Im Griff der Währungskrise
04.03.2010 | David Morgan
David Morgan im Interview mit The Gold Report
In welcher Form auch immer sich die aktuelle Weltwährungskrise manifestieren wird - entweder in einer totalen Deflation, einer Depression mit Schuldenliquidierung oder in einer hyperinflationären Explosion, David Morgan vom Morgan Report meint dahingehend: "Es gibt nichts besseres als Gold - und Silber ist wahrscheinlich genauso gut - wenn man nach einer Krisenabsicherung sucht." Vorläufig, so meint David Morgan in diesem Interview, sollte man jedoch eher seine Cash-Position ausbauen und die Märkte beobachten. Er hält es mit dem alten Spruch: "When in doubt, stay out." Zu spekulativen Zwecken sucht er aber auch gerne nach Kaufgelegenheiten bei unterbewerteten und unbeachteten Rohstoffaktien.
The Gold Report: Bei Ihrer Investmentstrategie ging es lange Zeit auch um das Abspüren unterbewerteter und unbeachteter Kaufgelegenheiten. Auf welche Metalle würde das heute zutreffen?
David Morgan: Der Untertitel des Morgan Reports lautet "Money, Metals and Mining" und dahingehend bin ich auch im Markt unterwegs - auch was die Reihenfolge betrifft. Im Bergbausektor hat man die größten Hebel. Und in unsicheren Zeiten sind Metalle - besonders Edelmetalle - die beste Anlageklasse. Was den Bereich Metalle angeht, so bin ich Top-Down-Analyst. Wir bestimmen die fundamentalen Angebot-Nachfrage-Daten, was den Preis steigen, fallen oder stagnieren lassen könnte. Bei den Edelmetallen achten wir auch auf Hinweise bezüglich des Timings. Wir halten nach Kaufgelegenheiten bei Rohstoffen insgesamt Ausschau, nicht nur bei Edel- und Basismetallen, sondern im ganzen Sektor und wir arbeiten recht viel im Bereich der rare-earth-elements, der Seltenerdmetalle. Aber insgesamt suchen wir nach unterbewerteten Situationen.
The Gold Report: Und was macht heute einen unterbewerteten Eindruck?
David Morgan: Nickel ist vielleicht eine Sache, die ziemlich unterbewertet ist, auch wenn es jetzt so aussieht, als würde es ausbrechen. Schaut man sich die London Metals Exchange (LME) genauer an, wird man feststellen, dass sich derzeit recht hohe Lagerbestände angesammelt haben - hoch genug jedenfalls, um sich auf kurz- oder mittelfristige Sicht Gedanken zu machen. Im Gegensatz zu Weizen, Mais, Kakao oder Zucker werden Metalle nicht schlecht. Aus ökonomischer Sicht könnte man jedes Metall unter oder knapp beim Produktionspreis kaufen und dann lagern - auf lange Sicht wird man damit Geld machen. Vielleicht wird man länger warten müssen, als man denkt, denn Märkte "können länger irrational bleiben als man selbst solvent." Aber ganz abgesehen davon, gibt es ein paar Gelegenheiten. Wenn ich eine nennen soll, dann sag ich Nickel.
The Gold Report: Alle Metalle oder Nickel?
David Morgan: Alle Metalle müssten im Vergleich zum US-Dollar steigen, doch ich denke, im Jahr 2010 immer wieder vor- und zurückgehen. Auf beiden Seiten sind die Stressniveaus hoch - inflationärer Druck seitens der Regierungen, die sich aus diesem Schlamassel herausdrucken wollen und dann die deflationäre Seite der Rechnung, denn viele Länder stehen kurz vor einem Schuldenausfall.
The Gold Report: Und welche ökonomischen Schlüsselfaktoren betrachten Sie, um zu entscheiden, zu welcher Seite Sie tendieren?
David Morgan: Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Es wurde schon genug Geld gedruckt, um innerhalb von Millisekunden eine Hyperinflation zu bekommen, deswegen hängt es ja ganz offensichtlich nicht vom Umfang des Geldangebots ab. Es hängt von der Geldumlaufgeschwindigkeit und davon, wie schnell ein Teil davon - wir wissen nicht wie viel - aus einer Währung abfließt. Das war schon zu beobachten, als zum Beispiel Indien 200 Tonnen Gold kaufte. Das ist recht wenig in Anbetracht all der Schulden da draußen, aber immerhin doch ein deutliches Signal an die Märkte, dahingehend, dass Indien damals Gold höher bewertete als den US-Dollar - und glauben Sie mir, das ist nicht die einzige Nation, die so denkt.
Es könnte zu einer Situation kommen, in der der Tropfen das Fass zum Überlaufen bringt, ein subtiler Umkipppunkt, den die Märkte anfangs gar nicht mitbekommen. Als der Creditanstalt-Bankverein bankrott ging, sagte keiner, "Auch du meine Güte, das wird uns alle mitziehen und eine weltweite Depression verursachen". Doch die meisten von uns, die sich mit solchen Dingen beschäftigen, können heute auf dieses Ereignis verweisen und sagen, dieser Umstand hat zur Großen Depression der 1930er beigetragen.
Man muss dahingehend in größeren Dimensionen denken als nur in Inflation oder Deflation: Stecken wir inmitten einer Währungskrise? Sind wir in einer Situation, in der man der Währung grundsätzlich nicht mehr traut? Geht man von dem aus, was man in der Mainstream-Presse zu sehen und zu hören bekommt, dann scheint ziemlich klar, dass andere Nationen ihr Vertrauen in den US-Dollar in Frage stellen.
Die Geschichte zeigt, dass unter solchen wirtschaftlichen Bedingungen jeder einen bestimmten Preis zu zahlen hat. Es ist eine Frage des produktiven Potentials. Wahres Vermögen ist kein Geld. Echtes Geld ist eine Wertaufbewahrungskomponente. Um Vermögen zu schaffen, muss etwas produziert werden, das auf dem Markt einen Wert hat. Das produktive Potential der USA ist seit 1974 rückläufig. Das produktive Potential Chinas hat sich seit dieser Zeit bis zum heutigen Tag deutlich ausgeweitet. Heute liegt das Problem darin, dass die Produzentenseite dem Tauschmittel nicht mehr (langfristig) traut - sprich in diesem Fall die Chinesen. Das bringt einige sehr schwerwiegende Folgeprobleme mit sich.
The Gold Report: Um auf die unterbewerteten und unbeachteten Rohstoff zurückzukommen: Unter diesen Bedingungen - wenn also nicht sicher ist, ob Inflation oder Deflation zu erwarten ist - welche Arten von Investmentchancen bieten sich da an?
David Morgan: Wenn man besorgt nach einer Krisenabsicherung sucht, dann gibt es da, was mich betrifft, nichts besseres als Gold, ganz gleich wie es am Ende ausgeht - entweder totale Deflation, Depression mit Schuldenliquidierung oder hyperinflationäre Explosion. Silber hat am besten in Zeiten von Hyperinflationen abgeschnitten.
Die Leute drehen ja wirklich durch bei dieser Debatte um Inflation-Deflation, aber genauer betrachtet, gibt es in beiden Fällen so viele Ähnlichkeiten. Hohe Arbeitslosigkeit, abnehmende Produktionskapazität, Misstrauen gegenüber der Regierung, mehr staatliche Eingriffe, eine generelle Maläse in allen wirtschaftlichen Bereichen - jede Menge Unsicherheit.
Jeden, der sich über diese Diskussion den Kopf zerbricht, würde ich bitten, eine Silber- oder Goldmünze in die rechte Hand zu nehmen und die Währung seiner Wahl in die linke und dann fragen, was über die Zeit hinweg seine Kaufkraft erhalten konnte? Was wollen Sie, wenn Sie Ersparnisse anlegen möchten? Das, was den Test der Zeit seit Tausenden von Jahren überstanden hat? Oder wollen Sie jenen Typ der Ersparnisse, der in der immer, seitdem es Aufzeichnungen gibt, gescheitert ist? Wenn Sie nicht sicher sind, dann teilen Sie die Ersparnisse in zwei Hälften. Halten Sie 50% der Ersparnisse in der Währung Ihrer Wahl und die anderen 50% in Edelmetallen.
The Gold Report: Gesetzt dem Fall man hat gerade Geld übrig, um es in Aktien oder Edelmetalle zu investieren, würden Sie empfehlen, derzeit alles in Edelmetalle zu investieren - und dann später liquidieren, um in die verschiedenen Aktien zu investieren? Oder jetzt erstmal beim Cash bleiben, um es für günstige Aktien bereitzuhalten?
David Morgan: Sie können die Edelmetalle an sich jederzeit kaufen. Sie sind eine andere Anlageklasse als die Bergbauaktien. Bis zu einem gewissen Punkt folgen die Anteile an Bergbauunternehmen dem allgemeinen Aktienmarkt. Dann kommt ein Punkt - den wir noch nicht erreicht haben - wenn die Bergbauaktien ein Eigenleben zu führen beginnen. Zu gegebener Zeit werden die Gold- und Silberbergbauaktien also die entgegengesetzte Richtung zum Aktienmarkt einschlagen. Aktuell denke ich, werden die Bergbauaktien dem Aktienmarkt nach unten folgen. Vor ca. einer Woche habe ich einen Artikel über Harry Dent auf meine Internetseite gestellt, der für Ende Februar den Beginn eines Aktienmarktdebakels voraussieht. Ich würde mich jetzt nicht unbedingt beeilen, sofort auf die Bergbauaktien aufzuspringen. Aber wenn Sie noch nicht bei den eigentlichen Edelmetallen investiert sind, dann würde ich das auf jeden Fall machen. Für den Ausbau der Edelmetallbestände bevorzuge einen festen Sparplan.
Was aber den Verkauf von Metallen angeht, um damit Aktien zu kaufen: Das würde ich nie machen. Ich würde das Gegenteil machen. Wenn ich bei den Aktien Gewinne hätte - sagen wir, ich habe das Drei-, Vier-, Fünf- oder Zehnfache gemacht - dann verwandele ich das normalerweise in Edelmetalle. Ich würde eher Papier in Gold verwandeln als Gold in Papier.
The Gold Report: Sie sprachen über Wahrungen der Wahl und in diesem Fall über Gold. Viele Investoren gehen davon aus, dass Silber ab einem bestimmten Punkt nicht mehr als Industriemetall gehandelt wird, sondern dann eher als Edelmetall. Viele benutzen das Gold-Silber-Ratio als Indikator dafür, wie schnell Silber steigen kann. Glauben Sie an dieses Verhältnis und was hat es für Silber zu bedeuten?
David Morgan: Es wird recht viel mit dem Gold-Silber-Ration angestellt. Silber wird möglicherweise wieder sein klassisches Verhältnis, so nenne ich das, oder aber sein monetäres Verhältnis erreichen - das liegt bei 16:1. Aber es könnte sogar das natürliche Verhältnis von 1:10 erreichen, aber ich denke nicht, dass es darunter gehen wird. Und natürlich bedeutet das, dass Silber im Vergleich zu Gold unterbewertet ist.
Wann werden wir beim Silber wieder ausschließlich diesen monetären Aspekt haben? Diese Frage ist Teil der Märzausgabe des Morgan Reports, an dem ich gerade schreibe. Hier betrachten wir im Grund den Silbermarkt über den Zeitraum der nächsten 10 Jahre. Wir haben einen zehnjährigen Bullenmarkt hinter uns und aus meiner Sicht liegen noch ein paar Jahre vor uns.
Am Ende solcher großen Bullenmärkte setzt normalerweise eine euphorische oder manische Phase ein - das passiert in fast allen Märkten. Man konnte das im Technologiesektor beobachten, als die Leute Dot-Com-Aktien kauften hinter denen kein Geschäftkonzept und kein Kapital stand - nur eine Idee.
The Gold Report: Das war der Neue Markt.
David Morgan: Ja. Also, so etwas wird kommen. Ich denke, beim Gold und Silber werden wir dann die größten Preissteigerungen sehen, die es jemals gegeben hat - ganz besonders bei den Aktien; ein euphorischer Zustand mit Panikkäufen, angetrieben durch Angst und Gier. Wenn ich dann sage "Verkauft!", werden mir die aufgebrachten Leute vielleicht die Tür einrennen wollen, weil keiner physisches Metall gegen Papierwährung eintauschen will, und ich kann ihnen das gar nicht übel nehmen. In Anbetracht einer solchen Entwicklung plane ich schon an einigen Techniken, um unsere Edelmetalle zu sichern und immer noch in einem starken Markt verkaufen zu können - aber dort sind wir längst noch nicht.
Wenn die Panik eintritt, wird Gold möglicherweise auf 2.000 $ und darüber steigen - die normalen Leute werden aufwachen und denken. "Oh, ich muss mir Goldaktien besorgen, meine Freunde hatten mir davon erzählt und ich dachte, die spinnen, aber jetzt begreife ich." Viele werden in Silber gehen, weil man es sich im Gegensatz zu Gold noch eher leisten kann.
Eine große Menge Geld wird in die Metalle fließen. Und weil Silber billiger als Gold ist, wird ein großer Teil davon ins Silber gehen, was dann auch der Grund ist, warum es im Verhältnis zu Gold steil steigen wird. Man wird dann beobachten können, wie das Verhältnis von 60:1 auf 50:1 auf 40:1 auf 35:1 auf 20:1 und vielleicht auf 16:1 oder 10:1 sinkt, denn dann wird vergleichsweise mehr Geld ins Silber gehen als in der Vergangenheit. Da nun Silber ein so kleiner Markt ist, wird jeder kleine Zuwachs der Kaufkraft die Preise stark steigen lassen.
The Gold Report: So wie Sie es erklären, sind solche Verhältnisse nur von kurzer Dauer.
David Morgan: Das kommt darauf an, wo man den Anfangspunkt setzt. In meinen frühen Vorträgen, die ich immer noch von Zeit zu Zeit halte, ging es um das Gold-Silber-Ratio. Wenn man vom 12. Jahrhundert ausgeht, so hatten wir damals ein 12:1-Verhältnis, was exakt dem natürlichen Verhältnis dieser Zeit entsprach. Mit anderen Worten: 12 Unzen Silber im Boden für jede Unze Gold - und im Grunde wurden die Metalle auch bis zum 17. Jh. in dieser Verteilung aus dem Boden geholt.
Der Markt traf sich also bei einem Verhältnis von 12:1 - und erhielt dieses Verhältnis für Jahrhunderte aufrecht. Dann kam das monetäre Verhältnis, als England mit ähnlichen Problemen konfrontiert war, wie die Weltwirtschaft heutzutage. Und in diesem Währungschaos empfahl Sir Issac Newton der Bank of England auf Goldstandard umzustellen und das machten sie auch. Er sagte, das korrekte Silber-zu-Gold-Verhältnis läge im neuen Geldsystem bei 15,5:1 - das waren die Marktpreise dieser Zeit. Dieses Verhältnis, ungefähr 16:1, blieb für hunderte Jahre unverändert.
Aber ist das überhaupt wichtig? Ja und nein. Ab dem Zeitpunkt als Silber demonetisiert wurde und als Industriemetall galt, bestand an sich keine Verbindung mehr zum Silber als Geld - und daher wurde es neubewertet. Der wichtige Punkt ist, ob Silber nun unterbewertet ist oder nicht - und wenn Sie denken, dass es unterbewertet ist, dann bietet sich hier eine Kaufgelegenheit.
The Gold Report: Interessant bezüglich der Verhältnisse, von denen Sie gerade sprechen, ist aber auch die Tatsache, dass Silber verbraucht wird und Gold nicht. Also zurück zum Silber als Industriemetall. Silber ist zudem ein Nebenprodukt beim Abbau anderer Basismetalle. Sie rechnen damit, dass die Wirtschaften auf kurze Sicht nicht wachsen werden. Wenn Silber ein Nebenprodukt der Basismetallproduktion ist, müsste dann die Silberproduktion nicht ebenfalls zurückgehen? Und das würde sich dann auf die Silberpreise auswirken?
David Morgan: Ja, die Produktion müsste zurückgehen und das könnte die Preis kurzfristig beeinflussen. Im Jahr 2000 lag die industrielle Silbernachfrage bei knapp 35% des Gesamtmarktes. 2010 liegt die Silbernachfrage jetzt bei 54% des Marktes. Die Silbernachfrage aus der Industrie macht nicht nur den größten Nachfrageanteil aus, es ist auch der am schnellsten wachsende. Doch eigentlich stimmt das nicht ganz, denn seit 2006 gibt es einen gewaltig wachsenden Anteil kommerzieller Silberkäufe, da die Investitionsnachfrage extrem schnell angestiegen ist. Seit der Einführung des SLV, dem Silber-ETF, und anderer Silber-ETFs sind vergleichsweise große Geldmengen für Silberinvestitionen in den Silbermarkt geflossen!
Sie haben also die industrielle Seite. Egal ob die Bergbauaktivität nun stark oder schwach ist - durch die industrielle Nachfrage wird immer Silber abgezogen und eine Menge dieses abgezogenen Silbers kommt nie wieder zurück in den Markt. Recycling ist wichtig, aber es gibt kein totales Recycling. In einigen Fällen wird es verbracht und ist für immer weg.
Die oberirdischen Bestände sind also einem konstanten Silberfraß ausgesetzt. Wenn man dann noch die steigende Investitionsnachfrage hinzufügt, besonders in einem so kleinen Markt, dann kann man sich ausmalen, dass wir auf eine explosive Situation zusteuern. Jeder will natürlich wissen, wann es so weit ist. Ich sagte, dass es vielleicht frühestens gegen 2012 abheben wird - und kann da falsch liegen. Die Märkte machen, was die Märkte machen, aber solche explosiven Bewegungen finden phasenweise statt und in gewisser Hinsicht befinden wir uns immer noch in der skeptischen Phase.
Zum Beispiel ist derzeit so mancher, der Gold über 1000 $ kaufte, skeptisch. Sie sind nicht sicher, ob Gold noch jemals auf 1.200 $ steigen wird. Ich glaube, es wird weitaus höher steigen, aber je länger es zwischen 1.200 $ und 1.000 $ hin und her schlingert, umso wahrscheinlicher ist es, dass diese Menschen auf ihre Freunde, Nachbarn und Broker hören und sagen "Ey, Gold ist doch kein gutes Investment. Ich habe es ein Jahr lang gehalten und es hat sich gar nicht entwickelt. Ich werde wieder in den Dow oder irgendwo einsteigen." Schlimmer noch, sollten wir die 1.000 $-Marke unterschreiten - ich zweifele daran, aber es ist immerhin möglich - dann werden sie ganz unsicher und verkaufen ab; dann drücken sie den Preis kurzfristig noch weiter nach unten.
The Gold Report: Sie hatten zuvor Nickel angesprochen. Was wird beim Nickel unter den eben besprochenen Szenarien passieren?
David Morgan: Ich glaube, dass sich alle Rohstoffe in einem längerfristigen Aufwärtstrend befinden. Wenn Sie etwas in den Archiven kramen, werden Sie sehen, dass ich Anfang 2000 eine ganz gute Vorhersage bei Jim Puplava in der Financial Sense Newshour gemacht hatte. Ich sagte, die Zeit sei gekommen. Wir stünden am Ende einer Ära, in der wir Dinge hätten, die wir wollten und wir würden in eine Ära übergehen, in der wir Dinge haben, die wir bräuchten. Natürlich brauchen wir Lebensmittel und Unterkunft und Rohstoffe. Diese Bedürfnisse werden auch weiter bestehen. Werden wir also in Zukunft Nickel brauchen? Na raten Sie mal. Es kommt hauptsächlich beim Edelstahl zur Anwendung. Wenn man also eine Anlage zur Nahrungsmittelverarbeitung bauen will - und es wird immer Münder zu stopfen geben – dann wird man jede Menge Edelstahl verwenden. Und das ist nicht der einzige Anwendungsbereich.
Sie können es kurzfristig auch beim Nickel versuchen oder bei anderen Metallen oder wenn Sie wollen bei jedem Rohstoff oder auch Aktien. Ich nehme aber viel lieber den großen Trend mit und halte mich an ihm, denn dort können Sie die umfangreichen Gewinne machen. Sicher können auch einige Trader extrem gut abschneiden. Die wirklich erfolgreichen Trader sind aber ganz selten und die meisten Leute haben dazu nicht einmal ansatzweise genügend Disziplin, denn man muss Verlust auf Verlust auf Verlust hinnehmen können. Auch wenn das nur kleine Verluste sind - aus psychologischer Sicht ist es sehr schwierig. Die meisten Menschen sind dafür nicht geeignet. Sie können mit dem Stress nicht umgehen, der mit den Trading-Strategien einhergeht.
The Gold Report: Manche empfehlen Aktien, weil man hier deutlich mehr Hebel hat, also auch mehr Aufwärtspotential als mit den Metallen an sich. Wie stehen Sie gerade zu Aktien?
David Morgan: Vor Kurzem haben wir ein wenig in den Bereich Seltenerdmetalle gesteckt - und das ist spekulativ und fällt somit in den Bereich Spielgeld oder Geld, das man verlieren darf. Zurzeit ist das ein sehr heißer Sektor. Ich glaube, es ist ziemlich sicher hier zu investieren - so sicher wie es eben im spekulativen Bereich ist. Aber ganz allgemein betrachtet, denke ich, dass es gerade an der Zeit ist, seine Cash-Position auszubauen. In den kommenden Monaten muss man die Augen aufhalten. Ich mag den alten Spruch: "When in doubt, stay out." Man macht nichts falsch, wenn man derzeit und unter diesen Bedingungen nicht im Markt bleibt, und wenn uns der Markt etwas sagt, dann haben wir unsere Techniken, wieder schnell dabei zu sein.
The Gold Report: Aber wenn Sie kaufen, dann kaufen Sie gerne unterbewertete Aktien.
David Morgan: Schnäppchenkauf finden wir immer gut. Ich mag wertorientierte Investments. Wenn ich etwas finde, das 10 $ wert ist, es aber im Ausverkauf für 5 $ bekommen kann, dann bin ich an einem solchen Kauf stärker interessiert. Mein Timing ist dabei eher mittelfristig. Day trading - das kann ich nicht, es interessiert mich einfach nicht. Aber längerfristig, da kann das Timing definitiv helfen, aber man muss wirklich wissen, was man macht, und niemand kann immer richtig liegen.
Für die Durchschnittsinvestoren bietet sich also vor allem ein fester Sparplan an. Technische Analyse ist immer ein hilfreiches Werkzeug, man kann ihr aber nicht zu 100% vertrauen, dafür brauche ich Ihnen nur ein kurzes Bespiel zu nennen: Es gibt keinen technischen Service oder kein menschliches Wesen, das etwas zu 100 % vorhersehen kann, denn ein Ereignis von der Art des 11. Septembers lässt sich charttechnisch nicht einberechnen. Ich mache es folgendermaßen: Ich halte 75% aller Edelmetallaktien durch dick und dünn. Und mit den anderen 25% geht man rein und raus.
The Gold Report: Sie meinten, Sie mögen 10 $-Aktien, die für 5 $ zum Verkauf stehen. Haben Sie gerade irgendwelche Unternehmen auf dem Schirm, auf die Ihre Kriterien zutreffen?
David Morgan: Nein aktuell nicht, zumindest nicht mit so einem hohen Abschlag.
The Gold Report: Sehr gut. David, die Zeit mit Ihnen war wirklich sehr angenehm. Sie haben wieder einmal reichlich Wissen und Einsichten mitgebracht.
Wenn man David Morgan fragt, womit er seinen Lebensunterhalt verdient, dann ist er in der glücklichen Lage antworten zu können: "Ich mache, was mir gefällt." David, ein Edelmetall-Fan bewaffnet mit Universitätsabschlüssen in Finanz- und Wirtschaftswesen und auch einem Ingenieursabschluss, hat eine Webseite (die kürzlich neu gestaltet wurde) - www.silver-investor.com. Er gibt den monatlich erscheinenden Morgan Report heraus, einen Brief in dem es - ganz allgemein gesprochen - um money, mining and metals geht. Er ist ein dynamischer, weltweit gefragter Redner und er bezeichnet sich selbst als einen Big-Picture-Makroökonom, dessen Hauptaufgabe die Bildung ist - dazu gehört auch, dass er Menschen hilft, Geld, die Vorteile eines soliden Finanzsystems und die Wichtigkeit von Forschung und Geduld bei Investments zu verstehen. Neben dem Morgan Report hat David auch für Kitcos Money, Metals and Mining Review, die Herald Tribune, Futures Magazine, The Gold Newsletter, Resource Consultants, Resource World, Investment Rarities, The Idaho Observer, Barron"s, The Wall Street Journal und (natürlich auch) für The Gold Report geschrieben. Es war zudem auf CNBC, Fox Business und auf dem kanadischen Sender BNN. Eine Suche auf Youtube bringt dahingehend viele Ergebnisse.
© David Morgan
www.Silver-Investor.com
Der Artikel wurde am 26.02.2010 auf www.silver-investor.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Hinweis: Sein Brief "Der Morgan Report" kann in deutscher Sprache unter www.morgan-report.de abonniert werden.
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