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Gold quo vadis?

30.05.2012  |  Dr. Dietmar Siebholz

Immer, wenn aus meinem Umfeld kritische Stimmen kommen, ja sogar ängstliche Anfragen, "was ist mit dem Goldpreis los“ und "soll ich nicht einmal vorsichtig Teile meines Besitzes liquidieren, weil unsere Erwartungen (Gold als unsere letztendliche Unfallversicherung gegen die Folgen aller unheilvollen Entwicklungen) wohl nicht aufgehen werden, dann setze ich mich ruhig hin, genehmige mir eine guten spanischen Rotwein. Ich gehe dann zu meiner Faktensammlung und überprüfe die Werthaltigkeit meiner gespeicherten Fakten und ob sich an der von mir erklärten Konstellation irgendetwas Wesentliches verändert hat.

Ich vermeide dann Emotionen, de diese sind der schlechteste Ratgeber. Ich gehe ja sogar so weit, dass ich sage, genau diese Emotionen werden von unseren Gegnern (ja, das sind die Banken, Notenbanken und Politiker) auf jeden Fall geschürt, damit sie uns über die Emotionen und ihre leeren Worthülsen steuern und ihre Interessen durchsetzen können. Denn sie wollen nur eines: "Ran an unsere mühsam erarbeiteten Reserven“, die sie schon längst durch die hohe Verschuldung verspielt haben. Was noch fehlt, ist die Begründung für die Umbuchung. Der Buchungssatz steht schon fest; er lautet "SOLL-Bürger an HABEN Staat oder Bank“.

Glauben Sie mir, nur das ist, was jetzt zählt. Ich erinnere mich an eine Karikatur, auf der unser Helmut Kohl in 1988 zu sehen war, wie er auf einer Studentendemonstration auf die dort gestellte Frage "wer sichert uns unsere Zukunft?“ erstaunt fragte "... was meinen die denn, welche Zukunft?“ Die Zukunft ist schon lange verspielt, denn sonst müsste man sich ja die ernsthafte Frage stellen, wer die Staatsschulden, also die verbuchten und die künftigen, aber bereits durch Gesetze festgelegten (wie die Rente, die Krankenversorgung etc. pp) extrem hohen Verbindlichkeiten also begleichen und/oder finanzieren wird.

Zurück zu den Fakten zur Bedeutung und Bewertung des Goldes, die es regelmäßig zu überprüfen gilt. Da wäre die Beantwortung folgender Fragen:


Lassen Sie mich mit einer absolut gültigen Grundaussage anfangen, die Sie nie vergessen dürfen: Der Goldpreis ist als Bewertungskriterium für die Gesundheit der Geldpolitik und aller wirtschaftlichen Grundlagen, denn am Gelde hängt ja in unserem System alles, das wichtigste Thermometer für eine objektive Beurteilung der realen Zustände eines Systems noch nie frei und nicht manipuliert gewesen. Ich habe nun Tausende von Seiten über dieses Thema gelesen und wer daran glaubt, dass es einen freien Goldmarkit gibt, sollte sich ausschließlich den Erzählungen der Gebrüder Grimm widmen. Das wird seiner Seele mehr gut tun, als dieser Illusion der freien und fairen Preisentwicklung nachzuhängen. Soweit zum Thema "der Goldpreis als Indikator für die Gesundheit von Volks- und Weltwirtschaft“,

Zu den Fakten: Die historisch mit dem Währungsverfall erfahrenden östlichen (meist asiatischen) Kulturen sind derzeit und das seit einigen Jahren dabei, Edelmetalle zu sammeln. Die wissen, warum. Und was mich davon überzeugt, dass es so bleiben wird, ist die Tatsache, dass die Regierung in Peking seit Jahren seinen Bürgern empfiehlt, Edelmetalle als zusätzliche Sicherheit zu erwerben. Haben Sie das verstanden? Unsere Notenbanken im Westen manipulieren ihre Bilanzen und verschleiern sie, indem sie Gold und Goldforderungen in einer Bilanzposition ausweisen (also das verliehene - denn nichts anderes sind "Goldforderungen“ ist ja von den Käufern garantiert verkauft worden- was sollten sie sonst mit einer Goldleihe anstellen), versuchen damit, die Bürger von Edelmetallbesitz fernzuhalten, indem sie eine heile "Geldwelt“ suggerieren und die Kommunisten in Peking empfehlen ihren Landsleuten, Gold als Versicherung zu kaufen. Geht es noch verrückter? Da verhalten sich unsere Ideologiegegner z.B. in China solider als unsere Politiker. Denken Sie darüber nach.

Die Goldproduktion erhöht sich kaum. Südafrika fällt als Produzent immer weiter zurück. Kein Wunder, wenn man sich die dortigen Voraussetzungen ansieht. Von dort wird keine Wende beim Goldangebot herkommen. Und die Menge der nachfragenden Menschen auf dem Globus steigt und steigt also sowohl nominell (7 Milliarden sind wir schon) als auch bonitätsmäßig. Denn die Entwicklung eines Mittelstandes in vielen Emerging Countries ist unübersehbar. Und woher kommt das Angebot? Ich sehe keine nennenswerte Steigerung des Angebotes

Wie wird nun der Goldpreis ermittelt? Der physische Goldpreis wird zweimal täglich in London durch ein immer noch antiquiertes System aus 6 bis 8 Teilnehmerm am runden Tisch, die sich nicht in die Karten sehen lassen, "gefixt“. Die Mitglieder dieses Zirkels gehören zu den Systemgegnern des Goldes, nämlich den großen Investmentbanken. Das sind fast die gleichen, die den London-Interbanken-Eurozinssatz täglich definieren. Glauben Sie daran, dass das ein realer Preisfindungsprozess ist? Ich glaube das beileibe nicht! Und denen überlassen wir die Preisfindung? Der Fuchs ist ein besserer Wächter des Hühnerhauses, meine ich.





Ich habe einige Zeit als Maklerassistent an der Düsseldorfer Börse gearbeitet. Glauben Sie mir, ich weiß, wie ein richtiger Preis zustande kommt, das ist aber genau das Gegenteil von dem, was da zweimal täglich in London am runden Tisch aus Zurufen "gefixt“ wird. Und was wird da täglich und laufend in der Kommunikationswelt veröffentlicht? Der Preis für Gold mit zukünftiger Lieferung und das ist der Preis für "Papiergold“, also für ein Goldversprechen, das in der Zukunft eingehalten werden soll. Ich bin schon müde durch das permanente Wiederholen meiner Mahnung bzw. meiner Frage: "Wie hoch könnte der Preis für ein real verfügbares Rettungsboot im Januar 1912 auf der Titanic gewesen sein und welchen Wert hätte ein Zertifikat für die Lieferung eines solchen Rettungsbootes per Termin 01. Dezember 1912?“ Gold als Versicherung für Unfähigkeit, Manipulation und Enteignung durch Inflation hat nur einen realen Wert als physisches Metall im individuellen Besitz. Punktum, basta. Alles andere ist Schall und Rauch und bewusste Manipulation.

Zu den Notenbanken. Wenn es Ihnen noch nicht aufgefallen ist: Es gibt Notenbanken, die halten sich von dem Geschwätz der Notenbanken um den IWF fern. Diese Notenbanken kaufen Gold, holen ihr Gold heim in ihre Länder, weil sie den anderen Notenbanken nicht trauen und in einigen Ländern, die durchaus große Goldförderer sind, wird das Gold nicht einmal auf den internationalen Markt geworfen, sondern die dortigen Notenbanken kaufen das Gold zu Weltmarktpreisen selbst an (Russland und China)..Und wenn es erst einmal klar ist, welche Mengen an physischem Gold die westlichen Notenbanken PHYSISCH in ihren Kellern haben, dann wird es auch dem Letzten klar sein, wie wir vera…lbert worden sind. Aber dann ist es leider zu spät. Eine (für mich unvermeidbare) neue Geldordnung wird sich meiner Meinung dann auch an dem Wert der real vorhandenen Goldbestände orientieren.

Wenn Sie jetzt glücklich aufseufzen und feststellen, dass wir Deutsche der weltweit zweigrößte Goldeigentümer sind, eine kritische Anmerkung: Goldeigentümer ist man dann, wenn man darüber frei verfügen kann. Sie fühlen sich ja auch als Hauseigentümer, wenn Sie im Grundbuch stehen. Aber sehen Sie einmal in Abteilung III des Grundbuches.

Da stehen die Belastungen (Grundschulden) und mit Verlaub, Sie sind erst dann wirklicher Eigentümer, wenn Sie ihre durch Grundschulden abgesicherten) Bankdarlehen getilgt haben. Vorher sind Sie faktisch nur Besitzer und das ist ein wesentlicher Unterschied, so wie wir der Illusion nachhängen, das Gold der Bundesbank wäre unser Gold. Selbst wenn es unsere transatlantischen Freunde herausgeben würden (da kann ich ja nur lachen, aber glauben wir es denn einmal), dann ist nach dem sicheren Ausfall der Bundesbank-Forderungen aus den TARGET-2-Verrechnungskonten bei der EZB von inzwischen mehr als 600 Mrd € und dem Bestand an hohen Verbindlichkeiten der Bundesbank dieses Gold im Rahmen der Bilanzsanierung der Bundesbank schon längst dahin, wo es nach Meinung der Macher hingehört. Das ist aber nicht der Sitz der Bundesbank in Frankfurt.

Alle Aktivitäten, das Gold der Deutschen zurückzuholen, sind nichts weiter als hilfreiche Aktionen, uns bewusst zu machen, wo wir wirklich stehen und dass wir schon lange "Versailles II“ praktizieren. Vergessen Sie unser Gold, es ist schon lange weg, auch wenn es noch in den Büchern der Bundesbank steht. Der Raub hat schon stattgefunden, nur der Buchführer glaubt es noch nicht. Ich habe Recht, wollen wir wetten?

Das letzte und aber weitaus wichtigste Argument für den Goldbesitz sollten Sie nicht vergessen. Solange die realen d.h. die um den Kaufkraftverlust durch die Inflation bereinigten Nettozinserträge für Staatsanleihen (Spareinlagen zählen ja nicht, weil deren Zinsen ja erheblich unter denen der Staatsanleihen liegen und obwohl für die Masse der Bürger diese Zinsen für Spareinlagen wichtiger sind als die der Staatsanleihen) negativ sind, ist Gold die wichtigste Anlageform. Und dabei muss man gar nicht berücksichtigen, dass alle internationalen Statistikwerte für die Inflation auf den Müllhaufen der Realität gehören. Wie denn sonst kann man die Definition der "Core Rate“ also der Kernrate für die Inflation in den USA, bei der die Preise für Energie und Lebensmitteln (wegen ihre so starken Schwankungen, sagen die Herausgeber dieser Werte) nicht enthalten sind, noch ernst nehmen? Können Sie sich ein Leben ohne Energie und Lebensmitttell vorstellen? Ich nicht.

In den Zeiten langer negativer Realzinsen hat sich Gold trotz aller Versuche in der Historie und in der Gegenwart als immer extrem vorteilhaft bewiesen. Es wird auch weiterhin so sein, denn man kann die Veröffentlichungen der Inflationsdaten manipulieren, wie man will: Der Bürger merkt an der Ebbe in seiner Brieftasche, dass die Zahlen nicht stimmen können.

Und manchmal gibt es ja auch ehrliche Bänker und Notenbänker. Deren überraschende Klarheit fällt aber gar nicht auf; wie sonst kann man die Meldung übersehen, die mich gestern erreichte. In der Bundesbank ist man der Meinung, dass durch die politischen Probleme eine (nur vorübergehende) Inflation auch von vier Prozent möglich sein könnte. Hallo Bundesbank: Wir haben schon fast vier Prozent reale Inflation, aber eine reale und die Verschuldung für Europa wird uns noch einmal vier zusätzliche Prozent bescheren und das dann auch real.





Was dann bei einem Zins für Staatsanleihen von ca. 2,5% für zehnjährige Staatsanleihen bedeutet, dürfte selbst schlechten Mathematikern einleuchten: Der reale Zinssatz wird erst dann wieder positiv sein, wenn wir Zinssätze für Staatsanleihen von mehr als 6% (eher 8%) haben werden. Und wenn dies eingetreten ist, stehen wir auf dem Schutthaufen der Staaten, wie wir sie kennen, denn diese werden Zinssteigerungen dieses Ausmaßes und angesichts der definitiv bekannten Verschuldung nie und nimmer verkraften können. Denn dann würden die Staatshaushalte nahezu zu 100% aus den beiden Positionen "Arbeit und Soziales“ und "Zinsaufwand“ bestehen und das würde unsere Republik in Frage stellen. Warum? Weil wir ja dann die ganzen Bürokraten, Beamten und sonstige Lobbyisten aus dem Budget nach Abfluss der Aufwendungen für Zinsen und Arbeit/Soziales nicht mehr bezahlen könnten. Ich hoffe, Sie haben meinen Zynismus richtig verstanden.

Gold und zwar als physischer Bestand möglichst zuhause ist und bleibt die Lebensversicherung gegen die Enteignung durch Verschuldung.

Noch einige Worte zur technischen (Chart-)Situation: Zwei von mir langfristig verfolgte Fakten geben mir Anlass zu vielen Ausrufungszeichen. Zwei unabhängige US-Partner verfolgen die Spannungen zwischen dem Papiergold- und dem Markt für physisches Gold einerseits und die (angstbedingten) Leerverkäufe von Hedgefonds und vermögensverwaltenden Fonds, die immer dann, wenn sich der Goldpreis in eine stark negative emotionale Phase eintritt, die zur Absicherung ihres Gold- und Silberbestandes erforderlichen Short-Kontrakte erwerben. Nun sind diese Kontrakte sehr schnell im Risiko, wenn die gefürchtete Entwicklung nach unten nicht eintritt. (Nach dem Motto: Versicherungen waren schon immer etwas teurer…).
In der Zeit von 2004 bis heute hat es diese Situation in beiden technischen Aspekten erst dreimal gegeben. In allen drei Fällen traten unmittelbar nach Erfüllung dieser Vorgaben erhebliche (größer als 16%) Preissteigerungen bei Gold und (größer als 20%) bei Silber auf. Soweit zu den charttechnischen "Auslösern“ von Kaufsignalen. Sie sind häufig sehr hilfreich, um Emotionen zu kanalisieren.

Natürlich sind auch andere Metalle als ein Bollwerk gegen die unvermeidliche Inflation anzusehen, wenn man davon ausgeht, das Gold an sich keinen wesentlichen industriellen Nutzen und damit zusätzlich zu seinem Wert als Versicherung zusätzlich keine industriell bedingte Nachfrage kennt. Und: Der Staat könnte wieder einmal auf den Gedanken kommen, neue Verordnungen über den Goldbesitz zu erlassen.

Sondermetalle, die die moderne Industrie auf jeden Fall, und selbst bei starker Rezession braucht (und die extrem knapp sind) können in bestimmten Größenordnungen Gold als Anlagemedium ersetzen. Für die ganz große Krise, die ich für unvermeidbar halte, bleibt aber Gold die erste Wahl. Und zwar physisches Gold. Aber es kann durchaus sinnvoll sein, die "eiserne Reserve“ Gold um einige Teile von strategischen Sondermetallen zu ersetzen.

Warum keine Immobilien? Meine Antwort: Können Sie Ihr schönes Haus auf den Buckel nehmen und in ein anderes Land tragen? Mein Gold mit dem Gegenwert eines in Deutschland üblichen Hauses kann ich wohl noch gerade so tragen. Denken Sie darüber nach.

Ganz zum Schluss noch einen ganz interessanten Denkanstoß, und fragen Sie mich bitte nicht, mit wem ich darüber diskutiert habe. Im Verlauf eines Gespräches über Industrieansiedlungen habe ich mit einem namhaften Politiker, dem ich vorgeworfen hatte, er und seine "Kumpane“ in Berlin würden das Volk wegen ihrer Zustimmung zum ESM-Vertrag verraten, mehr als eine Stunde über ESM und den ganzen Unsinn der Haftungsunion etc. diskutiert. Ich kann ja - wie Sie sicherlich wissen - sehr direkt sein. Na und nach dem vierten Glas Rioja kamen wir dann zur Kernaussage und zu des Pudels Kern. Wie kann die Überschuldung überhaupt abgebaut werden? Herkömmlich z.B. durch strikte Sparmaßnahmen oder wie?

Seine Antwort war frappierend offen und ehrlich. "Es gibt keinen anderen Weg aus der Überschuldungsfalle als den, mit neuen Schulden das System überlebensfähig zu halten, um dann in der zweiten Stufe die "Entschuldung“ durch Kaufkraftvernichtung sprich: Inflation abzubauen, denn die Nominalverschuldung kann man nicht abbauen“ (da dies zum Zusammenbruch des von Subventionen abhängigen Systems führen würde). Sic, so ist es und das war dann wohl die rechte Einsicht und Wahrheit. Dieses Verfahren hat ja schon seit Jahrhunderten funktioniert, ist aber leider nicht sehr freundlich zu Sparern, Rentnern und, und, und. Das in das Stammbuch der "Volksvertreter".


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