GoldSeiten.de - Gold & Silber, Münzen und Barren sowie Minengesellschaften

Portfolio Insurance - Mit Gold das Depot absichern

12.03.2004  |  Dr. Uwe Bergold

Neben der Absicherung vor nominalen Kursverlusten mit Optionen dürfte zukünftig der Schutz gegen Inflation eine immer wichtigere Rolle spielen. Hierbei steht nicht die nominale, sondern die reale Rendite (nominale Rendite abzüglich der Inflation) für den Investor im Vordergrund. Aufgrund der explosionsartigen Geldmengen-Erhöhungen der letzten Jahre, des kontinuierlich hohen Haushaltsdefizits und der historisch hohen Staatsverschuldung aller wichtigen Industrienationen muß zukünftig mit einer Inflationsproblematik gerechnet werden. Laut Dr. Thorsten Polleit (Chefvolkswirt bei Barclays Capital Deutschland und Honorarprofessor an der Hochschule für Bankwirtschaft in Frankfurt) reicht die aufgelaufene Überschußliquidität ("reale Geldlücke") im Euro-Raum mittlerweile aus, das Preisniveau um etwa 7% anzuheben.


Inflationsproblematik

Unter Inflation (lateinisch: inflare = aufblähen) versteht man den Geldentwertungsprozeß, der entsteht, wenn sich die Geldmenge stärker ausdehnt als die Gütermenge. Die Entwertung von Geld ist so alt wie das Geld selbst. Nicht erst durch die Einführung von Papierwährungen kam es zu Inflation, sondern dieses Phänomen der "Enteignung" gab es schon bei Münzen, ob im Altertum durch Beimischung von Zinn in Silbergeld oder im Mittelalter durch den Betrug der Wipper und Kipper (Teile der Münzen wurden "abgekippt" und anschließend die Waage "umgewippt").

Überproportionale Geldmengenausdehnung führt zum Steigen des Preisniveaus für Konsum- und Investitionsgüter, u.U. auch zum Preisanstieg der Vermögenswerte (Asset Inflation). Das Problem liegt in der "versteckten" Asset Inflation, die im Warenkorb der ausgewiesenen Inflationsrate nicht enthalten ist. Somit wird sie von den Zentralbanken zur Geldmengensteuerung nicht berücksichtigt. Gemäß einer Studie von Prof. Dr. Hamer hat sich die Gütermenge seit 1973 vervierfacht, die Geldmenge aber vervierzigfacht.

Dies bedeutet, daß wir uns aufgrund der offiziell nicht berücksichtigten Asset Inflation (Preissteigerung der Aktien, Anleihen und Immobilien) - trotz einer relativ niedrigen Inflationsrate (Preissteigerung der Konsum- und Investitionsgüter) - inmitten eines stark inflationären Prozesses befinden. Je länger diese Asset Inflation dauert und ihre Bereinigung in die Zukunft verschoben wird ("Verlängerung der Zündschnur"), desto höher werden der negative Effekt und die Kosten der unausweichlichen Bereinigung ausfallen. Obwohl von offizieller Seite immer wieder vor Deflation (lat. deflare = wegblasen) gewarnt wird, dürfte zukünftig mit hoher Wahrscheinlichkeit die Inflation das Hauptproblem darstellen.

Vor allem die USA als größte Volkswirtschaft der Welt haben eine Verschuldung aufgebaut, die dreimal so hoch ist wie das US-Bruttosozialprodukt. Weltweit hochdefizitäre Staatshaushalte, große Leistungsbilanzdefizite und eine insgesamt steigende Volkswirtschaftsverschuldung heißen die Indikatoren, die auf einen bevorstehenden, gewaltigen Inflationsschub hinweisen, da eine Schuldendeflation bereits mit allen Mitteln bekämpft wird.


Dem 19. Jahrhundert der Beständigkeit folgte das 20. Jahrhundert der Vergänglichkeit

Wie aus Abb. 1 ersichtlich wird, war das 19. Jahrhundert von Preisstabilität geprägt, während im 20. Jahrhundert seit 1914 (Aufhebung des Goldstandards) - mit Ausnahme der Deflation zu Beginn der 30er Jahre - kontinuierlich der US-Konsumentenpreisindex (CPI) anstieg. Diese Inflationierung (Geldentwertung) startete 1914 mit einem Indexstand von 10. Im Oktober 2003 stand der CPI bei 185. Dies entspricht einer Entwertung des US-Dollar von 3,35% p.a. Erst bei einer durchschnittlichen Rendite von über 3,35% p.a. erwirtschaftete ein US-Investor in den letzten 89 Jahren somit real einen Gewinn. Bei einem Investment in DM (galt vom 21. Juni 1948 bis zum 31. Dezember 2001 als zweitstärkste Währung der Welt) verlor ein Anleger in diesen 53 Jahren dagegen "nur" 75%.

Dies entsprach einer Inflationsrate von 2,75% pro Jahr. Deutsche Investoren mußten mindestens diesen Zins erzielen, um die reale Gewinnschwelle ihrer Investition zu erreichen. Dies sollte zukünftig besonders bei neuen Lebensversicherungsabschlüssen in Deutschland (seit 1.1.2004 beträgt der Garantiezins nur noch 2,75 %) berücksichtigt werden.

Open in new window
Abb. 1: US-Konsumentenpreisindex (US-Inflationsrate) von 1820 bis 2003 (1914 = 10)






Goldpreis versus Inflation

Da der Goldpreis in Papiergeldeinheiten gemessen wird, ist er abhängig vom Verhältnis der vorhandenen Gold- zur umlaufenden Geldmenge. Bei einer deflationären Entwicklung steigt die Menge des Goldangebots schneller an als die Menge des umlaufenden Papiergeldes - der Goldpreis sinkt aufgrund von Deflation. Im umgekehrten inflationären Fall vermehrt sich das Papiergeld schneller als das Gold - der Goldpreis steigt aufgrund von Inflation. Während sich der Preis des Goldes je nach Auf- oder Abwertung der daran gekoppelten Papierwährung verändert, bleibt der Wert des Goldes langfristig immer konstant.

Die Wertbeständigkeit des Goldes wird in Abb. 2 durch den Gleichlauf des Goldpreises mit dem Konsumentenpreisindex visualisiert. Somit steigt und fällt zwar der Preis, nicht aber der reale (inflationsbereinigte) Wert des Goldes.

Der Goldpreisanstieg gleicht langfrisitg immer den entstandenen Inflationsverlust (US-Konsumentenpreisanstieg) der Papierwährung (hier: US-Dollar) aus. Kurz- bis mittelfristig kann es aufgrund von massenpsychologischen Über- oder Untertreibungen (siehe die letzten 30 Jahre im Chart von Abb. 2) durchaus auch Abweichungen vom realen Wert geben. Langfristig gleicht sich der Goldpreis jedoch immer der Inflationsrate an.

Nachdem der Goldpreis - trotz steigender Inflation - bis 1971 auf 35 US-$/Unze "festgehalten" wurde (Bretton-Woods-System), kam es nach der Auflösung des Dollar-Gold-Standards zu einer veritablen Goldpreisexplosion (2.350% in nur 10 Jahren). Nach der Unterbepreisung bis 1975 kam es - aufgrund von marktpsychologischen Trendfolgeerscheinungen - dann zu einer Überbepreisung, die 1980 in einem Goldpreis von 850 US-$/Unze gipfelte.

Der Übertreibung von 1980 folgte - nach 20 Jahren volatiler Gold-Baisse - die Untertreibung im Jahr 1999 bei 252 US-$/Unze. Auch trotz des 60 %igen Anstiegs in den letzten vier Jahren liegt der aktuelle Goldpreis von 410 US-$/Unze (Stand Januar 2004) noch immer unter seinem heutigen inflationsbereinigten Wert von ca. 600 US-$/Unze. Jedoch besitzen 600 US-$ heute (aktuell fairer Preis von 1 Unze Gold) die gleiche Kaufkraft wie 35 US-$ im Jahr 1944 (Einführung des Bretton-Woods-Systems), mit denen man damals 1 Unze Gold erwerben konnte.

Open in new window
Abb. 2: US-Konsumentenpreisindex (rot) überlagert vom Goldpreis (blau) in US$[/size]



Gold als Inflationsschutz und als Standard für Kaufkraft

Der wichtigste Grund für ein Investment in Gold ist die langfristige Werthaltigkeit oder anders ausgedrückt die konstant bleibende Kaufkraft. So war beispielsweise 1900 das Durchschnittsgehalt eines Engländers eine halbe Unze Gold pro Woche. 103 Jahre später gilt dieses Gehaltsverhältnis immer noch. Ein Herrenanzug kostete in jedem Jahrhundert ca. eine Unze Gold und auch heute hat sich an diesem Preis nichts geändert. Der Preis des Goldes gegenüber einer Papierwährung schwankt zwar, doch die Kaufkraft erhält es seit über 5.000 Jahren. Das Edelmetall ist wie Grundstücke die beste Referenz im Bezug auf Kaufkraft und besitzt die Funktion einer Versicherung gegen Inflation.


Fazit

Der Wert des Goldes besteht unabhängig von Zahlungsversprechen Dritter, denn keine staatliche Institution dieser Welt kann Gold herstellen oder drucken und somit durch einen inflationären Gebrauch entwerten. Im Rahmen eines Portfolio-Insurance-Konzeptes ist Gold somit nicht nur ein Diversifikations- (negative Korrelation gegenüber Aktien und Anleihen) und stabiles Wertaufbewahrungsmittel, sondern auch eine preiswerte Portfolio-Versicherung gegen Inflation.


© Uwe Bergold