Inflation und US-Staatsanleihen
28.10.2010 | Steve Saville
Es folgt ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 17. Oktober 2010 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde.
Monetäre Inflation
Was mit dem Geldmengenwachstum passiert, kann man unter diesem Link verfolgen. Was wir in unseren Artikeln ganz allgemein TMS (True Money Supply) nennen, wird auf der verlinkten Webseite als TMS 2 bezeichnet.
Ende September zeigte unser bevorzugter Maßstab für das US-Geldangebot (TMS 2) eine Wachstumsrate von 11,2% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, zudem ist dieser TMS 2 ganze 20 Monate im zweistelligen Bereich gewesen. Das zeugt natürlich von deutlicher monetärer Inflation, auch wenn sie der Fed scheinbar immer noch nicht deutlich genug ist. Die Wachstumsrate (im Vergleich zum Vorjahreszeitraum) des TMS 1 lag bei 4,9%. TMS 1 ist ein engerer Maßstab für das US-Geldangebot, der die Spareinlagen nicht mitrechnet. Die Wachstumsrate von TMS 1 war in den vergangenen Monaten niedrig genug, um den Überzeugungen einiger Deflationsprognosten Auftrieb zu geben, es sei aber angemerkt, dass TMS 1 jetzt steigt.
Die Erbsenzähler in der EZB haben ihre Berechnungen zum Geldangebot für den Monat September noch nicht abgeschlossen (das passiert, wenn die Leute 6 Wochen Urlaub pro Jahr machen können), doch die Euro-TMS-Zahlen für August zeigen ein Wachstum von 8,1% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die europäischen Inflationierer hängen also ihren US-Kollegen hinterher, obgleich sie immer noch gute Arbeit leisten. Der Euro ist nicht in Gefahr, seine Kaufkraft aufrechtzuerhalten.
Inflationserwartungen
Der folgende Chart von Fullermoney.com zeigt die Rendite einer standardmäßigen Treasury Note mit 10-jähriger Laufzeit minus der Rendite einer TIPS mit 10-jähriger Laufzeit (eine "inflationsgeschützte" Treasury Note mit 10-jähriger Laufzeit). Wir bezeichnen diese Ertragsdifferenz als den "geschätzten Verbraucherpreisindex (CPI)", denn hier spiegeln sich die Marktschätzungen dahingehend wieder, wie hoch in den kommenden Jahren der durchschnittliche Verbraucherpreisindex (CPI) in den staatlichen Angaben ausfallen wird.
Der Chart zeigt den drastischen Einbruch der Inflationserwartungen des Jahres 2008 und deren ebenso drastischen Anstieg im Jahr 2009. Jeder, der meint, die Fed würde mit ihren Anstrengungen das Unmögliche versuchen, sollte sich diesen Chart ganz genau ansehen. Während der zweiten Hälfte des Jahres 2008 und im ersten Quartal 2009 erlebten die USA das größte finanzielle "Deleveraging" ihrer Geschichte, und trotzdem war es der Fed möglich, ein gewaltiges Ansteigen der Wachstumsraten für monetäre Inflation zu bewerkstelligen. Und nicht nur das, innerhalb von nur zwölf Monaten konnte sie zudem noch die Inflationserwartungen wieder etwa in die Mitte der 2005er-2008er Spanne bringen. Die Fed kann zwar kein reales Wirtschaftswachstum vorantreiben, aber es wird ihr immer möglich sein, den US-Dollar abzuwerten.
Konzentrieren wir uns jetzt auf die diesjährige Entwicklung des "geschätzten CPI": Im Zeitraum zwischen Mai und Juli war es zu einem deutlich Rückgang gekommen und dann zu einem deutlichen Rücksprung gegen Mitte August. Der starke Rücksprung im "geschätzten CPI" zwischen August und Oktober fiel mit großen Rallies der Rohstoff- und Aktienkurse zusammen; er wurde, so denken wir, in großem Umfang durch die Vorwegnahme von QE 2 vorangetrieben. Der Markt für US-Staatsanleihen hatte sich während dieser Zeit bemerkenswert gut gehalten, möglicherweise weil die Fed deutlich gemacht hatte, sie plane eine Abwertung des Dollars durch die Monetisierung von staatlichen Schuldenpapieren.

Die großen Risiken für US-Staatsanleihen
Aus unserer Sicht sind die drei bedeutendsten Risiken für den US-Staatsanleihenmarkt folgende:
- 1. Zahlungsausfall bei staatlichen US-Schuldpapieren
Schulden, die möglicherweise nicht abgezahlt werden können, werden am Ende abgeschrieben, so oder so. Wenn man alle Verpflichtungen auf US-Bundesebene einbezieht, dann wird klar, dass diese Verpflichtungen nicht beglichen werden können und dass ein Zahlungsausfall unvermeidlich ist, aber der genaue Zeitpunkt und die Art und Weise des Zahlungsausfalls entziehen sich jeglicher Kenntnis.
Die meisten Menschen, die die Unausweichlichkeit eines Zahlungsausfalls erkennen, gehen davon aus, dass dieser indirekt, auf dem Weg der Inflation geschehen wird, wir sind uns da aber nicht so sicher. Die Art und Weise des Ausfalls wird durch Politik bestimmt, und aus rein politischer Perspektive wäre es für die US-Regierung viel praktikabler einen direkten Zahlungsausfall für US-Verpflichtungen durchzuführen. Der Grund ist, dass ein großer Teil der Schulden vom Ausland gehalten wird. Die Kosten eines direkten Ausfalls müssten daher von ausländischen Investoren und Zentralbanken getragen werden, wohingegen die US-Wirtschaft (die wählende Bevölkerung der USA) der größte Verlierer bei einem Ausfall durch Inflation wäre.
- 2. Fed-Monetisierung führt zu steigenden Inflationserwartungen
Die Monetisierung von US-Staatsschulden durch die Fed wird die US-Staatsanleihen nur solange unterstützen, bis die Inflationserwartungen, in Reaktion auf die Monetisierung, stark anzusteigen beginnen; ab diesem Punkt wird die Monetisierung von staatlichen Schuldpapieren kontraproduktiv.
Man sollte sich immer vor Augen halten, dass die meisten (wenn nicht sogar alle) Hyperinflationen der vergangenen 100 Jahre, einschließlich der Hyperinflation der Weimarer Republik, durch Monetisierung von Staatsschulden via Zentralbanken in Gang gebracht wurden.
- 3. Großangelegte Verkäufe durch ausländische Zentralbanken
Der Glaube, ausländische Zentralbanken (wie die Bank von China und die Bank von Japan) würden staatliche US-Schuldpapiere akkumulieren, um auf Handelsungleichgewichte zu reagieren, ist weit verbreitet. Doch das stimmt so nicht. Die schon erwähnte Akkumulierung von staatlichen US-Anleihen erfolgt, um die Ungleichgewichte AUFRECHTZUERHALTEN. Wenn zum Beispiel ein produzierendes Unternehmen aus China US-Dollars im Austausch für seine Produkte erhält, die an die USA geliefert wurden, dann ist die Bank of China keineswegs verpflichtet, diese Dollars anzukaufen und anschließend in staatliche US-Anleihen einzutauschen. Es ist vielmehr ihre WAHL, diesen Schritt zu gehen - er verhindert, dass der Yuan gegenüber dem US $ aufwertet und bewirkt, dass der Status Quo im Handelsbereich gewahrt bleibt.
Ab einem bestimmten Punkt werden die ausländischen Regierungen und Zentralbanken realisieren, dass die unternommenen Anstrengungen zur Unterstützung der exportierenden Industrien, den eigenen Wirtschaften schaden. An diesem Punkt werden die ausländischen ZB im großen Stil zu Verkäufern von staatlichen US-Schuldpapieren.
Würden die ausländischen ZB nun im großen Stil staatliche US-Schulden verkaufen, so würden die US-Behörden in Antwort darauf wahrscheinlich einen von zwei Wegen einschlagen. Der erste wäre ein unmittelbarer Schuldausfall, womit sich das oben beschriebene Risiko Nummer 1 bewahrheiten würde. Der zweite Weg: Die Fed würde die Monetisierung von staatlichen US-Anleihen beschleunigen, wodurch Risiko 2 hervortreten würde.
Auch wenn wir davon ausgehen, dass dem Markt für US-Staatsanleihen in den nächsten Jahren der Boden wegbrechen wird, so spüren wir aktuell nicht das geringste Verlangen, Geld gegen diesen Markt zu verwetten. Es gibt unserer Meinung nach bessere Einsatzmöglichkeiten für unser Geld, als es in Wetten gegen den am stärksten manipulierten Markt der Welt zu stecken - wenn es zudem kein Anzeichen dafür gibt, dass der Hauptmanipulator (die Fed) seine Fähigkeiten der Marktstützung eingebüßt hat.
Wollten wir nun Anleihen shorten, würden wir dafür keine Anleihen auswählen, die von einer Körperschaft ausgegeben werden, die unbegrenzten Zugriff auf Geld hat. Wir würden stattdessen Anleihen von Körperschaften leerverkaufen, die jetzt knapp bei Kasse sind oder aller Wahrscheinlichkeit nach während des nächsten Wirtschaftsabschwungs Liquiditätsprobleme bekommen werden. Allgemeine Beispiele für attraktive Short-Kandidaten wären Kommunalanleihen und Junk Bonds.
Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite zur Verfügung. www.speculative-investor.com.
Wir bieten aktuell keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) finden Sie unter unter: www.speculative-investor.com.
© Steve Saville
www.speculative-investor.com
Dieser Artikel wurde am 19. Oktober 2010 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.