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Unvorhergesehene Lieferausfälle im Irak

24.10.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis handelt wenig verändert bei 57,5 USD je Barrel. Unterstützung erhält der Preis von niedrigeren irakischen Ölexporten. In den ersten drei Oktoberwochen lagen diese Verladedaten zufolge gut 200 Tsd. Barrel pro Tag unter dem Septemberniveau. Knapp die Hälfte des Rückgangs entfällt dabei auf den Norden, wo die Ölproduktion im Gebiet um Kirkuk wegen des Konflikts mit den Kurden vorübergehend unterbrochen war.

Die Lage dort normalisiert sich auch nur langsam. Aktuell liegen die Lieferungen durch die Ölpipeline von Kirkuk an den türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan laut gut unterrichteter Quellen bei 300 Tsd. Barrel pro Tag. Das ist zwar etwas mehr als Ende letzter Woche, aber nur die Hälfte der normalen Liefermenge. Der irakische Ministerpräsident hatte deswegen am Wochenende angekündigt, die Ölexporte aus dem Süden des Landes um 200 Tsd. Barrel pro Tag zu erhöhen. Doch auch diese liegen nach drei Wochen im Oktober 110 Tsd. Barrel pro Tag unter dem Vormonatsniveau.

Dies könnte mit ungünstigen Wetterbedingungen oder technischen Problemen zu tun haben. Eine dauerhafte Beeinträchtigung der Öllieferungen im Süden ist allerdings unwahrscheinlich. Der Irak könnte dennoch im Oktober erstmals in diesem Jahr seine Verpflichtungen aus dem Kürzungsabkommen erfüllen, wenngleich nicht ganz freiwillig. Laut dem Komittee zur Überprüfung der Produktionskürzungen lag die Umsetzung aller beteiligter Länder zusammengenommen im September bei rekordhohen 120%. Im Irak lag die Umsetzung zuletzt bei weniger als 50%.


Edelmetalle

Der Goldpreis fiel gestern zwischenzeitlich unter die 100-Tage-Linie auf 1.272 USD je Feinunze, den niedrigsten Stand seit Anfang Oktober. Im späten Handel und in der Nacht folgte dann eine Preiserholung auf gut 1.280 USD je Feinunze. Unterstützt wurde diese von einem etwas schwächeren US-Dollar und fallenden Anleiherenditen. Zudem drehten die US-Aktienmärkte nach einem freundlichen Start und dem Erreichen neuer Rekordhochs im Handelsverlauf ins Minus.

Der Dow Jones Inustrial Average und der S&P-500 verzeichneten jeweils den ersten Tagesrückgang seit sieben Handelstagen. Der VIX-Index, der die implizite Aktienmarktvolatilität des S&P-500 misst, ist gestern von unter 10 auf 11 gestiegen. Das ist aber noch immer ein sehr niedriges Niveau. Darin kommt eine übertriebene Sorglosigkeit der Marktteilnehmer zum Ausdruck. Ein Anstieg der Risikoaversion würde den Goldpreis merklich steigen lassen. Noch ist es aber zu früh, aus dem gestrigen Tag derartige Schlüsse zu ziehen.

Die russische Zentralbank CBR hat eigenen Angeben zufolge ihre Goldreserven im September um 1,1 Mio. auf 57,2 Mio. Unzen erhöht. Damit hat die CBR im letzten Monat gut 34 Tonnen Gold gekauft. Laut World Gold Council beliefen sich die Goldkäufe der CBR in den ersten acht Monaten des Jahres auf insgesamt 129 Tonnen. Die von der CBR für September gemeldeten Käufe wären demnach die höchsten seit Oktober 2016.

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Industriemetalle

Der weiterhin hohe Risikoappetit der Marktteilnehmer verhilft dem Kupferpreis heute erneut zu einem Sprung über 7.100 USD pro Tonne. In Shanghai markierte der Futures-Preis zwischenzeitlich sogar ein Vier-Jahreshoch bei über 55.800 CNY pro Tonne. Aus unserer Sicht treiben vor allem die Erwartungen über eine dauerhafte Angeboteinengung aktuell den Preis. Daher erwartet man mit Spannung den Ausblick der International Copper Study Group, der in dieser Woche veröffentlicht werden sollte.

Wir könnten uns allerdings vorstellen, dass der Preisanstieg das zu erwartende Defizit letztlich schrumpfen lässt. So ist die chinesische Kupferproduktion im September erneut um 6,8% ggü. Vorjahr gestiegen, und zwar auf 774 Tsd. Tonnen, den höchsten Stand seit Dezember 2014. Insgesamt lag Chinas Kupferproduktion in den ersten drei Quartalen mit 6,6 Mio. Tonnen 6,3% über dem Vorjahr. Gleichzeitig gingen die chinesischen Importe von Rohkupfer und Kupferprodukten in diesem Zeitraum um 9% auf 3,4 Mio. Tonnen zurück. D

as deutet an, das die hohe Inlandsproduktion den (zusätzlichen) Importbedarf Chinas dämpft. Der Rückgang der Exporte war mit -14% zwar ebenfalls deutlich, aber die Ausfuhren fallen mit lediglich 606 Tsd. Tonnen nicht so stark ins Gewicht. Letztlich zeigen auch die Positionierungsdaten der COMEX, das bei Kupfer „viele Erwartungen“ gehandelt werden: So sind die Netto-Long-Positionen der kurzfristig orientierten Anleger um 14% im Wochenvergleich gestiegen und nur noch 14% unter ihrem Rekordhoch.


Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis legte gestern um 2,5% zu, der Maispreis um rund 2%. Dies dürfte eine (Gegen-)Reaktion auf die am Freitag veröffentlichten Daten der CFTC gewesen sein, die einen Anstieg der Netto-Short-Positionen bei beiden Produkten zeigten. Gestern bestätigte das USDA in seinem Erntefortschrittbericht nochmals, dass die US-Maisernte deutlich langsamer als normalerweise von statten geht, was zu Positionsglattstellungen führen könnte.

Die Prognoseeinheit MARS der EU-Kommission reduzierte in ihrem gestern veröffentlichten Monatsbericht den erwarteten EU-Durchschnittsertrag bei Mais um 1%. Damit dürfte er etwa im Mittel der letzten 5 Jahre liegen. Deutlich besser sollen 2017 die Maiserträge in den Niederlanden und Rumänien sein, aber auch in Frankreich und Deutschland beträgt das Plus gegenüber dem 5-Jahresdurchschnitt demnach 4,5% bzw. 3,8%, nachdem die Erträge 2016 enttäuscht hatten. Zudem meldete MARS Aussaatverzögerungen bei Wintergetreide insbesondere in den nördlichen Teilen der EU, darunter auch im Norden Deutschlands.

Grund dafür sind neben einem späten Beginn wegen der spät beendeten Ernte der Vorfrüchte vor allem starke Regenfälle. In anderen Teilen Deutschlands sowie in Frankreich und Polen verläuft die Aussaat des Wintergetreides dagegen laut MARS wenig problematisch. In Frankreich war anders als in vielen anderen Ländern auch die Rapsaussaat zügig vorangegangen.



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