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Kostenexplosion im Goldbergbau: Die ganze Branche steht auf wackligen Beinen

02.11.2017  |  Steve St. Angelo
Die Goldindustrie wurde auf einem Fundament aus Schulden und billiger Energie errichtet. Die Tage, in denen die Arbeitskraft von Menschen und Tieren zum Einsatz kam, um das gelbe Metall zu fördern, sind lange vorbei. Zwar wird noch immer ein kleiner Teil des weltweit produzierten Goldes auf herkömmliche Weise gewonnen, doch der bei Weitem größte Teil wird mit Hilfe riesiger Maschinen sowie enormer Mengen an Kapital, Energie und Materialien abgebaut. Das globale Goldangebot stammt aus einem äußerst komplexen Industriezweig, in dem viele kleine Rädchen ineinander greifen. Wenn eines dieses Rädchen ausfällt oder sich nicht mehr richtig dreht, bricht die gesamte Angebotskette zusammen.

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Der Minenkomplex Pueblo Viejo in der Dominikanischen Republik ist ein Beispiel für eine der neusten Goldminen weltweit. Die Mine befindet sich im Besitz von Barrick (60%) und Goldcorp (40%) und ihr Bau kostete ganze 3,7 Mrd. $. Die Produktion in Pueblo Viejo startete 2013 und hat mittlerweile die volle Minenkapazität erreicht. Der Goldausstoß der Mine beläuft sich auf mehr als 1 Mio. Unzen im Jahr. Nach Angaben von Barrick lagen die Umsatzkosten 2016 bei 564 $ je Unze. Darin sind jedoch noch nicht alle tatsächlichen Kosten enthalten. Wir müssen auch Verwaltungsausgaben, Explorationskosten, Ertragssteuern usw. berücksichtigen.

Noch nicht mit einberechnet sind bis jetzt zudem die Vorlaufkosten von 3,7 Mrd. $ für den Bau der Mine. Den Angaben zufolge besitzt die Mine Pueblo Viejo nachgewiesene und wahrscheinliche Goldreserven im Umfang von 15,5 Mio. Unzen. Auch wenn weitere Entdeckungen diese Reserven in Zukunft vergrößern werden, erhöhen sich die Kapitalkosten um 250 $ je Unze Gold, wenn wir zunächst eine Amortisierungszeit von 15 Jahren annehmen.

Die Umsatzkosten von 564 $ je Unze plus die Kapitalkosten von 250 $ je Unze ergeben also bereits 814 $ je Unze. Kalkuliert man alle weiteren Posten mit ein, belaufen sich die Produktionskosten der Mine insgesamt auf über 900 $ je Unze. Das ist nur meine eigene, einfache Rechnung, die nicht mit der komplizierteren Kapitalwertmethode verwechselt werden sollte, die die Unternehmen selbst verwenden. Obwohl Pueblo Viejo unter allen Goldminen von Barrick die Mine mit den geringsten Kosten ist, beliefen sich die Gesamtkosten für die Goldgewinnung meinen Berechnungen zufolge im letzten Jahr auf 1.125 $ je Unze, verglichen mit einem durchschnittlichen Spotpreis von 1.251 $.

Nichtsdestotrotz handelt es sich bei Pueblo Viejo um einen äußerst modernen Minenkomplex, der im letzten Jahr 7,5 Mio. Tonnen Roherz aufbereitet und daraus 1,1 Mio. Unzen Gold gewonnen hat. Dem Sustainability Report des Unternehmens zufolge war dazu der folgende Material- und Energieaufwand notwendig:

  • 1. 18,5 Mrd. Liter Wasser
  • 2. 3.100 Tonnen Zyanid
  • 3. 338.000 Tonnen Kalk
  • 4. 18,7 Mio. Gigajoule Energie (entspricht ca. 3,1 Mio. Barrel Öläquivalent)

Die Liste zeigt natürlich nur eine kleine Auswahl aller benötigten Materialien, denn bei einer modernen Mine wie Pueblo Viejo ist die Goldgewinnung nur mit Hilfe einer komplexen Versorgungskette möglich. Der Großteil dieser Materialien und Energie muss zudem erst in die Dominikanische Republik importiert und bis zur Mine transportiert werden. Zur Ausrüstung der Mine zählen beispielsweise diese Maschinen:

  • 34 Muldenkipper, Typ CAT 789
  • 2 Bagger, Typ Hitachi 3600
  • 3 Schaufellader, Typ CAT 994F
  • 30 zusätzliche Großgeräte

Allein für die Wartung der Muldenkipper müssen schätzungsweise 18 Mio. $ veranschlagt werden. Wenn einer dieser 34 Trucks nicht einsatzfähig ist, wird es richtig teuer: Der Ausfall eines dieser Fahrzeuge kostet das Unternehmen 700 $ je Stunde. Die sechs Reifen eines CAT 789 kosten ca. 30.000-40.000 $ pro Stück und halten etwas länger als ein Jahr. Außerdem hat der Muldenkipper einen Kraftstoffverbrauch von etwa 784 l pro 100 km.


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