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Ausblick für 2010 - Quantative Easing eilt zu Hilfe, weltweit…

12.01.2010  |  Clive Maund

Das Jahr endete ganz typisch mit einer "Santa-Claus-Rally" bei leichtem Volumen. Verständlicherweise herrscht beträchtliche Beklommenheit hinsichtlich der Frage, was das neue Jahr, jetzt nach der langen Erholung seit März, bringen wird. Zudem ist bekannt, dass sich die Verkaufswilligen während der letzten Wochen zurückhielten und auf das neue Jahr warteten, um dann aus steuerlichen Gründen zu verkaufen.

Es sieht nicht gut aus, gerade mit Blick auf den eher erschreckenden Rückgang während der letzten Handelsstunden vor den Weihnachtsfeiertagen. Einhergehend mit der weitverbreiteten Erwartung schwerer Kursverluste ist die Stimmung jetzt allerdings so bärisch, dass der Markt mit einem plötzlichen Neuanstieg überraschen könnte - vielleicht nach einem anfänglichen aber deutlichen Rückgang.

Diese Möglichkeit wird noch wahrscheinlicher, weil der Markt eigentlich ganz gute Fortschritte gemacht hat (wenn wir die kräftigen Gewinne beim Dollar einrechnen), obgleich es allgemein den Anschein hatte, die Märkte hätten sich im Dezember nur schwach erholt.

Es scheint sogar so, als seien die Märkte zu einem weiteren Aufwärtstrend aufgebrochen. Und in der Tat sieht der Markt ganz gesund aus in seinem Euro-Chart; und daher ist es sinnvoll, den normalen S&P 500-Chart mit dem Chart für denselben Index aber in Euro zu vergleichen. Deshalb finden Sie unten zwei Charts.

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Wie viele von uns werden das aus dem eigenen Privatleben kennen: Wenn "Geld keine Rolle spielt", so sind den Dingen, die wir erreichen können, fast keine Grenzen gesetzt - alles ist möglich. Es könnte also ganz so scheinen, als hätten einige von uns (Autor eingeschlossen) nicht genügend Vertrauen in unsere illustre Führung gehabt und in deren Fähigkeit, all die wirtschaftlichen Probleme durch das simple Hilfsmittel der Geldschöpfung zu lösen, also durch Geld, das ganz gleich in welchem notwendigen Umfang geschöpft wird, um das Problem, ganz gleich welches, in den Griff zu bekommen.

Der gebildete Ausdruck für diese Geldschöpfung lautet "Quantitative Easing" (Quantitative Lockerung), der zunehmend nur noch mit QE abgekürzt wird und nun so klingt, als könne man es in der Apotheke kaufen, um sich damit bei Verdauungsproblemen Abhilfe zu schaffen. Aber eigentlich bedeutet er Geldschöpfung aus dem Nichts, im allgemeinen Sprachgebrauch auch als "Gelddrucken" bezeichnet.

Doch heutzutage macht man sich nicht mehr krumm, um ganz gewöhnliches Geld zu drucken, man bringt es einfach elektronisch auf - wie durch Zauberei. Wie dem auch sei, der Punkt ist, dass die bislang als ungeheuerlich angesehen Probleme alle auf "Knopfdruck" durch Schöpfung von Geld gelöst werden können; Geld, das in ausreichend großen Mengen erstellt wird, um alles gemütlich dahinbrummen zu lassen.

Bei diesen Problemen handelt es sich zum Beispiel um toxischen Müll aus dem Subprime-Betrug und aus der Schmelze am Markt für kommerzielle Immobilien in den USA, die drohenden Bankrotte großer Unternehmen und Institutionen, die rasenden Staatdefizite in den USA und anderen Ländern wie Großbritannien, Griechenland und Spanien, die Aufrechterhaltung ausreichender Nachfrage nach US-Staatsanleihen und natürlich die übergeordnete Notwendigkeit, massive Bonuszahlungen an das Senior-Management der Großinstitutionen, ungeachtet der Leistung, aufrecht zu erhalten.

Sicherlich gibt es auch nachgeordnete Probleme wie hohe Arbeitslosigkeit, aber genau genommen hat dies eigentliche positive Auswirkungen, denn es diszipliniert die Arbeiterschaft; die unteren Klassen sind dankbar, wenn sie überhaupt einen Job haben - ganz gleich welchen. Und man kann sie härter arbeiten lassen für’s selbe Geld oder aber für weniger, ganz nach dem Motto "verhalt’ gemein dich und halt sie fleißig". Der Trick ist, sie dabei nicht so verdrossen zu machen, dass sie über Revolution nachdenken.

Zwar kann die großzügige und allumfassende Anwendung des Quantitative Easing als Mittel betrachtet werden, das die meisten Problem auf dieser Erde abschwächt, doch gibt es ein allmächtiges Problem, gegen das selbst QE schwerlich angewendet werden kann - und das ist der Berg aus Derivaten. Die Anzahl der Derivate ist über die Jahre exponentiell angewachsen und hat einen Punkt erreicht, an dem das ganze Geld der Welt, die damit einhergehenden Verbindlichkeiten nicht begleichen könnte.

Und man glaubt, nur eine friedliche Intervention seitens der Planetenförderation könnte die Erde noch von diesem Problem befreien. Aber eine solche Intervention ist in absehbarer Zukunft eher unwahrscheinlich. Die einzige Option ist, so scheint es, die Derivatemenge weiter lawinenartig anwachsen zu lassen und die damit einhergehenden Verbindlichkeiten zu entwerten, indem man die Währungen, in denen sie ausgeschrieben sind, entwertet.

Es gibt zwei Hauptgründe, warum die Quantitativen Lockerungen voraussichtlich nicht nur ein von den USA angewandter Ansatz zur Lösung wirtschaftlicher Probleme bleibt, sondern auch weltweit Anwendung finden wird. Der eine Grund: Niemand kann ein Interesse daran haben, dass die Weltwirtschaft zusammenbricht und wie das Luftschiff Hindenburg brennt (wie auf dem Cover des Led Zeppelin-Albums).

Die Eliten führen eine opulentes und privilegiertes Leben, jenseits der Vorstellungskraft der Masse, was sich auch an den immensen Kosten und extravaganten Sicherheitsmaßnahmen zeigt, die nicht gescheut werden, um diese geschätzten Persönlichkeiten zu schützen, sollten sie sich entschieden haben, bei einem ihrer globalen Zusammenkünfte zu erscheinen.

Warum all das auf’s Spiel setzen, warum einen wirtschaftlichen Kollaps, Auflösungsprozesse hin zu Anarchie und eine mögliche Revolution zulassen, wenn sich all dies durch Liquiditätsschöpfung abwenden lässt und ein Dahindümpeln möglich ist? Würden Sie das machen, wenn sie an deren Stelle wären? Natürlich nicht! Daher kann man mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass die globalen Eliten schon längst hinter den Kulissen zusammengekommen sind und gemeinsam einen "globalen Bailout" organisiert haben, der nicht ohne Quantitative Easing auskommen kann, damit an den Brennpunkten, wo Sanierungs- und Hilfsmaßnahmen am dringendsten benötigt werden, gehandelt werden kann.



Der andere Hauptgrund für QE auf globaler Ebene: Andere Länder werden es nicht hinnehmen, dass die USA ihren Verpflichtungen durch die Verwässerung der eigenen Schulden entkommen. Und das geschieht, wenn sie ihre Währung, den Dollar, international abwerten. So wie sie es bis heute machen. "Was dem einen recht, ist dem anderen billig":

Andere Länder, und gerade andere Machtblöcke, haben zweifellos schon erkannt, welcher Weg einzuschlagen ist, um den Versuch der USA zu blockieren, sich durch eine großangelegte Dollarentwertung aus den eigenen Schulden herauszuwinden und die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Und dieser Weg führt über die Nachahmung des QE-Ansatzes.

Der Wettlauf ins Fiat-Tal hat also begonnen und die meisten Länder sind wild entschlossen, ihre eigenen Währungen zu entwerten und ihr Geldangebot hochzufahren. Diese Erkenntnis und auch die sich selbst verstärkenden Short-Glattstellungen haben die jüngste Erholung beim Dollar angetrieben.

Es kostet nicht viel Vorstellungskraft, um zu begreifen, dass immer größer werdende Geldmengen auf ein begrenztes Angebot an Gütern treffen, sollten alle Länder der Welt ihr Geldangebot stark aufblähen, um dadurch Liquiditätsprobleme zu lösen und um ihre Währungen aus Gründen der Wettbewerbsfähigkeit abzuwerten. Jetzt wie auch in Zukunft werden die Preise auf der ganzen Linie nach oben und immer höher getrieben - je stärker das Geldangebot wächst, desto stärker wird die Inflation ausfallen.

Aus all diesen Dingen können wir schlussfolgern, dass das Zinssatzgefälle zwischen den USA und anderen Ländern mit der Zeit geringer ausfallen wird, was einen Dollar-Carry-Trade weniger reizvoll macht. Zudem lässt sich schlussfolgern, dass der Bullenmarkt für Rohstoffe und Sammlergegenstände anhalten und sich intensivieren wird. Gold, als ultimative physische Anlage und größter Schutz gegen das Wüten der Inflation, wird der Hauptnutznießer werden, wenn das Geld beim wohl heißesten Momentum-Spiel überhaupt nicht nur nach Werterhaltung, sondern auch nach Gewinnen sucht.

Sollte dieser "Wettlauf ins Fiat-Tal" zu einem unkoordinierten allgemeinen Wettbewerb werden, was passieren könnte, so gehen wir von zunehmend hoher Inflation aus, die sich sogar in Richtung Hyperinflation entwickeln könnte. Dies scheint unvermeidlich, da die derzeit von den Weltführern angewandten politischen Strategien ganz klar nicht darauf abzielen, die grundlegenden Probleme zu lösen - das würde Disziplin und Umsicht erfordern und inakzeptable Abstriche und Opfer notwendig machen. Die Strategien zielen viel mehr darauf ab, Zeit zu schinden - aufschieben, damit sie weiter so leben können, wie sie es gewöhnt sind und das so lange wie nur möglich.

Übergreifend können wir also Folgendes daraus schlussfolgern: anhaltendes Aufblähen des Geldangebots in den meisten Ländern und freizügige fiskalische Stimuli. Interventionen und Stützungsmaßnahmen an den globalen Brennpunkten, wo, wie aktuell im Fall einiger europäischer Staaten, das Risiko staatlicher Zahlungsunfähigkeit besteht, wo betreffende Parteien oder Länder ermutigt werden, ihre Problem durch Geldschöpfung zu lindern.

Robuste Inflation, die sich in Richtung Hyperinflation bewegt. Anhaltende Bullenmärkte in den meisten Anlageklassen mit intrinsischen Werten - Rohstoffe, Sammlergegenstände und besonders bei Anlagen von "konzentriertem Wert" wie Gold und Silber - müssten zu Star-Anlageklassen gehören.

Die Aktienmärkte müssten weltweit auch weiterhin steigen. Edelmetallaktien werden aller Erwartung nach von intensiveren Bullenmärkten profitieren, wobei die immer noch sehr unterbewerteten Aktien der Junior-Bergbauunternehmen zum Objekt fieberhafter Spekulation werden, ähnlich den Technologieaktien während des Booms am neuen Markt zehn Jahre zuvor.

In Anbetracht dieser Schlussfolgerungen und mit dem Big Picture im Hinterkopf sollten uns die aktuellen Korrekturbewegungen nicht zu sehr zu schaffen machen - im Gegenteil, wir sollten solche Korrekturen als Gelegenheit begreifen, Positionen bei Gold und Silber aufzubauen und die Portfolios neu zu gewichten hin zu den stärksten Edelmetallaktien. Und genau das haben wir in der vergangenen Woche auch schon getan.


© Clive Maund
www.clivemaund.com

Der Artikel wurde am 3.1.2010 auf www.clivemaund.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.