Rohstoffmarktregulierung in den USA - eine gescheiterte Mission?
03.06.2011 | Theodore Butler
Im meinem letzten Bericht an Abonnenten versuchte ich die günstigen Bedingungen für steigende Preise an den Silber- und anderen Metallmärkten zu beschreiben. Diese günstigen Bedingungen scheinen sich jetzt auszuwirken. Dieses günstige Umfeld entstand durch den konzertiert herbeigeführten Preiseinbruch vor allem beim Silber. Da ich im Bericht schon aufgezeigt hatte, welche Entwicklungen sich im Folgenden abzeichnen werden, möchte ich mich nun ein wenig darüber auslassen, was gerade erst geschah.
Ich bin immer noch verblüfft, zu sehen, dass sich so wenige entrüsten angesichts der Ereignisse von Sonntag, dem 1. Mai. In jener Nacht bracht der Silberpreis deutlich ein, um 6 $ pro Unze (oder 13%) innerhalb von Minuten, womit die Voraussetzungen für einen 30%igen Preisverfall während der darauf folgenden Woche geschaffte wurden. Einfach ausgedrückt: Eine 30%iger Preisverfall innerhalb einer Woche ist, bei egal welchem Rohstoff, ein sehr großes Ding, besonders wenn es keine Nachrichten bezüglich Angebot und Nachfrage gegeben hatte, die diesen gerechtfertigt hätten. Noch unverschämter ist nun, dass die wichtigsten Regulierungsinstanzen für den Silbermarkt, die CFTC und die CME Group, den großen Markteinbruch beim Silber nicht öffentlich kommentiert haben.
Vielleicht kann ich diesen Einbruch und die fehlenden Stellungnahmen seitens der wichtigsten Aufsichtsinstanzen irgendwie ins rechte Licht rücken: Stellen Sie sich vor, es kommt zum Absturz eines Passagierflugzeugs und die Bundesbehörde für Luftfahrt oder die nationale Behörde für Transportsicherheit verliert 3 Wochen lang darüber kein Wort. Oder stellen Sie sich vor, ein gängiges Medikament gegen Erkältung (Tylenol) hätte aufgrund von Fremdeinwirkungen für gesundheitliche Schäden in der Öffentlichkeit gesorgt und die US-Gesundheitsbehörde hätte kein Wort darüber verloren, oder es wäre zu einem Aktienmarktcrash um 30% innerhalb einer Woche gekommen, ohne dass sich die Börsenaufsichtsbehörde oder die Börse selbst dazu äußert. Es ist unvorstellbar, dass solche Ereignisse ohne Kommentare seitens der wichtigsten Aufsichtsinstanzen einhergehen. Aber genau das ist gerade im Silbermarkt passiert.
Die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) sieht ihre Hauptaufgabe im Schutz der Öffentlichkeit vor Betrug und Manipulation. Dennoch ist die Öffentlichkeit im Silbersektor gerade Opfer von Betrug und Manipulation geworden - durch den vorsätzlichen Preiseinbruch um 30% innerhalb einer Woche. Zudem hat die Kommission keinen Finger krumm gemacht, um die Öffentlichkeit zu schützen oder zu den Ereignissen Stellung zu beziehen. Wie tief muss der Silbermarkt fallen, damit die Behörde endlich Stellung bezieht - 50% oder gar 90%?
Ich bin mir darüber im Klaren, dass Silber vor seinem schweren Einbruch sehr deutliche Kursgewinne hatte; ab Ende Januar stieg es um mehr als 20 $ pro Unze auf ein Hoch bei 49 $ (Ende April). Dieser Anstieg brauchte drei Monate. Von diesen Gewinnen wurden 15 $ innerhalb einer Woche ausgemerzt. Mir ist die weitverbreitete Version zur Ursache des Preiseinbruchs bekannt: Es hatte irrationale Spekulativkäufe gegebenen, die eine Bubble entstehen ließen, welche schließlich platzte. Ich weiß aber auch, dass die tatsächlichen Angaben, Daten und Zahlen im völligen Kontrast zur dieser gängigen Meinung stehen.
Die Angaben der CFTC in ihrem Commitment of Traders Report (COT) zeigen, dass an der Preisspitze spekulative Verkäufe einsetzten, welche von Käufen seitens der Commercials (Glattstellungen von Short-Positionen) begleitet waren. Sicher zog der anfängliche Preisschlag weitere Spekulativverkäufe nach sich - aber das ändert nichts an der Tatsache, dass Spekulativkäufe nicht die Ursache der steil steigenden Silberpreise waren!
Indem die CFTC in dieser Angelegenheit Stillschweigen bewahrt, befördert sie Manipulation und trägt zur Verbreitung falscher Marktinformationen bei. Es gibt nichts, das im stärkeren Widerspruch zu den gesetzlichen Regelungen für Rohstoffsektor stehen könnte. Mit Blick auf die höchst ungewöhnlichen Umstände, die den plötzlichen Einbruch der Silberpreise begleiteten (keine Änderungen der Fundamentaldaten), wird das Schweigen der Kommission von vielen dahingehend gewertet, die Kommission selbst hätte Anteil am Preisverfall gehabt. Es kann nicht gut sein, wenn der Eindruck entsteht, die CFTC sei in ihrer grundlegendsten Funktion als Schutzinstanz der Öffentlichkeit ineffektiv - oder sogar schlimmeres. Leider wird dieser Eindruck durch die wiederkehrenden Muster offensichtlicher Vernachlässigung öffentlicher Interessen durch die Kommission bestärkt.
Wiederholt hat die Öffentlichkeit mit zahlreichen Stellungnahmen und Eingaben an die Kommission auf sehr spezifische Probleme im Silbermarkt hingewiesen - genauer gesagt auf die Positionsobergrenzen und die Short-Konzentration am COMEX-Terminmarkt. Die einzige Reaktion seitens der Kommission kam vom Kommissar Bart Chilton in Form persönlicher Kommentare. Auch wenn Chilton Lob dafür verdient, dass er die Wichtigkeit dieser Angelegenheiten anerkennt, so ist es nicht richtig, dass sich die Kommission offiziell zu den Entwicklungen ausschweigt.
Sicherlich habe auch ich meinen Anteil gehabt, als es darum ging, Druck auf die Kommission auszuüben, damit diese direkte Fragen beantwortet; ich schlug zudem unverbindliche Lösungsansätze vor. Und diese Rolle ermutigte andere, ebenfalls Druck auf die Kommission auszuüben. Diejenigen, die die CFTC kontaktiert haben, wissen dass es sich hierbei um ernste Angelegenheiten und Fragen handelt, die eine vollständige Betrachtung verdienen. Dennoch hat die Behörde, mit Ausnahme des Kommissars Chilton, öffentliche Antworten zu allen Fragen, die mit Silber in Verbindung stehen, vermieden. Das ist keine korrekte Art und Weise, der Öffentlichkeit zu dienen.
Abgesehen vom Schweigen der Kommission ist auch das Schweigen seitens der CME Group, Eigentümer der COMEX, ebenso unverschämt. Die letzte vorsätzliche Preisdrückung beim Silber begann mit dem himmelschreienden Preismord am frühen Sonntagabend. Der Mord fand im von der CME betriebenen elektronischen Handelssystem Globex statt, ausgeführt von Börseninsidern. Dieses elektronische System bot die Voraussetzungen und die Möglichkeit dazu, und es dokumentierte die Spuren des Verbrechens. Das Motiv ist immer schon der Rückkauf unwirtschaftlicher Short-Positionen gewesen, indem man zuerst durch schmutzige, manipulative Tricks für Verkaufsstress sorgt. Die zeitlich günstig gelegten Margin-Erhöhungen durch die CME verstärkten alles und machten den faulen Braten schmackhafter.
Man würde denken, es gäbe zwischen der CFTC (die ich immer noch für inkompetent und weniger für heuchlerisch halte) und der CME (die ich schon immer als fortlaufend kriminelle Unternehmung sehe) schon genug Silber-Schweigen. Aber es gibt noch mehr Schweigen im Wald. Vor zweieinhalb Jahren hatte ich JP Morgan öffentlich als den großen konzentrierten Silber-Short und Chefmanipulateur identifiziert und angeklagt. JPM hat es geschafft, einen großen Teil der eigenen Short-Positionen glattzustellen (unter großen Verlusten), während die Bank den Markt dennoch weiter schikaniert.
JP Morgan hat in dieser Zeit trotzdem nie ein einziges Wort darüber verlauten lassen, dass man eines schweren Marktverbrechens angeschuldigt wurde. Und das trotz der zahllosen Gerichtsprozesse vor ungefähr einem halben Jahr, in denen man JP Morgan ein und dieselbe Silbermanipulation vorwirft. Ich weiß, dass Anklagen und die Ergebnisse der Rechtsprechung zwei sehr unterschiedlich Dinge sein können, aber ich hätte nie gedacht, dass Institutionen wie JP Morgan (oder die CME Group) angesichts wiederholter und spezifischer Anschuldigungen jemals Stillschweigen bewahren würden.
Und schließlich hat sich auch der größte Geldverwalter der Welt, Black Rock, auf die Seite seiner Brüder des Schweigens geschlagen und antwortet nicht auf die Anschuldigungen wegen Fahrlässigkeit. Indem Blackrock es zuließ, dass sich die Short-Position bei den Anteilen für ihren großen Silber-ETF, SLV, kurz vor dem Preiseinbruch auf ungerechnet mehr als 36 Millionen Unzen aufblähen konnte, hat der Fonds eine Schlüsselrolle im Zustandkommen des 30 %igen Preiseinbruchs gespielt. BlackRock wusste, oder müsste gewusst haben, dass die leerverkauften Anteile nicht durch echtes Metall gedeckt waren; und dieser Umstand diente als wichtiger Dämpfer des Silberpreises. Wie im Fall JP Morgans und der CME bin ich mir sicher, dass auch die höchsten Vertreter bei Black Rock von meinen Anschuldigungen Kenntnis hatten und haben.
Letztendlich stehen CFTC, JP Morgan, die CME Group - und jetzt auch Black Rock - ganz oben in der aufsichtbehördlichen und finanziellen Nahrungskette. Sie sind somit keine 40 kg schweren, schutzlosen Schwächlinge. Von Gesetzes wegen müssen sich diese Körperschaften in der entsprechenden Art und Weise verhalten. Und ich glaube nicht, dass sich irgendeine dieser Körperschaften entsprechend verhalten hat, als es um den Schutz des öffentlichen Interesses im Bereich Silber ging. Ich weiß, es ist unerträglich frustrierend für den objektiven Beobachter. Aber was kann man da machen?
Es gibt nur eine Antwort: Sie müssen Ihre gewählten Vertreter kontaktieren. Das immer wieder zu betonen, habe ich vernachlässigt, woran mich Abonnenten kürzlich wieder erinnerten. Bevor Sie aber zu dem Schluss kommen, dass dies ein aussichtloses Unterfangen sei, möchte ich Sie nur an einen Vorfall erinnern, der auf etwas anderes schließen lässt. Damals 2008 nahm sich ein Leser meiner Artikel (ohne mein Zutun) die Zeit und schrieb an seinen lokalen Kongressabgeordneten bezüglich meiner Erkenntnisse aus dem Bank Participation Report von August 2008. Dieser Kongressabgeordnete schrieb wiederum der CFTC, Bezug nehmend auf meine Anschuldigungen. Darauf hin antwortete die CFTC dem Vertreter, dass man herausbekommen habe, dass JP Morgan der große Short beim COMEX-Silber sei. Dadurch hatte ich also die Möglichkeit, die Identität des großen Silber-Shorts zu erfahren. Hätte der Leser nicht zuvor in Eigenregie geschrieben, hätte ich auch JP Morgan gar nicht erst ins Visier nehmen können; und ein großer Teil des Fortschritts der letzten zwei Jahre auf dem Weg zur Beendigung der Silbermanipulation hätte sich nicht einstellen können.
Aber hier steht weitaus mehr auf dem Spiel. Mit der Preisdrückung von Sonntagabend, dem 1.Mai mussten wir in der Tat den eklatantesten Manipulationsakt der Geschichte des Silbermarktes erleben. Alle Beteiligten, die diese Manipulation zum Schutz der Öffentlichkeit hätten verhindern müssen, haben dahingehend versagt. Alle Beteiligten, die eigentlich die Pflicht haben, zu erklären, was eigentlich passierte, haben dahingehend versagt. Das ist inakzeptabel in einer rechtsstaatlichen Gesellschaft. Die einzige Lösung ist, diese Institutionen, also CFTC und die CME Group, zu zwingen, das zu tun, was von ihnen verlangt wird.
Jeder muss einem anderen gegenüber verantwortlich sein. Die CFTC und die CME Group müssen dem Kongress gegenüber verantwortlich sein. Die Kongressabgeordneten müssen wiederum jenen gegenüber Rede und Antwort stehen, von denen sie ins Amt gebracht wurden. Das sind Sie. Bitten Sie ihre gewählten Vertreter, sie mögen Druck auf die CFTC und die CME ausüben, damit diese tun, was sie tun müssen - die Silbermanipulation beenden. Sie müssen sich nicht selbst einer Gefahr aussetzen, indem sie irgendwelche Anschuldigungen erheben, denn das habe ich schon für Sie getan. Die Anschuldigungen finden sich in diesem Artikel und in anderen Artikeln, die ich geschrieben habe. Bitten Sie Ihren Senator und Kongressabgeordneten, sie mögen Druck auf die CFTC und die CME ausüben, damit diese sich aktiv mit den Anschuldigungen auseinandersetzen und handeln. Schicken Sie ihnen diesen Artikel. Ich verspreche Ihnen, es werden Ihnen dadurch keine Nachteile entstehen - und es kann viel Gutes bewirken. Ich verspreche Ihnen auch, dass es sich hierbei um ernsthafte Angelegenheiten handelt, die für keinen Zeitverschwendung sind.
© Theodore Butler
(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 26.05.2011 auf der Website http://investmentrarities.com veröffentlicht.
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