Das Globale Geldangebot
05.11.2007 | Mike Hewitt
Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel von Mike Hewitt wurde ursprünglich am 31. Juli veröffentlicht. Das Thema - das weltweite Geldangebot - verliert seine Aktualität nicht, auch wenn die hier verwendeten Daten teils Monate alt sind. Aufgrund der Abwertung des US-Dollars und des stark gestiegenen Goldpreises würde es bei neuen Berechnungen zu Verschiebungen kommen. Dennoch bleiben Geldmengen, das globale Geldmengenwachstum sowie das Verhältnis von Geldmengen und Gold von Bedeutung. Mike Hewitt, Verfasser anderer Artikel über monetäre Aggregate, gab an, diesen Artikel in absehbarer Zeit aktualisieren zu wollen. Diese Aktualisierung wird natürlich nachgereicht werden.
In diesem Essay werden Vergleiche zwischen dem Geldangebot von 26 ausgewählten Wirtschaftsgebieten vorgenommen, zudem wird das Verhältnis zwischen dem Wert der offiziellen Goldreserven und der sich im Umlauf befindlichen Währungen erörtert.
Desweiteren umfasst die Eurozone in diesem Essay die 13 Länder, die den Euro als Landeswährung eingeführt haben: Österreich, Belgien, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Portugal, Slowenien und Spanien. Alle anderen Wirtschaftsräume sind als eigenständige Länder aufgelistet.
Zu diesen 26 Wirtschaftsgebieten gehören 38 Länder, die insgesamt 90,9% des weltweiten BIPs ausmachen und in denen insgesamt 64,8% der Weltbevölkerung lebt.
Monetäre Aggregate für ausgewählte Länder
Die Bank of International Settlements - BIS - (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich) bietet auf ihrer Seite einen Link an, der zu einer Liste aller Zentralbanken der unterschiedlichen Länder führt. Die Angaben für das Geldangebot in den folgenden Charts stammen von diesen offiziellen Webseiten.
Die Methode für die Berechnung der monetären Aggregate kann sich von Land zu Land unterscheiden. Das macht einen länderübergreifenden Vergleich recht schwierig. Die Definition des Begriffes Geld erfolgt in einem Kontinuum, das von "Geld im engen Sinn" - hoch liquide Formen von Geld (Geld als Austauschmittel) - bis zum "Geld im weiteren Sinn" reicht, hierzu zählt das Geld in weniger liquider Form (Geld als Form der Wertaufbewahrung).
Allgemein gesprochen: M0 bezieht sich auf im Umlauf befindliche, frei verfügbare Währung (Banknoten und Münzen) - ohne Tresorgeld. M1 bezieht sich auf Währung plus Übernachtdepots (Nachfrage) plus Tresorgeld. M2 umfasst die Summe aus M1 und Spardepots (mit einer festgelegten Laufzeit von bis zu zwei Jahren oder Depots mit einer Kündigungsfrist von bis zu 3 Monaten). M3 ist die Summe aus M2 und Rückkaufsvereinbarungen (Repo-Geschäfte), Anteile/Einheiten an Geldmarktfonds und Darlehenssicherheiten mit einer Laufzeit von bis zu 2 Jahren.
Man muss hinzufügen, dass nicht jedes Land alle vier der geläufigen, monetären Aggregate veröffentlicht.
Die Bank of England veröffentlicht zum Beispiel keine Zahlen für M1, M2 oder M3.Für diesen Artikel wurden Schätzungen der Europäischen Wirtschafts- und Währungszone für Großbritannien verwendet. Die verwendeten Standards sind die der Europäischen Union.
Für einige Länder, wie die USA, liegen keine offiziellen Zahlen für M0 vor. Wo möglich, wurden Zahlen für frei verfügbare, sich im Umlauf befindliche Währung benutzt. Die US-Reservebank stellte die Veröffentlichung der Zahlen für M3 am 23. Mai 2006 ein. Dennoch gibt es weiterhin unabhängige Quellen, die die Zahlen für M3 in den USA veröffentlichen - die hier gemachten Angaben für das M3-Geldangebot in den USA basieren auf einer solchen Quelle.
Der Stand des Geldangebots für jedes Land wurden in US-Dollar umgerechnet - nach Stand vom 25 Juli 2007. Um die Vergleichbarkeit zu vereinfachen, wurden die Wechselkurse mit angegeben. Das Datum in der letzten Spalte zeigt an, wann die Angaben zum Geldangebot entnommen wurden.

M3-Geldangebot für ausgewählte Länder
Schaut man sich die Zahlen für M3 an, so übersteigt das gesamte Geldangebot 50,1 Billionen US $! Die USA, die Eurozone und Japan kommen insgesamt auf 33,1 Billionen US $, was 66,2% der Gesamtsumme entspricht. Im folgenden Diagramm ist ein länderübergreifender Vergleich für M3 dargestellt.

An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass der Verfasser keine offiziellen Angaben für das M3-Geldangebot für China, Indonesien, Norwegen und Kuwait ausfindig machen konnte. In der oben stehenden Grafik wurden für diese Länder die betreffenden Zahlen für M2 anstelle von M3 verwendet. Daraus folgt, dass das M3 dieser Länder niedriger eingeschätzt ist und dass die wirkliche Zahl des gesamten M3 höher liegt als 50,1 Billionen.
Zuwachs des M3-Geldangebot für ausgewählte Länder
Der jährliche Zuwachs von M3 schwankt bei den gewählten Wirtschaftsgebieten zwischen 1% für Japan und 69,3% für Venezuela! Höhere Wachstumsraten beim Geldangebot heißen, auf lange Sicht gesehen, nicht auch gleichzeitig höhere Gesamtprosperität. Wenn dem so wäre, dann gäbe es auf der Erde auch schon lange keine Armut mehr. Stattdessen zeigt sich hieran ein inflationärer Boom, auf den eine Rezession folgt. Eine Hyperinflation steht zu erwarten, wenn das Vertrauen in die Währung schwindet. Hier können sie eine ausführliche Liste der gescheiteren Währungen abrufen.

Das gesamte M3-Wachstum aller in diesem Essay betrachteten Gebiete beläuft sich auf 10,6%. Diese Jahreswachstumssteigerung von M3 wurde nun zur Berechnung des M3-Niveaus jeder Wirtschaftszone nach Stand vor einem Jahr benutzt. Im Ergebnis dieser Rechnung ergibt sich die Zahl von 45,3 Billionen US $ für ein Jahr zuvor.

M0-Geldangebot für ausgewählte Länder
Die Gesamtmenge an M0 und/oder sich in Umlauf befindlicher Währung für die oben genannte 26 Gebiete beläuft sich auf 3,25 Billionen US $. Benutzt man dieselbe Berechnung, die schon für die Gesamtmenge an M3 angewendet wurde, kommt man auf einen Anstieg der Gesamtmenge an M0 und/oder der Gesamtmenge an Währung von insgesamt 8,07% pro Jahr.

Der Wert der sich im Umlauf befindenden Top-3-Währungen - der US-Dollar, der Euro und der Yen - macht 66,9 % des Wertes aller hier aufgelisteten Währungen aus.
Vergleich der Goldreserven mit Währungen
Nach den Angaben des World Gold Council besaßen die Zentralbanken der 38 Länder (in den betreffenden 26 Wirtschaftszonen), nach Stand von Ende 2006, insgesamt 23.938,7 t Gold. Das entspricht 89,0% des von allen Staaten der Welt gehaltenen Goldes.
Nach Stand vom 25. Juli 2007 lag der Preis für eine Feinunze Gold bei 676 US $. Einer Tonne entsprechen 32.150,75 Feinunzen Gold. Somit liegt der Wert der Goldbestände, die von diesen 38 Ländern gehalten werden, bei 520,3 Milliarden US $. Der Gesamtwert der von diesen Staaten herausgegebenen Währungen - 3,25 Billionen - liegt mehr als 6-mal so hoch! Daraus lässt sich schließen, dass bis auf Weiteres, der Wert der offiziellen Goldreserven der Zentralbanken 15% des Wertes der sich im Umlauf befindlichen Währung beträgt.
Der folgende Chart gibt das Verhältnis des Wertes der offiziellen Goldreserven der Zentralbanken zum Wert von M0 und/oder der sich im Umlauf befindlichen Währung wieder. Norwegen und die Vereinigten Arabischen Emirate besitzen offiziell keine Goldreserven. Die 641,7 t Gold der Europäischen Zentalbank wurden zur Euro-Zone gerechnet, woraus sich eine Gesamtmenge von 11.210 t für diese Wirtschaftszone nach Stand von Juni 2007 ergibt. Der Verfasser konnte keine Angaben für das M0-Geldangebot für Brasilien ausfindig machen, Brasilien besitzt Goldreserven in Höhe von 13,7 t.

Als dieser Artikel verfasst wurde, lag der Wert der Goldreserven Venezuelas um 30% höher als der Wert der sich im Umlauf befindlichen Währung dieses Landes. Zieht man jedoch das Jahreswachstum des venezolanischen Bolivar, das mehr als 40% betrug, so kann man davon ausgehen, dass dieses Verhältnis drastisch sinken wird.
Die Schweiz genießt die Vorteile eines niedrigen, jährlichen Wachstums des Geldangebots zusammen mit einem relativ hohen Wert der offiziellen Goldreserven. Diese beiden Faktoren geben ausreichend Grund zur Annahme, dass Währung Schweizer Franken als "Sicherer Hafen" betrachtet werden kann. Auch der kuwaitische Dinar kann, wenn auch nicht im selben Maße, eine Überlegung wert sein.
Veröffentlicht am 31. Juli 2007
© Mike Hewitt
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