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Edelmetalle Aktuell

27.12.2006  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.

Die vergangene Woche war vor allem geprägt durch eine Erholung des Gold- und des Platinpreises, eine, wenn auch auf niedrigem Preisniveau, andauernd hohe Volatilität der Silbernotierung und einmal mehr einen ausgesprcohen ruhigen Handel mit Palladium. Die Käufer bei den beiden erstgenannten Metallen ließen sich vor allem von einem höheren Ölpreis stimulieren, der zeitweise auf ein 6-Wochen-Hoch bei über 64 $ je Barrel stieg, aber auch von einem schwächeren Dollar, der zum Beispiel gegenüber dem Euro vorübergehend von 1,3050 auf rund 1,3250 zurückfiel. Im Gegensatz zu der kaum vorhandenen physischen Nachfrage bei den Platinmetallen war das Interesse der Industrie an den Schwestermetallen Gold und Silber in dieser Woche wieder einmal erstaunlich hoch.


  • Gold

Nach der kräftigen Verkaufswelle vom letzten Freitag, die einen Kursverlust von 15 $ je Unze brachte, haben sich die Anhänger des gelben Metalls in dieser Woche zunächst deutlich zurückgehalten. Nicht zuletzt deshalb fiel die Notierung zunächst weiter und erreichte am niedrigste Niveau seit Anfang November.

Damit war allerdings für diese Woche das Schlimmste bereits überstanden und im Kielwasser eines schwächeren Dollars, eines höheren Ölpreises und einer andauernden industriellen Nachfrage gab es auch spekulative Käufe, die das Metall nach und nach wieder auf 624 $ je Unze klettern ließen. Die Verwerfungen auf dem thailändischen Finanzmarkt, wo die Zentralbank am Montag Kapitalkontrollen eingeführt hatte, um so den Zufluss von spekulativen Auslandsinvestments zu bremsen, hatten jedoch auf das Gold keine (positiven) Auswirkungen, da die Maßnahmen relativ schnell von der Zentralbank wieder rückgängig gemacht wurden.

Die Region zwischen 624 $ und 628 $ je Unze bietet, charttechnisch betrachtet weiter erhebliches Widerstandspotenzial. Wir glauben nicht, dass das Metall in der kommenden, kurzen Woche nach oben wird durchbrechen können. Längerfristig jedoch bleiben wir für das gelbe Metall weiter positiv gestimmt und glauben, dass Kurse zwischen 575 $ je Unze und 625 $ je Unze im nächsten Jahr rückblickend als gutes Einstiegsniveau werden betrachtet werden.

Paul Walker, Chefs das Londoner Analysehauses GFMS Ltd., sagte in einem Interview gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass der Goldabsatz in Indien im Jahr 2006 aller Voraussicht nach unter 700 Tonnen fallen werde, das wären über 50 Tonnen weniger als im Vorjahr. "2006", so Walker in der Begründung für den Rückgang, "war ein Jahr mit Rekordpreisen in Rupien und mit einer massiven Volatilität“. Walker sagte weiter, dass insbesondere die Importe im zweiten Quartal extrem schlecht gewesen sein, als die internationale Notierung kurzzeitig über 700 $ je Unze lag.

Die Europäische Zentralbank erklärte in der vergangenen Woche, dass zwei ihrer Mitgliedsbanken rund 27 Tonnen Gold verkauft hätten. Dies war ein deutlich höherer Betrag als zuletzt üblich, in den vergangenen Monaten hatte die Menge oft bei plus/minus 7 Tonnen gelegen. Heute gab schließlich die Zentralbank von Slowenien bekannt, dass sie dem Goldabkommen der europäischen Zentralbanken beigetreten sei und dass sie in Zukunft ihre Goldleiheaktivitäten, sowie die Nutzung von Options- und Termingeschäften nicht ausweiten werde. Der Schritt ist eine Folge des Beitritts der Slowenen zu Eurozone am 1. Januar 2007. Die Zentralbank verfügt aber lediglich über eine Goldreserve in Höhe von 5 Tonnen.


  • Silber

Das weiße Metall, das sich nach dem starken Preisverfall vor dem letzten Wochenende zunächst zwischen 12,80 $ je Unze und 12,90 $ je Unze stabilisieren konnte, verlor dann am Montag angesichts eines erneut nachgebenden Goldpreises weiter an Wert. Sehr schnell fiel es auf ein Niveau von 12,26 $ je Unze zurück, dies war der niedrigste Stand der letzten sechs Wochen. Eine Welle industrieller Nachfrage in Kombination mit spekulativen Käufen sorgten dann aber für eine Trendwende und das Metall stieg zurück in eine Spanne zwischen 12,40 $ je Unze und 12,70 $ je Unze, wo es für den Rest der Woche blieb.

Die Notierung muss sich nun über 12,60 $ je Unze auf der Geldseite etablieren, bevor sie einen neuen Anlauf in Richtung des technischen Widerstands bei 12,90 $ je Unze nehmen kann. Auf unteren Seite muss jetzt der Tiefstkurs dieser Woche bei 12,25 $ je Unze halten, ansonsten würde sich das Bild deutlich eintrüben.


  • Platin

Eine Folge des schwachen Goldpreises, der am letzten Freitag einen Kursverlust in Höhe von drei Prozent hatte hinnehmen müssen, war, dass das Platin in dieser Woche ebenfalls schwächer eröffnete. Am Montagmorgen handelte das Metall in Japan dann bei nur noch 1.094 $ je Unze. Von diesem Niveau aus konnte es sich allerdings erholen, angetrieben teilweise durch einen wieder steigenden Goldpreis und eine freundlichere Entwicklung beim Öl, vor allem aber durch zwei fundamentale Nachrichten: Zunächst berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass es bei Norilsk Nickel Anfang des kommenden Jahres zu Lieferverzögerungen beim Platin kommen könnte. Die russische Regierung werde es angesichts bürokratischer Hürden vermutlich nicht mehr schaffen, rechtzeitig die Exportgenehmigungen zu erteilen, so die russische Nachrichtenagentur Interfax laut Bloomberg. Ein Sprecher von Norilsk Nickel sagte dazu, dass sein Unternehmen die notwendigen Genehmigungen schon vor dem 1. Oktober beantragt hätte. Solange diese nicht vorlägen, könne der russische Minengigant die Exporte nicht aufnehmen, die für rund ein Zehntel seiner Erträge verantwortlich sind.

Auch aus Südafrika gab es Meldungen über Produktions- bzw. Lieferprobleme: Lonmin, der drittgrößte südafrikanische Produzent von Platinmetallen, sagte am Montag, dass es erneut ein Leck in einem seiner Schmelzöfen gegeben habe und die Firma diesen daraufhin habe abstellen müssen. Die jetzt notwendigen Reparaturen werden rund 30 bis 40 Tage andauern. Während dieser Zeit wird Lonmin das in einer Vorstufe weiter produzierte Erzkonzentrat ansammeln. Die in London beheimatete Firma erwartet in der ersten Hälfte des Finanzjahres 2007 einen Produktionsverlust in Höhe von 30.000 bis 40.000 Unzen Platin, hofft aber, diesen im zweiten Halbjahr wieder wettmachen zu können.

Der Platinpreis erreichte am Donnerstag dieser Woche dann seinen Höchstkurs bei 1.122 $ je Unze und wird seitdem in einem engen Band beiderseits der Marke von 1.120 $ je Unze gehandelt.

Angesichts dessen, dass viele Finanzmärkte auf Grund der Weihnachtsfeiertage für einen Teil der nächsten Woche geschlossen sind, dürfte der Markt in den kommenden Tagen vergleichsweise ruhig verlaufen. Das liegt auch daran, dass wir für die nächste Zeit keine stärkeren Gewinnmitnahmen von Investoren und Spekulanten mehr erwarten und dass wir zumindest für die nächsten 10 Tage auch noch kein Ende der Ruhe bei der industriellen Nachfrage sehen. Sollte diese im neuen Jahr dann aber endgültig anspringen, werden Preise weit unter der Marke von 1.100 $ je Unze wohl eher unwahrscheinlich sein.


  • Palladium

Palladium handelt nach wie vor in der altbekannten Spanne beiderseits der Marke von 324 $ je Unze, wobei der Tiefstkurs gleich zweimal am Montag und Dienstag erreicht wurde und das Wochenhoch schließlich am Donnerstag. Wir sehen weiter keine Veränderung bei der kurzfristigen Gesamtsituation, glauben aber, das, wenn die anderen Metalle nicht bald zu neuen Höhenflügen ansetzen, die Gefahr für Kursverluste beim Palladium deutlich ansteigt. Viele Spekulanten verfügen aktuell schon über umfangreiche Pluspositionen, durch die sie auf ein sich weiter verbesserndes Umfeld bei dem weißen Metall wetten. Zu den immer wieder genannten Punkten in diesem Zusammenhang gehört eine möglicherweise steigende Nachfrage der Automobilindustrie, aber auch der Absatz in China in Form von Schmuck (der in diesem Jahr allerdings bereits schon wieder nachlässt).

Diese Bullen könnten am Ende gezwungen sein, ihre Position zu schließen, wenn das Palladium zu irgendeinem Zeitpunkt unter die Marke von 300 $ je Unze fällt. Sollte dieses Szenario tatsächlich eintreffen, wäre auch ein Test der Tiefstkurse vom Juni bei rund 260 $ je Unze nicht auszuschließen.


  • Rhodium

Das teuerste aller Edelmetalle hat in der ersten Hälfte dieser Woche weitere, erhebliche Kursgewinne verzeichnen können und durchbrach am Mittwoch zum ersten Mal seit Mai die Marke von 6.000 $. Für diesen Anstieg um mehr als 600 $ je Unze seit dem vergangenen Freitag gab es eine Reihe von Gründen: Zunächst scheint es so zu sein, das Endverbraucher, aber auch Weiterverarbeiter aktuell nur über vergleichsweise geringe Vorräte verfügen, um so die möglichen bilanziellen Folgen der Bestände zu minimieren. Aber nicht nur die Endverbraucher scheinen aktuell mit geringen Vorräten zu operieren, auch bei den Minengesellschaften sieht es so aus, als wären die Reserven weniger umfangreich als in den Vorjahren. Dass die Preisexplosion in den letzten 24 Stunden trotzdem zum Stillstand kam, ist in erster Linie den Pluspositionen von Händlern geschuldet, welche zahlreich die hohen Preise für Gewinnmitnahmen nutzten. Diese vielen, vom Einzelumfang her aber eher kleinen Abgaben sorgten dafür, dass der Preis seit gestern Nachmittag um fast 400 $ gefallen ist. Auch die neuen Preise ziehen noch immer kein größeres Kaufinteresse an. Wir glauben aber, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Industrie wieder auf der Käuferseite auftaucht und empfehlen deshalb, das Metall auf der Basis nach unten abgestufter Zielpreise zu kaufen.

Weiter bergauf stürmt derweil das Ruthenium, für das gestern bereits Preise in Höhe von 590 $ und 600 $ je Unze bezahlt wurden. Was die Gründe für den Höhenflug angeht, hat sich nichts geändert, noch immer ist es eine Kombination aus industrieller Nachfrage und vereinzelten Käufen durch Investoren, die den Preis nach oben treibt.

Nichts Neues gibt es dagegen beim Iridium, obwohl die industrielle Nachfrage anhält, liegt der Preis weiter unverändert bei 400 Unze.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (22.12.2006)








Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.

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