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Gold-Exchange-Traded-Fund (ETF)

23.06.2010  |  Robert Rethfeld

Im November 2004 legte State Street Global Markets einen Gold-Exchange-Traded-Fund (ETF) auf. Das Gold wird physisch gelagert. Der "SPDR-Gold-Trust" reflektiert den Goldpreis abzgl. Management-Gebühren. Dieser mit physischem Gold besicherte ETF ist der größte seiner Art. Weitere ETFs sind die iShares Gold ETF oder Xetra-Gold.

165.000 Tonnen Gold sind bisher insgesamt in den Minen abgebaut worden, davon lagern knapp 20 Prozent (etwa 30.000 Tonnen) fast unbeweglich bei den Zentralbanken. Mit dem SPDR-Gold-ETF hat erstmals eine private Goldreserve eine größere Masse erreicht. Die Spielregeln verändern sich. Wie, das sehen wir auf den folgenden Seiten.

Aktuell befinden sich 1.300 Tonnen Gold in den Lagerhallen des SPDR-Gold-Trusts. Zum Vergleich: Die Schweizer Nationalbank hält 1.000 Tonnen Gold, die Bundesbank 3.500 Tonnen und die US-Zentralbank 8.300 Tonnen Gold vor. Damit reiht sich der Trust an die sechste Stelle der Gold-Reserven-Halter ein. Die weltweite Gold-Jahresproduktion beträgt etwa 2.400 Tonnen (mit abnehmender Tendenz). Die Bewegungen im Gold-ETF sind deshalb interessant, weil deren Gold-Bestand die einzige variable Masse in dieser Größenordnung bedeutet. Die Zentralbanken haben ihre Gold-Bestände durch Abkommen quasi fixiert - zumindest was Verkäufe angeht.

Ähnlich wie bei Aktienkäufen und -verkäufen, wo lediglich die Kauf- und Verkaufswilligen zu einem Zeitpunkt x den Preis bestimmen (die große Masse hält die Aktien), so ist der Gold-ETF das Vehikel, an dem physisches Gold tatsächlich nachgefragt oder verkauft wird. Dieses Vehikel dürfte sämtliche anderen Möglichkeiten, physisches Gold zu erwerben oder zu verkaufen (z.B. über Online-Händler oder über Banken) in seinem Volumen marginalisieren. Während an den Futures-Märkten nur ein Versprechen ("Option") auf die Lieferung der physischen Ware zu einem Preis x zum Zeitpunkt y gehandelt wird, beinhaltet der Kauf eines Gold-ETF die sofortige physische Lieferung. Dennoch bestimmt der an den Futures-Märkten gehandelte Preis den Preis des ETFs.

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Nachfolgend lässt sich die Entwicklung des SPDR-Gold ETFs, der in den USA über das Kürzel "GLD" gehandelt wird, charttechnisch verfolgen. Der ETF hatte Anfang 2005 etwa 100 Tonnen Gold im Bestand. Gemeinsam mit dem Goldpreis stieg der Bestand um Jahr 2006 auf etwa 400 Tonnen an. Der Preis eines GLD-Anteils bildet den Goldpreis im Verhältnis 1 zu 10 ab.

Der interessante Punkt der Bestandsentwicklung ist der Herbst 2008. Obwohl der Goldpreis korrigierte, nahm der Bestand ab September 2008 deutlich zu. Zwischen September 2008 und April 2009 verdoppelte sich die im Bestand gehaltene physische Ware beinahe (von 600 auf 1.100 Tonnen; siehe grünen Pfeil obiger Chart).






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Der Wert des Goldbestandes überschreitet die 50 Mrd.-Dollar-Marke (obiger Chart).

Viele erinnern sich, dass Hedge Fonds-Manager wie Soros oder Paulson im Herbst 2008 und Frühjahr 2009 Gold kauften und dies aktiv in die Medien trugen (auch um Nachahmer zu finden). Der Beinahe-Systemzusammenbruch vom Herbst 2008 hat derart als Schock gewirkt, dass Gold als sicherer Hafen für viele größere Namen unverzichtbar geworden ist. Wichtig erscheint uns auch ein Blick auf das Handelsvolumen im Gold-ETF.

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Wurden anfangs zwischen 5 und 10 Mio. Anteile pro Tag gehandelt, so befindet sich das Handelsvolumen derzeit bei etwa 20 Mio. Anteilen pro Tag. Durch die physische Einlagerung von Gold wird dem Markt Gold entzogen - das frei verfügbare Gold wird knapper. Der Handel an den Futures-Märkten verknappt Gold hingegen nicht, da eine Auslieferung selten erfolgt.

Fazit: Immer mehr Anleger entscheiden sich für eine Gold-Depot-Beimischung. Die Umsetzung einer solchen Absicherung wird durch die Präsenz von Gold-ETFs erleichtert. Der stark wachsende SPDR-Gold-ETF entzieht dem recht engen Goldmarkt physische Ware (mittlerweile liegt dort eine halbe Gold-Jahresproduktion). Die Lagerflächen für physisches Gold werden beständig erweitert. Interessanterweise befinden sich die Barren des SPDR-Gold-ETFs nicht in den USA, sondern in Großbritannien (London). Ein Ende des Trends, in Gold-ETFs zu investieren, ist nicht erkennbar. Die rückläufige Minenproduktion tut - gemeinsam mit dem Bestreben der Zentralbanken, ihre Goldreserven möglichst noch zu erweitern - ihr übriges. Auch vor einem solchen Hintergrund mögen zwar Rückschläge im Goldpreis möglich sein. Solange das Vertrauen in Papierwährungen derart beschädigt ist wie aktuell, erwarten wir die Fortsetzung der Story "Gold als sicherer Hafen".

Das vor einigen Tagen vorgestellte Dreieck (Goldpreis in US-Dollar) zeigt weiterhin Ansätze zur Auflösung nach oben.


© Robert Rethfeld
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