Die Zukunft des Goldes
10.09.2004 | Walter Hirt
Einleitung
WIRTSCHAFTaktuell - seit Jahren prinzipiell gold-freundlich - hat mit dem Dauerthema "ökonomische Altlasten" und nach den brisanten, weitherum unterschätzten Hauptthemen "Exzesse der Finanz-Industrie" (XXI/7+8), "Triumph der Schulden" (XXI/9) und "Globalisierung" (XXII/1) am 4. März 2002 in Nummer XXII/5 - vor mehr als zwei Jahren also und nach Tiefstpreisen um 250 $/Unze im September 1999 und April 2001 - begonnen, intensiv über Gold und Silber zu berichten sowie Engagements bei Goldpreisen zwischen 280 und 290 U$/Unze wieder gezielt und nachhaltig zu empfehlen. Ein Blick ins Archiv zeigt, dass damals fast ausschließlich negative Kommentare über die Edelmetalle erschienen sind, und der Gleichklang lässt sehr vermuten, dass die meisten in derselben Küche entstanden sind - dort, wo der Brei der Hochfinanz angerührt und geknetet wird (siehe spätere Kapitel).
Zu Beginn des Frühjahrs 2002 war der Kilobarren Gold zwar nicht mehr unter 14.000 Franken und das Kilo Silber nicht mehr um 4 US$/Unze (180 Franken/Kilo) zu haben. Im Rückblick ist das damalige Timing gleichwohl zufriedenstellend, die bisherigen Preisentwicklungen erfreuen. Es wäre aber völlig falsch, die bisher aufgelaufenen Gewinne als glückliche Fügung hinnehmen und realisieren oder kurzfristige Kursschwankungen - wie oft empfohlen - mitspielen zu wollen: Physisches Gold ist das Mittel zur strategischen Vermögenssicherung! Dies erfordert mentale Stärke, die das tägliche Hick-hack und Medien-Geschwätz ignoriert und das kurzfristiges Schielen auf schnelle Gewinne verbietet. Wer in gewissem Umfang 'traden' möchte, sollte dies mit Minenaktien tun, die ebenso in ein zukunftgerichtetes Portefeuille gehören. Wer darüber hinaus (mit 'kleinem Geld') aggressiver spekulieren möchte, dem stehen Open-End-Zertifikate zur Verfügung, etwa die ABN-Amro-Veneroso-Zertifikate (siehe später).
Aufgrund der Scheußlichkeiten im Finanz-System und der mit viel Luft, Manipulationen und Betrügereien angereicherten Blasen benötigt die rationale Konsequenz nicht viele Worte: Die Hinwendung zum Gold und Silber ist ein Akt vorausschauender Vernunft. Es kommt der Tag, da der gigantische Papiermüll verflucht wird und wirkliche Werte wieder im Zentrum stehen. Diese "wirklichen Werte" können nur Sachwerte sein, worunter das Gold aus vielerlei Gründen eine ganz besondere Rolle einnimmt. Das wissen natürlich auch jene, die uns die papierenen "Werte" und Luftbuchungen virtuos anzudrehen versuchen und das Gold seit Jahren manipulieren. Diese haben sich bestimmt überlegt, was denn eines Tages, wenn der Machtkampf um Werte seinem Höhepunkt zutreibt, getan werden muss, um die Werteverschiebung in Grenzen zu halten. Deshalb wird die Beurteilung der vor uns liegenden Abläufe nicht einfach. Wir müssen die Facts emotionslos aufknöpfen, gesamtheitlich durchdenken und das Thema Gold in einem stark erweiterten Kontext analysieren.
Der Mythos Gold
"Es ist ein mächtig Ding, das Gold" schmettert Kerkermeister Rocco in Ludwig van Beethovens Oper "Fidelio" in seiner Bass-Arie. Die sonoren, lieblichen Huldigungen des wenig zimperlichen Rohlings an seinen liebsten Wert werden begleitet vom Klimpern der Taler in seinen Händen. In Musik, Sprache, bildender Kunst, Ahnenverehrung, Münzprägung, Sagen und Märchen sowie bei Eroberungsfeldzügen hat das Gold seit Jahrtausenden seinen unangefochtenen Platz. Es ist bezeichnend, dass heute besonders 'witzige' Barmänner und Köche feinen Goldstaub in die Drinks mixen und dünnste Goldfolien-Plättchen statt Trüffel über das gegrillte Steak streuen. Gold hat gute und schlechte Menschen nie losgelassen, so verschieden deren Beziehungen gewesen sein mögen.
Das scheinen nur jene vergessen zu haben, die den Geld-Schein als den "Wert" aller Werte benutzen und sich dabei nie an deren Schein-Bonität stoßen. Heute zählen Schnelligkeit, Oberflächlichkeit und Vergänglichkeit - eine Zeit, in der Mythen belächelt werden, weil sie in der virtuellen Realität durchfallen. Der Mythos wird mit dem Gold auferstehen! Wenn sich die Menschen des Unterschieds von Schein und Wirklichkeit wieder bewusst werden und entsprechend zu handeln bereit sind!
Der bis in die Anfänge der Kulturen zurückreichende Mythos, den das edle Metall Gold verströmt, hat die Menschen - Arme und Reiche, Herrscher und Beherrschte - schon immer fasziniert. Die Erkenntnisse über Gold reichen bis um 4000 v. Chr. zurück, als das Edelmetall in Zentral- und Osteuropa benutzt wurde. Im Süden des Iraks, früher Mesopotamien, wurden Schmuck und Kunstwerke aus Gold gefunden, die auf die Zeit um 3000 v. Chr. datiert werden. Der Glanz und die Unanfälligkeit gegen Korrosion rückten das Gold in die Nähe des Einmaligen, des Göttlichen.
In Ägypten waren Gold und Edelsteine besondere Kostbarkeiten, die den damaligen Wohlstand am Nil offenbarten und den Pharaonen und reichen Bürgern als Grabbeilagen ins Jenseits mitgegeben wurden. Sensationelle Grabfunde als Zeugen jener Zeit stammen aus der 18. Dynastie, als die ägyptische Hochkultur ihren Zenit erreichte. Besonders aufwendig und kostbar wurde der Kindkönig Tutanchamun, der Sohn von Pharao Echnaton und seiner Frau Nofretete, bestattet. Die reich geschmückten Sarkophage mit königlichen Mumien und andere goldene Gegenstände des Ahnenkults "verströmen noch heute eine faszinierende Nähe".(1)
Bereits 1091 v. Chr. wurden in China Seidenstücke als Geldform durch Goldtäfelchen ersetzt und legalisiert. Abgesehen von byzantinischen, griechischen und römischen Goldmünzen ist heute der "Karolinger" mit dem Kopf von Ludwig dem Frommen (9. Jahrhundert) in Kreisen der Numismatiker die kostbarste Rarität. Danach schlug der Goldschmied Ephraim Brasher 1798 die erste US-Goldmünze (Angaben des World Gold Council). In der Währungs- und Anlagepolitik erhielt Gold seine eigentliche Bedeutung (und Bewährung) dann mit der Einführung der Goldstandards. Bis zum Ersten Weltkrieg hatten die mächtigsten Staaten der Welt ihre Währungen an Gold gekoppelt, und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Bretton Woods eine neue Weltwährungsordnung geschaffen, die zur Disziplinierung der Politiker anfänglich gute Dienste leistete (Nummer XXI/9).
Wer weiss, vielleicht reicht der Mythos Gold noch weiter zurück. Die meisten Goldvorkommen dürften aus Zusammenstössen von Neutronensternen stammen, wie Forscher der University of Leicester mit Computersimulationen herausgefunden zu haben scheinen: Wenn zwei Neutronensterne - dichte, in sich zusammengefallene Sterne - zusammenprallen, muss stark erhitztes Material ins All geschleudert worden sein. In der etwa eine Milliarde Grad Celsius heißen Asche muss es zu Nuklearreaktionen gekommen sein, bei denen sich schwere Elemente wie Platin und Gold bildeten. Der Anteil an schweren Elementen in der ausgeschleuderten Materie entspricht der chemischen Zusammensetzung des Sonnensystem, was die Annahmen der Leicester-Forscher stützt. Damit dürfte ein weiteres großes Rätsel der Wissenschaft gelöst sein: Bisher war unverständlich, wie schwere Elemente einst überhaupt gebildet worden sind. Quellen für leichte Atome wie Sauerstoff und Kohlenstoff sind Sterne, die der Sonne ähnlich sind, die aber keine schweren Elemente hervorgebracht haben können.
Nach dem sphärischen Ausflug zurück zum Mythos Gold:
Das mediale Geschwätz und die meisten seichten Diskussionen über die Bedeutung des Goldes begnügen sich mit der Betrachtung nominaler Preise. Der wahre Wert des Goldes über die Jahrhunderte ist damit nicht erkennbar; nur die reale Darstellung eröffnet uns jene Perspektiven, auf die wir uns stützen sollten (hier mit dem 1999-Dollar inflationsbereinigt):
Die Gold-Wende 2002
Die Gold-Wende hat sich - mit Blick zurück - bereits Mitte 2001 ganz sachte angebahnt. Nach den freudlosen Jahren mit herben Enttäuschungen an den Gold- und Silbermärkten wäre es zu kühn gewesen, sofort mit wehenden Fahnen aufzuspringen - hingegen war eine intensive und unvoreingenommene Beobachtung für emotionslose Analysen angesagt, zumal damals viele Analytiker, Anlagespezialisten der Banken und Broker sowie selbsternannte 'Goldexperten' das Gold als "Relikt der Angsthasen" diffamierten, weil in der 'modernen Zeit' mit vielen attraktiven Instrumenten der Absicherung gegen alle Unbill dieser Welt das Gold zur völligen Bedeutungslosigkeit versinken muss - von den Medien multiplikativ und schnell verbreitet!
Was könnte schließlich der Kristallisationspunkt für den Stimmungswandel am Goldmarkt gewesen sein? Vielleicht kommt die Ehre, diese Wende herbeigeführt haben, ausgerechnet der Gold-Auktion der Bank of England vom 16. Januar 2002 zu, eine der letzten in deren Verkaufsprogramm, die den Markt jeweils negativ belasteten. Das Londoner Morgen-Fixing lag nach einem Tageshoch von 289 U$/Unze bei 287,95 U$/Unze, und das Gold-Angebot der BoE von (wie schon mehrmals 20 Tonnen) wurde nur 1,4-fach überzeichnet, was als sehr enttäuschend empfunden wurde und zu einem anderen Zeitpunkt zu einer sofortigen massiven Kursschwäche geführt hätte. Der Auktionskurs von 283,50 U$/Unze war deshalb überraschend erträglich, und danach erholte sich der Preis sogar bis auf 286 U$/Unze; am Nachmittag wurde schließlich bei 284,60 gefixt.
Besonders auffallen musste an diesem Tag der positive Verlauf am New Yorker Terminmarkt mit einem Hoch bei 289,90, einem Tief von 283,50 und dem Schlusskurs von 287,60 U$/Unze für den Februar-Terminkontrakt, bei ungewöhnlich geringen Aufschlägen für die Termine März und April. (Früher wurden Enttäuschungen in London danach an der Comex in New York regelmäßig negativ ausgekostet.) Die Änderung des Markt-Musters war offenbar das Zeichen für eine überfällige, schon seit einigen Jahren fehlende "innere Stärke" des Goldmarktes. Gleichzeitig gab die Bank of China bekannt, ihre Goldreserven 2001 um 30% erhöht zu haben, ein Gold-Bonbon zur bestmöglichen Zeit. Für verkaufsfreudige Notenbanker war dies gleichwohl kein Zeichen zur Besinnung; insbesondere die Schweizerische Nationalbank ließ sich in ihrem Vorhaben, die eigenmächtigen täglichen Gold-Verkäufen fortzusetzen, nicht beirren! (siehe später)
Der Notenbanken als Helfershelfer der Hochfinanz
An dieser Stelle drängt sich ein Blick in die Tiefe der Gold-Märkte auf, damit die über Jahre andauernden manipulativen Eingriffe eingeordnet und schlüssig beurteilt werden können. Steigende Goldpreise freuen die einen, andere werden nervös. Es sind jene, die ihre künftige Produktion vorverkauft haben sowie jene, die spekulativ short sind und bei steigenden Gold-Kursen schnell in Verluste geraten. Tendierten die Kurse gegen das 300$/Unze-Niveau - so war mehrmals zu beobachten - setzten "Aktionen" zur Verunsicherung des Marktes ein. Die Kritik an diesen Manipulationen wurde erst als "Verschwörungstheorie" belächelt und abgelehnt; inzwischen sind so viele gesicherte Facts bekannt und belegt, dass nicht der geringste Zweifel an schwerwiegenden Eingriffen von höchster Warte stehen bleiben. Die "Hochfinanz" existiert, wirkt vernetzt, verdeckt und effizient (siehe später).
Zuerst waren es massiv involvierte US-Finanzhäuser, die gezielte Gerüchte zu streuen versuchten, um den Markt in die Knie zu zwingen; nach dem x-ten Mal wurden sie kaum noch ernst genommen, so dass gröberes Geschütz aufgefahren werden musste. Als dann aus heiterem Himmel die Bank of England erste Goldverkäufe bekannt gab, war der Markt geschockt, zumal angekündigte Notenbank-Goldverkäufe schon jahrelang als wirkungsvolles Damokles-Schwert über dem Goldmarkt geschwungen wurde; entsprechend heftig reagierten die Goldmärkte mit sinkenden Preisen. Als dann - entgegen aller früheren Aussagen und gegen die langjährige Tradition - auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) zu den Goldverkäufern überlief und die Veräußerung von 1.300 Tonnen Gold (!) bekannt gab, war es um den Gold-Markt geschehen. Die Medien hatten ihre trächtigen Schlagzeilen, für die meisten Kommentatoren war das Gold nur noch ein totes Relikt; der angefachte Pessimismus wollte während Wochen nicht mehr weichen.
Das war ein Skandal der absoluten Sonderklasse, der im Ausmaß und in seiner Bedeutung noch keineswegs wirklich durchschaut worden ist - auch in der Schweiz. Nach reiflicher Überlegung, umfangeichen Recherchen und Einbezug von heiklen Hintergrundinformationen reichte ich am 10. Oktober 2002 eine Petition an SNB, Bundesrat und Bundesversammlung ein: "Die Goldverkäufe der SNB sind ab sofort einzustellen!" Den Text finden Sie ungekürzt auf meinen Seiten im Internet (www.walterhirt.ch/gold_snb.html).
Im März 2002 befand sich der Goldmarkt aus fundamentalen und technischen Gründen in einer höchst interessanten Phase: Die Nachfrage nach physischem Gold hatte sich verstärkt, insbesondere die Japaner begannen wieder tüchtig zuzugreifen - ausgerechnet sie, die weit und breit keine Inflation riechen konnten und sich noch immer in einer Deflationsspirale winden mussten. Offenbar war (endlich) ein Aspekt ins sensible Marktgeschehen geraten, der von WIRTSCHAFTaktuell seit Jahren als möglicher Auslöser für eine nächste Gold-Hausse angeführt worden war: Bonitäten im Finanz-System! Der Enron-Skandal und weitere Horrorgeschichten aus der Finanz-Industrie sowie die Bereitschaft der Bank of Japan, in der Not monatlich für 1 Billion und mehr Yen Japan-Bonds aufzukaufen (was die Aktivseite der BoJ schwächt), haben die Japaner zum Sinnieren animiert, auf welche wahren Werte Verlass sein könnte. Im Jahr 2001 betrugen die privaten japanischen Goldkäufe gesamthaft 64 Tonnen; allein in den ersten beiden Monaten 2002 kamen weitere 35 Tonnen dazu, mit steigender Tendenz.
Schließlich haben die Goldgeschichten der Notenbanken ihren Reiz für die Medien und ihre Wirkung auf die Märkte allmählich eingebüsst; die neuen Tricks waren immer wieder die alten leidlich neu verpackt. Als der russische Präsident Wladimir Putin sich veranlasst (wohl auch genötigt) sah, konfuse Geschichten über größere Goldverkäufe aus russischem Besitz in den Westen zu fabulieren, amüsierte sich der Markt mehr als dass er sich von Nervosität hätte anstecken lassen.
Das Gold der Deutschen Bundesbank
Etwas mehr Aufmerksamkeit entfachte Ernst Welteke, Präsident der Deutschen Bundesbank, Ende Februar 2002, als er im Nachrichtenkanal Bloomberg-TV in New York (!) mit einem einzigen Satz zur (wohl gezielten) Verwirrung beitrug: "Ich könnte mir vorstellen, dass wir langsam etwas von unserem Gold verkaufen." Die rasche, heftige Kursreaktion offenbarte, dass der Markt den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden hatte. Darüber erstaunt, ruderte die Bundesbank schnell zurück und ließ verbreiten, der Verkauf der Goldreserven sei natürlich nur sehr langfristig geplant. Das ganze Manöver machte einen wenig professionellen Eindruck, weshalb die Märkte den Vorfall recht schnell zu vergessen schienen. Zudem hatte Ernst Welteke nun wirklich nichts gesagt, was nicht schon vorher diskutiert worden wäre; parteiübergreifend legen gierige Politiker der Bundesbank (Buba) und der Regierung schon seit geraumer Zeit nahe, die schwerste lädierte Staatskasse mit Goldverkäufen aufzubessern. Die 3.446 Tonnen Gold der Bundesbank (110,8 Mio. Edelunzen) mit einem Wert von rund 40 Mrd. US$ sind die weltweit zweitgrößten Goldreserven (nur die USA besitzen mehr).
Dann kam der 25. März 2002: In einem Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" äußerte sich Welteke erneut und in ähnlicher Weise - weshalb eigentlich? War es etwa die Goldkurs-Nähe zum 300er Niveau? Es gab keinen glaubhaften Grund, dieses Thema erneut aufzutischen, es sei denn, der reichlich fade Welteke hätte den ‘Auftrag‘ gefasst, etwas mehr Rumorerei zu veranstalten, um die brodelnden Gold-Phantasien im Zaun zu halten. DIE WELT titelte am 26. März verkürzt: "Welteke will Goldreserven in Aktien wandeln." Ein Schlag gegen die Gold-Freunde und ein Push für den Aktienmarkt? Und an Dummheit kaum zu übertreffen! Auf die Kommentierung dieser 'neuen' Goldgeschichte kann man verzichten; das übliche Geschwätz ist längst abgedroschen, und zudem sind die Buba-Hände gebunden, weil die maximal möglichen Verkäufe anderer Notenbanken bis September 2004 über das "Washingtoner Gold-Abkommen" festgelegt sind.
Hochinteressant ist hingegen die Reaktion des Marktes: Am Tag des Welteke-Geschwätzes in der FAZ lag das meistbeobachtete Londoner Nachmittags-Fixing bei 297,7 U$/Unze, nach einem Tagesanstieg um 4,05 U$. Das war wohl nicht ganz das, was sich die Manipulatoren erhofft hatten. Hinter den Kulissen musste dies viel zu reden gegeben haben, schließlich war die Zeit gekommen, sich neue Ticks zur Manipulation des Goldmarkts einfallen zu lassen. Vielleicht hat der Kursverlauf vom 25. März sogar Geschichte geschrieben. Zum ersten Mal überhaupt reagierte das Gold auf Notenbank-Ankündigungen nicht, wie bisher üblich, negativ - was sich als innere Stärke des Goldmarktes interpretieren lässt.
Trotz der fahrigen Äußerungen des Bundesbank-Präsidenten Welteke ist durchaus gut zu erkennen, dass er keineswegs mit fliegenden Fahnen ins Lager der Goldverkäufer wechselte und eher zurückhaltend argumentierte; vor allem wollte er nicht, dass der Verkaufserlös direkt in die Berliner Bundeskasse fließen würde, sondern nur die Erträge dieser angelegten Erlöse. Hans Eichel, der deutsche Finanzminister in traumatisierender Klemme, der seit Beginn seiner Amtszeit die gravierende Haushaltssituation der Bundesrepublik beschönigt und unablässig klamme Sprüche klopft (und in seiner Verzweiflung auch den Schweizer Finanzplatz böswillig verunglimpft) war ganz anderer Meinung: Eichel wollte höhere Goldverkäufe und das Cash subito in seine Kasse fließen lassen. Es dürfte mehr als ein Gerücht sein, dass Eichel seinen Kontrahenten Welteke deshalb über ein gut gewetztes Messer springen ließ; dazu bot die irre Hotel-Adlon-Affäre gute Gelegenheit. Ob der neue Bundesbank-Präsident williger als Welteke sein wird, bleibt abzuwarten.
Die Buba hat aber noch zwei ganz andere Probleme - wie die meisten anderen Notenbanken auch, die Gold ausgelagert und ausgeliehen haben (siehe Kapitel "Die haarsträubende Goldleihe der Notenbanken"). Und damit wird die 'moderne' Geschichte des deutschen Goldes spannender als ein hochkarätiger Krimi.
Seit Jahren kursierten auch in Deutschland immer wieder Gerüchte, ein grosser Teil des Goldes sei erstens ausgeliehen und möglicherweise gar nicht mehr wiederzubeschaffen und zweitens sei viel Gold außerhalb Deutschlands eingelagert. Der kritische CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann wollte es im August 2002 genau wissen und richtete ein paar 'heisse' Fragen an Frau Dr. Barbara Hendricks, Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium. In ihrem Antwortschreiben vom 22. August 2002 schwieg sie zu einigen wichtigen Fragen und zu anderen gab sie nur oberflächliche oder gar irreführende Antworten: "Vom Gesamtbestand (3.446 Tonnen) wird ein sehr geringer Teil des einstelligen Prozentbereichs im Goldleihegeschäft eingesetzt. Das genaue Volumen kann von der Deutsche Bundesbank aus geschäftspolitischen Gründen nicht veröffentlicht werden." Eine sehr seltsame Begründung!
Der Vergleich älterer und neuerer Bilanzen der Bundesbank offenbart eine Vermengung von "Goldforderungen" und "Goldeigentum", die in keiner Weise identisch sind: Das weckt den Verdacht, diese merkwürdige Bilanzierungsmethode habe genau das zu verbergen, was uns so brennend interessiert: Wie hoch sind die deutschen Ausleihungen und wann sind diese erfolgt, um zu erfahren, ob sie zur jahrelangen Überschwemmung des Markts mit Leihgold und zum damit erzeugten Preisdruck beigetragen haben. Schätzungen konservativer Experten kommen auf 400 bis 700 Tonnen; der seriöse, gut informierte Marktkenner James Turk ist sich sicher, dass die Bundesbank mindestens die Hälfte des Goldschatzes, also rund 1.700 Tonnen auf Wunsch der Amerikaner ausgeliehen hat.
Die Frage nach dem 'Wo' für die Lagerung scheint Frau Hendricks weit mehr in Verlegenheit gebracht zu haben: "Die Deutsche Bundesbank hält einen großen Teil ihrer Goldbestände in eigenen Tresoren im Inland. Sie läßt allerdings auch Goldbestände an wichtigen Goldhandelsplätzen wie z.B. London von den dort ansässigen Zentralbanken, z.B. der Bank of England, verwahren. Dies hat sich historisch und marktbedingt so ergeben, weil die Deutsche Bundesbank das Gold an diesen Handelsplätzen übertragen bekam. Es macht aber auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen Sinn, solange die Lagerung dort kostengünstiger ist als der Transport nach Deutschland und der Bau zusätzlicher Tresoranlagen."
Von dieser Antwort stimmt kaum etwas, und Frau Hendricks weiss, dass sie lügt! Es gibt verlässliche Hinweise, daß der größte Teil der deutschen Goldreserven in den USA liegt - nicht etwa im Fort Knox, wie oft gemunkelt wird, sondern bei der Federal Reserve Bank in New York, der wichtigsten aller Distriktbanken des Federal Reserve System (Fed). Nur einmal sickerte ein Schimmer durch die Geheimniskrämerei der Bundesbank, als David Marsh, der Korrespondent der "Financial Times" in Deutschland, in seinem Buch "Die Bundesbank - Geschäfte mit der Macht" zu den damaligen 3.701 Tonnen Gold (fast 300.000 Barren à 12,5 Kilogramm) auf Seite 82 schrieb: "Unter den führenden Zentralbanken mit Goldbesitz ist die Bundesbank die einzige, die nur einen kleinen Teil ihrer Goldbarren auf eigenem Gelände aufbewahrt. In den Tresorräumen in Frankfurt liegen nur etwa 80 Tonnen, d.h. knapp über 2% des gesamten Goldes. Der Rest ist auf die Tresore anderer Zentralbanken - der Federal Reserve Bank in New York, der Bank of England und zu einem kleineren Teil auch der Banque de France - verteilt."
Das ist allein schon deshalb bedenklich, weil Gold, an dem keine Forderungen an Dritte kleben und deshalb seinen wahren monetären Wert ausspielen kann, nur als Eigentum im direkten Zugriff diesen wahren Wert auch wirklich behält. Wie kommt die Deutsche Bundesbank dazu, den Grossteil ihres Goldes in New York lagern zu lassen? Reichlich viel ist zu dieser Frage schon geschrieben worden, sowohl konkrete Hinweise als auch wilde Phantasien aus dem Reich der "Verschwörungstheorien". David Marsh bleibt verhalten: "Im Interesse guter Beziehungen zur internationalen Finanzwelt werden die großen Mengen von Goldbarren wahrscheinlich bleiben, wo sie sind." Offenbar betrachtet Washington das deutsche God als eine Art Pfand für weiteres 'Wohlverhalten'.
Diese etwas kühn anmutende Feststellung wird indessen durch den berühmt-berüchtigten "Blessing-Brief" gestützt. Karl Blessing, von 1958 bis 1970 Präsident der Bundesbank, sicherte seinem Kollegen beim FED die "Immobilisierung der deutschen Goldreserven" zu. Er versprach in Abstimmung mit der Bundesregierung, daß die Bundesbank die Reserven nicht aus den USA abziehen werde, solange die USA Stützpunkte in Deutschland unterhalten. Zum Hintergrund des "Blessing-Briefs" gehört auch die Haltung des damaligen französischen Präsidenten Charles de Gaulle, der Dollar-Hegemonie offen entgegenzutreten und tonnenweise Gold von New York nach Paris verschiffen zu lassen, begleitet von Kriegsschiffen der Grande Nation und verbalen Attacken aus dem gallischen Reservoir.
Die Schweizerische Nationalbank und ihr Gold
In der Schweiz war das Gold-Fieber 2002 ausgebrochen. Nicht etwa, weil tief in den Alpen eine Goldmine entdeckt worden wäre und auch nicht wegen der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die ihre verwerflichen Verkaufe "überschüssiger Goldreserven" der geplanten rund 1.300 Tonnen sofort eingestellt hätte. An der im Frühjahr eröffneten Expo 2002, genauer an einer mit vier Kilo reinstem Gold beschichteten Wand im Pavillon der Nationalbank mit dem verfänglichen, zweideutigen Thema "Geld und Wert - Das letzte Tabu" auf der Arteplage in Biel waren die Besucher wild und gierig auf das Gold; mit Fingernägeln, mitgebrachtem Werkzeug und Schirmen, auf Stühlen stehend oder auf den Schultern eines Helfers getragen, wurde gekratzt und geschabt was das Zeug hielt. Ob die helvetische Zentralbank ob so viel Enthusiasmus nicht doch bereut, mit ihren Goldreserven hinter Italien zurückgefallen zu sein, war nicht in Erfahrung zu bringen.
WIRTSCHAFTaktuell stellt fest: Goldverkäufe der SNB sind ein riesiger Skandal; die Tatsachen lassen keinen anderen Schluss zu. Der ausführliche Briefwechsel mit der SNB vom 28. Dezember 2000 bis 27. November 2001 ergab - wie eigentlich zu erwarten war - keine konkreten Antworten und vor allem kein Umdenken an entscheidenden Stellen. Deshalb habe ich am 10. Oktober 2002 (mit Kopie und Begleitbrief an die Generaldirektion der SNB) eine Petition an die Regierung und die Bundesversammlung eingereicht und den sofortigen Stopp der SNB-Gold-Verkäufe gefordert; Sie finden diese Dokumente, die auch zehn ausgesuchte Redaktionsleiter mit persönlichem Brief erhalten haben, über meine Homepage (www.walterhirt.ch/gold_snb.html). Darüber hinaus habe ich in meinem Beitrag für das Buch "EigenStändig - Die Schweiz ein Sonderfall" (2) diese brisante Thematik aufgegriffen und ziemlich 'heisse', aber doch wohl logische Thesen vertreten.
Die Reaktionen: In Bern ist die Petition von der "Kommission für Wirtschaft und Abgaben" des Nationalrats am 1. April 2003 'geprüft' worden, mit dem Antrag, "von der Petition ohne weitere Folge Kenntnis zu nehmen", was der Rat dann am 20. Juni 2003 auch auf diese Weise 'erledigt' hat. Am 18. März 2004 hat der Ständerat (kleine Kammer) in der neunten Sitzung der Frühjahrssession "von der Petition Kenntnis genommen, ohne ihr Folge zu geben". Immerhin sind mir die Parlament-Dokumente zusammen mit einem freundlich-knappen Begleitbrief des Kommissionssekretärs Dr. Stefan Brupbacher zugeschickt worden; sein entscheidender Satz: "Beide Räte beschlossen, von der Petition Kenntnis zu nehmen, ohne sie aber an den Bundesrat zu überweisen."
Noch viel schäbiger hat die SNB reagiert; zwei subalterne Vorzimmer-Herren in Bern namens V.Crettol und M. Paprotta schrieben am 29. Oktober 2002: "... Wir wollen uns für Ihr konstantes Interesse an der Goldpolitik der Nationalbank bedanken, auch wenn wir Ihre Meinung nicht teilen." Punkt! Und die führenden Zeitungen und Zeitschriften des Landes, die ja viel von sich selber halten? Alle haben die Petition gekonnt totgeschwiegen und die Thematik bestmöglich ausgeklammert. Kein Medienschaffender war bereit, sich allenfalls die Finger zu verbrennen - mutlos, feige, faul und angepasst!
Fazit: Der besorgte Bürger ist einsam, seine Initiativen - so berechtigt sie auch sein mögen - werden stur ignoriert, falls diese als nicht konform empfunden werden. Die 'Versager' werden sich dereinst für ihr mehr als betrübliche Verhalten zu verantworten haben!
Die Veröffentlichungen der Schweizerischen Nationalbank sind fast immer ein Anlass zum Nachdenken, manchmal zum Staunen und hie und da zum Ärgern. Der Quartalsbericht per Juni 2003 ist eine Quelle für sämtliche Regungen. Pikanterweise ist der neuste Bericht erstmals von einem Brief des Vizepräsidenten der SNB-Generaldirektion, Professor Dr. Niklaus Blattner, begleitet, der als klügster Kopf dieses Gremiums beurteilt wird. Darin macht der SNB-Vize auf eine Neuerung aufmerksam: "Die Nationalbank veröffentlicht neu jährlich einen Bericht zur Stabilität des schweizerischen Finanz-Systems. Die Publikation reiht sich ein in das in den letzten Jahren international immer häufiger gewordene "financial stability reporting" durch Zentralbanken - ein Zeichen für die steigende Bedeutung der Systemstabilität." Weshalb wohl und warum ausgerechnet jetzt?
Und weiter: "Mit dem Stabilitätsbericht informiert die Nationalbank die Öffentlichkeit über den Zustand des Finanz-Systems; sie gibt ihre Einschätzung der Systemstabilität wieder und stellt Indikatoren zur Verfügung, welche eine weiterführende Analyse ermöglichen. Der Bericht erlaubt die Identifikation von möglichen Spannungsfeldern und größeren Ungleichgewichten, welche eine Gefahr für die Systemstabilität beinhalten können." Abrufbar bei www.snb.ch unter der Rubrik Publikationen/Quartalsheft (Juni 2003).
Wenn die SNB im vollen Bewusstsein um die Gefährdung der Stabilität im Finanz-System häufig von "überschüssigen Goldreserven" spricht, die nicht mehr benötigt würden, hat die Logik ziemlich gelitten. Wenn darüber hinaus hoch dekorierte "Experten" versuchen, den Goldstandard für die kollabierende Wirtschaft verantwortlich zu machen, scheinen Ursachen und Auswirkungen durcheinander zu geraten und damit übergeordneten Interessen zu dienen. Deshalb ist die SNB auf falscher Spur, wenn sie davon spricht, ein Goldstandard wirke tendenziell deflationär, zumal sie an anderer Stelle schreibt: "Das Verhalten der Zentralbanken (Devisenumtausch in Gold, Sterilisierung von Goldzuflüssen), der Banken (höhere Rate für Reserven) und des Publikums (höhere Bargeldbestände) trugen gemeinsam dazu bei, dass sich die Geldversorgung der Weltwirtschaft schwächer entwickelte als der Goldbestand." Richtige Analysen mit falschen Folgerungen sind einer Zentralbank unwürdig und vermitteln weitherum falsche Sichtweisen!
Betrüblich ist, was die "Neue Zürcher Zeitung" zur "wirtschaftshistorischen Analyse" der SNB schreibt; Gerhard Schwarz, Leiter der Wirtschaftsredaktion, nimmt sich dieser Studie unter dem reduzierenden Titel "Deflation und Goldstandard" persönlich an. Er, der ja Vorsitzender der F.A. von Hayek-Gesellschaft e.V. ist und die zeitlosen Schriften von Rothbard, von Mises, Sennholz und anderen liberalen Köpfen kennen dürfte und schätzen müsste, beschränkt sich auf eine kurze Zusammenfassung der "Schlussbemerkungen", verzichtet auf eine kritische Würdigung und beendet seinen kurzen Artikel mit den Worten: "Der SNB-Autor Mathias Zurlinden schreibt, dass das Festhalten am Goldstandard vermutlich die Depression in der Schweiz vertieft und verlängert habe. Dieses Festhalten habe es verunmöglicht, die Deflationserwartungen zu brechen. Außerdem habe man in der Folge in der Schweiz zu verschiedenen marktfremden Maßnahmen gegriffen. So hat die Verteidigung des Goldstandards, der seinen Anhängern als Eckpfeiler einer liberalen Wirtschaftsordnung galt, letztlich zu vermehrten Staatseingriffen geführt."
Kein Wort zu den fragwürdigen Quellen des Autors: Ben S. Bernanke und Barry Eichengreen (mit 7 und 5 Erwähnungen), die dem Interventionismus huldigen, für eine Überschwemmung mit Liquidität von der Notenpresse optieren und zu den hörigen Wasserträgern der mächtig gierigen Hochfinanz gehören.
Es ist ganz einfach zu simpel und darüber hinaus falsch, den Goldstandard als eine der Kernursachen für die Grosse Depression heranziehen und missbrauchen zu wollen. Natürlich hat er die bestbekannten virtuosen Jonglagen der Politiker eingeschränkt, aber erst nachdem der Humus für die deflationäre Depression längst breit ausgelegt war: Die massive Geld- und Kreditausweitung während des "Jazz age" - in Europa besser als "Roaring Twenties" (stürmische 20er Jahre) bekannt - hat dazu geführt, dass schon in ersten Phasen der Korrektur mit Bankzusammenbrüchen das Vertrauen des Publikums wie Schnee an der Sonne weggeschmolzen ist, worauf die um sich greifende Zurückhaltung zu schwer wiegenden, sich fortsetzenden Kontraktionen geführt hat. Damals ist die Wucht der Verschuldung als wichtigste ökonomische Altlast genau so unterschätzt worden, wie dies bis zum jüngsten Tag geschieht!
Beim genauen Studium der SNB-Analyse von Mathias Zurlinden erhärtet sich der Verdacht, diese könnte eine Alibi-Übung für die Verkäufe des "überschüssigen" Goldes der SNB sein. Nur wenn sich im Volk die Ansicht durchsetzt, dieses "barbarische Metall" sei zur Verankerung der Wirtschaft nicht geeignet und von geringerem Wert als der zinstragende Verkaufserlös sowie dessen Verwendung zum Stopfen von fahrlässig verursachten volkswirtschaftlichen Löchern, hätten die Verantwortlichen eine Chance, sich eines Tages mit faulen Argumenten davonstehlen zu können, statt für ihr skandalöses Tun zur Verantwortung gezogen zu werden. Das ist wohl mit ein Grund, weshalb meine Petition an Regierung und Bundesversammlung in Bern (mit Kopie an die SNB) für einen Stopp der Goldverkäufe bestmöglich totgeschwiegen worden ist. Das heisse Eisen wird nicht angefasst, dem Volk geht ein wesentlicher Teil seines kostbaren Vermögens verloren, dafür bleibt es auf papierenen Währungen und Schuldscheinen sitzen, und die Menschen werden sich eines Tages die Augen reiben, wenn sie des epochalen Betrugs gewahr werden und die Zusammenhänge erkennen, qualifizieren und zuordnen können! Es ist jammerschade und ärgerlich, aber wohl bezeichnend, dass keine der großen politischen Parteien als 'Gold-Beschützer' aufgetreten ist; der Verteilkampf ist ihnen wichtiger!
"The Washington Agreement on Gold" wurde am 26. September 1999 feierlich von 15 Zentralbanken unterzeichnet, aufgrund dessen die jährlichen Notenbank-Goldverkäufe während fünf Jahren auf ungefähr 400 Tonnen limitiert wurden. Inzwischen hat sich der offizielle Begriff auf "Central Bank Gold Agreement" verändert (um den amerikanischen Touch zu dämpfen). Während dieser ersten fünf Jahre geben die Zentralbanken rund 2.000 Tonnen Gold an den Markt ab, die Schweiz allein etwa die Hälfte dieser Tonnage! Mit ominösen Machenschaften ist das "überschüssige" Gold auf 1.300 Tonnen quantifiziert worden; die SNB scheint wild entschlossen zu sein, die in Washington (!) vereinbarte Quote bis September ausschöpfen zu wollen und dadurch die Aktivseite ihrer Bilanz noch mehr zu schwächen. Man darf darüber rätseln, wie die SNB den erzielten Erlös verwalten lassen will - jedenfalls tauscht sie Gold fahrlässig gegen Schuldscheine von Notenbanken und Staaten, darunter vor allem Dollar-'Werte'. Das nächste Gold-Abkommen ist mit kleineren Modifikationen bereits beschlossene Sache: die Zahl der Notenbanken ist erweitert, die 'limitierte Menge' auf jährlich rund 500 Tonnen aufgestockt worden.
Die haarsträubende Goldleihe der Notenbanken
Auf den ersten Blick scheint die Goldleihe durchaus vernünftig; die Notenbanken sitzen auf einem Wert, der keinen Ertrag abwirft, was ihnen vielfach vorgeworfen wird, weil der wahre Wert dieser Position zu oft nicht erkannt wird. Mit dem Ausleihen von Gold gegen einen Zins an Finanzinstitute wird die 'tote Materie' zu einem verzinsten Wert, auch wenn dieser meistens relativ gering ist. Dieses schöne Bild hat freilich einen langen dunklen Schatten: Das aus der Leihe übernommene Gold wird von den Finanzinstituten zu Marktpreisen verkauft und der Erlös zu möglichst hohen Zinsen angelegt, die weit über dem Zinsobligo der Leihe liegen; ein attraktives Differenzgeschäft, das vordergründig glücklich macht. Ob die Banken mit dem beim Goldverkauf mühelos gewonnenen Geld nur ins einfache Zinsgeschäft steigen oder auch ‘heißere‘ Spekulationen wagen, ist zu vermuten, kann aber nicht schlüssig bewiesen werden.
Im Schatten dieser Geschäfte lahmen ein paar Pferdefüsse, die tonnenschwere Klumpfüsse sind: Das Gold ist weg - gleichgültig ob ein physischer Transfer stattgefunden hat oder 'nur' eine 'papierene Weitergabe' - und die Verpflichtung auf Rückgabe an die Notenbank bleibt bestehen. Solange die Rückgabe wiederum 'papieren' abgewickelt werden kann, stimmt die Buchhaltung scheinbar, aber trotzdem ist das Gold weg! Sollte 'jemand' den Wunsch haben, das Gold wirklich zu sehen, muss es auf dem Markt besorgt werden. Steigt dieser Anteil, ist die Katastrophe da: Das Gold reicht nicht aus, es sei denn, ein viel höherer Preis erhöhe das Angebot aus gehorteten Beständen.
Wer über Gold und das angeschlagene Finanz-System sinniert, muss irgendwann auf die Wahrheitssuche des Frank Veneroso aufmerksam geworden sein. Veneroso hat sich intensiv mit der Problematik der Goldleihe befasst; er gehört heute zu den meistzitierten Experten für die Strukturen im Goldmarkt. Mein lange gehegter Wunsch, diesem Mann persönlich zu begegnen, ging erfreulicherweise am 21. Juli 2003 in Erfüllung: In einem vierstündigen Gespräch in Zürich habe ich (fast) alles erfahren, was ich zuhanden meiner Leser wissen muss. Leider ist Veneroso ein paar Mal ausgewichen – aus durchaus verständlichen Gründen, denn:
1999 ist sein imposantes Werk "THE 1998 GOLD BOOK ANNUAL" (3) erschienen und hat wie eine Bombe eingeschlagen. Die unglaublich umfangreiche, seriöse, in die Tiefe gehende Sisyphus-Arbeit lässt keine wichtigen Fragen offen - mehr noch, er hat Beziehungsnetze, Zahlen und Abhängigkeiten veröffentlicht, die brisant und für einige gefährlich sind. Er hat entdeckt, weshalb die globalen Goldleihen Ende 1993 so umfangreich waren und er hat das Mysterium des für viele überraschend schwachen Goldmarktes von 1997 geklärt. Er hat zudem die von Gold Fields Mineral Services Ltd. (GFMS) veröffentlichen Zahlen für Angebot und Nachfrage mit jenen des World Gold Council (WGC) verglichen und erhebliche Unstimmigkeiten festgestellt. Den fordernden, motivierenden Anstoß zu dieser 'Tiefenarbeit' erhielt Veneroso durch ein vertrauliches Memorandum der Bank of England, das ‘zufällig‘ in seinen Besitz geraten war.
Fast zur selben Zeit wohnte er der "Australian Gold Conference" im März 1994 bei und hörte sich den Vortrag von Terry Smeeton der Bank of England an, der - krass abweichend vom Memorandum der BoE - viel zu tiefe Zahlen für das von den Zentralbanken ausgeliehene Gold präsentierte und damit Veneroso sehr misstrauisch stimmte. Dann erst begann seine Arbeit so richtig spannend zu werden; er fand lauter falsche Zahlen, leere Behauptungen und schließlich ein kompliziertes Geflecht mit bewussten Irreführungen. In seinem Buch sind diese fein säuberlich aufgearbeitet und transparent dargestellt.
Es ist nicht möglich, im Rahmen dieses Exposés auch nur ein klein wenig auf die phantastische Arbeit Venerosos einzugehen. Nur soviel: Das Dickicht um die Gold-Verschiebungen, was Ausleihungen ja sind, ist kompakt und nur schwer durchdringbar. Frank Veneroso hat es zum Glück für alle Freunde der Wahrheit geschafft, neues Licht in die Dunkelheit um Gold-Buchungen strömen zu lassen. Nur eine kleine Facette sei hier erwähnt, weil sie im Kontext mit der Kritik an der Hochfinanz thematisiert sein muss, um den ziemlich gut verborgenen Zusammenhalt der Clique zu verstehen. Die "London Bullion Market Association" (LBMA) verfügt über insgesamt 14 Mitglieder, in alphabetischer Reihenfolge: AIG, J. Aron, Barclays, Chase (JP Morgan Chase), Credit Suisse, Lehman, Midland Montagu, Moccatta, Morgan Garanty, N. M. Rothschild, Phibro, Republic, Sharps Pixley, UBS. Die wenigsten dieser Finanz- und Handelshäuser meldeten die echten Umsätze; Firmen mit Hauptsitz außerhalb des UK rapportierten, wenn überhaupt, nur die in London anfallenden Zahlen für die Goldleihe. Und dazu kommen noch 23 weitere Händler, von ABN Amro bis Sumitomo und (Bayerische) Vereinsbank.
Die ersten Berechnungen Venerosos ergaben für Anfang 1994 rund 3.000 Tonnen verliehenes Gold, für Ende 1995 bereits 6.000 Tonnen, Ende 1997 waren es schon 8.000 Tonnen. Pikanterweise fand die Bank of England für 1994/1995 nur je 1.000 Tonnen und GFMS sage und schreibe 350 Tonnen!!! Diese Interessengruppe, von der ich früher angenommen habe, sie würde sich um das Gold-Marketing kümmern und an einem möglichst guten Preis interessiert sein, gipfelte am aggressivsten gegen Frank Veneroso und stellte seine Zahlen als Spinnerei in Abrede. Erst viel später, als seine Zahlen bereits bis gegen 15.000 Tonnen gestiegen waren, bequemte sich GFMS gequält zur Nennung von rund 5.000 Tonnen. Daraus kann man unschwer schließen, dass auch GFMS von der Hochfinanz vereinnahmt sein muß. Da GFMS für die Markt-Kommentatoren weltweit als beste Quelle für Zahlen aus dem Goldmarkt und die damit verbundenen Operationen gilt, ist schlagartig klar, weshalb sich falsche Zahlen und 'gemachte Meinungen' weltweit verbreiten.
Falls Sie zum ersten Mal etwas intensiver über diese Goldleihen nachdenken und sich fragen sollten, weshalb ich diesen Zahlen so viel Gewicht beimesse, verrate ich Ihnen gerne die Erklärung von Veneroso, die mich tief beeindruckt hat: "The women around the world are long, the finance industry is short - and unable to cover the positions." (Die Frauen rund um die Welt besitzen - in Form von Schmuck - das Gold, und die Finanz-Industrie hat das von den Notenbanken geliehene Gold längst verkauft und müsste Rückgabeverpflichtungen nachkommen, die sie nie mehr vollumfänglich wird einlösen können.)
Absicherungen mit Futures nützen nichts, weil bei der Endabrechnung diese offenen Kontrakte in den selben Kanälen wild rotieren, in denen die Machenschaften der Hochfinanz inszeniert werden. Die Notenbanken, so Veneroso, wüssten um diese bodenlose Schweinerei, könnten aber wenig dagegen tun, um das Finanz-System nicht selber (vorzeitig) einreissen zu müssen. Das darf erst geschehen, wenn die Hochfinanz bestmöglich vorbereitet und positioniert ist.
Daraufhin habe ich von Veneroso wissen wollen, ob er sich noch ohne Bodyguards bewegen könne. Was er mir nicht sagte, habe ich anderswo erfahren: Zwischen 1999 und 2002 ist er abgetaucht und erst anlässlich des "Fifth International Gold Symposium" in Lima am 17. Mai 2002 wieder in der Öffentlichkeit erschienen. Sie können den denkwürdigen Vortrag mit dem die breite Thematik einkreisenden Titel "Gold Derivatives, Gold Lending, Official Management of the Gold Price and the Current State of the Gold Market" im Internet nachlesen: (www.gata.org/Veneroso1202.html) - die Mühe lohnt sich, weil er die unglaublichen Machenschaften der hochkarätigen Spieler, die reihum festzunehmen wären, auf verständliche Weise entlarvt. Während der etwa zweijährigen "Abwesenheit" Venerosos haben sich im Internet verschiedene Adressen seiner Zahlen bedient; besonders häufig wird er von der GATA des Bill Murphy zitiert (www.gata.org).
Fazit: Die Notenbanken besitzen vermutlich bei weitem keine 32.000 Tonnen Gold, auf die immer wieder mit dem Drohfinger gegen die vielen 'Goldgläubigen' verwiesen wird - was nur eines zu bewirken hat: Die Hochfinanz will den Goldpreis unten halten, damit die Wahrheit möglichst lange verschleiert bleibt, was ja einerseits weitere lukrative Geschäfte und andererseits die Regulierung offener verlustreicher Positionen ermöglicht. Es ist müßig zu fragen, wieviel Gold die Notenbanken noch wirklich besitzen, weil nur sie selber dies wissen können; auf die in ihren Berichten veröffentlichten Zahlen ist kein Verlass. Die Schweizerische Nationalbank weist in ihrem 95. Geschäftsbericht für das Jahr 2002 eine Forderung aus Goldleihe von 254,6 Tonnen aus; davon seien 158,7 Tonnen ungedeckt ‘ausgeliehen‘. Dass die SNB mit penetranter Sturheit jeden Tag Gold der Eidgenossenschaft (der Bürger, notabene) in den internationalen Markt abgibt bis die gesamten 'vereinbarten' 1.300 Tonnen aus schweizerischem Volksbesitz verscherbelt sein werden, ist angesichts der von Veneroso aufgedeckten Tatsachen ein Skandal, zu dem einem die Worte fehlen.
Die Konfusion ist perfekt: Tim Spencer von der GFMS behauptet, die Zentralbanken würden noch immer 32.200 Tonnen Gold besitzen, was zur Deckung der globalen Nachfrage für zehn Jahre ausreichen würde, obschon GFMS früher ein Manko von rund 5.000 Tonnen zugegeben hat. Frank Veneroso und der GATA-Ökonom Reg Howe kommen beide zu einem ähnlichen Schluss, dass nämlich rund 15.000 Tonnen für Ausleihungen und andere Formen der Kreditausweitung wie etwa Swaps eingesetzt worden sind. Die beiden haben ein ähnliches Resultat, aber verschiedene Methoden der Berechnung. Frank Veneroso berechnet die Zahl mit einer Angebot-und-Nachfrage-Perspektive aus verschiedenen historischen Parametern. Reg Howe stützt sich auf die Aktivitäten mit Derivaten aus dem Bericht der BIZ. Der Zahlenwirbel wäre sofort zu beseitigen, wenn die Notenbanken ganz einfach eine einzige Zahl veröffentlichen würden. Da sie das nicht tun, müssen sie wohl einen ziemlich wilden Hund an der Kette halten!
Für die generelle Einschätzung der Marktverhältnisse ist es gar nicht entscheidend, ob unsere Notenbanken 17.000 Tonnen oder 27.000 Tonnen vorweisen können oder sogar noch den alten Bestand hätten. Bei einem Preis von 350 $/Unze haben die 17.000 Tonnen einen Wert von 218 Mrd. U$ (1 Edelunze sind 31,10 Gramm). Diesen Goldklumpen könnten Bill Gates, Warren Buffett und Paul Allen mit ein paar ihrer Freunde bei den Notenbanken ohne großes Wimpernzucken abholen. Und: würde aufgrund offenkundig gefährlicher Entwicklungen mit berechtigter Furcht vor Bonitätsverlusten auch nur 1 Prozent der globalen papierenen 'Werte' in Gold getauscht, würden die noch verbliebenen Bestände der Notenbanken bei weitem nicht ausreichen, diese Nachfrage zu decken. Selbst der theoretische Bestand von 32.000 Tonnen ergäbe eine klägliche Lücke zwischen Angebot und Nachfrage - mindestens zu den heute notierten Kursen (siehe Kapitel "Leistung - Schulden - Werte"). Die Drohung mit den möglichen Notenbank-Goldverkäufen an die Adresse der Gold-Freunde ist also ein ziemlich fader Bluff, der so lange funktioniert, bis die Marktteilnehmer die wahren Verhältnisse endlich erkennen werden. Je intensiver wir über das aktuelle politische und wirtschaftliche Geschehen nachdenken, desto klarer der Blick in die wahre Bedeutung und den echtem Wert des Goldes: Good Old "Real Value" wird jeden Papierberg, jede Zentralbank, jeden Staat überleben!
Als Gold noch Gold war – Vorgeschichte zu den Manipulationen
Zu den zentralen Figuren für die Entwicklung des Goldmarktes gehört gewiss Alan Greenspan, der sowohl mit seiner Geld- und Zinspolitik direkt Signale für den Goldpreis liefert, aber als Angehöriger des «Wallstreet-Kartell» auch zur Manipulation des Goldpreises an vorderster Stelle steht. Als er von seinem Amtsvorgänger Paul Volcker im August 1987 (zwei Monate vor dem Aktien-Crash) in das neue Amt eingeführt wurde, sorgte Volcker mit einer Rede an der Emory University für großes Aufsehen, weil vor allem eine Feststellung sehr provokativ war: "Wir befinden uns offensichtlich in der großen Gefahr, die Kontrolle über unser eigenes ökonomisches Schicksal zu verlieren." Zwei Monate später musste Greenspan mit seiner ersten großen Liquiditäts-Spritze verhüten, dass aus dem schockierenden Aktien-Crash eine wirtschaftliche Großkrise entstehen konnte. Er hatte sich vorgängig in fast idealer Weise anpasserisch auf eine grundlegende Veränderung seines Denkens vorbereitet:
(Alan Greenspan, 1966)
(Alan Greenspan, 1986)
In den 60er Jahren war Greenspan ein ausgesprochener Freund des Goldes, für den es absolut keine Zweifel gab: Gold musste eine bedeutende Währungsfunktion erfüllen. Gerade rechtzeitig vor der Wahl zum FED-Chef vollbrachte er die vollkommene Wende, wie aus den beiden Zitaten unschwer zu erkennen ist. Als Chairman des FED gab er sich bedeckter und äußerte sich zum gelben Edelmetall in sehr ambivalenter Weise, bis er sich 1994 erneut als leidlicher "Gold Bug" zu erkennen gab, was von den Medien mit einer Ausnahme ignoriert wurde; zu quer lagen die langatmigen Ausführungen Greenspans in der damaligen Finanz-Landschaft. The Wall Street Journal berichtete in einem kleinen Beitrag über seinen Auftritt im Repräsentantenhaus und seine bemerkenswerten Aussagen. Die Entwicklung des Goldpreises soll Signale für seine Geldpolitik liefern und wörtlich: "Der Goldpreis ist ein sehr guter Indikator für die kommende Inflationsentwicklung, weshalb auch er für die Geldpolitik herangezogen werden muss." Er sagte zusammengefasst:
Das Bretton-Woods-System (4) mit dem Goldstandard und festen Wechselkursen habe ganz klar für Stabilität im Währungssystem und für überdurchschnittliche Wachstumsraten in der Weltwirtschaft gesorgt. Als Präsident Richard Nixon den Dollar zu Beginn der 70er Jahre von der Goldbindung löste, hätten die Notenbanken nach neuen Richtlinien Ausschau halten müssen.
Mit Paul Volcker seien die Geldmengen und Monetaristen in Mode gekommen; die Beobachtung der jeden Freitag veröffentlichten Geldmengen-Veränderungen wurden zur Manie der Finanz-Szene. Mit der Zeit habe sich Volcker zwar von den Geldmengen-Fesseln zu lösen begonnen, so Greenspan, aber erst er hätte den Bruch gewagt, ohne indessen einen wirklichen Ersatz für verlässliche Signale gefunden zu haben. Nun sei er nach drei langen Jahrzehnten mit vielerlei Erfahrungen wieder beim Gold gelandet, und der Fed-Chef erklärte ausdrücklich, er wolle sich in Zukunft wieder mehr an der realen Welt orientieren als allein an den Finanzmärkten. Offenbar verkörpert für Greenspan das Gold die reale Welt besser als andere Güter. Jene, die für Gold als monetäre Kraft nur ein müdes Lächeln übrig haben, blieben stumm, um keinen Sturm zu entfachen, der sie hätte entlarven können.
Seither hat sich Greenspan nie wieder so klar für Gold ausgesprochen und sich wohl oder übel dem Konsens der internationalen Hochfinanz gefügt: Statt das Gold als Richtschnur zu verwenden, wird sein Preis so manipuliert, dass es die lukrativen Geschäfte der Finanz-Industrie möglichst wenig stört. Steigende Goldpreise werfen nämlich weltweit Fragen nach aufkeimender Inflation oder nach den Bonitäten im Finanz-System auf. Aufgrund dieser Aussagen ist aus meiner Sicht gesichert, dass Greenspan die Entwicklung des Goldpreises sehr wohl minutiös verfolgt, ihn aber nicht zum Maßstab seiner Geldpolitik macht, ihn vielmehr als Signal für konzertierte Aktionen gegen Gold missbraucht. Eine andere Interpretation des aktuellen Geschehens ist bei aller Phantasie und größtmöglichem Wohlwollen nicht denkbar: Alan Greenspan steht mit im Zentrum der hinterhältigen Gold-Manipulation zugunsten der Hochfinanz im Wallstreet-Kartell.
Die Spuren der Hochfinanz
Da in diesem Exposé der Begriff der "Hochfinanz" schon mehrmals verwendet worden ist, sind ein paar klärende Hinweise fällig. Es würde zu weit führen, hier alle erkennbaren Facetten ausleuchten zu wollen, weshalb bloß die großen Linien skizziert werden. Den so genannten "Verschwörungstheorien" kann elegant ausgewichen werden, falls die Analysen von einer sachlichen Basis getragen werden: Sensibilität für Ungereimtheiten in Unternehmen und bei Personen, analytischer kritischer Blick in Geschäftsberichte und Firmennachrichten, Durchleuchten von Firmen-Strukturen, Aufmerksamkeit für personelle Veränderungen im Management, Entflechtung der zum Teil gut verborgenen Vernetzungen, absolute Unabhängigkeit des Denkens, gesunder Menschenverstand und viel Fleiß sind notwendige Voraussetzungen für fundierte Analysen von Sachverhalten, die liebend gern vom Tisch gefegt werden und den bequemen Stempel der Unglaubwürdigkeit aufgedruckt bekommen, um unangenehmen Tatsachen bestmöglich ausweichen zu können. Mit diesen Voraussetzungen ist rasch und objektiv feststellbar, dass die Hochfinanz aus wenigen "Mega-Players" mit globalen Vernetzungen besteht. Da derart verwobene Einflussnahmen häufig auf indirekten Schienen verlaufen, bleiben sie dem oberflächlichen Blick verborgen, weshalb selbst sachliche Erkenntnisse und 'Aufdeckungen' als "Verschwörungen" abgetan werden – und damit kann nicht sein, was nicht sein darf!
Zu den mächtigen "Mega Global-Players" gehören direkt oder in eine Gruppe eingebunden alle großen Finanz-Institute der westlichen Hemisphäre mit Ablegern quer durch die Welt. Mit dabei sind die in Privathand befindlichen Zentralbanken - wie das Federal Reserve System (Fed), ein Teil der Bank of England sowie (eingeschränkt) die Schweizerische Nationalbank - einige der internationalen Banken, allen voran das einflussreiche Bankhaus N.M. Rothschild, das in den vergangenen Jahren, direkt und indirekt, fast alle wichtigen Mega-Fusionen federführend begleitet hat. Die Macht der so genannten "amerikanischen Ostküste" beruht darauf, dass die führenden Bankhäuser des Ostens, die Citygroup, die Bank of America, die Bank One u.a. zusammen die Mehrheitsstimmrechte über die Federal Reserve Bank of New York haben und dadurch 'Sprecher' für das gesamte Federal Reserve System sind! Diese Tatsache mit weitreichenden Konsequenzen ist weitherum (noch) nicht im Bewusstsein der betroffenen Menschen, auch nicht - und das ist besonders bedauerlich - bei vielen Bankern.
Als Mehrheitseigentümern der Fed ist es diesen privaten Bankhäusern möglich, die Politik für Dollar, Zinsen und Wertpapiere zu bestimmen und zu kontrollieren oder mindestens maßgeblich zu beeinflussen und damit den Geldwert von ca. 75% des Weltvermögens, das auf die Valuta Dollar lautet. Sie haben auch die Macht über alle anderen Banken, die sich beim Fed refinanzieren müssen; man kann beispielsweise missliebigen Konkurrenten den Geldhahn zudrehen und sie in Existenzgefahr bringen. In der Abhängigkeit von der Hochfinanzgruppe bleiben nicht nur Banken hängen, sondern viele andere wichtige Unternehmen, denn die Hochfinanz dirigiert ebenso die Fonds-Industrie. Das jeweilige Fonds-Management ist nämlich in erster Linie der Fonds-Gesellschaft verpflichtet, weil diese den Arbeitsplatz und hohe Saläre garantiert, und erst in zweiter Linie den Anlegern, die meistens so breit gestreut sind, dass sie ohnehin nicht mit einer Stimme zu sprechen in der Lage sind - zudem sind die Einflussmöglichkeiten auf die Geschäftspolitik der Fonds häufig von vorne herein rigoros ausgeschlossen worden.
Über die vielen kapitalkräftigen Fonds hat sich die Hochfinanz-Gruppe die Mehrheitsstimmrechte in fast allen großen Unternehmen dieser Welt besorgt oder früher bestehende Mehrheitsverhältnisse unterlaufen. Zum Teil fungieren die Fonds selber als Treuhänder für Personen oder Institutionen, die aus gutem Grund anonym bleiben wollen. Wer also Mehrheitsverhältnisse sichtbar machen möchte, sollte die Inhaberstrukturen der Unternehmen anschauen und beachten, welche institutionellen Anteilseigner die Mehrheit im Unternehmen haben und wie diese Institutionellen wiederum miteinander verflochten sind. Dass bei institutionellen Anlegern eine Verquickung existiert, spricht sich in Bankenkreisen erst allmählich herum, ist aber kritischen Beobachtern mit wachem Verstand längst bekannt. Denn am Beispiel des Bankhauses Morgan ist erkennbar, welche Rolle die Gründer und ebenso die Partner der Gründer gespielt haben. Mit gewichtigen Konsequenzen bis heute!
Der Kern der Hochfinanz geht zurück auf George Peabody, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts Baron Nathan Meyer Rothschild kennen lernte und danach mit Junius S. Morgan und dessen Sohn John Pierpont Morgan ins ganz große Geschäft kam. Daraus entwickelte sich dann JP Morgan & Co., die offiziell als Repräsentantin von Rothschild in den USA galt. Pierpont Mogan war nicht nur der bedeutendste Finanzmann seiner Zeit, sondern ebenso erfolgreichster Unternehmer, der u.a. den gewaltigen Stahlkonzern „US Steel“ kontrollierte. Nach mehreren Generationen, Fusionen und Übernahmen steht heute JP Morgan Chase an vorderster Front, eng mit den Rothschilds verbunden (ausführliche in WIRTSCHAFTaktuell XXIV/5).
Das Todesjahr 1913 für den unvergleichlichen, mit allen Wassern gewaschenen, skrupellosen Pierpont Morgan ist zugleich das Geburtsjahr des Federal Reserve System. Gerade noch rechtzeitig konnte er dafür sorgen, dass die neue amerikanische Zentralbank ‘unabhängig‘ daherkommt, tatsächlich aber unter der Fuchtel der großen Banken, der Hochfinanz, steht!
Die Medien im Schatten der Hochfinanz
Durch die - ziemlich verdeckte - Zensur von Informationen einerseits und die entsprechende Darstellung ausgewählter Informationen andererseits lassen sich die in der breiten Masse erwünschten Stimmungen produzieren oder mindestens zu beeinflussen. Dabei lässt sich ein Konsens über bestimmte Themen erzeugen, die entweder besonders positiv wirken oder als eher negativ klassifiziert werden.
So ist der Begriff "sozial" grundsätzlich positiv belegt, aber bewusst so undefiniert gelassen, dass fast jedes gesellschaftspolitische Programm mit Hilfe der Medien als "sozial" und damit wünschenswert oder ablehnend betrachtet werden kann. Auch sind es die einflussreichen Medien, die uns diktieren, was wir unter dem allgemeinen Kampfbegriff "Terrorismus" zu verstehen haben und welche Maßnahmen dagegen geboten sind, die zwar eklatant gegen unsere persönliche Freiheit verstoßen, die aber notwendig seien, um die virtuelle Gefahr des Terrorismus zu bekämpfen zu können. Wer aber steht hinter dieser Medien?
In fast allen Fällen behält sich die 'veröffentlichte Meinung' das Definitionsmonopol vor; und diese macht keinerlei Anstalten, die eindeutig negativ besetzte Vokabel des weltweiten Terrorismus zu definieren, sondern bietet uns zur Bewältigung des brisanten Problems einen bunten Strauss an neuen Notwendigkeiten zum Handeln. Dass diese bis heute ausschließlich auf Kosten unserer individuellen oder ökonomischen Freiheit durchgeboxt werden, wird leider stillschweigend akzeptiert. Nur hat keine dieser Maßnahmen den Terrorismus verhindert oder auch bloß geschwächt.
Blicken wir auf die globale Informationsbeschaffung, stellen wir fest, dass es weltweit nur wenige freie Nachrichtenagenturen gibt; der mit Abstand größte Teil der Informationsmenge wird von den internationalen Geheimdiensten gesammelt und unter Verschluss gehalten. Für die übrigen Basisinformationen existiert nur eine geringe Anzahl von Händlern wie etwa dpa (deutsche Presseagentur), sda (Schweizerische Depeschen-Agentur), vor allem Reuters und Bloomberg. Auf diese Quellen greifen nicht nur die einzelnen Presseagenturen zurück, sondern auch die meisten Banken, Investmentfirmen und Fernsehsender. Die weltumspannend arbeitenden Reuters und Bloomberg definieren ihr Angebot im Vorfeld der Vermarktung mit 'zentral', 'nebensächlich' oder 'unwichtig'. Diese enge, willkürliche Klassifikation ist eine erste Vorauswahl für Nachrichten. Festzustellen bleibt, dass an dieser Basis keine Meinungsvielfalt herrscht. Danach fließen die Basisinformationen bei den Medien mit einer Vielfalt an Recherchen eigener Korrespondenten, Beschreibungen und Kommentaren zusammen, die indessen kaum je so unabhängig sind wie dies liebend gern behauptet wird.
Aus der hart und kapitalintensiv drehenden Mühle der weltgrößten Medien-Konzerne erhalten wir letztlich jenen "Brain-Powder", der unser Denken und Handeln zugunsten der 'Mächtigen' ausrichten soll; wir dürfen nie vergessen, dass letztlich ein kleines mächtiges Oligopol für unsere 'Information' besorgt ist und uns, eine Meinungsvielfalt vortäuschend, mit 'News' und 'Analysen' überflutet! Wer diese Aussagen als 'weit her geholt' beiseite schieben möchte, sollte den kritischen Blick für einmal auf die sechs weltgrößten Medien-Konzerne und deren Machtballung richten und danach fragen, wo denn die vielen Fäden wirklich zusammenlaufen.
| "AOL Time Warner" mit dem international dominierenden Fernsehkanal CNN, den Printmedien "Time Magazine", "Fortune" und 33 weiteren Titeln (mit über 120 Mio. Lesern). Im Januar 2001 verschmolzen "AOL" (American Online) und das damals größte Medien-Unternehmen "Time Warner" (des Mr. Turner) in einem der größten und teuersten Merger aller Zeiten. AOL hat 27 Millionen Abonnenten, die 87% ihrer Zeit für die Internet-Suche allein bei AOL verbringen! | |
| "Vivendi Universal" ist Frankreichs europäische Antwort auf AOL Time Warner. Vivendi, besser bekannt als Koloss für privatisierte Wasser-Industrien, hat sich im Jahr 2000 mit dem Medien-Unternehmen "Seagram" zusammengeschlossen, um ein damals als zukunftsträchtig beurteiltes Standbein aufzubauen - mit Filmen, Musik, Mobiltelephonie und dem Verkabelungsgeschäft. Zum Konglomerat gehören "Vivendi Telecom", "VivendiNet", "Universal Studios" und viele angegliederte Bereiche. | |
| "The Walt Disney Corporation" hat weit gefächerte Interessen, welche weit über die beglückenden "Disney Worlds" hinaus reichen. Zur Geschäftsphilosophie gehört die typisch amerikanische Anmaßung, alle Bereiche des persönlichen Lebens durch Disney befruchten zu müssen - weltweit! Die 10 TV-Stationen und 29 Radio-Sender sollen dazu nur ein (kleiner) Anfang sein. | |
| Die "Bertelsmann AG" wird vielfach als deutsches Unternehmen erfahren, ist aber längst ein mächtiger weltumspannender Multimedia-Konzern. "Gruner & Jahr" verkauft weltweit über 80 Magazine und produziert in Deutschland und Osteuropa (bisher) 9 Tageszeitungen. Zu den zahlreichen anderen Interessen gehört vor allem "Random House", wodurch Bertelsmann zum weltgrößten Buchverlag aufgestiegen ist. | |
| "Viacom" stützt seine Macht hauptsächlich auf dem Film- und TV-Geschäft ab. Zum Interessengebiet gehören "Paramount" und "United Cinema International" sowie "Blockbuster", der weltgrößte Video-Händler mit Shops in 27 Ländern. Noch wichtiger ist der Fernsehkanal CBS mit über 200 dazugehörenden TV-Stationen. | |
| "News Corporation" wird vom wenig zimperlichen Rupert Murdoch dirigiert, von dem man weiss, dass er mit der Hochfinanz und diversen Regierungen recht gute Beziehungen pflegt. Der "Medien-Zar" streut seine Interessen weltweit und hat keinerlei Skrupel. Der wohl harmloseste Teil ist "Harper Collins" mit 7 weiteren Buchverlägen; die TV- und Printmedien-Interessen sind auf Macht und Money ausgerichtet, nicht auf Qualität. Zu seinem Imperium gehören "The New York Post" (USA) sowie so unterschiedliche Blätter wie "The Times" und "The Sun" (UK), insgesamt sind es vermutlich gegen 200 Titel; allein in Australien und Neuseeland gehören Murdoch (und seinen Banken!) weit über 100 nationale und regionale Blätter. Mit "FoxNews", "Sky" und "StarTV" werden Hunderte von Millionen Menschen auf seichteste Art berieselt (und manipuliert). Mit "Phoenix" verfügt Murdoch über ein TV-Satelliten-System zur totalen Abdeckung des Informationsgeschäfts von Amerika über Europa bis Indien, China und Japan. |
Die geballte Macht der Informationskonzerne ist nicht primär mit unternehmerischem Können vorangetrieben worden, sondern mit schier endloser Gier, pervertierten Machtansprüchen und Tonnen von Schulden mit einer Pole-Position für die involvierten Banken. Weitere Details über: ww.mediachannel.org
Marktwirtschaftlich gesehen haben alle Medien die gleichen Probleme: ihre Produktion ist sehr teuer und muss kredit-finanziert werden; man ist auf permanente Werbung von gut positionierten, kapitalkräftigen Großunternehmen angewiesen; bei Fehlverhalten können Medienlizenzen entzogen werden. Ohne Anzeigen und ohne ein wohlwollendes Verhalten der Banken sind die Medien nicht überlebensfähig, wobei ein Rückgang erreichter Medienkonsumenten weniger existenz-bedrohend ist als der Verlust des Bankenvertrauens. (Dass die Medien von den Banken viel abhängiger sind als von den Konsumenten, hat uns der "Kirch-Skandal" ein weiteres Mal verdeutlicht.)
Der Bankensektor ist nicht nur für die kredithungrigen Medien ein Schlüsselfaktor zur Entfaltung, sondern für alle Märkte mit wichtigen Segmenten. Die geradezu machiavellistische Verknüpfung von Bankinteressen, Medienmacht und Märkten ist letztlich gegen die Menschen gerichtet - ersichtlich insbesondere beim Gold.
Gezielte Gehirnwäsche
Medien-Macht vereinfacht die gezielte Gehirnwäsche, zum Teil mit 'logischen' Argumenten, zum Teil mit völlig abgegriffenen Floskeln. Die multiplikative Wirkung der Medien sorgt für die pausenlose Berieselung der Konsumenten; die mehrfache Kenntnisnahme gleicher Tatbestände und Zahlen vermittelt den Eindruck von 'Richtigkeit'. Seit Jahren wird beispielsweise die eingespielte Leier zur Gehirnwäsche allfälliger Gold-Interessenten gezupft. Die Argumente sind immer die selben, und in der Wiederholung werden sie als 'richtig' beurteilt und deshalb akzeptiert:
| Physische Edelmetalle werfen keinen Ertrag ab, es sei denn man schreibe Optionen, was aber nicht generell zu empfehlen sei. Mit demselben Argument kämpfen immer mehr Politiker für eine Reduktion der Notenbank-Goldbestände, als hätte eine Zentralbank die Aufgabe, die Erträge zu maximieren und nicht für eine stabile Währung zu sorgen. Viele Banken haben kaum noch physisches Gold am Schalter. Den unbeirrbaren Goldfreunden werden - wenn es denn schon sein muss - ein Metallkonto oder allenfalls Minenaktien oder gleich Goldfonds empfohlen. Das mit den Goldbarren und Münzen sei doch ein 'alter Zopf', viel zu sperrig und umständlich. (Minenaktien bleiben 'liquider' und verleiten zu eifrigem Handeln, und ein Metall-Konto ist dem Einfluss der Bank und der Quelle für Kommissionen nicht ganz entzogen.) Die Banken haben nicht das geringste Interesse, ihren Kunden Anlagen zu empfehlen, die nach dem Kauf für sie 'tot' und nicht mehr intensiv gegen wiederkehrende Kommissionen zu handeln sind. Um die Bedeutungslosigkeit eines goldenen Schatzes zu unterstreichen, haben selbst große Niederlassungen darauf verzichtet, am Schalter Münzen und Barren bereitzuhalten - ohne Vorbestellung kein Gold! Seit Jahren wird in heiklen Kurs-Phasen von der Finanz-Industrie und unkritischen, abhängigen Medien immer wieder die Drohung lanciert, es gäbe weitere Notenbanken, die Gold verkaufen möchten, um mit dem Erlös "attraktivere" Möglichkeiten zugunsten der Bürger auszuschöpfen. Das jüngste Beispiel ist die Deutsche Bundesbank, beziehungsweise deren damaliger Chef Ernst Welteke. Heute hätten die "aufgeklärten" Marktteilnehmer zur Absicherung gegen politische und wirtschaftliche Risiken viel effizientere Möglichkeiten mit einem geschickt gewählten Währungs-Mix und/oder einer Vielzahl von Derivaten, was die Bank auch viel besser mitverdienen lässt. Sollten Sachwerte erneut in eine Deflations-Spirale geraten, vermöchte sich Gold den massiven Preiskorrekturen nach unten nicht zu entziehen. In Unkenntnis des geradezu lächerlichen Verhältnisses zwischen papierenen "Guthaben" und "realen Werten" werden die gutgläubigen Kunden auf eine falsche Schiene gelockt. Wenn keines dieser Argumente fruchtet, kommt der Holzhammer: Es sei doch aus der Geschichte bekannt, dass in schwierigen Zeiten der Besitz von Gold verboten worden sei (weshalb wohl?) oder Konfiskationen (also behördlicher Diebstahl!) angeordnet werden könnten. Beim physischen Gold ist vor allem in der zweiten Hälfte der 90er Jahre, parallel zu den euphorisierten Aktien-Blasen, eine große Nachfragelücke entstanden, weil der mächtige Verbund von Banken, Analytikern und Medien gar alles unternommen hat, das Medium Gold zu verteufeln und es den Interessenten mit allen verfügbaren Tricks auszureden, nach dem ausgeleierten Motto: "Jeder der Gold kauft, ist ein unverbesserlicher Träumer und nicht ganz von dieser Welt ohne Inflationsgefahren, dafür aber mit modernen Instrumenten (vielfach Derivate) zur Absicherung allfälliger Risiken." Die Notenbanken hatten und haben größtes Interesse, einen tonnenschweren Deckel über dem Goldmarkt zu halten, weil sie die gigantischen Short-Positionen exponierter Banken zu schonen versuchen, um die Finanz-Industrie zu entlasten und ihr einen Kollaps zu ersparen (oder mindestens hinauszuschieben). Dadurch sind weitere, neue Zwänge entstanden, die den Goldmarkt noch auf Jahre hinaus beeinflussen werden. Als Gründe für einen halbwegs vernünftigen Kauf physischen Goldes galten und gelten noch immer Inflation und kriegerische Wirren. Die Leser von WIRTSCHAFTaktuell wissen seit Jahren, dass ein anderer Grund im Vordergrund steht: der unausweichliche Kollaps des globalen Finanz-Systems - über dessen Wahrscheinlichkeit nach der Lektüre meiner Publikationen nicht zu grübeln ist. Nur der Zeitpunkt ist noch offen, denn die Elastizität des Finanz-Systems hat wegen der von der Hochfinanz gesteuerten, überquellenden Liquidität und der noch immer wirksamen Illusionierbarkeit der Menschen enorme Dimensionen. |
Gute Gründe für Gold
Einer der herausragenden liberalen Köpfe, die Schulden - Bonität - Gold in Einklang zu bringen verstehen, soll hier in der (unvollständigen) Aufzählung der guten Gold-Gründe an der Spitze stehen. Hans F. Sennholz, emeritierter Wirtschaftsprofessor des Grove City College und Adjunct Scholar am "Mises Institute", hat eine sorgfältige Analyse der aktuellen Wirtschaftslage erarbeitet und mit "Deep in Dept, Deep in Danger" überschrieben; Sie finden seine hervorragende Arbeit unter (www.gold-eagle.com). Von seinen grundsätzlichen Überlegungen sollen hier ein paar Worte stehen bleiben:
"Gold is not only an asset that at any time may be converted into legal tender currency but also an alternative investment. When stock, bond and commodity markets disappoint, gold may shine above all others. When the economic recovery fails to materialize and the debt pyramids begin to crumble, gold may emerge as the most reliable possession."
("Gold ist ein Wert, der nicht nur jederzeit in ein gesetzliches Zahlungsmittel getauscht werden kann, sondern auch eine alternative Anlage. Wenn Aktien-, Anleihen- und Rohstoffmärkte enttäuschen, kann (muß) Gold alles andere überstrahlen. Wenn die wirtschaftliche Erholung missglückt und die Schulden-Pyramide zu bröckeln beginnt, kann Gold als das zuverlässigste Eigentum auferstehen.")
Dass wir uns bereits auf diesem Weg befinden, ist angesichts der hier zusammengetragenen Facts doch wohl offensichtlich:
| Gold ist eine (ganz besondere) Ware und gleichzeitig eine Währung; je nach Zeitgeist, wirtschaftlichem Umfeld, persönlichen Wertungen und der emotionalen Stabilität werden die beiden Eigenschaften sehr unterschiedlich gewichtet. Das ist seit vielen Jahrtausenden eine der wenigen Konstanten in der Geschichte der Menschheit und des Goldes. Gold ist unzweifelhaft die beste - weil ehrlichste - Währung der Welt, die dem Betrug mit Papiergeld und dessen Kaufkraftverlust seit Jahrtausenden stramm widerstanden hat. Es ist dies der einfache Unterschied zwischen "real money" und "fiat money", der auf den Wogen der Liquiditätswellen, in der Hysterie um Börsengewinne und im weiten Meer der Derivate kaum noch wahrgenommen wird. Allen Versuchen der Demonetarisierung zum Trotz, konnte der Gold-Mythos nicht zerstört werden; seit über 5.000 Jahren wird Gold als Geld akzeptiert, und Gold hat restlos jede Papierwährung der Geschichte überlebt, mindestens seit dem papierenen Wohlstand der Chinesen im 15. Jahrhundert. Allein ab 1950 hat der Dollar 87% seiner Kaufkraft verloren - ein 1950-Dollar ist heute noch 13 Cents wert! Ähnliche oder noch größere Kaufkraft-Verluste sind in allen anderen Währungen ebenfalls zu beklagen. Gold dient in unsicheren Zeiten mit Vertrauenskrisen seit jeher der sorgfältigen Wertaufbewahrung: Wirtschaftsprobleme, kriegerische Unruhen, deflationäre Einbrüche und Bonitäten-Schwund lenken die Aufmerksamkeit traditionell auf Gold. Es sei denn, Manipulationen seitens mächtiger Interessengruppen gelingen und dominieren die Marktkräfte oder setzen diese vorübergehend sogar außer Kraft (wie etwa in den Jahren ab 1990). Noch nie in der Menschheitsgeschichte war die Lawine der Papierwerte so gewaltig wie heute. Zinsen können nur noch teilweise, kaum noch oder gar nicht mehr entrichtet werden, Bonitäten der Schuldpapiere und Kredite sinken fortwährend; mit Derivativen wird versucht, das Risiko abzuwälzen - mit dem Resultat freilich, dass erhebliche zusätzliche Probleme entstehen, die kaum noch eingrenzbar sind und sich vernetzt überlagern, also kaum noch zu qualifizieren und quantifizieren sind. Die Financial Times berichtete am 11. September 2003 (sinnigerweise am 2. Jahestag der Tragödie in New York) das Ausland halte nun 46% aller US-Treasuries. Asiatische Banken sind die größten Investoren in US-Treasury-Bonds: Ende 2003 hielten allein die acht asiatischen Staaten Japan, China, Hong Kong, Taiwan, Südkorea, Singapur, Indien und Thailand 890 Milliarden Dollar in US-Treasuries - mit Japan (545 Mrd. US$) und China (149 Mrd. U$) an der Spitze; mittlerweile dürfte die Billion-Dollar-Grenze überschritten sein. Seit geraumer Zeit ist das Vertrauen dieser Länder, die mit gigantischen Handelsüberschüssen Dollar in rauhen Mengen hereinnehmen müssen, in die künftige Bonität der Vereinigten Staaten schwer und nachhaltig erschüttert. Sie haben begonnen, mit 'Diversifikationen' - wozu eben auch Gold gehört - den Zwängen auszuweichen. Die USA saugen rund 70% aller Ersparnisse in der Welt an, um ihren weit überzogenen Lebensstandard auf Pump aufrecht erhalten zu können. Das sind wichtige Bestimmungsfaktoren für Dollar und Zinsen, die bei einem Streik der Anleger abrupt reagieren; allerdings bestehen seitens der Asiaten etwelche Hemmungen für solch heftige Reaktionen, weil die eigenen Positionen erhebliche Verluste erleiden würden. Zudem ist nicht bekannt, mit welchen Tricks und Machenschaften die amerikanische Hochfinanz die Asiaten (noch) in den Klauen zu halten vermag. Die cleveren Asiaten haben deshalb begonnen, die Anlage der angehäuften Reserven zu diversifizieren. Aber eben: diversifizieren in was? In die Währungen Yen und Euro, die, um kompetitiv zu bleiben, einem sich abschwächenden Dollar mit eigenen Abwertungen nachfolgen müssen? Um im internationalen Geschäft mithalten zu können, haben sie aber keine andere Wahl, als sich auch mit diesen Währungen zu versorgen, obschon bei der kommenden unausweichlichen Währungsreform alle Währungen (in unterschiedlichem Ausmaß) in den Abwertungsstrudel gerissen werden. Die einzige sinnvolle Alternative bietet das Gold! Die ungeschminkten Darstellungen in WIRTSCHAFTaktuell weisen seit Jahren darauf hin, dass das globale Finanz-System extrem brüchig geworden ist, ganz abgesehen von den schwer kranken Volkswirtschaften, die sich in der Schuldenfalle winden und immer tiefer in die Agonie geraten - reale Werte werden papierene 'Werte' ein weiteres Mal schlagen. Es ist schon erstaunlich, dass der unglaublich desolate Zustand des internationalen Finanz-Systems auch von der "Intelligenz" unterschätzt wird. Ein stabiles, tragfähiges Wirtschaftssystem ist ohne Fundament in der realen Welt nicht denkbar; die Finanzwirtschaft dürfte nur zudienenden Charakter aufweisen. Dazu eignet sich Gold, allenfalls im Verbund mit Silber und weiteren Metallen oder ganz allgemein einem repräsentativen Korb mit Waren (eventuell auch Dienstleistungen). Fehlt dieser auf realen Werten konstruierte Stabilitäts-Anker wie seit dem Zusammenbruch der Bretton-Woods-Vereinbarungen 1971 mit der Aufgabe des Goldstandards generieren sich im Laufe der Jahre immer mehr Zeichen eines Zerfalls, der lange Zeit unerkannt bleibt oder missachtet wird. Grundsätzliche Auswirkungen: Politiker frönen hemmungslos ihrer Sucht zum Geldausgeben und ihrer unbändigen Lust, mit dem Geld anderer ihre eigenen Karrieren und Pfründe zu sichern. Und weil das Papiergeld / "fiat money" beliebig vermehrbar ist, wird die nationale und weltweite Kreditwirtschaft gigantisch aufgeblasen. Roland Baader nennt diese papierene Flut treffend "sozialistisches Geld". Falsche Signale der Liquiditätsflut führen zu wenig durchdachten Allokationen, die vom Wunsch nach Größe und Macht dominiert werden; Überkapazitäten sind die direkte Folge, deflationäre Korrekturen im Kern schon vorprogrammiert. Strukturschwächen überlagern und verstärken sich; Verschuldung und Überkapazitäten verlangen nach Korrekturen, die nur über den Preis zu erzielen sind. Das schmälert die Gewinnsituation und die Investitionslust, Sparen und Schuldenabbau werden zur Losung und damit steigt die Arbeitslosigkeit - der Sozialstaat kommt ins Trudeln. Der lastende Schuldendienst stranguliert notwendige Initiativen, die Bonitäten brechen weg. Die Erwartungshaltung der Menschen kollidiert mit erzwungenen Korrekturen, der Sinn für Realitäten schwindet, die Neidgesellschaft wird rabiater und die vielen Politiker immer ohnmächtiger, ratloser und entsprechend kühner, mit der Tendenz zu Improvisationen ohne Verbesserungen, aber mit neuen Problemen (der deutsche Finanzminister Hans Eichel ist hierfür ein perfektes Negativ-Beispiel). Schließlich sind die Probleme an allen Fronten derart überladen, dass die Stabilität bricht und das Gebäude "Volkswirtschaft" in den Abgrund weg rutscht. Diese Entwicklung mit Verschärfungen an allen Fronten hat sich über 30 Jahre hingezogen, mit wachsenden Übertreibungen und immer mehr ökonomischen Altlasten, die zur Rache angesetzt haben; die schweren deflationären Störungen zu Beginn dieses Jahrhunderts waren die ersten Vorboten einer grundlegenden Korrektur, deren Tiefe und Dauer überraschen werden und für viele mit einem Verlust an Lebensstandard verbunden sein wird. Gold gilt seit Jahrzehnten weit herum als Versicherung gegen Inflation wie etwa bei den Exzessen Ende der 70er Jahre bis 1980; deshalb wird eine positive Korrelation zu Anleihen-Zinsen als 'normal' beurteilt - was ja für die Zeit ab Anfang Juli 2003 auch stimmt, als die Kapitalmarkt-Zinsen plötzlich massiv anzusteigen begannen. Die Goldpreise haben sich aber schon ab März 2001 zu verbessern begonnen, als zeitweise die Deflation das dominierende Thema war; offenbar ist Gold auch ein Schutz bei Deflation mit finanzielle m Ungemach (Börsenkräche, Konkurse, Kreditausfälle, Bankpleiten et cetera), worauf die Notenbanken fast immer mit unorthodoxen Maßnahmen reagieren, welche die Bonitäten im System letztlich schwächen und das Gold neu erstrahlen lassen. Wie weit in einer deflationären Krise der Run um Cash auch Werte wie die Edelmetalle (vorübergehend) in die Tiefe zu ziehen vermag, ist im voraus kaum einzugrenzen, weil das Zusammenspiel der Bedingungen variiert. Gerade weil die Propaganda-Maschinerie der Notenbanken und Finanzhäuser sowie der eingebundenen Medien gegen das Gold auf höchste Touren getrieben worden ist, muss Skepsis angesagt sein. Aufgrund umfangreicher empirischer Untersuchungen ist klar ersichtlich, dass Gold in der Gunst der Anleger erst dann zum Zuge kommt, wenn mit Aktien und festverzinslichen Werten nichts mehr zu verdienen ist. Diese negative Korrelation, also der spiegelbildliche Kursverlauf von Finanzmärkten und Gold, wird mit diversen Manipulationen gedehnt, verstärkt, abgeschwächt oder gar aufgehoben. Die zahlreichen in der Vergangenheit konstruierten ‘Regeln‘ über das Zusammenspiel dieser Märkte haben - auch wenn sie über eine längere Zeitdauer stimmig scheinen - eher zufälligen Charakter. Die Notenbanken sind kaum je frei von Zwängen. Die von der Hochfinanz eingebrockten Probleme haben erschwerende Randbedingungen geschaffen, die den Notenbanken entsprechendes Handeln abverlangen. Im Falle der Federal Reserve in den USA sind die Interessen sogar (mehr oder weniger) identisch, weil ein enges Beziehungsnetz der Machtdominanz zu dienen hat. Physisches Gold als "pièce de résistance" in verschiedenen Stückelungen sowie Goldminen-Aktien gehören in das Fundament jeden Vermögens. Für die kommenden Jahre sollte der gesamte Gold-Anteil zunehmend bis 40% der frei verfügbaren Mittel betragen, je nach Vermögensstruktur und Temperament - in der letzten Phase vor Währungsreformen eher noch mehr, abgestimmt auf die anderen vorhandenen Sachwerte und eingebunden in eine wohldurchdachte Strategie. Zur Aufbewahrung von physischem Gold ist beachtenswert, dass bei früheren großen Krisen viele der versagenden Staaten Restriktionen und Verbote angeordnet haben. Das erfordert eine dezentrale, private und sehr diskrete Art der Aufbewahrung, die rechtzeitig funktionieren soll. Der Goldbesitz ist nur dann echtes Eigentum mit uneingeschränktem Zugriff, falls die Aufbewahrung außerhalb aller Institutionen organisiert ist. Entsprechende Hinweise sind nur auf mündlicher Basis sinnvoll. Die echten Bedürfnisse der Anleger und die Power der Politik stehen einander diametral gegenüber. Wer sich aus den Fesseln der Regierungen zu befreien versucht, sollte nicht auf deren Versprechen hören, die nur selten eingelöst werden. "Gold und wirtschaftliche Freiheit sind unteilbar." Diese epochale Aussage von Alan Greenspan stammt aus dem Jahre 1966; zu einer Zeit also, da er ein liberaler Mensch, anständiger Bürger und ein Ehrenmann war. Inzwischen ist der Mann mit der großen Brille von der Politik und der Hochfinanz völlig vereinnahmt. Er lügt knallhart, wenn es um die Vertuschung desolater Entwicklungen in der Finanz-Industrie geht. Das lässt alle Warnglocken erschallen, die zum Gold rufen! Wer nicht darauf hören mag, bestraft sich selber ("Gold and Economic Freedom" von Alan Greenspan auf). In Asien sind Entwicklungen im Gange, die dem amerikanischen Machtgefüge nicht gefallen können: In Malaysia soll die Prägung des "Gold-Dinar" gestartet worden sein, der zu einer neuen Verrechnungseinheit in muslimischen Ländern werden soll. Nach zuerst zaghaften, dann wegweisenden Schritten der Liberalisierung scheint Gold in China, dem bevölkerungsreichsten Land der Erde, eine Renaissance zu erleben. Das chinesische Flaggschiff der Goldminen, die Zhongjin Gold Co.Ltd., hat die Erlaubnis zur Emission von 100 Millionen Aktien zu einem Preis von 4,05 Yuan (0,49 US$) und zu deren Kotierung an der Shanghai Stock Exchange erhalten. Bis anhin mussten die vielen chinesischen Minen sämtliches geförderte Gold in China der "People's Bank of China" verkaufen. Ende 2002 nahm die "National Gold Exchange" in Shanghai den Handel auf. Pierre Lassonde ist Präsident von Newmont Mining, der weltgrößten Goldmine. Im Buch "Gold Book - The Complete Investment Guide to Precious Metals" geht er auf künftige Szenarien ein, mit einem möglichen Goldpreise bis 6.500 US$. Richard Russell sagt über Lassonde: "He is the smartest gold man on the planet." Auch wenn man der zugegebenermaßen phantastischen Prognose nicht zustimmen mag, offenbaren uns Denken und Überlegungen eines sehr erfahrenen Experten erweiternde Ausblicke, die man negieren kann, aber nicht belächeln sollte. Dass Lassonde auch mit Eigeninteressen im Konflikt stehen könnte, ist allerdings nicht von der Hand zu weisen. Das Gold kostete 1970 noch 35 US$, stieg bis 1980 auf rund 850 US$ (Höhepunkt der Inflation) und fiel danach auf 250 US$ zurück. Der von 1980 bis 2000 zwanzig Jahre dauernde Bear-Markt bedeutete das Ende für viele kleinere Goldproduzenten und ein Stopp für viele geplanten Explorationen. Wenn nun bei steigenden Goldpreisen neue Minen öffnen wollen, braucht dies eine Anlaufzeit von 4 bis 7 Jahren; eine rasche Produktionsausweitung ist nicht möglich, denn das Minen-Angebot ist wenig elastisch, weshalb immer wieder die Notenbanken mit ihren Reserven als aktive Verkäufer ins Spiel gebracht werden. Trotzdem hat sich die Preiserholung 2001/04 bisher auf rund 420 US$ durchgemogelt; nun befindet sich der Goldpreis in einer weiteren Phase mit korrigierender Konsolidierung - in einem intakten Aufwärtstrend. |
Es gibt weitere gute Gründe für den Wert des Goldes, die hier nicht fehlen dürfen, weil das Gold (als Keynes' Relikt) heute meistens als eine güldene Ware für die Schmuckindustrie, für ängstliche private Horter und als lästige Bürde einzelner Zentralbanken gesehen wird. Weitere, wenig bekannte Facts erweitern die Bedeutung von Gold:
| In den Jahren mit tiefen Goldpreisen startete die Hightech-Karriere des Goldes. Die Gold-Industrie sucht unablässig nach neuen Absatzmöglichkeiten. Die "Gold 2003" in Vancouver war die "Konferenz des Aufbruchs": Herbert Schmidbaur von der Technischen Universität München, in Deutschland so etwas wie der "Goldpapst", konzentriert sich auf die Elektronik mit so genannten Cluster (winzige Goldpartikel), die als viel versprechende Schaltelemente für die Computer der Zukunft ausersehen sein sollen. Einen anderen zentralen Bereich sehen die Experten in der Katalyse: Nanometerkleine Goldkörnchen, aufgebracht auf poröses Trägermaterial, wandeln Stickoxyde und Kohlenmonoxyd in harmlose Substanzen um; ein wenig Gold im Katalysator würde die derzeitigen Probleme beim Kaltstart entschärfen. Graham Hutchings von der Universität Cardiff in Wales will Gold in Brennstoffzellen verwenden, das giftiges Kohlenmonoxyd unschädlich machen soll, ohne dabei den Wasserstoff anzugreifen. Weshalb das an sich so reaktionsträge Gold einen so guten Katalysator abgibt, ist den Experten allerdings noch immer ein Rätsel. Ein Forscherteam aus Japan will das edle Metall für ein ganz und gar unedles Alltagsproblem einsetzen: Die Wissenschaftler leiten die Abluft von Toiletten durch einen goldhaltigen Katalysator und machen sie dadurch auf einen Schlag geruchsfrei. Wer einen Katalysator entwickelt, der die Luft von Schwefelverbindungen und anderen übel riechenden Substanzen auf der Stelle befreit, hat einen großen Markt erschlossen - insbesondere in dicht besiedelten Gebieten. Der australische Physiker Michael Cortie von der Technischen Universität Sidney beschichtet Fensterglas mit feinen Goldpartikeln, welche die Sommerhitze aus einem Gebäude fernhalten sollen. Das wird schon seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts gemacht, aber wegen der relativ großen Partikel schimmerte das beschichtete Glas auch golden. Nun sollen Nanopartikel aus Gold zur Verwendung kommen, was dem Fenster eine leicht blaue Färbung oder einen neutralen Grauton verleiht. Die Chemikerin Naomi Halas von der texanischen Rice University entwickelt so genannte Nanoschalen, die wenige Millionstel Millimeter messen und aus einem Glaskern mit einer Schale aus Gold bestehen. Die Minischalen sollen für eine absolut neue Form der Krebstherapie verwendbar sein; besonders gute Resultate seien bei Brustkrebs und Prostata-Tumoren zu erwarten. Diese vielfältigen technischen Anwendungsmöglichkeiten für das Edelmetall Gold sind erst ein Anfang, größere Tonnagen benötigen die weitgehend mit Nanotechnologie gefertigten Objekte allerdings (noch) nicht. Allein, die Sicht auf diese Entwicklungen ist faszinierend, und man darf gespannt sein, was sich - neben der Verwendung von Palladium und Platin - mit Gold noch alles perfektionieren und maximieren lässt. Die Verwendung von Silber in den weiten technischen und medizinischen Bereichen ist um einiges vielfältiger als allgemein angenommen. |
Gold-Strategie und Anlagen
Dass Gold und - je nach individueller Einschätzung künftiger Entwicklungen - andere Edelmetalle in jedes kleinere und größere Portfolio gehören, ist bereits skizziert worden. Die grundsätzliche Strategie hierfür ist relativ einfach, die Feinheiten hingegen sind anspruchsvoll:
| Physisches Gold: Münzen (Maple Leaf, Nugget, Krüger Rand, Napoléon, Vreneli) und Barren verschiedener Größenordnung, aber nicht in großen Stückelungen. Das jederzeitige vollumfängliche Eigentum am Gold ist nur dann gewährleistet, wenn dieses außerhalb aller Institutionen ‘diskret‘ aufbewahrt wird, wozu die individuelle Kreativität hilfreich einzusetzen ist. Wer aus irgendwelchen Gründen dieser Art der Aufbewahrung für seinen Gold-Besitz ausweichen möchte, ist auf Bank-Schliessfächer angewiesen (Empfehlung: an verschiedenen Orten). Auf keinen Fall darf auf die vielfach gepriesenen Metallkonti ausgewichen werden, da diese einen Anspruch an die Bank beinhalten und damit von deren Schicksal abhängig sind. Bei Schweizer Banken kann physisches Gold ins Wertschriften-Konto (Einlagen-Konto, Depot-Konto) gebucht werden und bleibt deshalb im Eigentum des Besitzers außerhalb des Bank-Schicksals. Die UBS an der Zürcher Bahnhofstrasse (Associate Director Victor Vuyk) hat mir glaubhaft versichert, dass das verbuchte Material von der Bank tatsächlich physisch in ihren Tresoren eingelagert wird. Leider reagieren die Banken auf diesen Wunsch vielfach recht mürrisch oder täuschen Unwissenheit vor; Sie müssen Ihren Wunsch verankern und gleichzeitig die schriftliche Bestätigung einfordern, dass Ihr Depot-Gold von der Bank nicht ausgeliehen werden darf, wie das bei Wertschriften leider üblich geworden ist. Goldminen-Aktien: Diese Sparte ist wesentlich spekulativer als physisches Gold, höheren Gewinnchancen stehen erhebliche Risiken gegenüber. Ein Grundwissen ist erforderlich, weil die Auswahl der Titel das Maß des Risikos verändert. Bei der Trendwende des Goldpreises hat sich (wie erwartet) deutlich gezeigt, wieviel besser jene Minen abschneiden, die kein oder nur wenig Gold vorverkauft haben und nun vom Preisanstieg voll profitieren können. Eher zu meiden sind deshalb insbesondere die weit herum bekannten und deshalb beliebten Aktien von Barrick Gold, Placer Dome und Anglogold. Zur strategischen Planung gehört die Diversifikation in verschiedene Abbau-Gebiete, insbesondere Nordamerika, Australien, Südafrika und nun auch Asien. Goldminen-Fonds: ist ein bequemer Weg zur sinnvollen Diversifikation ohne spezielles Fachwissen. Leider sind die guten Verwalter nicht zahlreich; Vergleiche der Resultate über eine längere Zeit sowie der Auswahl der Minen und der anfallenden Unkosten sind deshalb nicht zu umgehen (siehe nächstes Kapitel). Gold-Zertifikate: sind die spekulative Spitze der Gold-Anlagen. Für den privaten Anleger ist die Übersicht und der Einblick in die Konstruktion einzelner Produkte ziemlich schwierig. Erfahrung und Vertrauen sind also Voraussetzungen für die Zertifikat-Wahl. Mein Vorschlag: ABN-Amro-Veneroso-Gold-Certificates. Das heute führende Finanzhaus für Zertifikate, ABN Amro, hat mit Veneroso zusammen ein Instrument konzipiert, das überrascht. Mit der "Veneroso Associates Gold Advisers LLC" in Portsmouth, New Hampshire, haben Sie die angenehme Gewissheit, dass wertvolles Know-how eines fünfköpfigen Teams mit reichen Erfahrungen in der Exploration neuer und bestehender Minen, in der Evaluierung chancenträchtigster Titel, in den Gold-Kassa- und Terminmärkten und im Fonds-Management einfließen. Der "Veneroso Gold Stocks Index" liegt dem Zertifikat mit Open-end-Laufzeit zugrunde. Diese unbegrenzte Laufzeit verhütet den bei Optionen ärgerlichen Zeitwertverfall, der Zeitdruck fällt weg. Sie können die Titel über Ihre Hausbank handeln. Die Zertifikate eignen sich zur spekulativeren 'Aufheiterung' der konservativen Gold-Anlagen - eine durchaus empfehlenswerte Durchmischung. Für weitergehende Informationen wählen Sie: www.abn-zertifikate.de - auf Wunsch steht Ihnen für Auskünfte auch ein deutschsprechender Partner von Frank Veneroso in Frankfurt zur Verfügung. |
Goldminen-Aktien / Fonds
Die Anfragen zur Auswahl von Goldminenaktien in einem sorgfältig geführten Portefeuille häufen sich, weil sich viele Privatanleger aus sehr unterschiedlichen Gründen nicht mit einem eher statischen physischen Goldbesitz zufrieden geben möchten, der auch allfälligen Eingriffen durch die Staatsmacht ausgesetzt sein könnte. Aus heutiger Sicht und unter Berücksichtigung der Vorausverkäufe seitens der Minengesellschaften sowie der Qualität des Managements sind die folgenden Titel empfehlenswert (wer eine größere Auswahl möchte, verlangt am besten ein Fact-Sheet der nachfolgend empfohlenen Fonds, auf dem die ausgewählten Aktien vermerkt und gewichtet sind):
Newmont Mining, Placer Dome, Harmony Gold, Randgold Resources, Gold Fields, International Minerals
oder über die Gold-Fonds: "P&C Global Gold and Natural Resources Fund", "Gold Equity Fund"
Wer keine gewachsenen, fundierten Erfahrungen in der Disposition von Minen-Aktien hat, sollte sich einem Fachmann anvertrauen. Die Selektion und die permanente Überwachung sind wesentliche Faktoren für den Erfolg mit Goldaktien. Bei der Wahl eines Fonds sind drei Dinge besonders zu beachten:
- ist die Firmenstruktur transparent und seriös?
- was hat der Fonds-Manager an Resultaten vorzuweisen?
- verläuft die notwendige Kommunikation mit dem oder den Verantwortlichen zufrieden stellend; man muss miteinander reden und 'sich riechen' können.
Nachfolgend stelle ich Ihnen zwei Fonds vor, die ich Ihnen guten Gewissens empfehlen kann. Sie erhalten auf Wunsch die Unterlagen zu diesen Dienstleistungen. Zum Teil habe ich für Sie Sonderkonditionen aushandeln können, die Sie erfreuen werden.
Gold 2000
Dieser Fonds wird nur der Vollständigkeit wegen und als Überleitung auf den Gold-Fonds der Bank Julius Bär erwähnt. Der von Walter Wehrli (der den Fonds in seinen Anfängen erstmals in meinem Seminar vom 10. November 2001 persönlich präsentierte) und von Marc Gugerli als Advisors geführte Fonds hat dank überzeugender Resultate eine spektakuläre Entwicklung hinter sich und ist am 27. Februar 2004 nach Erreichen eines Volumens von über 500 Mio. CHF definitiv geschlossen worden.
P&C Global Gold and Natural Resources Fund
Das ist ein jüngerer Fonds (Start am 20. Februar 2003), den eine gewisse Zeit zu beobachten sich aufdrängen würde, wären nicht zwei 'alte Hasen' mit allerbesten Ausweisen für das Management verantwortlich. Es ist deshalb keineswegs erstaunlich, dass die Performance alle wichtigen Indizes und konkurrierenden Fonds übertrifft. Die Fund Advisers sind unbestrittene Stars der Szene; Trevor Steel hat den "Mercury ST Wd Gold & Mining A" ab 1994 bis 2002 geführt und David Baker den "Merrill Mercury Gold Metal B" ab 1995 und ebenfalls bis 2002. Für ihre famosen Leistungen sind beide von Standard & Poor's mit vier Sternen ausgezeichnet worden, weil sie in dieser Zeitspanne mit nicht einfachen Bedingungen für Edelmetall- und Rohstoff-Fonds die besten Resultate eingefahren haben - sie sind buchstäblich ungeschlagen. Wer sich in dieser Branche auskennt, begegnet den beiden mit Hochachtung und Bewunderung.
Es ist ein ganz besonderer Glücksfall, dass die Experten Baker und Steel als Advisers für den "P&C Global Gold and Natural Resources Fund" zu gewinnen waren. Die Philosophie schlägt sich schon im Namen nieder: Zwar konzentriert man sich nach wie vor auf Edelmetalle, je nach Wirtschaftsentwicklung und Marktlage sind Investitionen in Basismetalle möglich sowie in Energy (Oil, Gas, Coal, Electricity, New Energy). Diese Möglichkeit zur breiteren Diversifikation scheint mir attraktiv, weil die kommenden makroökonomischen Phasen auch die Volatilität der Energiemärkte prägen werden. Der Fonds wird ohne derivativen Schnickschnack konservativ geführt, was sich auf Dauer auszahlt. Und was mir besonders gefällt: Größere Teile des Fondsvermögens werden je nach Marktlage in physisches Material investiert; damit vergeben sich Baker und Steel noch bessere Resultate, weil sie freiwillig auf noch mehr Hebelwirkung von Minenaktien verzichten - zugunsten von mehr Sicherheit und einer noch konservativeren Ausrichtung.
Julius Baer Multipartner - Gold Equity Fund
Dieser Fonds ist erst vor wenigen Monaten gegründet und gestartet worden; bereits sind rund 40 Mio. US$ unter Verwaltung. Das Pech ist, dass das Management nun gleich mit einer massiven Kurskorrektur im Goldmarkt konfrontiert wird. Das Bankhaus Julius Baer hat diesen Fonds gewiss auch deshalb aufgelegt, weil es mit den auch hier tätigen, bestens ausgewiesenen Advisors Walter Wehrli und Marc Gugerli gute Erfahrungen gemacht hat und die Arbeitsweise beurteilen kann. Erfreulich ist gewiss, dass der Fonds zum öffentlichen Vertrieb in Deutschland und Österreich sowie in Luxemburg und in der Schweiz zugelassen ist. Für weitere Angaben gehen Sie am besten über www.juliusbaer.com auf die entsprechenden Seiten im Internet, wo Sie auch die möglichen Kontaktpersonen erfahren. Auf Wunsch übermittle ich Ihnen die Koordinaten von Walter Wehrli, mit dem ich vertrauensvoll in Kontakt stehe. (Ob ich auch hier für Sie eine Reduktion der Gebühren herausschlagen kann, ist noch ungewiss.)
Die Schweizer und ihr Gold
Im März 2003 hat Dr. iur. Werner Wüthrich für die "Finanz und Wirtschaft" einen Beitrag mit Titel "Wie große Goldreserven will der Stimmbürger?" geschrieben. Der fabelhafte Artikel mit sauberer Aufarbeitung der bisherigen vier Volksabstimmungen liegt auf der Linie meiner Petition an Regierung und Bundesversammlung über einen sofortigen Stopp der Goldverkäufe durch die Schweizerische Nationalbank (siehe Kapitel "Die Schweizerische Nationalbank und ihr Gold"). Auch Wüthrichs Arbeit wird uns in den kommenden Monaten begleiten, weil sie zum Fundus wiedererwachender Wahrnehmungen von Schein und Wirklichkeit gehört. Dazu ist es nach vielen Jahren der pathologischen Hysterie mit Wahnvorstellungen allerhöchste Zeit!
Kaum jemand fragt, weshalb denn ausgerechnet das "barbarische Metall" so hohe Milliarden-Gewinne hergibt, die nun irgendwie zu verteilen sind; der Streit über die Verteilung ist voll entbrannt und dürfte noch Nachspiele haben. Und kaum jemand fragt, ob denn wirklich "überschüssiges" Gold vorhanden ist, das verscherbelt werden soll. Ausgerechnet rund die Hälfte aus jener Position der SNB-Aktivseite, die ohne irgendwelche bonitätsabhängige Verpflichtung einen echten realen Wert aufweist; alle anderen Positionen (Währungen, Treasuries, Wechsel) sind Schuldscheine und Schuldverschreibungen, die nur so gut wie die ausgebenden Schuldner sind. Und diese sind zu einem guten Teil extrem schuldbeladen, weisen sinkende Bonitäten auf oder sind von der Inflation angefressen. Wenigstens drei Beobachter haben sich die Mühe gemacht, den suggerierten Gold-Überfluss kritisch zu hinterfragen:
| "In einer Welt von Papierwährungen und langfristig schwer berechenbaren Finanzmärkten kann Gold als permanent gehaltenes Diversifikationsmedium von Zentralbanken jedenfalls noch eine segensreiche Rolle spielen (...) Auch vergisst man leicht, dass Papiergeld und Ansprüche auf solches trotz aller Währungsverfassungen prekäre Wertaufbewahrungsmittel sind. Währungsreserven, namentlich in Form von Gold, können in diesem Sinn auch als Vorbereitung auf seltene Ernstfälle verstanden werden - ähnlich wie eine Armee. Freilich müsste das Gold zu diesem Zweck im Gotthard und nicht im amerikanischen Fort Knox gelagert werden." (Professor Dr. Jörg Baumberger, Universität St. Gallen, in der NZZ vom 8.8.2002) "Leider wird der Aspekt der Sicherheit in der Diskussion oft unterschlagen, weil das Gedächtnis von Politikern und Öffentlichkeit zu kurz ist (...) Historisch gesehen gab es Perioden, in denen die Devisenreserven der Nationalbank nichts wert oder zumindest bedroht waren. Denn Devisen stellen Forderungen gegenüber ausländischen Notenbanken, Banken und Regierungen dar, die aus politischen Gründen blockiert werden können. Das geschah beispielsweise mit Schweizer Guthaben in den USA im Zweiten Weltkrieg und noch jahrelang danach. Der Bann traf nicht nur die Devisen, sondern auch das Gold, aber nur den Teil, der sich in den USA und nicht in der Schweiz befand (...) Aus diesen Gründen bildet das Gold im eigenen Land die letzte Reserve für Notzeiten." (Dr. Peter Bernholz, Professor für Nationalökonomie, im Interview mit «Finanz und Wirtschaft», 9.2.2002) "Nach dem Sündenfall, d.h. dem Beschluss von 1997, erstmals Währungsreserven anzutasten, gibt es keine Unschuld mehr. Die Reserven werden nicht so rasch aus der politischen Arena verschwinden. Initiative als auch Gegenvorschlag sind aus einem ganz anderen Grund abzulehnen: Die Mittel können besser genutzt werden - für den Schuldenabbau (...) Nachdem die Nationalbank im Zusammenhang mit der Solidaritätsstiftung 1997 grünes Licht vor ihren Goldtresor stellte, hätte sich den Parlamentariern mehrmals die Möglichkeit geboten, die Übung abzubrechen. Allein, es fehlte der politische Wille, denn es ging und geht ja um sehr viel Geld (...) Es stehen immerhin 20 Mrd. Franken, das "Überschussgold" der Nationalbank, auf dem Spiel." (Peter Kuster, Ressortleiter der "Finanz und Wirtschaft", in FuW 17.8.2002 und 28.8.2002) |
Kurzum: Die helvetische Gold-Geschichte stinkt zum Himmel, weil Erpressungen von außen, egomanische Dümmlichkeiten und schwerwiegendste Fehler auf dem Berner Parkett zusammengelaufen sind.
Ab und zu lassen sich brauchbare Analysen und Kommentare finden, selten echte Info-Perlen wie das folgende Zitat von Professor Dr. Ulrich Kohli, Chefökonom (!) der Schweizerischen Nationalbank, aus einem Interview mit der "Finanz und Wirtschaft" am 12. März 2003 über Vorzüge der Goldreserve:
Real betrachtet hat es an Wert gewonnen."
Das schien wie ein Revival der Vernunft in der SNB, bevor die geplanten Gold-Verkäufe von 1.300 Tonnen Gold vollumfänglich realisiert werden; aber leider sind die Gold-Verkäufe unbeirrt fortgesetzt worden. Seit der 180-Grad-Wende der SNB für ihre Gold-Politik im Zeitraum Juni 1996 bis März 1997 hatte ich zum ersten Mal den Eindruck, in der helvetischen Notenbank könnte der Wind vielleicht doch wieder drehen und dem Mut zur ehrlichen Kommunikation zum Durchbruch verhelfen. Zu diesem Denken verleitet hat mich ein weiteres:
Der vor gut einem Jahr neu ernannte SNB-Generaldirektor Dr. Philipp Hildebrand erklärte in einem Interview mit dem Zürcher "Tages-Anzeiger" mutig: "Man darf sich heute sicher fragen, ob es Ende der Neunzigerjahre klug war, dass Alan Greenspan, der Chef der US-Notenbank, den Glauben der Investoren an die New Economy mindestens verbal immer wieder gestärkt hat (...) Wir befinden uns nun - wie immer nach einem Boom - in einer Phase, in der umfangreiche Anpassungen notwendig sind. Hier wirken Dynamiken und Logiken, die grundsätzlich anders sind als die vorhergehenden." Das kennen Sie seit Jahren aus WIRTSCHAFTaktuell. Leider scheint sich Hildebrand nach einem Jahr bereits der altbekannten Linie der SNB angepasst zu haben; wer in einer Hierarchie genügend weit steigt, scheint auf die Konsensmeinung abgeschliffen zu werden.
Es ist geradezu mysteriös, dass der Chefökonom und einer der drei Generaldirektoren der SNB die "Zeichen der Zeit" erkannt haben und mit ihren Hinweisen ins Schwarze treffen, gleichzeitig aber Gold der Eidgenossen in großen Mengen verkaufen und die die Bonität der SNB-Aktivseite klar schwächen. Ist diese Diskrepanz ein weiterer Hinweis darauf, dass die SNB 'von außen' zu Maßnahmen gedrängt worden ist, welche von der Hochfinanz 'verordnet' worden sind? Im Buch "Eigenständig. Die Schweiz - ein Sonderfall" habe ich diese Frage schon vor über zwei Jahren thematisiert (www.walterhirt.ch/index_oe_alt/html). Je mehr Recherchen sich schlüssig zusammenfügen lassen, desto mehr Gewicht erhält meine gut fundierte Vermutung! Eine schlimme, nachhaltig trübe und sehr traurige Geschichte.
Bewusste Querschlägerei
Wer aktuelle Medienberichte zum Thema Gold beurteilen und auf deren Bedeutung einordnen möchte, sollte sich die Mühe machen, die Archive bedeutender Zeitungen und Magazine zu durchforsten und vor allem die Beiträge zwischen 1974 und 1980 zu studieren. Diese waren damals genau so falsch, irreführend, hinterhältig und letztlich verlustbringend wie die neueren Kommentare seit 2000. Die fürchterlich dummen Zitate aus beiden Zeitperioden mit historischen Trendwenden im Goldmarkt wären buchfüllend, weshalb hier stellvertretend nur ein einziges verwendet und kommentiert wird:
Typisch für diese Art der "geführten Information" (siehe Kapitel "Die Medien im Schatten der Hochfinanz") ist der Artikel in der Sonntagsausgabe von "The New York Times" mit dem freundlich und positiv anmutenden Titel "New Glamour for an Old-Fashioned Asset" ("Neuer Glanz für einen altmodischen Wert") am 11. Oktober 2003. Darin wird auf die Kurssteigerungen bei Gold und Goldminen hingewiesen, aber unvermittelt und in der für die US-Ostküste typischen Manier gewarnt, die Kurse seien wohl schon zu weit fortgeschritten. Wie die meisten Artikel rund um die Welt gehört auch dieser zu den warnenden mit dem Leitmotiv "Sei-doch-bitte-vorsichtig!". Und dann folgen Argumente, die an unentschuldbarer Blödheit schwer zu übertreffen sind: "Few conventional investments are more cumbersome and costly. Gold pays no income and can be expensive to store and trading commissions are typically far higher than those for stocks and bonds."
("Nur wenige Investments sind ähnlich schwerfällig und auch kostenlastig. Gold erzeugt kein Einkommen, kann aber hohe Lagerkosten verursachen, und die Handelskommissionen sind weit höher als bei Aktien und Bonds.")
Die Wirkung solcher Artikel darf nicht unterschätzt werden, wobei für Richard Russell, den Grand Old Man der Wirtschaftsinformation, drei entscheidende Aspekte im Vordergrund stehen:
- Das zaudernde, unbedarfte, risikoscheue und unwissende Publikum wird von Gold-Anlagen fern gehalten.
- Je höher der Goldpreis 'ohne Publikum' steigt, desto massiver wird der finale Anstieg, weil zum Schluss ein Run der 'Zu-spät-Kommenden' für zusätzliche wilde Turbulenzen sorgt.
- Wie immer in der weiten Investment-Szene: "Das Publikum und die Medien fechten einen falschen Krieg".
Die Frage taucht immer öfter auf: "Falls die Goldpreise dereinst weit aus dem Ruder laufen würden, wäre doch wohl damit zu rechnen, dass Regierungen und Notenbanken, insbesondere in Washington - wie in der Vergangenheit - mit einschränkenden, restriktiven Bestimmungen einschreiten würden." Wer so gegen Gold argumentiert, appelliert an die Zaghaftigkeit und Ängstlichkeit der Menschen, zumal sich heute einige Parameter grundlegend von früheren unterscheiden: In Asien haben sich wichtige Goldmärkte entwickelt, in Ländern also, die mit massiven Druckmitteln gegen die Amerikaner vorgehen könnten, und vor allem haben wir einen organisierten 24-Stunden-Handel fast ohne Lücken an öffentlichen Märkten (Börsen).
Mit dem Jahr 2004 wird der Goldhandel lückenlos; "Gold Exchange Traded Funds" (ETFs) werden nach Australien nun auch in Großbritannien und in den USA angeboten. Dazu kommt der durchorganisierte Goldhandel in China und Indien. Der freie Handel mit physischem Gold erstreckt sich erstmals seit 41 Jahren über die ganze Welt: Jederzeit kann irgendwo auf einem freien Markt gehandelt werden, was mit den modernen Kommunikationsmitteln besonders einfach ist.
Es ist deshalb nur sehr schwer vorstellbar, dass der Besitz und Handel von Gold in den USA wiederum massiv eingeschränkt oder gar verboten werden kann, wenn Bürger in Australien, Japan, China, Indien, Europa und Südafrika frei handeln können; und der Druck von außen auf die Asiaten wird im wieder erwachten Selbstbewusstsein und Stolz der Asiaten seine Grenzen haben Da müsste zuerst eine "Weltregierung" her - und zwar als global brutal geführte Welt-Diktatur! Dass die amerikanische Hochfinanz in dieser Richtung arbeitet, ist für sensibilisierte Zeitgenossen ein offenes Geheimnis. Dass alle mitspielen würden oder sich gar unterdrücken liessen, ist zwar eine geostrategische Option, aber wohl nicht sehr wahrscheinlich.
"Focus: China's Gold-Rush"
Diese Schlagzeile der Tageszeitung "China Daily - HK Edition" vom 25. September 2003 ist der Auftakt zu einem ausführlichen Artikel, der ein paar Dimensionen absteckt, die für uns nicht nur überlegenswert sind, sondern in hohem Masse aufrüttelnd sein müssten. Denn noch immer wird in Europa die asiatische Eruption verkannt oder gar nicht zur Kenntnis genommen, weil wir so sehr mit unseren eigenen Problemen beschäftigt sind, die uns von der Politik und der schwachen Wirtschaft um die Ohren geschlagen werden. Der Beitrag ist naturgemäß etwas einseitig, insbesondere werden die innenpolitischen Probleme weitgehend ausgeklammert. Die hohe Arbeitslosigkeit Chinas, die vielen bankrotten Staatsfirmen - von denen ein großer Teil nicht geschlossen werden kann, um die Zahl der Arbeitslosen und fallierende Kredite nicht noch mehr ansteigen zu lassen - das angeschlagene Banken-System (das die angefaulten Staatsfirmen alimentieren muss) und massive Umweltschäden sind die vier schwierigsten Probleme, mit denen China in den kommenden Jahren umgehen muss, was Zerreißproben mit unbekanntem Ausgang entfachen dürfte.
Indien mit 1 Milliarde und China mit 1.3 Milliarden Menschen haben begonnen, ihre Märkte zu deregulieren und offener zu gestalten. China weist die seit Jahren weltweit schnellstwachsende Volkswirtschaft auf; und Pierre Lassonde von Newmont Mining rechnet damit, dass China künftig gegen 40% des gesamten Goldmarktes bestreiten könnte, zumal die Mittelschicht stark wächst, ständig urbaner und immer kauffreudiger wird: "Die Öffnung von Russland, Indien, China und anderer Schwellenländer ist vermutlich die größte Veränderung in der Geschichte der Menschheit mit tiefen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Implikationen", meint Lassonde. Dem ist nur noch beizufügen, dass davon insbesondere auch das Gold betroffen sein wird!
Xi Jianhua, der Goldexperte der Bank of China, berichtet von einem nationalen Gutachten, das 20% der Empfänger dazu motiviert hat, 10 bis 30% ihrer Ersparnisse in Gold anzulegen, was eine gewaltige Nachfrage generieren würde. Die privaten Sparguthaben bei chinesischen Banken betrugen Ende Juli 2003 bereits 10,61 Billionen Yuan (1,28 Bio. US$). Xi vermutet, daraus könnten bis 300 Mrd. Yuan (36,15 Mrd. US$) in die Goldmärkte abfließen, was eine Nachfrage von rund 3.000 Tonnen verursachen würde, so dass in einer ersten Tranche durchaus eine Nachfrage von 300 bis 500 Tonnen resultieren könnte.
Seit die "Shanghai Gold Exchange" (SGE) im Oktober 2002 ihre Tätigkeit aufgenommen hat, ist der Goldpreis erfreulich gestiegen. Der freie Handel von Gold ist in den Annalen der "People's Republic of China Bank" die erste vollständige Marktöffnung ihrer Geschichte. Allerdings ist die Mitgliedschaft an der SGE (noch) auf 108 Institutionen beschränkt, eingeschlossen Produzenten, Verarbeiter und Händler von Gold und Goldprodukten sowie Handelsbanken.
Li Xisheng, ein Analytiker der angesehenen "Qilu Securities", weist darauf hin, dass China als drittgrößter Gold-Konsument und viertgrößter Gold-Produzent unter einem längerfristigen Angebotsdefizit zu leiden haben wird, sobald die Nachfrage steigt, zumal China der potentiell weltgrößte Markt für Schmuckwaren sein wird - wie Chu Xiangyin, ein Mitglied des "China Council for the Promotion of International Trade" feststellt. Darüber hinaus erwartet er voller Optimismus, dass der chinesische Goldmarkt innerhalb von zehn Jahren um das Zehnfache wachsen wird, wozu er drei Punkte anführt:
Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von Gold beträgt in China 0,2 Gramm, in Indien 1 Gramm und in den Vereinigten Arabischen Emiraten 30 Gramm.
Die Nachfrage für den industriellen Verbrauch wird rasant zunehmen, weil China zum bedeutendsten Zentrum der Welt für Industriegüter heranwächst.
Das Potential für individuelle Goldanlagen, die als Alternative zu Währungen den Wohlstand bewahren sollen, sei gewaltig. Denn weltweite politische Instabilitäten und kontinuierliches Wirtschaftswachstum werden die Nachfrage nach Gold steigern.
Dazu kommt die Situation der chinesischen Zentralbank: Die inzwischen auf über 500 Mrd. US$ gestiegenen Währungsreserven sollten, so ein Vorschlag von Merrill Lynch, mit einer Ratio von 5% in Gold getauscht werden, was eine zusätzliche Nachfrage von 122 Tonnen Gold bedeuten würde (aktuell sind nur 2,6% der Währungsreserven in Gold vorhanden).
In einem Bericht über das von ihm bereiste Nepal schreibt Marc Faber auf den Internetseiten von "The Daily Reckoning" eindringlich über die "Asian Power". Einige Zahlen-Vergleiche sind beklemmend für die Gegenwart und fast wahnsinnig für die Zukunft:
China ist bereits der weltgrößte Hersteller von Textilien, Garnen, Schuhwerk, Stahl, Kühlschränken, Fernsehern, Radios, Spielzeug, Büroprodukten und Motorfahrrädern; addiert man die entsprechende Produktion von Japan, Taiwan, Südkorea und Indien, ergibt sich eine Power, die weit über spröde Statistiken hinausragt.
China ist der Welt zweitgrößter Produzent von Weizen, Grobgetreide, Tee, Blei, Rohwolle, Ölsaaten und Kohle; drittgrößter Produzent von Aluminium und Energie sowie Produzent an vierter bis sechster Stelle von Zucker, Kupfer, Edelmetallen und Rubber. Indien befindet sich unter den drei großen Produzenten für Früchte, Weizen, Gemüse, Reis, Zucker, Tee und Baumwolle. Indonesien rangiert unter den vier großen Produzenten für Reis, Kaffee. Kakao, Kupfer, Zinn und Rubber.
Beim Vergleich der Kaufkraftparitäten (PPP: Purchasing Power Parities) ergibt sich das folgende Bild: Asien mit China, Japan, Indien, Südkorea, Thailand, Indonesien, Taiwan, Philippinen, Pakistan, Bangladesh, Malaysia, Hong Kong und Vietnam haben zusammen ein kaufkraftbereinigtes BIP von 14 Billionen Dollar, also 50% mehr als die USA mit ihren 9,6 Bio. US$.
Wenn der Begriff "Asien" um Zentralasien, Australien, Neuseeland und Teile von Ost-Russland erweitert wird, entsteht der Welt größter Block mit enormer Power. Wir haben größte Mühe, uns diese Dimensionen realistisch vorzustellen. Auch Angst?
Die Staaten Asiens sitzen derzeit auf Währungsreserven von nunmehr 1 Billion US$. Allein China, Taiwan, Hong Kong, Südkorea und Singapur könnten heute damit das gesamte Zentralbank-Gold zweimal kaufen. Die cleveren Asiaten haben den Unterschied zwischen dem Wert Gold und den Papierwährungen längst erkannt, weshalb sie sukzessive den Bestand an physischem Gold aufstocken. Sie haben dabei zwei Probleme: politische Rücksichtnahme auf die Handelspartner im Westen, die man mit dem eigenständigen Ziel nach mehr Freiheit und Unabhängigkeit von der Dollar-Power und vom aufstrebenden Euro nicht verstimmen will. Dazu kommt die ökonomisch-technische Schwierigkeit bedeutender Käufer, die in feiner Dosage zugreifen müssen, um den Preis nicht selber massiv in die Höhe zu treiben. Die asiatischen Käufe haben immerhin dazu geführt, dass verdeckte Markt-Manipulationen der Hochfinanz wesentlich aufwendiger und damit schwieriger geworden sind.
Larry Edelson, der Gold-Redaktor für (Martin Weiss') "The Safe Money Report", der zu den besten Goldmarkt-Kennern gehört, hat neulich darauf hingewiesen, dass die Japaner noch immer über umgerechnet 10 Billionen Dollar Sparkapital verfügen, bisher aber noch wenig physisches Gold gekauft haben (sie engagieren sich lieber über Fonds). Würden sie dies ändern und nur 1% ihrer verfügbaren Mittel - also 10 Milliarden Dollar - in Gold anlegen, würden 26 Millionen Unzen des gelben Edelmetalls nachgefragt, was der globalen Minenproduktion von vier Jahren entspricht. Durchatmen!
Gold und Lifestyle
Zum Geleit ins neue Jahr 2004 bot das "Dolder Grand Hotel" seinen Gästen an Silvester ein Gala-Diner mit 7 Gängen und Überraschungen zu 390,- CHF pro Person (exakt die Gebühr für ein Abonnement meines Informationsbriefs mit 12 Nummern im Ausland). Nach der Terrine von geräuchertem Stör, schottischem Rauchlachs und Osciètre-Kaviar mit Sauerrahmschaum wurde eine Essenz von der Petersilienwurzel mit einem vergoldeten Gänseleber-Klösschen serviert; seit geraumer Zeit wird in Zürcher In-Bars etwas Goldstaub in feine Drinks geschüttet. Der Zeitgeist einer gesättigten Konsumgesellschaft macht das Gold zu einer Ware, die für den menschlichen Verdauungstrakt gerade noch gut genug ist.
Diese goldene Unsitte ist nicht in Zürich erfunden worden. Schon in der Antike wurden kleine Goldsplitter gegen Melancholie und Herzleiden verabreicht, auch gegen nachlassende Manneskraft erwartete man vom geschluckten Gold kleine Wunder. Später propagierte kein Geringerer als Paracelsus das Gold als "mächtigstes Lebenselixier und Stärkungsmittel"; die Goldkur der Hildegard von Bingen, bei der das Edelmetall gekocht und pulverisiert wurde, galt als bewährte Prophylaxe gegen Rheuma und Grippe. Die Homöopathie setzt bis heute auf das teure Metall, insbesondere gegen Depressionen. Dem lombardischen Adel der Renaissance genügten die feinen teuren Safranfäden im Risotto alla Milanese nicht, hauchfeine Goldplättchen mussten den damaligen Küchenkreationen den Glanz der Zeit verleihen; diese Art der Verfeinerung hat sich in Italien bis heute erhalten: Gualtiero Marchesi, Italiens Drei-Sterne-Koch-Ikone, hantiert seit Jahrzehnten mit Gold für seine lukullischen Eskapaden, und sogar über den Cappuccino werden statt Schokostreusel feiner Puder aus echtem Gold gestreut. Und die Japaner sowie ihre Nachahmer servieren das vielgeliebte Sushi gerne mit Goldflocken statt mit Sesam.
Der mit einem Stern geadelte Richard Kerscher, zuletzt im Deggendorfer Restaurant "Passauer Wolf" für hochkarätige Kochkunst zuständig, verwendet neben marktfrischer Ware seit Jahren auch Gold, weil er es für einen unsterblichen Küchenklassiker und einfach appetitlich hält. Kerscher ist hingegen über dekadente Entgleisungen entsetzt, wenn etwa in der Düsseldorfer Altstadt eine vergoldete Currywurst mit einem Glas Champagner gereicht wird. "Nur wirklich kulinarische Hochgenüsse verdienen es, mit Gold als letztem Schliff noch weiter veredelt zu werden", meint Koch Kerscher. Heute muss man nicht nach Deggendorf pilgern, um dem sonderbaren Spass mit Gold zu frönen; jedermann kann zu Hause Goldenes zelebrieren. Aus dem fränkischen Schwabach, Deutschlands Goldschläger-Hauptstadt, können ambitionierte Köche und Köchinnen feinste Goldblätter und Goldflocken beziehen (www.gold-n-food.com), um die Virtuosität zu steigern. Obschon für die Goldauflage nur Gold mit 22 bis 24-karätiger Reinheit als essbar gelten und verwendet werden darf, wird das Material grausam profan als Lebensmittelfarbstoff E-175 klassifiziert. Glücklicherweise müssen Liebhaber der goldenen Speisen um den guten Geschmack nicht fürchten, weil Gold auf der Zunge sensorisch völlig neutral ist. Es bewahrheitet sich immer wieder: der Gourmet isst auch mit dem Auge. Und den Bakterien im Darm scheint's zu gefallen!
Leistung Schulden - Werte
Tabellierte Zahlen, die den ganzen Horror in der Weltwirtschaft dokumentieren, vor allem der deslate Zustand der Vereinigten Staaten als weltgrößte Volkswirtschaft und selbsternannter Hegemon.
Auf Wunsch eines Abonnenten, der diese Zusammenstellung vor Fertigstellung gesehen hat, folgen die ausgeschriebenen Zahlen nebenan zur leichteren Les- und Vergleichbarkeit.
| US-Haushalt-Defizit 2003 | 596 Mrd. US$ | (Kalenderjahr) |
| US-Haushalt-Budget für 2003 | 2.212 Bio. US$ | (Fiskaljahr) |
| US-Handelsbilanzdefizit 2003 | 491 Mrd. US$ | (Fiskaljahr) |
| US-Leistungsbilanzdefizit 2003 | 542 Mrd. US$ | (Fiskaljahr) |
| Netto-Auslandschulden der USA 2003, ca. | 4.000 Bio. US$ | |
| Gesamtschulden der USA am 31.12. 2003 | 35,860 Bio. US$ | (Flow of Funds Accounts US ) |
| Gesamtschulden der USA am 17.03.2004 | 37,50 Bio. US$ | (nach Michael W. Hodges) |
| ... davon Hypothekenschulden und | 6,82 Bio. US$ | |
| ... Konsumschulden der US-Konsumenten | 2,58 Bio. US$ | |
| «Financial Imbalance» der USA | 44,20 Bio. US$ | *) |
| BIP 2002 der USA | 10,45 Bio. US$ | (Kalenderjahr) |
| BIP 2003 der USA | 11,30 Bio. US$ | (hedonisch!!!) |
| BIP 2002 für die G-5-Länder | 19,40 Bio. US$ | |
| BIP 2002 global | 32,00 Bio. US$ | |
| Welthandel Waren 2003 (Exportwerte) | 7,30 Bio. US$ | |
| Welthandel Dienstleistungen 2003 | 1,76 Bio. US$ | |
| Geldumlauf (Noten) in den G-5-Ländem | 1,60 Bio. US$ |
Zum Vergleich (alle Zahlen per Ende 2003):
| Global Custody Market | 50 Bio. US$ | **) |
| Total ausstehende Derivate, über | 210 Bio. US$ | (Nominal !) ***) |
| Marktwert US-Bondmarkt, ca. | 15 Bio. US$ | |
| Marktwert aller Anleihen weltweit, ca. | 45 Bio. US$ | (laut Merrill Lynch) |
| US-Aktienmärkte (Wilshire 5000+) | 11 Bio. US$ | |
| US-Geldmenge M3 ('Geld in Banken') | 9 Bio. US$ | |
| gesamtes noch verfügbares Gold, ca. | 1,543 Bio. US$ | (Quelle: Richard Russell) |
| alles jemals geförderte Gold, ca. | 1,929 Bio. US$ | (bei 400 US$/oz) |
| Wert aller Goldminen-Aktien | 110 Mrd. US$ | |
| Wert aller Silberminen-Aktien | 7 Mrd. US$ | (Quelle: Richard Russell) |
| COMEX-Silber-Reserven (59 Mio. Unzen) | 315 Mio. US$ | |
| zum Vergleich Marktwert von Microsoft | 290 Mrd. US$ | |
| zum Vergleich Marktwert Ford Motor Corp. | 185 Mrd. US$ |
Das US-Handelsbilanzdefizit beträgt für das Jahr 2003 491 Milliarden Dollar. Pro Minute (7-Tage-Woche und rund um die Uhr) fließen also für 93.417 Dollar mehr Waren nach den Vereinigten Staaten als die Exporte zur gleichen Zeit betragen; in der Gegenrechnung müssen frisch gedruckte Dollar-Banknoten über den selben Betrag in die Welt geschossen werden, hauptsächlich in Richtung Asien. (Das vielfach vorgebrachte Argument, ein Teil dieses US-Imports von Waren und Dienstleistungen würden von ausgelagerten US-Firmen in Asien stammen, vor allem aus China und Indien, sticht nicht, weil diese in den makroökonomischen Abgrenzungen der Volkswirtschaften nur wenig relevant sind.)
(365 x 24 x 60 = 525.600 Minuten)
Finale: des Goldes Treibsatz
Einige Highlights aus der Studie:
Damit lässt sich eine Frage angehen, die WIRTSCHAFTaktuell immer wieder gestellt wird: Wie weit kann denn der Goldpreis bestenfalls steigen? Eine Frage, die sich ehrlicherweise nicht beantworten, sondern nur einkreisen lässt: Wegen dem aufwendigen Kapazitätsausbau und der Jahre dauernden Exploration neuer Minen kann das Angebot mit der steigender Nachfrage nicht mithalten. Und das über den Goldmärkten pendelnde Damokles-Schwert der Zentralbanken für drohende Goldverkäufe wird zusehends stumpfer, weil sie der krampfhaft angestrebten Reflationierungspolitik zuwiderlaufen würden.
Eine globale Reflation könnte für Gold noch weit positiver werden als in den siebziger Jahren, weil damals der Schweizerfranken und die Deutsche Mark weitgehend 'sichere Häfen' blieben. Die Obergrenze sieht die Studie dann erreicht, wenn der Welt ein "De-facto-Goldstandard" aufgezwungen sein wird. In diesem Fall würden die umlaufenden Geldmengen so bewertet, als wären sie durch Gold gedeckt. Derzeit würde dies für den Dollar einen Goldpreis von 2.716 $/Unze erfordern, beim Euro betrüge das Äquivalent 1.335 €/Unze, beim Pfund Sterling 3.878 Pfund/Unze und beim Schweizerfranken 717 Franken/Unze (inzwischen sind es wegen der idiotischen Goldverkäufe der SNB mehr, Tendenz weiter steigend). Diese Zahlen mögen als ökonometrische Spielereien wirken und rasch weggesteckt werden - brauchbare Prognosen sind sie ohnehin nicht. Und trotzdem ist Dresdner Kleinwort Wasserstein zu danken. Die Überlegungen haben mit Sicherheit perspektivischen Wert.
Der Wunsch einiger Zentralbanken für weitere Goldkäufe könnte die Situation verschärfen. Sollten sich die Zinsen in den USA zur Stützung des abschmierenden Dollar oder/und wegen rapide sinkender Bonitäten und entsprechender Risikoaufschläge dramatisch erhöhen, könnten Ausländer aus ihren massiven US-Beständen umfangreiche Liquidationen vornehmen, wodurch sich die amerikanische Geldmenge vervielfachen würde. Bei derart extremen Entwicklungen schließen Dresdner Kleinwort Wasserstein in ihrer Studie eine Verfünffachung der Geldmenge nicht aus, so dass sich das neue Gleichgewicht erst bei rund 15.000 Dollar/Unze einstellen würde. Der Dollar würde völlig einbrechen und in seiner heutigen Form schließlich verschwinden, und die Weltwirtschaft würde in unvorstellbarem Ausmaß leiden.
Auch wenn sich dieses Szenario infolge unvorhersehbarer Ereignisse und politischer Manipulationen nicht in dieser extremen Form abspielen dürfte, öffnen sich uns generelle Dimensionen, die für unsere Dispositionen als Unternehmer und Geldanleger entscheidend sind. Sonnenklar ist:
Einmal mehr in der langen Geschichte der Menschheit. Nur ist diesmal die Fallhöhe für eine Vielzahl von Menschen viel brutaler als jemals zuvor. Nach der jahrelangen Volksverdummung durch skrupellose Politiker, mitspielende Notenbanker, kurzsichtige Volkswirte und andere unbedarfte "Experten" sowie durch eine Lawine irreführender Medienberichte ist es wohltuend, von einer sorgfältigen Grossbank-Analyse zu vernehmen, in der Gold als Währung verstanden und als wichtige Alternative zu den vorhandenen Papierwährungen betrachtet wird. Die raffiniert eingefädelte und mit hinterhältigen Motiven inszenierte Demonetarisierung des Goldes ist fehlgeschlagen, das "barbarische Metall" des Lord John Maynard Keynes wiederum nur ein angefaulter Pflock an der Menschen Weg in die Zukunft.
Wichtig, fundamental und (mit gutem Grund) etwas 'visionär':
Auch wenn Ihnen diese Rechnerei höchst seltsam, "an den Haaren herbeigezogen" erscheinen mag, sollten Sie die Sache sehr ernst nehmen und als generellen Maßstab für anstehende WÄHRUNGSREFORMEN in Ihr künftiges Denken einbeziehen - unabhängig von Gold-Überlegungen. Wenn dereinst die gewaltige globale "Liquidität" als nicht real gestützte Flut aus Papiergeld an den "Klippen der Wahrheit" brechen wird, lässt die hoch aufspritzende Gischt kein Auge trocken! Wenn schon an höchsten Stellen in der Schweiz an Expertisen über solche Vorgänge mit möglichen erforderlichen Maßnahmen gearbeitet wird, ist es auch für uns höchste Zeit, darüber ernsthaft nachzudenken!
© Walter Hirt
Quelle: Teil eines Vortrages im Mai 2004 im Rahmen von "WIRTSCHAFT aktuell"
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Fussnoten:
1) Der im Alter von nur sieben Jahren auf den ägyptischen Thron gehobene Knabe 'regierte' vermutlich von 1332-1323 v. Chr. und starb früh unter bis heute ungeklärten Umständen. Der im Oktober 1922 vom englischen Archäologen Howard Carter entdeckten Grabkammer - die einzige nicht mindestens teilweise ausgeplünderte in ganz Ägypten - verdanken wir einmalige, sensationelle Funde von unschätzbarem Wert (die Ausstellung "Tutanchamun - Das goldene Jenseits" im Antikenmuseum Basel ist ein Muss für jedermann; geöffnet täglich vom 7. April bis 3. Oktober 2004 / Reservation: www.tutanchamun.ch).
2) "EigenStändig. Die Schweiz - ein Sonderfall", Herausgeber Walter Hirt, Robert Nef und Richard Ritter, mit 24 Beiträgen liberaler Autoren zu überfälligen Strukturreformen, 362 Seiten, Verlag Moderne Industrie, Zürich 2002, ISBN 3-478-30160-2; Restexemplare sind noch erhältlich bei Richard C. Ritter, Bahnhofstrasse 26, CH-8001 Zürich, Telefon +41 (0)1 222 15 15.
3) Beim Erscheinen kostete das wertvolle Buch 350 US$; heute können Sie es für 90 US$ bei: Jeffersen Financial beziehen, 2400 Jefferson Highway, Suite 600, Jefferson, Lousiana 70121, USA; (504) 837-3033, ISBN 0-9629019-3-8.
4) Über die Geschichte des Bretton-Woods-Abkommens und den Verlust des Goldstandards habe ich mehrmals geschrieben; auf www.walterhirt.ch bei "Die Macht ökonomischer Altlasten" klicken, dann Inhaltsverzeichnis.