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Warten auf Yellen, Draghi und Harvey

25.08.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Am Ölmarkt dreht sich derzeit alles um Wirbelsturm Harvey. Dieser soll in der kommenden Nacht als stärkster Sturm seit 12 Jahren auf das amerikanische Festland treffen. Betroffen ist die Golfküste von Texas. Die (ölmarktspezifischen) Fakten zur Region: 17% der US-Rohölproduktion befinden sich im Golf von Mexiko, und davon waren laut der US-Sicherheitsbehörde gestern früher Abend unserer Zeit knapp 10% bzw. knapp 170 Tsd. Barrel pro Tag geschlossen. Dieser Ausfall führt allerdings am bisher gut versorgten Rohölmarkt kaum zu einer Preisreaktion.

Viel entscheidender ist, dass sich rund 45% der US-Raffineriekapazitäten an der Golfküste befinden. Hiervon mussten laut Reuters-Schätzungen ebenfalls rund 10% schließen, was einem Nachfrageausfall von knapp 1 Mio. Barrel pro Tag entspricht. Hinzu kommt, dass der Schiffsverkehr eingeschränkt ist und so auch die Versorgung der übrigen Raffinerien ins Stocken gerät.

Entsprechend schossen die Produktpreise nach oben: US-Benzin verteuerte sich um fast 10%, und der Crackspread erreichte wieder 19 USD je Barrel. Der Future für (amerikanisches) Heizöl zog nicht ganz so stark an, binnen zwei Tagen um 5% an. Aber der diesbezügliche Crackspread ist ohnehin in den letzten Monaten stark gestiegen und befindet sich nun auf einem Zwei-Jahreshoch.

Die europäischen Märkte reagieren dagegen noch gemäßigt: Der Gasöl-Brent-Crackspread stieg auf 13 USD je Barrel, was aber auch mit dem von PJK International gemeldeten Rückgang der ARA-Gasölvorräte zusammenhängen könnte. Ob es zu nachhaltigen Preisbewegungen kommt, wird letztlich von den Sturmschäden abhängen, die den Ölmarkt dann nächste Woche beschäftigen werden.


Edelmetalle

Der Goldpreis tritt im Vorfeld der heutigen Reden von Fed-Chefin Yellen und EZB-Präsident Draghi bei der Zentralbankkonferenz in Jackson Hole auf der Stelle. Gold handelt seit Anfang der Woche in einer immer enger werdenden Spanne knapp unterhalb von 1.290 USD je Feinunze.

Sollte Yellen die weit reduzierten Fed-Zinserhöhungserwartungen wiederbeleben - die Fed Fund Futures preisen aktuell nicht mal einen Zinsschritt bis Ende 2018 ein - könnte dies Gold unter Druck setzen. Die Rede von Draghi könnte Einfluss auf den EUR-USD-Wechselkurs haben und den Goldpreis auf diese Weise beeinflussen.

China hat laut Daten der Statistikbehörde Hongkong im Juli auf Nettobasis 72 Tonnen Gold aus Hongkong importiert. Das waren etwas mehr als im Vormonat, allerdings fast 20 Tonnen weniger als im Vorjahr. In den ersten sieben Monaten des Jahres summieren sich die Goldeinfuhren Chinas aus Hongkong auf 452,5 Tonnen. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum waren es noch 52 Tonnen mehr. Aus der Schweiz hatte China im Juli deutlich weniger Gold importiert.

Die von der Schweizer Zollbehörde zu Wochenbeginn gemeldeten 19 Tonnen waren die wenigsten in einem Monat seit Januar. In den ersten sieben Monaten zusammen waren es 191 Tonnen. In Indien summieren sich die Goldimporte in den ersten sieben Monaten laut Daten der Zentralbank auf knapp 580 Tonnen. Zwar war im Juli eine leichte Abkühlung zu beobachten. Diese fiel aber bei weitem nicht so stark aus wie nach der Einführung der Mehrwertsteuer Anfang Juli befürchtet wurde.


Industriemetalle

Der chinesische Verband der Produzenten sog. Seltener Erden hat vorgeschlagen, staatliche Reserven freizugeben sowie den zusätzlichen Kauf und die Lagerung dieser Materialien auszusetzen, um die Preisvolatilität einzudämmen. Der Vorschlag wurde nach einem Treffen des Verbands mit der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission und dem Staatlichen Reservebüro, das vor gut einer Woche stattfand, unterbreitet.

China ist mit einem Anteil von über 80% der weltweit größte Produzent von Seltenen Erden. In China liegen global betrachtet auch die größten Reserven dieser Metalle. Die staatlich vorgegebene Produktionsquote liegt 2017 wie schon in den letzten drei Jahren bei 105 Tsd. Tonnen. In den ersten sieben Monaten des Jahres hat China gemäß Daten der Zollbehörde 30,6 Tsd. Tonnen Seltene Erden exportiert, 12,5% mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Sollten tatsächlich Reserven freigegeben werden, dürfte auch noch mehr Material exportiert werden. Dies könnte die aktuelle Preisrally stoppen. Nach einem etwa zweijährigen Dornröschenschlaf schießen die Preise einiger Seltener Erden in China seit Mitte des Jahres nach oben. So hat sich zum Beispiel Neodym seitdem um 60% verteuert, Praseodym und Yttrium um jeweils rund 50%. Von ihren Allzeithochs Mitte 2011 sind die Preise aber noch weit entfernt. Seltene Erden sind essenzielle Bestandteile in der Produktion vieler Anwendungen in der Hightech- und Rüstungsindustrie.


Agrarrohstoffe

Der Internationale Getreiderat hat seine Schätzung für die weltweite Weizenernte 2017/18 um 10 Mio. auf 742 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Der globale Weizenmarkt soll nun einen Angebotsüberschuss von 4 Mio. Tonnen aufweisen (bisher 3 Mio. Tonnen Defizit). Der IGC näherte sich damit der Schätzung des US-Landwirtschaftsministeriums an, das einen Angebotsüberschuss von 6 Mio. Tonnen prognostiziert. Die Aufwärtsrevision der Weizenproduktion entfällt nahezu ausschließlich auf Russland, wo die Prognose um 9 Mio. auf 80 Mio. Tonnen nach oben revidiert wurde.

Die weltweiten Weizenbestände sollen daraufhin weiter steigen und am Ende des Erntejahres ein Rekordniveau von 248 Mio. Tonnen erreichen. Die Verfügbarkeit von Weizen ist somit reichlich, was keinen Spielraum für steigende Preise lässt. Bei Mais senkte der IGC seine globale Ernteschätzung um 3 Mio. auf 1,017 Mrd. Tonnen. Die Defizitschätzung für das Erntejahr 2017/18 erhöht sich damit auf 38 Mio. Tonnen. Hier ist der IGC deutlich pessimistischer als das USDA, das nur mit einem Defizit von 28 Mio. Tonnen rechnet.

Bei Sojabohnen bleibt der IGC ebenfalls pessimistischer als das USDA. Die Schätzung für die globale Produktion wurde nur um 2 Mio. auf 347 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Einer höheren Ernteschätzung für die USA stehen Abwärtsrevisionen für Brasilien und Argentinien gegenüber. Der Sojabohnenmarkt soll laut IGC ein Defizit von 4 Mio. Tonnen aufweisen (bisher 5 Mio. Tonnen). Das USDA erwartet dagegen einen Überschuss von 4 Mio. Tonnen.

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