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Rohstoff Express: Öl: Wohin geht die Reise?

12.12.2006  |  Marius Steininger
Nach dem rund 25prozentigen "Spätsommer-Crash" ging es am Ölmarkt in den letzten Wochen verhältnismäßig ruhig zu. Die Notierungen des "schwarzen Goldes" schwankten bei mäßiger Volatilität um die Marke von 60 US-Dollar und straften damit einmal mehr diejenigen Analysten Lügen, die bis Ende 2006 Kurse deutlich unter 50 US-Dollar prognostizierten. Viele Anleger fragen sich nun: Wie geht es weiter mit dem "Schmierstoff der Weltwirtschaft"?


Anhaltend hoher "Öldurst"

Von einer nennenswerten Abflachung der globalen Nachfrage kann zumindest mittelfristig nicht ausgegangen werden. Denn die Gleichung ist ebenso simpel wie überzeugend: Läuft die Konjunktur, braucht man Öl! Und gerade in aufstrebenden Ländern wie China oder Indien wächst die Wirtschaft in Atem beraubenden Tempo. Erst kürzlich meldete Peking für 2006 ein Wirtschaftswachstum von über elf Prozent. Angepeilt waren eigentlich acht Prozent. Diese Zielsetzung gilt auch für das kommende Jahr. Tatsächlich jedoch dürfte die Wirtschaft im "Reich der Mitte" auch 2007 prozentual mindestens zweistellig zulegen. Ähnlich wird es in Indien und anderen fernöstlichen "Boom-Regionen" aussehen. Allein die bloße Vorstellung, dass in diesen Ländern Jahr für Jahr zig Millionen neue Autos mit Verbrennungsmotor zugelassen werden, sollte potenziellen "Öl-Bären" eigentlich zu denken geben.


"Peak Oil" schon Realität?

Vor allem, weil das Angebot langsam aber sicher knapper werden wird. Alle wichtigen Förderländer produzieren nahe ihrer Kapazitätsgrenze. Als Folge hiervon lässt die Produktivität der meisten großen Ölfelder bereits heute erkennbar nach. Zwar identifizieren die Energiekonzerne immer wieder einmal das eine oder andere neue Vorkommen. Dennoch dürfte es außerordentlich schwierig werden, das momentane Förderniveau dauerhaft beizubehalten. Nicht umsonst war in den vergangenen zwölf Monaten die weltweite Ölproduktion trotz hoher Preise rückläufig. Möglicherweise hat die Welt im Dezember 2005 sogar bereits den lang erwarteten Höhepunkt - oder den berühmten "Peak" - der globalen Ölförderung gesehen. Aber selbst wenn sich die Fördermengen im nächsten Jahr wieder steigen sollten, ist eines klar: Peak Oil wird kommen - und zwar recht bald! Spätestens dann sollte der Ölpreis sich an dem guten alten DDR-Motto orientieren: Vorwärts immer, rückwärts nimmer!


Geopolitische Risiken halten an

Letztlich dürfte der Großteil des Preisrückgangs beim "schwarzen Gold" in den zurückliegenden Monaten Ausdruck der politischen Entspannung in diversen Krisengebieten gewesen sein, die zu den bedeutenden Erdöl-Produzenten gehören. Dennoch darf man die nach wie vor bestehenden geopolitischen Risiken keinesfalls unterschätzen. Der Nahe Osten gleicht immer noch einem Pulverfass und es wäre mehr als naiv anzunehmen, Israel werde tatenlos zusehen, wie die Perser sich eine Atombombe bauen. Auch Nigeria scheint nicht zur Ruhe zu kommen und die Wiederwahl des nicht unbedingt prowestlichen Präsidenten Chavez in Venezuela spricht ebenfalls nicht für einen in Zukunft reibungslosen "Ölfluss".


Fazit:

Kurzfristig sollte sich das Aufwärtspotenzial beim "Schmierstoff der Weltwirtschaft" nicht zuletzt wegen des wahrscheinlich recht warmen Winters in der nördlichen Hemisphäre (Stichwort "El Nino") zwar in Grenzen halten. Auf längere Sicht jedoch muss mit einem deutlichen Anstieg der Notierungen gerechnet werden. Eventuell kommen die im Sommer prognostizierten dreistelligen Kursen schneller, als manch einer derzeit denken mag!


© Marius Steininger
www.derivate-magazin.de



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