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Interview: Eric Sprott über Gold und QE2

22.10.2010  |  Ron Hera

Mit Freude präsentiert Ihnen der Hera Research Newsletter (HRN) das folgende Exklusivinterview mit Eric Sprott - Chairman, CEO und Chief Investment Officer von Sprott Asset Management LP und Chairman sowie CEO von Sprott Money, Ltd. Mit über 35-jähriger Erfahrung im Investmentsektor ist Mr. Sprott der Senior Portfolio Manager zahlreicher Fonds, die zusammen mehrere Milliarden $ Anlagevermögen verwalten.

Nach seiner Zulassung als amtlich geprüfter Buchhalter begann Eric Sprott seine Laufbahn im Investmentsektor als Finanzanalyst bei Merrill Lynch. 1981 gründete er die Firma Sprott Securities (heute Cormark Securities Inc.), die heute zu Kanadas größten unabhängig und privat geführten Maklergesellschaften zählt. Nachdem er im Dezember 2001 Sprott Asset Management Inc. als separate Körperschaft gründete, übertrug Sprott seine Eigentumsrechte an Sprott Securities an seine Angestellten.

Sprotts Fähigkeiten im Investmentbereich spiegeln sich recht deutlich in seiner Erfolgsgeschichte als Manager des Sprott Hedge Fund L.P., Sprott Hedge Fund L.P., Sprott Hedge Fund L.P II , Sprott Bull/Bear RSP Fund, Sprott Offshore Funds, Sprott Canadian Equity Fund, Sprott Energy Fund und Sprott Managed Accounts wieder. Im Dezember 2004 wurde der Sprott Hedge Fund L.P. bei den Canadian Investment Awards mit dem Opportunistic Strategy Hedge Fund Award ausgezeichnet. Zudem gewann der Sprott Offshore Fund Ltd.

Im Jahr 2006 den MarHedge Annual Performance Award für kanadische Manager. Im Oktober 2006 wurde er zudem mit dem Ernst & Young Entrepreneur of the Year Award (Finanzdienstleistungen) und dem Ernst & Young Entrepreneur of the Year Avard für die Region Ontario ausgezeichnet. Im Jahr 2007 wurde Eric Sprott von Investment Executive (eine auflagenstarke Publikation für Finanzberater) zum Fund Manager des Jahres gekürt. Im Oktober 2008 gewann der Sprott Offshore Fund Ltd. den Award für den weltweit besten Long/Short Hedge Fund - vergeben von HFM Week, einer führenden Publikation für den Hedgefondssektor.

Eric Sprotts Prognosen der letzten Jahre zum Zustand der nordamerikanischen Finanzmärkte wurden in einer Artikelreihe für Investmentstrategien unter der Rubrik "Markets At A Glance" zusammengefasst.



Hera Research Newsletter: Danke, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben. In Ihren Artikeln und auch an anderer Stelle erklärten Sie, dass die finanziellen Probleme der USA viel schwerwiegender seien, als man sich mit Blick auf die offiziellen Darstellungen der US-Regierung vorstellen könne.

Eric Sprott: Die Situation reicht mindestens zurück bis ins Jahr 2000, als der der NASDAQ abdrehte. Wir hatten schon im Vorfeld darüber geschrieben, und fast am selben Tag veröffentlichten wir einen Artikel unter dem Titel "Speculaton is Rampant, Don’t be a Part of it" ["Ungezügelte Spekulation, Lassen Sie sich nicht darauf ein"]. Von diesem Punkt an war mir klar, dass wir uns in einem langfristigen Bärenmarkt befanden. Und der NASDAQ befindet sich seither ganz klar in einem Bärenmarkt.

Irgendwie konnte der S&P und der DOW wiederbelebt werden, um das zu schaffen, musste die Immobilien-Manie beginnen und eine Kredit-Manie - und jetzt eine Manie der Staatsausgaben. Wir gehen immer noch davon aus, dass die Situation damals im Jahr 2000 ihren Höhepunkt erreichte und dass der langfristige Bärenmarkt auch heute noch anhält, aber all das führt zu einem größeren Problem.


Hera Research Newsletter: Was ist dieses größere Problem?

Eric Sprott: Das größere Problem, das wir heute haben, ist das gewachsene Risiko staatlicher Ausfälle und der Umfang des US-Defizits; und ich denke, heutzutage stellt man sich folgende Frage: "Funktioniert der Keynesianismus?". Also: Wenn man Geld ausgibt, dann soll es die eigene Wirtschaft möglichst stimulieren; dann aber gibt es eine ganze Reihe von Berichten, in denen behauptet wird, genau das Gegenteil würde passieren - nämlich, dass staatliche Ausgaben eben ein Negativergebnis brächten.

Eine Studie wurde in Kanada vom Fraser Institute angefertigt, eine andere von drei Havard-Professoren - und sie kamen zu dem Schluss, dass Staatsausgaben nicht gut für Privatunternehmen wären - Punkt. Das kann man anhand eines Charts sehen, der den Grenzwert eines jeden Dollars zeigt, den die US-Regierung von 1960 an bis heute ausgegeben hat.





Hera Research Newsletter: Meinen Sie den Grenzertrag eines Dollars Schulden?

Eric Sprott: Der Grenzwert staatlicher Aufwendungen, ja - Schulden, im Wesentlichen Defizitfinanzierung. Der ökonomische Effekt laufender Defizite ist negativ mit um die 40 Cents pro Dollar. Ich denke, der Keynesianismus wurde quasi komplett umgekrempelt. Und es ist schon sehr wahrscheinlich, dass die Defizitfinanzierung am Ende negative Ergebnisse bewirkt. Wenn die US-Regierung zum Beispiel die Arbeitslosenbezüge ein weiteres Mal ausweitet, was glauben Sie, werden die Menschen, die diese Arbeitslosenbezüge bekommen, machen?

Würden diese Menschen so schell wie möglich versuchen, einen neuen Job zu bekommen, oder würden sie nicht? Wie man sieht, arbeitet die Defizitfinanzierung immer gegen das System. Wenn ich mir das BIP der USA anschaue, so stieg es letztes Jahr, denke ich, wohl um die 400 Milliarden $, aber letztendlich kamen noch 1,5 Billionen $ an zusätzlichen Schulden hinzu - und dieses Jahr wird wahrscheinlich noch einmal dieselbe Menge hinzukommen. Jeder denkende Mensch wird das doch erkennen - wenn man zusätzlich 3 Billionen $ draufsattelt und nur über weniger als 1 Billion $ aus dem BIP-Wachstum verfügt, dann ist man auf dem allerbesten Weg zum Bankrott.

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Chart mit freundlicher Erlaubnis von Nathan A. Martin


Hera Research Newsletter: Sie sagen also, der staatliche Stimulus kann nicht funktionieren, weil die Schulden schneller wachsen als das BIP?

Eric Sprott: Ja, das funktioniert nicht. Und da rechne ich noch nicht einmal die Schulden der Bundesstaaten und Gemeinden hinzu. Ich nehme nur die Schulden des Bundes. Und die Schulden nehmen in den USA auf allen staatlichen Ebenen zu, dort wachsen sie jedoch nicht in so starkem Maße an wie auf Bundesebene.


Hera Research Newsletter: Welche Ende oder welches "Endspiel" sehen Sie vorher?

Eric Sprott: Vor ein paar Monaten schrieb ich einen Artikel mit dem Titel "Surreality Check Part Two… Dead Government Walking", in dem ich besonders die US-Regierung auf’s Korn genommen habe. Als ich "Surreality Check... Dead Men Walking" damals im November 2007 schrieb, prophezeite ich, dass einige Unternehmen - ich nannte da Citigroup, GM, Fannie, Freddie - völlig pleite waren. Zu jener Zeit verfügten sie über ziemlich gute Marktkapitalisierungen, aber in Wirklichkeit waren sie pleite, und wahr ist meiner Meinung nach auch, dass die US-Regierung pleite ist. Nimmt man alle unfundierten Verbindlichkeiten zusammen - kommt man auf eine Zahl von vielleicht 60 Billionen $ oder 100 Billionen $.

Es besteht überhaupt nicht die geringste Möglichkeit, dass das zurückgezahlt werden könnte. Sie werden gezwungen sein, einige Verbindlichkeiten zurückzuweisen und abzulehnen - so wie es andere Staaten auch gerade machen. Zum Beispiel haben Großbritannien, Frankreich und vielleicht sogar Deutschland das gesetzliche Rentenalter erhöht. Das geht schon in die Richtung einer Nichtanerkennung oder Zurückweisung dessen, was sie versprochen hatten, und das wird auch in den USA passieren.


Hera Research Newsletter: Ist die Monetisierung von Schulden eine Nichtanerkennung von Schulden?

Eric Sprott: Die ganze Gesichte sagt uns, wir sollten Regierungen lieber nicht vertrauen, warum haben wir also Vertrauen in Geld, von dem die Regierung sagt, es hätte Wert, wenn die Regierungen aus geschichtlicher Perspektive ein Versprechen nach dem anderen gebrochen haben? Sie haben, sagen wir in den letzten 90 Jahren, nichts anderes gemacht, als den Steuerzahler auszuquetschen, während sie gleichzeitig steigende Schulden anhäufen. Auf staatlicher Ebene herrscht sehr wenig Verantwortungsgefühl für das langfristige finanzielle Wohlergehen eines Landes. Fiat-Geld wird auf seinen intrinsischen Wert zurückfallen, und der liegt bei Null. Die Bewertung von Währungen muss sich auf reale Dinge stützen. Ich finde es absolut erschreckend, dass wir dem Staat vertrauen.





Hera Research Newsletter: Wenn Sie also davon ausgehen, dass der Wert der Währungen fallen wird, gehen Sie dann auch davon aus, dass die Preise für reale Vermögensanlagen steigen werden?

Eric Sprott: Ich denke, dass hängt von der Klasse der realen Vermögensanlage ab und davon, was ihren Wert ausmacht. Ich habe immer meine Zweifel an Immobilien- und Grundstückseigentum, denn große Teile davon sind mit so hohen Schulden belastet. Wenn die Leute ihre Schulden zurückzahlen müssen, dann können die Preise für Immobilien und Grundstücke sinken, auch wenn es zu dieser Zeit QE2 oder QE3 gibt, denn in diesen Bereichen wird nicht genügend Cashflow generiert. Ich denke da eher an Dinge wie Agrarprodukte, Öl und Gas. Ich denke da an Dinge, die als Tauschmittel eingesetzt werden können, wie zum Beispiel Gold und möglicherweise auch Silber oder vielleicht auch andere Edelmetalle - das jedenfalls ist die Kategorie, die, was die Werterhaltung angeht, meiner Meinung nach die überlebensfähigste ist.


Hera Research Newsletter: Ist das auch der Grund, warum Sie in Edelmetalle und besonders Gold investiert haben - um den Bärenmarkt zu überstehen?

Eric Sprott: Meine Geschichte mit Gold geht zurück bis ins Jahr 2000, als der Markt seine Talsohle erreichte, was tatsächlich auch mit unserer Annahme einherging, dass jetzt ein Bärenmarkt anstehen würde. Egal welchen Bärenmarkt man betrachtet, man fragt sich immer: "Wie überstehe ich den?". Wir dachten, "wir brauchen jetzt unbedingt Gold und Goldaktien", und es funktionierte so gut, dass es schon erschreckend ist. Man muss bedenken, dass die Märkte in den letzten 10 Jahren fielen und Gold von seinen Tiefstständen aus um ca. 500% stieg und Goldaktien um die 1.200%. Hier spielt die Musik.


Hera Research Newsletter: Es sieht ganz so aus, als würde viel Geld in den Sprott Physical Gold Trust :: (NYSE:PHYS) fließen.

Eric Sprott: Weil er sich an US-Amerikaner wendet; der Steuersatz für Kapitalgewinne im Sprott Physical Gold Trust liegt heute bei 15%, besitzt man hingegen Anteile am ETF, liegt der Steuersatz bei 28%, denn Gold wird von der Steuerbehörde IRS als Sammelobjekt eingestuft. Das ist der entscheidende Grund, warum viele Leute dieses Vehikel nutzen anstatt eines ETF. Neben den Steuererleichterungen für US-Bürger bleibt das Gold bei der Royal Canadian Mint in Ottawa, und so manche in den USA finden das gut, denn sie wollen das Gold lieber außerhalb des Landes sehen. Zudem ist der Treuhänder keine fremdkapitallastige Finanzinstitution. Die Treuhänder der Gold- und Silber-ETF sind fremdkapitallastige Finanzinstitutionen, und es gilt: Wenn Fremdkapital und Hebel im Spiel sind, gibt es immer auch potentielles Risiko. Der Grund, warum wir unser Vehikel einführten, war natürlich, dass viele Menschen begriffen haben, dass sehr viel Papiergold existiert und dass es nicht mehr da sein wird, wenn man es einfordert.


Hera Research Newsletter: Ich verstehe, dass PHYS-Anteile mit einem Aufschlag von 5% -10% gegenüber dem Gold-Kassapreis gehandelt werden.

Eric Sprott: Wir wollten, dass man im wahrsten Sinne des Wortes sein physisches Gold bekommen kann; es gibt also einen Mechanismus: Wenn Sie einen Barren kaufen können, das sind 400 Unzen, dann werden wir ihn auch liefern. Die physische Eigenschaft, sprich das Wissen darum, dass das Gold dort existiert, und auch die steuerlichen Vorteile - das macht den Aufschlag aus. Ich denke, das ist gerechtfertigt. Mit Sicherheit gibt es kein anderes nordamerikanisches Vehikel, wo man physisches Gold bekommt. Deswegen haben wir dieses Vehikel auch geschaffen.


Hera Research Newsletter: Es besteht also eine Art Absicherung, wie sie bei Exchange Traded Funds wie GLD nicht gegeben ist. Betrachten Sie Gold allein als Versicherung, oder sehen Sie Gold auch als Währung?

Eric Sprott: Als ich das erste Mal mit Gold zu tun hatte, kam ich zu dem Schluss - was vor allem an Frank Venerosos Buch "The Gold Book Annual 1998" (Jefferson Financial, 1998) lag - dass der Goldmarkt von den Zentralbanken gedrückt wurde und dass diese Blockade irgendwann brechen müsste. Veneroso zeigte, dass sie 400 Tonnen pro Jahr verkauften. Mit fortschreitender Zeit musste also deren Bereitschaft, Gold zu verkaufen, einfach aufhören. Jetzt haben wir die Situation, in der die Zentralbanken, die einst Goldverkäufer waren, zu Goldkäufern geworden sind.

Der Goldmarkt ist sehr klein. Die Minen produzieren, sagen wir, 2.600 Tonnen pro Jahr und die Zentralbanken verkauften 400 Tonnen. Das sind ziemlich viele Tonnen in einem Jahresmarkt von 2.600 Tonnen. Jetzt sind die Zentralbanken Käufer von vielleicht 200 Tonnen oder mehr. Ich glaube, der World Gold Council hat geschätzt, dass die Zentralbanken im letzten Jahr ganze 400 Tonnen gekauft haben. Stellen Sie sich einmal diese Veränderungen vor: Ein Verkäufer von 400 Tonnen wird zu einem Käufer von 400 Tonnen in einem Markt der mit 2.600 Tonnen aus der Produktion beliefert wird. Woher werden die normalen Goldnutzer nun ihr Gold bekommen angesichts der großen Veränderungen auf seitens der Zentralbanken?


Hera Research Newsletter: Es ist schon komisch, dass die Zentralbanken Gold verkauften, als die Preise fielen und jetzt, wo die Preise steigen, auf der Käuferseite sind.

Eric Sprott: Heute haben wir die Gold-ETF, die vor 10 Jahren noch nicht existierten, und sie zählen heute zu den größten Goldeignern der Welt. Es gibt auch Fonds wie den unseren und den von Paulson & Co. oder David Einhorns Fonds, Greenlight Capital sowie zahlreiche Pensionsfonds, die heutzutage über Gold verfügen, aber vor 10 Jahren niemals Gold gehabt hätten. Woher bekommen diese Fonds all ihr Gold, wenn sie vor 10 Jahren noch nicht einmal Teil der Angebot-Nachfrage-Gleichung waren? Ich frage mich, woher dieses ganze Gold stammt. Ich hatte immer vermutet, dass es heimlich aus den Zentralbanken kommt.





Hera Research Newsletter: Zentralbanken regeln die Umtauschkurse von Währungen, was kein Geheimnis ist. Hätte Gold immer noch die Stellung einer Währung, würde der Goldwechselkurs heute so geregelt werden, wie damals unter dem London Gold Pool?

Eric Sprott: Zentralbanken können auch die Anleihemärkte beeinflussen und nicht nur die staatlichen Anleihen. Letztes Jahr kaufte die Federal Reserve hypothekarisch gesicherte Wertpapiere in Höhe von 1,2 Billionen $.


Hera Research Newsletter: Das war eine gewaltige Liquiditätsspritze.

Eric Sprott: Das war ein gewaltiger Schuss in den Arm der Finanzmärkte und auch des staatlichen Schuldenmarktes, aber dafür wurden auch gewaltige Schulden übernommen. Die staatlichen Eingriffe in allen Bereichen sind einfach unglaublich gewesen - und was haben wir im Endeffekt hier und jetzt dafür vorzuweisen? Wir sehen, dass die Wirtschaftsdaten abgestürzt sind: Einzelhandelsverkäufe, neue Immobilienverkäufe, Verbrauchervertrauen, der Baltic Dry Index, der chinesische Aktienmarktindex. Also, das, was da den Bach runter gegangen ist, war so drastisch und es geschah innerhalb so kurzer Zeit.

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Chart mit freundlicher Erlaubnis von InvestmentTools.com


Hera Research Newsletter: In den USA sehen wir kaum Erholung.

Eric Sprott: In manchen Daten sieht man überhaupt keine Erholung. Der Bereich Immobilien zum Beispiel, er ist tot, total flach. Ich gehe davon aus, dass sich die Autoverkäufe bald genauso entwickeln werden. Und übrigens entwickelt sich gerade alles negativ: die führenden Wirtschaftsindikatoren, der ECRI Index - alles eben. Man muss erkennen, dass es für uns gerade steil nach unten geht - und das nicht einmal langsam.


Hera Research Newsletter: Sie erwähnten den starken staatlichen Anteil an diesen massiven Interventionen.

Eric Sprott: Alles deutet darauf hin, dass staatliche Eingriffe negative Folgen haben, denn es kommt zum Missbrauch von Geldmitteln. Genauso die Fed, sie kauft dort ein Haufen hypothekarisch besicherte Wertpapiere (MBS) und der Immobilienmarkt fällt nicht in sich zusammen, sobald sie aber nicht mehr kaufen, bricht der Markt zusammen, weil es eine Fehlallokation von Ressourcen gewesen ist. Wir hätten die Menschen nicht zum Kauf von Häusern animieren sollten. Wir hätten das Gegenteil machen sollen: Geld sparen. Wir müssen an dieser Stelle lernen, zu sparen - im privaten, unternehmerischen und staatlichen Bereich. Die Regierung setzt überall die falschen Signale, man bringt die falschen Leute dazu, komplett das Falsche zu tun, und das macht das Problem so viel größer.


Hera Research Newsletter: Würden Sie so weit gehen und sagen, Zentralplanung und Wirtschaft wäre am Ende gewissermaßen eine ineffektive Strategie?

Eric Sprott: Wissen Sie, ich denke, dieser Aussage würde wohl jeder zustimmen. Zentrale Planung funktioniert nicht, aber reden wir von unserer eigenen Regierung: Sie wollen eigentlich nichts anderes als zentrale Planung betreiben, und dennoch denken sie nicht, dass sie Zentralplanung betreiben - aber, mein Gott, genau das machen sie. Die US-Regierung sagt, um die Wirtschaft zum Laufen zu bringen, werde sie ein Defizit von eineinhalb Billionen Dollar einfahren. Wenn das keine Zentralplanung ist, dann weiß ich nicht, was sonst.


Hera Research Newsletter: Es wird davon ausgegangen, dass die Staatsschulden der USA 20 Billionen $ erreichen werden. Denken Sie, dass die USA Schulden in dieser Höhe aufnehmen und umschulden können?

Eric Sprott: Woher kommt das Geld? Theoretisch muss das Geld von Unternehmen oder Personen kommen. Nehmen wir also ein Land und nehmen wir an, es müsste sich selbst finanzieren - durch die Einnahmen der Unternehmen und Individuen dieses Landes. Und würde es nun es nun aus irgendeinem Grund nicht klappen, dass diese Individuen und Unternehmen jedes Jahr dem Staat Geld hinterherwerfen können - dann würde nichts mehr funktionieren. Die US-Regierung hat sich das gesamte letzte Jahr und ganz sicher bis März dieses Jahres durch Schulden finanziert.

Der Gedanke war, dass die Fed Finanzanlagen am Markt aufkauft und die Banken Staatschulden finanzieren und sonst keine Kredite vergeben, damit sie den Staat finanzieren können - wir werden aber noch einsehen müssen, dass das nicht haltbar ist. Die Leute nun zu bitten, dass sie sich pro Jahr mit eineinhalb Billionen $ nur auf bundesstaatlicher Ebene verschulden sollen, ist ein Ding der Unmöglichkeit; und das noch mehrere Jahre am Stück mit steigen Schuldaltlasten - so etwas ist untragbar. Was, wenn die Zinssätze dort stehen würden, wo sie wirklich stehen müssten?





Hera Research Newsletter: Denken Sie, angesichts eines schwächer werdenden Dollars, dass die realen Zinssätze aktuell negativ sind?

Eric Sprott: Diese 0%-Zinspolitik wird in 20 Jahren als eine der größten finanziellen Lachnummern aller Zeiten betrachtet werden. Natürlich sind die Hauptnutznießer die Banken und der Staat. Die Banken können für nichts leihen und die Regierungen können für fast nichts leihen, aber der echte Zinssatz müsste viel höher liegen. Ich meine, wer will da noch sparen? Sie bitten jemanden, das Defizit zu finanzieren und dann zahlen sie ihm fast nichts für’s Sparen. Warum also? Man bekommt nichts für die Ersparnisse. Warum sollten die Leute also sparen?


Hera Research Newsletter: Sollte es zu einer zweiten Runde quantitativer Lockerungen, QE 2, kommen, denken Sie, dass es dann zu einen Vertrauensverlust in die US-Regierung und den US-Dollar kommen würde?

Eric Sprott: Wir sind ganz real und direkt mit einem Dilemma konfrontiert, und ich sehe da keine einfache Lösung für uns. Die Menschen werden beginnen, das Risiko eines staatlichen Schuldausfalls in Betracht zu ziehen. Das fing mit Irland an, sprang über nach Island, nach Griechenland und wird vielleicht in Portugal oder Spanien ankommen - und das Problem könnte an der nordamerikanischen Küste angeschwemmt werden. Und nicht nur das, der Dollar ist kürzlich ziemlich schwach gewesen, denn immer mehr Menschen wägen dieses Problem ab, und sie werden zu dem Schluss kommen, dass es nicht mehr viele sichere staatliche Zonen gibt. Es gibt einfach nicht mehr viele.

Sie sind sehr, sehr selten geworden. Entweder wird es kein QE2 geben und die Zinssätze werden steigen, oder es gibt QE2 und die Zinssätze können niedrig bleiben - letztendlich aber, wenn wir dann zu QE3 oder QE4 übergehen, wird das große AHA kommen, denn auch der letzte wird erkennen, dass wir einfach nur Geld drucken, das Problem aber nicht beseitigen können. Wenn wir immer nur drucken, drucken und nochmals drucken, werden die Menschen ihre Bankeinlagen irgendwann in irgendetwas Reales konvertieren wollen, denn sie realisieren, dass Fiat-Geld seinen Wert nicht halten wird.


Hera Research Newsletter: Könnten Sie sich einen Lösungsansatz vorstellen? Wie kann die Welt in dieser Situation weiterkommen?

Eric Sprott: Ich glaube nicht, dass es eine Lösung gibt. Mir wird immer gesagt: "Wann bist Du mal nicht negativ eingestellt?" Ich sage: "Ich werden dann nicht mehr negativ sein, wenn ich erkenne, dass es in Zentralbankkreisen und im staatlichen Bereich Leute gibt, die anfangen, Verantwortung zu übernehmen." Man könnte jetzt zwar sagen, die ersten Zeichen wären ja schon gesetzt worden - mit der Austeritätspolitik drüben in Europa, in Großbritannien und Griechenland. Interessant ist aber, dass die meisten diese Programme ein Jahr später beginnen. Sie beginnen nicht heute. Interessant wird erst noch, wie stark diese Programme dann noch sind.


Hera Research Newsletter: Sind die europäischen Austeritätsmaßnahmen indirekte Rettungsaktionen, mit denen die staatlichen Schulden geschützt werden sollen?

Eric Sprott: Deswegen werden die Maßnahmen ja auch angekündigt. Die EZB hatte ihr QE, als sie eine Billion $ für die griechische Rettungsaktion verfügte. Hätten sie anschließend keine Austeritätsprogramme verkündet, auf welche Gedanken hätten wir dann kommen können? Wenn man die Rettungsaktion durchführt, muss man anschließend zumindest sagen, man wolle versuchen, das Geldausgeben zu stoppen. Die Ankündigung der Maßnahmen war damals fast obligatorisch. Sie alle mussten das Wort ergreifen, denn der Euro und das europäische Bankensystem befanden sich unter immensen Druck. Einlagen verließen diese Länder, also musste etwas unternommen werden.


Hera Research Newsletter: Ihre Prognose: Wie wird sich die Situation der Staatsschulden entspannen?

Eric Sprott: Ich denke, wir sind zu weit gegangen. Es gibt viel zu viel Schulden. Allein die Schulden des Bundes [Anmerkung des Herausgebers: Dies ist eine sehr interessante Seite.] betragen um die 40.000 $ für jeden Amerikaner, ein vierköpfige Familie schleppt also 160.000 $ Schulden mit sich herum, und da bleiben die Schulden der einzelnen Bundesstaaten noch gänzlich unerwähnt. Ich denke nicht, dass wir uns da rausarbeiten können. 60 Jahre lang hatten wir immer eine Ausweitung der Schulden, nun geht diese Ära ganz plötzlich zu Ende, und jetzt haben wir eine Kontraktion und diese Kontraktion wird sich wohl in die Länge ziehen.


Hera Research Newsletter: Wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Eric Sprott: Vielen Dank.


Nachworte : Eric Sprotts Erfolgsgeschichte als Portfoliomanager und Unternehmer im Rohstoffsektor spricht für sich. Ob man nun Eric Sprotts Skeptizismus hinsichtlich der fiskalen Verantwortung der Regierungen, der Solidität von Fiat-Währungen oder der Stabilität der verschuldeten Unternehmen und Staaten teilen will oder nicht, seine nonkonformistischen Analysen ermöglichten es ihm, beim Trade des Jahrzehnts Gewinne einzufahren: Gold. Der Dollar steht im Spannungsfeld zwischen einer blutarmen US-Wirtschaft, niedrigen Zinssätzen der Federal Reserve, den Ankauf von Finanzanlagen durch die Fed, der US-Staatsverschuldung und einer zweiten Runde quantitativer Lockerungen (QE2). Er wird mit Sicherheit noch schwächer werden, was wiederum die Nachfrage nach Gold anheizen wird.


© Ron Hera
www.heraresearch.com, Email: ron@heraresearch.com


Ron Hera ist Gründer von Hera Research, LLC, www.heraresearch.com. Hera Research analysiert die Beziehungen zwischen Makroökonomie, Staat, Banken und Finanzmärkten. Aktuell sind sie auf den Bergbausektor und Metalle wie auch auf Öl, Energie, alternative Energien, Agrarrohstoffe und andere Rohstoffe spezialisiert. Hera Research gibt einen monatlichen Newsletter heraus.

Dieser Artikel wurde am 18.10.2010 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten.de veröffentlicht.