezogen, der um über 2% steigt. An der LME verteuern sich heute Morgen auch alle anderen Industriemetalle. An der SHFE beschränkt sich der Preisanstieg dagegen auf Zink. Die Futures-Kontrakte der anderen Metalle sind dort im Minus. Dies spricht unseres Erachtens dafür, dass Zink derzeit ein Spielball spekulativer Finanzanleger ist.

In China kühlt sich der Immobilienmarkt ab. Wie das Nationale Statistikbüro heute mitteilte, hat sich das Wachstum der Immobilienpreise im Juli im Jahresvergleich abgeschwächt. Bereits deutlich zurückgegangen ist in diesem Jahr das Transaktionsvolumen im chinesischen Immobilienmarkt. Auch die Baudynamik hat bereits spürbar nachgelassen. Dies könnte perspektivisch zu einer geringeren Nachfrage nach Industriemetallen führen.


Agrarrohstoffe

Der Rohzuckerpreis stieg gestern Abend um 2,7% auf 13,3 US-Cents je Pfund. Zuvor hatte er mit weniger als 13 US-Cents das niedrigste Niveau seit Ende Juni markiert. Der plötzliche Preissprung deutet auf Eindeckung von Leerverkäufen hin. Auslöser dürften Meldungen über ungünstige Wetterbedingungen in Brasilien gewesen sein. Dort kommt es in einigen Anbaugebieten aufgrund starker Niederschläge zu Verzögerungen bei der Zuckerrohrernte.

Der Preis für Kaffee Arabica gab dagegen weiter nach und fiel auf den niedrigsten Stand seit Mitte Juli bei 132 US-Cents je Pfund. Der Preis reagierte damit auf die Aufwärtsrevision der Produktionsschätzung der Internationalen Kaffeeorganisation. Diese erwartet für das Erntejahr 2016/17 eine globale Rekordproduktion von 153,9 Mio. Sack. Bislang lag die Schätzung 2,3 Mio. Sack niedriger. Die ICO macht dafür höhere Ernten in Indonesien (11,5 Mio. Sack) und Peru (4,2 Mio. Sack) verantwortlich.

Für 2017/18 deutet sich hingegen eine merklich niedrigere weltweite Erntemenge an. Die größte Kaffeekooperative Brasiliens, Cooxupe, reduzierte ihre Ernteschätzung für die südlichen Regionen des Bundesstaates Minas Gerais um 3 Mio. auf 14 Mio. Sack. Gegenüber dem Vorjahr entspräche dies einem Rückgang um 30%. Cooxupe macht dafür unvorteilhaftes Wetter und die Folgen des Käferbefalls verantwortlich (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 27. Juli). Der starke Rückgang erklärt sich aber auch mit dem Niedrigertragsjahr im zweijährigen Erntezyklus.



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