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FDP: Risiko für Deutschland, für Europa, für das Finanzsystem und die Weltkonjunktur!

14.09.2011  |  Folker Hellmeyer

Der Euro eröffnet heute Morgen (07.43 Uhr) bei 1.3640, nachdem im europäischen Geschäft Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3559 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 76.85. In der Folge notiert EUR-JPY bei 104.85, während EUR-CHF bei 1.2035 oszilliert.

Die deutsche Politik kommt nicht zur Ruhe. Die Haltung der FDP belegt Uneinigkeit in der Bundesregierung. Uneinigkeit in einer Krise ist Katalysator für Verunsicherung der Finanzmärkte und damit in der Folge Reduzierung der Konjunkturdynamik mit negativen Folgen auch für die eigene Fiskallage. Schon hier stellt sich die Frage, ob dieses mediale Verhalten den Anspruch erfüllt, Schaden von der deutschen Bevölkerung abzuhalten.

Gerade die politische Gemengelage in der Eurozone ist der treibende Katalysator für die weltweite Verunsicherung. Dabei kommt der deutschen Position eine erhebliche Verantwortung für die Lage zu. Das gilt derzeit vor allen Dingen für die Granden der FDP als auch für wenige Protagonisten der CDU/CSU.


Wir haben hier im Forex Report eine klare Linie, die die Integrität der Eurozone verteidigt. Die Risiken, die aus einer Desintegration der Eurozone resultierten, wären dramatisch und stehen in keinem verantwortbaren Verhältnis zu den Opportunitätskosten europäischer Solidarität. Mehr noch würde ein Scheitern der Eurozone eine Unterordnung gegenüber USA, Japan und UK bedeuten, die nicht ansatzweise das Zukunftsprofil der Eurozone aufweisen!

Wer glaubt, dass man mit Griechenland nach Gusto umgehen kann, ohne die ganze Eurozone in ihrem Bestand zu gefährden, irrt gewaltig.

Die letzten 18 Monate sind hier umfassender Prolog. Selbst ein Land wie Irland mit einer "Cashreserve" von 47 Mrd. Euro oder 25% des BIP (Einsatz hätte Irland von Kapitalmarktabhängigkeit bis 2013 befreit), musste als Folge von Spekulation via CDS mit der Folge einer Kapitalmarktunfähigkeit unter den Schutzschirm schlüpfen. Spanien bei einer Staatsverschuldung von circa 60% des BIP (USA 100%, Deutschland 83%, Japan 230%) wird hier sportlich vom Markt abgestraft.

Betrachtungen über Schuldentragfähigkeit der Reformländer fallen unprofessionell unter den Tisch. Laut IWF liegt die Schuldentragfähigkeit Irlands bei 250% des BIP (aktuell gut 100%), Spaniens bei 220% des BIP (aktuell gut 60%), Portugals bei 190% (aktuell bei knapp 100%) des BIP und Griechenlands bei 195% des BIP (Daten 09/2010). Reformfortschritte werden nahezu vollständig von Märkten und von wesentlichen Teilen der FDP ignoriert. "Chapeau!"

Kommen wir zu den Risiken des unverantwortlichen Umgangs mit Griechenland. Wenn Griechenland fällt, fällt Europa.

Die jüngste Verschärfung in der Bewertung Italiens ist hier Beleg. Die Verunsicherung führt sukzessive zu verschärften Refinanzierungsbedingungen losgelöst von einer sachlichen Diskontierung. Dieses Spiel kennen wir schon von Griechenland, Irland und Portugal. Die Verteuerung der Refinanzierung unterminiert damit die Geschäftsmodelle der Wirtschaftsnationen und forciert weitere Spekulation auch gegen andere Länder, beispielsweise Frankreich. Am Ende ist die Eurozone unterhöhlt und fällt als Ganzes, obwohl es in der Neuverschuldung und Reformfähigkeit Paradepferd der westlichen Welt war und noch ist.

Dann fiele Deutschland mit seinem exportorientierten Geschäftsmodell besonders hart. Mehr noch würde dann eine Refinanzierung der 10-jährigen Bundesanleihen bei unter 1,70% nicht mehr möglich sein, ganz im Gegenteil! Wenn die Eurozone fällt, fällt das deutsche Geschäftsmodell. Wir würden hier stärker betroffen sein als binnenwirtschaftlich aufgestellte Länder, beispielsweise Italien oder Frankreich. Das war bereits 2008/2009 so. "Food for thought! - No, food for responsibility"!

Die aktuelle Verhaltensweise derjenigen, die hier sportlich Griechenland in Grund und Boden reden, schwächt die gesamte fiskalische Kraft der Eurozone.

Wir haben im Forex Report verdeutlicht, dass Deutschland aus den internationalen Interventionen auf globaler Ebene 2008/2009 massiv profitiert hat und nur wenig beigetragen hatte.

Wer Parteiinteressen in einer solchen Krise über die Interessen der breiten Öffentlichkeit auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene stellt, spielt mit mehr als nur seinem Schicksal. Es fehlt Demut vor der Tatsache, dass wir der größte Profiteur der internationalen Solidarität aber auch der unangebrachten Spekulation waren.

Wer diese Anomalie als Normalsituation unterstellt und glaubt sich darauf ausruhen zu können, agiert sehr oberflächlich.

Fakt ist, dass Verben wie röslern, schäfflern, lindnern, schnarrenbergern oder seehofern derzeit nicht zu den Anforderungen passen, die uns national als auch international dem Begriff der Verantwortung näher bringen.

Fiskallagen folgen Konjunkturlagen. Wir spielen mit der Konjunktur und damit mit der Fiskallage, obwohl anders als 2008 die Weltkonjunktur bezüglich Sättigung in der Zyklik jugendlich frisch ist. "Food for plenty of thought!"

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Ein Überwinden des Widerstands bei 1.380 - 30 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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