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Teil 3: Gold vs. US-Dollar: "Folge mir unauffällig"

01.07.2003  |  Stephan Bogner
3.1. Allgemein

Der Preis physischen Goldes wird durch mehrere makroökonomische Faktoren (u.a. Wechselkurse, Zinsen, Inflation) geprägt. Einzelne Faktoren mögen für Investoren mehr oder weniger wichtig erscheinen. Denn wie bei anderen Waren auch, ist die allgemeine Marktauffassung über die einzelnen Faktoren, die auf den Preis einwirken, konstant unterschiedlich.


3.2. Beziehung zwischen Gold und Wechselkursen

Kevin Commins vertritt in seinem 1990 erschienenem Buch "Gold Futures" die Auffassung, daß Währungen einen starken Einfluß auf den Goldpreis haben, jedoch verweist er auf die "internen Faktoren" im Goldmarkt, die ebenfalls keine "sure-fire-rules" sind, um beispielsweise die Investitionsnachfrage zu erklären.(1) Eugene Sherman fügt dem hinzu, daß für viele Investoren der US-Dollar der Hauptfaktor zur Bestimmung des Goldpreises sei.(2)

Wie die allbekannte Währungsgeschichte uns lehrte, läßt sich zwischen der Dollarkursentwicklung und dem Goldpreis in Dollar pro Unze generell, insbesondere aber seit Anfang der 70er Jahre als die amerikanische Notenbank die Konvertibilität des Dollars in Gold aufhob, eine inverse Beziehung feststellen. Eine im Vergleich zu den Hartwährungen der wichtigsten Handelspartner starke US-Valuta war jeweils für einen schwachen Goldpreis, ein schwacher Dollar dagegen für eine feste Unzennotiz verantwortlich. Dieser Zusammenhang war bei der Deutschen Mark, der hauptsächlichen Konkurrenzwährung des Dollars, besonders ausgeprägt. In der Regel stieg und fiel die Mark zusammen mit den Goldpreisen, wobei kleinere Zeitverschiebungen durchaus vorkamen. Für den Schweizer Franken gilt im Prinzip dasselbe. Beim Yen und beim Britischen Pfund ist die Korrelation weniger ausgeprägt.

Es gibt auch deswegen eine Beziehung zwischen Währungen und Goldpreise, weil Währungen inflationäre Wirkungen inne wohnen. Ein schwächender Dollar deutet auf zunehmende Inflation hin, während ein anziehender Dollar auf eine abnehmende hinweist. In manchen Fällen jedoch korrelieren die Veränderungen des US-Dollars nicht mit denen der Inflation. Zwischen 1985 und 1987 fiel der Dollar um die 50% gegenüber dem Yen, obwohl die Inflation gleichzeitig stieg. Die Goldpreise zogen gebremst an.

Abbildung 1 veranschaulicht die inverse Beziehung zwischen dem US-Dollar und dem Goldpreis zwischen 1992 und 2000. Die täglichen Kurse wurden 1992 mit 100 indexiert.

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Abbildung 1: Goldpreis und durchschnittlich gewichteter US-Dollar 1992-2000 (3)


"Eines der wichtigsten Kriterien für die Preisbildung des gelben Metalls ist das Maß des weltweiten Vertrauens in den US-Dollar." (5) Sherman formuliert ergänzend, daß viele Investoren den US-Dollar und Gold als "safe-haven-investments" betrachten, "that is, instruments that retain value in periods of economic and political uncertainty." (6) Wenn der Dollar an Wert gewinnt (und die Heimatwährung an Wert verliert), erhöhen internationale Investoren ihre Dollar-Investitionen und reduzieren ihre Goldanteile. Das Gegenteil ist bei einem stagnierenden Dollar der Fall.

Die neunziger Jahre zeigen eine fundamentale Neubewertung der internationalen Reserve-medien. Der US-Dollar konnte im Jahre 1995 mit dem Beginn der "New Economy" seinen langjährigen Abwärtstrend überwinden, der nach dem Ende der Hochzinspolitik Reagans im Jahre 1986 begonnen hatte. Die technologische Vorreiterrolle der USA im IT-Sektor und das überdurchschnittliche Wirtschaftswachstum sowie geringe Inflationszahlen begünstigten Kapitalflüsse in die USA, die den Wert eines US-Dollars in der Spitze auf knapp 2,39 DM (0,823 Dollar pro Euro) nach oben getrieben haben. Trotz der Finanzkrise, die dem Platzen der japanischen Aktienblase im Jahre 1990 folgte, konnte auch der japanische Yen gegenüber der DM zulegen. Goldbesitzer mußten in den neunziger Jahren Verluste hinnehmen. Der Goldpreis pro Unze sank von 670 DEM zwischenzeitlich bis auf 460 DEM, die kurzzeitige Erholung auf über 600 DEM war größtenteils auf den Höhenflug des US-Dollars gegenüber den europäischen Währungen zurückzuführen.

In den letzten Monaten haben (nicht nur beim US-Dollar) weltweite Wechselkursschwankungen völlig neue Dimensionen erreicht. Angesichts der bestehenden fundamentalen Ungleichgewichte und den kollabierenden Finanzmärkte erscheinen gerade die Weltreservewährungen von spekulativen Attacken und Währungskrisen bedroht. Diese akute Bedrohung könnte sich für vorausschauende, antizyklisch-agierende Investoren als einmalige, vielleicht "letzte" Chance erweisen, bevor die weltweiten Fiat-Währungen ihren intrinsischen Wert erreicht haben - wenn nicht was dazwischen kommt.


3.3. JIT - just in time

Im Voy-Forum (7) wird gezeigt, wie die inverse Beziehung des Goldes gegenüber dem USD Ende 1999 bis Ende Juni 2002 verlief. Deutlich an Abbildung 2 zu erkennen ist diese Beziehung ab Januar bis Juni, als der Goldpreis von 280 auf 330 USD zulegen konnte, während der Dollar von 120 Indexpunkten auf 112 Punkte eingebrochen ist. Obwohl der USD besonders stark im Juni gefallen ist (von 112 Indexpunkte auf 106 in nur drei Wochen), setzte bei Gold ab dem 20. Juni eine starke Verkaufswelle ein, wie Abbildung 2 und 3 zeigen.

Gold näherte sich der 330-Dollar-Marke, aber ein Durchbrechen dieser psychologisch wichtigen Marke konnte nicht erreicht werden, da aggressive Goldverkäufe dies verhinderten. (Dollar oben, Gold unten, monatlich):

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Abbildung 2: Gold- und US-Dollar-Beziehung Ende 2001 bis Ende Juni 2002


Abbildung 3 zeigt den Goldpreisverlauf zwischen dem 20. und 28. Juni 2002. In nur vier Tagen brach der Goldpreis von 326 auf 311 US-Dollar ein. Der Preistrend seit Anfang des Jahres wurde somit ab dem 24.06. unterbrochen.

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Abbildung 3: Goldpreisentwicklung zwischen dem 19. und 29. Juni 2002


Deutlich zu erkennen ist die Trendwende am 24. Juni zwischen 05:15 und 12:00 Uhr. In dieser Zeit war die New Yorker COMEX teilweise von allen anderen Märkten abgekoppelt. Fast zeitgleich 24 und 48 Stunden später fiel der Goldpreis erneut.

Es kann somit festgestellt werden, daß der Goldpreis hauptsächlich vormittags gefallen ist. Abbildung 4 verdeutlicht dies auch an den drei darauffolgenden Tagen (26./27./28. Juni) als der Goldpreis von 325 auf 314 USD einbrach. Deutlich zu erkennen ist, daß der Goldpreis am 26. und 28. Juni vor allem zwischen 9:00 und 15:00 Uhr (=Handelszeit New York) eingebrochen ist:

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Abbildung 4: Goldpreisentwicklung zwischen 26. und 28. Juni 2002 einzelner Handelsplätze (9)





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