Gehandikapter Kollaps (Teil 1/2)
15.03.2012 | Jim Willie CB
Zersplittert diverse und fast generell ungünstige und gefährliche Ereignisse nehmen ihren Lauf, während die Weltwirtschaft und die Finanzstruktur Vorgängen ausgesetzt ist, die Erdbeben und Strahlenbeschuss durch Sonneneruptionen gleichen. Berichterstattung gestaltet sich schwierig, da die Informationen strahlend verzerrt sind. Die Ereignisse laufen schnell ab und das Gefahrenpotential steigt. Während sich die Allgemeinsituation verschlimmert, gerät der Hype, die Täuschung und Schönfärberei fast schon außer Kontrolle. Die untrennbar mit dem Bankenapparat verbundene Politmaschine hat die alte Geschichte vom Wachstum wieder hervorgeholt, auch wenn die Täuschungselemente diesmal offensichtlicher sind und teils heftig kritisiert werden. In einem Jahr der Wiederwahlen ist das Risiko unverhohlen irreführender Falschschlagzeilen besonders hoch.
Und aus irgendeinem Grund wurde auch die untergegangene Kultur der Mayas wieder ausgegraben, zur Schau gestellt und angepriesen. Dann könnte man auch den Dodo zum ornithologischen Inbegriff der zukünftigen Evolution im Flugvogelreich erheben. Jackass mag da lieber die Adler, Habichte und Falken. Nichtsdestotrotz ist die Liste der Vorführungen auf den öffentlichen Bühnen voll von Geschichten des Zusammenbruchs. Rezensionen sind daher nützlich. Man sollte immer daran denken, dass das, was immer auch in Griechenland passieren wird, als lebhafte Vorschau auf die zukünftigen Entwicklungen in Italien, Spanien und möglicherweise auch Frankreich dient. Mehr Ruin ist unterwegs. Wir erleben den großen Auflösungsprozess. Die einzigen Gewinner bleiben Sachwerte, wie Gold, Silber, Rohöl und Agrarland.
Griechische Tragödie wird zur Betrugsfarce
Schauen Sie, wie Griechenland eine Schuldenlösung des Schuldenproblems verabreicht wurde - sie wurde ihr sozusagen in die Kehle gestopft. Und schauen Sie sich im Detail die harschen Haushaltsauflagen an, die eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage geradezu garantieren. Ausnahmen wurden nicht eingeräumt, nur dieselben Rezepte und Auflagen verabreicht, die zu Entlassungen, Projektabbrüchen und höheren Defiziten führen. Achten Sie auf die Anleiheswaps - ein Tausch neuer Defektanleihen gegen die alten, fehlerhaften und ruinierten. Keine Lösung von dieser Seite.
Achten Sie auf die rüden Methoden schwerer Nötigung, mit denen man den Anleihehaltern die Einnahme einer kooperative Haltung im Umstrukturierungsprozess ermöglicht. Schauen Sie sich an, wie es im Rahmen von Schuldensicherheiten bei vorhergehenden Schuldenabkommen zum Griff nach und zur Aneignung von Landesvermögen kam. Achten Sie auf die Kapitalflucht aus Griechenland und den Vakuumeffekt, der damit im griechischen Bankensystem entsteht. Schauen Sie sich die tiefgreifende Rezession der Wirtschaft an, die weitaus schlimmer als in den Berichten ist. Achten Sie auf das Chaos in den Straßen, wo das Volk seinen Ärger über Entscheidungen zum Ausdruck bringt, die ohne ihre Teilhabe, Kenntnis und Zustimmung getroffen wurden.
Der Schuldenausfall Griechenlands wird später weitergehen - gebremst durch Verzögerung und Verzerrung. Und die einzige Gewissheit ist, dass der Endpunkt irgendwann erreicht wird. Die Banken widersetzen sich einer Liquidierung oder einem Ausstieg aus dem Euro, denn damit wären das plötzliche Todesurteil und der Bankrott vieler großer europäischer Banken besiegelt. Um ihre Schulden effektiver abschreiben zu können (anstatt Schuldenhandel zu betreiben) müssen einige Mitgliedsstaaten aus dem Euro aussteigen: um jene Schulden entwerten zu können (was einem echten Stimulus gleichkommt) und um einen Neustart jenseits der Bankerfuchtel wagen zu können.
Warten wir die Details zu den Kreditausfallversicherungen (CDS) ab, um zu sehen ob ein Ausfall angeordnet wird. Man sollte sich auf jeden Fall im Klaren darüber sein, dass die CDS-Auszahlungsleistungen von angeblich insgesamt 3,2 Milliarden $ eine gewaltige Lüge sind. Wenn zwischen Gruppe A und Gruppe B Ausgleichsansprüche in Höhe von 200 Milliarden $ durch 196,8 Milliarden $ beglichen werden sollen (geratene, hypothetische Zahlen), dann weiß man ganz genau, dass Gruppe A mehr als mausetot ist, während Gruppe B nie von der toten Gegenpartei Zahlungen erhalten wird. Die CDS-Mogelpackung zeigt in ihrer Gegenseitigkeit tote Finanzinstitutionen, mit denen die Ausgleichsrechnung nicht aufgehen wird.
Physischer Goldabzug rächt sich
Beeindruckend, was man mit 22 Millionen Papiergoldunzen erreichen kann, wenn man sie an einem einzigen Tag auf den Markt wirft - was für ein Schalttag. Hier wurde der Papiergoldpreis in einem angeblich seriösen Marktumfeld kräftig nach unten geschaltet. Ehrliche Marktbedingungen sind eben nicht mehr wichtig. Die CFTC pennt weiter am Steuer, oder starrt gebannt, die schweren Ketten schleppend, auf den Herren-Club an der Wall Street. Das Endresultat ist (und das berichtete auch der berüchtigte Londoner Trader auf King World News), dass eine prächtige Menge physischen Goldes die COMEX und die LBMA verlässt. Die Vereinigten Staaten halten am Papiergoldpreis fest. Wohingegen am physischen Goldmarkt in London wirklich die Post abgeht, denn dort ziehen die Asiaten mit hohem Tempo die Londoner Goldbestände ab.
Und wieder zeigt sich dieser mächtige Zwiespalt. Das "Team“ kann auf der einen Seite zwar den Papiergoldpreis kontrollieren, man beschenkt dafür jedoch die asiatischen Käufer mit einem saftigen Abschlag, der sich in physischen Goldladungen niederschlägt, die von den Lieferrampen rollen. Je mehr Verzweiflungstaten mit nackten, metallleeren Leerverkäufen (unter den wachsamen staatlichen Augen der USA und Großbritanniens) begangen werden, desto schneller verschwinden die Goldbestände. Das Auseinanderdriften wird nicht aufhören: Der Papiergoldpreis mag vielleicht fallen, aber der physische Goldpreis wird steigen.
Die COMEX wird zur irrelevanten Arena mit leeren Lagern verkommen, während London fault und ausgehöhlt wird. Auf der echten, physischen, ehrlichen Seite muss der Goldpreis weiter steigen, weil das Angebot schnell schwindet. Es fließt von Westen nach Osten und wird zu unseren Lebzeiten, zusammen mit der wahren Macht, nicht mehr zurückehren. Die jüngsten Großverkäufe von Papiergold, ohne physische Hinterlegung, können den Goldpreis nicht am Boden halten. Er erholt sich. Die Rally zur 2.000 $-Marke wurde nicht zugelassen. Dieses Ereignis hat aber höchstens die Markierung für eine Unterstützungszone hinterlassen. Nichts kann Gold zurückhalten, nichts. Es ist echtes Geld in einer Zeit, in der sich Papier als Geld ausgibt, dessen schlechtes Makeup, welches schon Säurespritzer trägt, nun als solches entlarvt wird.

Billionenschweres US-Staatsdefizit sorgt für 0%-Zins
Nur wenige Analysten berichten von einem ganz grundlegenden Faktor. Die US-Regierung kann sich keine höheren Zinskosten als 0% leisten, nicht heute und auch nicht in Zukunft. Also sind sie permanent. Das ist der Neue Normalzustand mit hässlichen Warzen. Es kann gar keine Ausstiegsstrategie geben, da die Staatsfinanzen einfach keine Änderung zulassen. Normale Zinskosten hätten zur Folge, dass die Kosten des Schuldendiensts an das Verteidigungsbudget heranreichen und die Kosten von Medicare überschatten würden. Das US-Staatsdefizit setzt also den 0%-Zins fest und verpasst der US Fed eine monetäre Zwangsjacke. Und diese lässt sich nicht zur Rede stellen und windet sich mit schwachen Erklärungen bezüglich ihrer unveränderten Politik heraus.
Denken Sie nur an die Verlängerung der sogenannten "akkommodativen“ 0%-Zinspolitik bis 2014. Welche Farce! Welche Tragödie! Welch lächerliche Ausrede für eine Zentralbank! Damit hat sich ein Teufelskreis eröffnet, in dem die Finanzierung der gigantischen US-Staatsdefizite nicht ohne einen dauerhaften 0%-Zins funktioniert; gleichzeitig haben Geldbeschaffungskosten von 0% aber wiederum ihre eigenen schwerwiegenden und schädlichen Effekte. Die größte Versicherungspolice des Goldbullenmarktes ist die US-Regierung und ihre galoppierenden Defizite.
Die zerstörerische Wirkung von 0%-Geld
Meine stete und unerbittliche Botschaft lautete: Kapitalkosten von 0% bewirken groteske Preisverzerrungen bei allen Anlagen. Eine korrekte Preisfindung findet nirgendwo mehr statt. Die kostenfreie Geldbeschaffung führt zu überall steigenden Preisen. Alle Kategorien der Kostenstruktur steigen unaufhaltsam. Die Löhne nicht, dank der Aufgabe der Industrie zugunsten von Asien, besonders China. Also wirkt der Kapitalschwund und -engpass unverändert und brutal weiter. Kapital wird zerstört.
Und damit ist gemeint, dass grenzwertige Unternehmen oder Unternehmenssegmente größerer Konzerne Schritt für Schritt auf die steigenden Kosten (Ausrüstung, Materialien, Treibstoff, Lieferung) mit Unternehmensschließungen auf reagieren werden. Arbeiter werden entlassen, aber noch wichtiger: Das Kapital wird quasi "verrentet“, die Anlagen werden ausgeschaltet und das Kapital wird liquidiert. Ein LKW, eine Maschine, ein Computer oder ein Telefonsystem würden noch in den Ausverkauf kommen. Die steigenden Kosten und die unflexibleren Produktendpreise lassen nur noch Unternehmensschließungen zu - denn zuerst wird die Gewinnspanne gedrückt, dann wird sie negativ und dann werden Unternehmensentscheidungen unausweichlich.
Die zerstörerische Wirkung des 0%-Geldes auf umlaufendes Kapital ist der absolut blinde Fleck in der Sichtweise amerikanischer und westlicher Ökonomen. Sie nennen es stimulierend, wo es doch das genaue Gegenteil ist. Sie sind schlecht ausgebildet. Sie sind durch ihre Gehaltsschecks kompromittiert. Sie liegen völlig falsch, und sind blind für das vor ihren Augen sterbende Kapital. Gold wird von der Bereitstellung des 0%-Geldes profitieren und mit Leichtigkeit über die 2.000 $-Marke steigen. Gold wird dem unter Beschuss stehenden Kapital als Schutzzone dienen.
Monetäre Inflation als das Mittel der Wahl
Je stärker ausländische Gläubiger US-Staatsanleihen meiden, desto stärker wird auch die (fast schon vollkommene) Abhängigkeit der US-Regierung von Staatsschuldenaufkaufprogrammen der US Federal Reserve. Sie haben keine andere Wahl, als auf die Inflationsmaschine zu vertrauen, mit der US-Staatsanleihen gekauft werden. Einige Anleiheverkäufer würden gerne weitermachen, sie hoffen jedoch, dass die Bestände nicht an ihnen hängenbleiben, sollte die Fed ihre Aufkaufprogramme stoppen. Die Anleihehändler treten als Mittelsmänner auf, und nicht mehr.
China baut weiterhin US-Staatsanleihen ab, wobei der letzte Monat wieder das jüngste Muster bestätigte. Valery Giscard d’Estaing sagte, die USA profitierten von dem „exorbitanten Privileg“, dass sie den Status der Weltreservewährung nutzen können, um ihre eigenen Schulden in einer unverantwortlichen Art zu finanzieren. Schlimmer noch: Die USA haben alle großen Zentralbanken der Welt mithilfe eines mächtigen Währungsentwertungskriegs zu Teilnahme an der ketzerischen 0%-Geldpolitik gezwungen. Staaten, die sich gegen diese Option entscheiden, haben unter steigenden Wechselkursen und einer beschädigten Exportindustrie zu leiden.
Die großen Zentralbanken arbeiten bei diesen Maßnahmen zusammen, mit dem Effekt, dass sich die Kapitalzerstörung langsam durch die westliche Welt frisst. Denken Sie an Global QE, wobei die USA, Großbritannien, Europa und Japan nicht nur die Zinssätze absurd niedrig halten, sondern auch hinter Monetisierungsprogrammen versteckte Großankäufe von Anleihen durchführen. Es war einmal vor 20 bis 30 Jahren, als man solche Programme noch höchst zerstörerisch und sehr, sehr unklug nannte. Heute sind das die normalen geldpolitischen Instrumente. Gold wird von solch kräftige monetärer Inflation und der Entwertung des Geldes an sich profitieren.
Einbruch der Staatsschuldenfundamente
Dieser faule Trick ist schon beeindruckend. Sie nennen Schulden Geld. Das gesamte Fundament des aktuellen Geldsystems ist eine komplexe Anordnung von Papierwährungen, die durch Staatsschulden gedeckt sind. Die Systemmanager haben nun das Problem, dass diese Staatsschulden bröckeln. Der Zersetzungsprozess begann Ende 2009 als Griechenland die ersten deutlichen und breiten Risse in der Schuldenfassade aufwies. Das einleitende Ereignis war der Schuldenkollaps Dubais - quasi die angesteckte Lunte. Jetzt bestehen die Finanzpresse, die Führer der Banken und die Polit-Marionetten darauf, dieses Kapitel eine globale Finanzkrise zu nennen. Wobei es doch viel eher um einen Zusammenbruch des Weltwährungssystems geht. Aber in den heutigen Zeiten ist die Wahrheit ein gefährliches Gut, dessen Wert von einer kooperativen, andienenden Presse, die dem Syndikat und seinen dunklen Motiven vollkommen ergeben ist, gedrückt wird.
Die Großbanken sind im Grunde die Stützen des schuldenbasierten Geldsystems. Ihre schwere Insolvenz zeugt von den kaputten Strukturen eben dieses Geldsystems. Es ist so offensichtlich. Wenn man allein das FASB-Bilanzierungspappmaché auf die verrotteten Stützen kleistert, können diese noch lange nicht das Gewicht tragen. Die echte Masse hinter den Stützen wurde sicher schon abgesaugt und an andere Orte verbracht, während hier noch die Farce der Flickenlösung Monat für Monat erneut aufgeführt wird. Die unausweichliche Tatsache ist aber nun die, dass die Welt ein neues Geldsystem braucht. Für seine Einführung bedarf es aber der Liquidierung der alten Banken und Staatsanleihen, was aber auch bedeuten würde, dass die Eliteherren zu Almosenempfängern und Vasallen degradiert würden. Also setzt sich das alte Schauspiel fort.
Todgeweihte US-Wirtschaft ohne Einkommen
Allein die Vorstellung von einer Erholung der Wirtschaft ohne gleichzeitiges Stellenwachstum (jobless recovery) ist ein schlechter Scherz. Ein solches Konzept taucht in keinem Wirtschaftslehrbuch oder seriösem Lexikon auf. Es ist eine geradezu fantastische Annahme, dass eine Erholung der Wirtschaft ohne einen starken Einkommensmechanismus auskommt. Die Entscheidung der 1980er, die US-Industrie nach Asien auszulagern, fand ihren Höhepunkt in den 2000er Jahren mit dem Aufstieg Chinas. Und damit verlor die US-Wirtschaft ihre legitimen Einkommensquellen und verlegte sich auf die Inflationierung von Vermögensanlagen (asset inflation), um die Binnenwirtschaft am Laufen zu halten. Unter finanziellen Gesichtspunkten war das der zerstörerischte Trend in der modernen Geschichte der Vereinigten Staaten. Einkommen wurden durch Schulden ersetzt und der Rest ist Vergangenheit - und die Ökonomen sollte man zur Gravur der Grabinschrift zwingen.
Die staatlichen US-Stimulusprogramme sind bloße Stopfen für die Staatsdefizite. Wie sich zeigt, sind große Infrastrukturprojekte immer auch an chinesische Verträge gebunden. Und Kurt Richebacher sagte mir im August 2003: "Eine Nation mit Industriemangel ist dem Untergang geweiht, weil sie mindestens den Transport- und Stahlsektor dominieren muss, was aber in den USA nicht mehr der Fall ist." Die Finanzpresse und die Bankenvorstände warten interessanterweise immer wieder mit der sinnlosen Aussage auf, dass der US-Verbraucher der Wirtschaftsmotor ist. Ist er nicht. Der Motor ist die Industrie, an der es der US-Wirtschaft jedoch schmerzlich mangelt. Solange die US-Wirtschaft nicht die Industrie, die Fabriken und die ganze Ausstattung der Wertschöpfungskette zurückholt, wird die Nation auf dem absterbenden Ast und ohne adäquate Einkommen und Erträge bleiben.
Die jüngsten Statistiken zum US-Handelsdefizit weisen für Dezember ein monatliches Rekorddefizit von 52,5 Milliarden $ aus. So sieht keine Wirtschaft aus, die sich erholt. Die steigenden Energiepreise sind ein zusätzlich lähmender Faktor. Ein lautes Echo ist dahingehend auch aus Japan zu vernehmen, wo sich die Nation wegen der stetigen Handelsdefizite, die es in der jüngsten Geschichte des Landes nie gegeben hatte, schockiert zeigt. Die Machtstrukturen kehren sich um.
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© Jim Willie CB
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Der Artikel wurde am 09.03.12 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.