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Reprivatisierung des Geldes

26.02.2001  |  Reinhard Deutsch
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3.) Was ist fiat money und warum ist es Falschgeld?

Neben dem echten Kreditgeld, das wir kennen gelernt haben, gibt es noch eine zweite Art Kreditgeld, die man lange Zeit gar nicht bemerkt hat, weil man sie nicht für möglich gehalten hat und viele Leute halten sie auch heute noch nicht für möglich, obwohl sie in allen Lehrbüchern ausführlich erklärt wird. Und jetzt wird es richtig spannend.

Diese zweite Art Kreditgeld ist mehr oder weniger klamm heimlich über lange Zeit von den Banken entwickelt und immer mehr perfektioniert worden. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat man den Umfang und die Bedeutung dieser Art der Geldentstehung, insbesondere durch die Arbeiten des Geldtheoretikers Albert Hahn, erst so richtig erkannt. Heute entsteht Geld überwiegend auf diese Art. Fiat heißt soviel wie - es werde - fiat lux heißt es werde Licht und fiat money heißt es werde Geld. Klingt wie eine Zauberformel. Überraschenderweise gibt es kein deutsches Wort für fiat money - Zaubergeld wäre vielleicht die richtige Bezeichnung.

Um diese neue Art von Geld zu verstehen, wollen wir jetzt mal praktisch fiat money machen. Ich habe hier einen 100 Markschein. Wie der entstanden ist, lassen wir jetzt mal außen vor, auf alle Fälle ist er bereits vorhanden. Diesen 100 Markschein leihe ich jetzt z.B. dem Jürgen, allerdings nicht direkt, sondern indirekt, indem ich Ihm wieder so einen Zettel gebe, auf dem steht: Ich - die "Deutsche Bank" verspreche, gegen Vorlage dieses Zettels 100 Mark herauszurücken. Wenn ich das jetzt 10 mal mache, mit 10 verschiedenen Leuten, sind wieder 1000 Mark neues Kreditgeld aus dem Nichts entstanden und ich als Bank habe die vorgeschriebenen 10% Mindestreserve in Form des 100 Markscheines nach wie vor in der Kasse.

Statt die Zettel auszustellen, kann ich den Vorgang natürlich auch einfach in ein Buch eintragen und die Leute bekommen Kontoauszüge. Damit sind dann 1000 Mark sog. Buchgeld aus dem Nichts entstanden. Dieses spezielle Gelderzeugungsverfahren nennt man fractional banking, weil dabei nur ein kleiner Teil des Geldes, eine fraction, tatsächlich vorhanden sein muss.

Diese neue Geldentstehungsart, also das mehrfache Verleihen ein und desselben 100 Markscheines, hat sich wie gesagt mehr oder weniger unbemerkt über lange Zeit entwickelt, nur dass es ursprünglich nicht ein 100 Markschein der Notenbank war, der da 10 mal verliehen wurde, sondern ein und derselbe Goldbarren wurde 10 mal beliehen oder verliehen. Das ist im Prinzip der gleiche Trick wie ihn die Firma Flowtex angewendet hat, als sie ein und dieselbe Bohrmaschine 10 mal an die Leasinggesellschaft verkaufte.

Nun kann man allerdings das Handeln einer Bank, die 10 mal denselben Goldbarren verleiht, notfalls moralisch noch rechtfertigen, denn anders als Flowtex handelt sie nicht von vorneherein in krimineller Absicht. Die Banken hatten beim Goldstandard durchaus die Absicht, ihre Banknoten jeweils in Gold einzulösen, insofern handelte es sich noch nicht um Falschgeld. Die Banken selbst mussten für ihr Geld, für das Geld, das sie erzeugt haben, reales Eigentum herausrücken. Die Bank selbst musste Gold aus dem Keller holen und herausrücken, wenn die Kunden die Banknoten einlösen wollten.

Erst als 1971 die Einlösepflicht in Gold ganz aufgehoben wurde, ist aus diesem Kreditgeld fiat money, ungedecktes legales Falschgeld geworden. Warum ist es jetzt auf einmal Falschgeld, nur weil diese minimale Golddeckung von sagen wir 10% nicht mehr da ist? Nun ganz einfach, weil beim Gelderzeuger die Absicht zur Leistung weggefallen ist. Die Deckung mit Gold mag im Laufe der Zeit immer geringer geworden sein, aber zumindest bei anständigen Bankern bestand immer die Absicht für ihr Geld gerade zu stehen, notfalls mit realer Ware zu leisten. Erst wenn diese Absicht, selbst real zu leisten, gar nicht mehr besteht, schlägt Kreditgeld um in Falschgeld. Lassen Sie uns auf diesen wichtigen Punkt noch etwas tiefer eingehen.

Die Bank stellt ja bei unserem zweiten Experiment gewissermaßen 10 Schuldscheine auf sich selbst aus, für die sie jeweils 100 Mark rausrücken müsste. Das sieht zwar auf den ersten Blick fast genauso aus, wie beim Gold, aber eben nur scheinbar. Die Bank hat die 10 Scheine gar nicht die sie verleiht, ebenso wenig wie die Bank früher die 10 Goldbarren hatte. Beide Banken verleihen etwas nicht Vorhandenes. Das ist zunächst bei beiden der gleiche üble Trick wie bei Flowtex. Aber wenn es hart auf hart kam, musste die Bank früher 10 reale Goldbarren beschaffen, oder bankrott erklären. Und was muss die Bank heute beschaffen? Zehn Scheine, also zehn neue Schuldversprechen von irgendjemand, notfalls von der nächsthöheren Instanz, der Zentralbank oder dem Staat. Die Bank stellt gewissermaßen einen Schuldschein aus und verleiht ihn gegen Zins, ohne dass die Schuld je erfüllt werden muss. Die Banken lösen ihre Schuldversprechen ein, indem sie immer neue Schuldversprechen geben. Die Banken selbst brauchen den versprochenen Umtausch in andere Güter niemals zu leisten. Sie verleihen Falschgeld.

Hier ist nun vielleicht der richtige Zeitpunkt, um mal auf ein, wie ich meine, gefährlich falsches Argument von Heinsohn/Steiger einzugehen. Heinsohn/Steiger argumentieren, das Geld, welches die Bank als Kreditgeber erzeugt, sei nicht etwa ungedecktes fiat money, vielmehr sei es gedeckt und zwar durch verpfändetes Eigentum, allerdings nicht etwa Eigentum der Bank, wie man meinen könnte, sondern durch Eigentum des Kreditnehmers, der das von der Bank erzeugte Geld bekommt. Das ist, wie wir schon ein paar Mal diskutiert haben, etwa so als wenn ich rufe, Herr Ober bringen Sie mal Geld, ich möchte zahlen. Schauen wir einmal genau hin, wie Heinsohn/Steiger diesen abenteuerlichen intellektuellen Salto hinbekommen. Ich beziehe mich dabei auf den Aufsatz: "Geldnote, Anleihe und Aktie", den Heinsohn/Steiger am 1. Sept. 2000 ins Netz gestellt haben.

Zunächst wird erklärt, dass Geld nur durch die Verpfändung bzw. Belastung von Eigentum entstehen könne. Dann wird erklärt, dass dies selbstverständlich auch für eine Notenbank gelte. Zitat: "Eine Notenbank muss für die Einlösungsfähigkeit der von ihr emittierten Geldnote ihr Eigentum belasten" Zitat Ende. Ihr Eigentum, also das Eigentum der Notenbank.

Nach diesem Satz holen sie dann Anlauf für den Salto mit der Bemerkung, Zitat: "Die Notenbank schafft die Geldnote niemals für sich, sondern immer nur für einen Anderen. Dabei achtet sie darauf, dass dieser Andere als ein immer identifizierbarer Schuldner im Wertumfang des Kredits aus seinem Eigentum Sicherheiten verpfändet". Zitat Ende. Hier hört man schon die Nachtigall trapsen.

Und nun kommt der Salto. Zitat: "Die Kunst bei der Schaffung von Geldnoten besteht nun darin, dass ihre jederzeit mögliche Einlösung niemals erfolgt, die Noten also in Umlauf gehalten werden. Das geschieht dadurch, dass die prinzipiell in Eigentum der Notbank einlösbaren Geldnoten nicht etwa gegen ihr Eigenkapital in Umlauf gesetzt werden, sondern gegen die ihr gestellten Sicherheiten aus dem Eigentum ihrer Schuldner. Was verpfändet die Bank da eigentlich? Es sind Forderungen gegen ihre Schuldner - etwa Unternehmen oder Hauseigentümer". Zitat Ende.

Ist doch toll nicht wahr? Ich leihe dem Kunden gewissermaßen sein eigenes Goldstück. Erst sagen sie, die Bank muss ihr Eigentum, also ihr eigenes Goldstück verpfänden, damit das Geld entstehen kann, das die Bank verleiht und plötzlich ist das Goldstück des Kunden verpfändet. Herr Ober, bringen Sie mal Geld .....

Aber genau an dieser Stelle entsteht der intellektuelle Twist, über den wir schon oft diskutiert haben und deshalb ist es so wichtig, genau zu unterscheiden, wer das Geld erzeugt, wer das Geld entstehen lässt, und ob der Gelderzeuger sein eigenes Eigentum verpfändet, oder ob er anderer Leute Eigentum verpfändet. Immer muss derjenige, der Geld erzeugt, auch selbst die Leistung erbringen. Erbringt er sie nicht oder hat er von vorneherein gar nicht die Absicht, selbst Leistung für das von ihm erzeugte Geld zu erbringen, ist es Falschgeld.

Nun muss das Verleihen oder Erzeugen von Falschgeld nicht von vorneherein etwas Schlechtes sein. Falschgeld kann durchaus segensreiche Wirkungen entfalten, wie wir an den Beschäftigungswundern von Roosevelt oder Hitler gesehen haben. Auch das Wunder von Wörgl beruhte auf der Wunderwirkung von Falschgeld. Silvio Gesell, der Vater von Wörgl, schreibt ja sogar die ganze Wirtschaftsentwicklung Europas dem Falschgeld zu. Europa verdankt seinen Aufstieg der größten Erfindung aller Zeiten, dem Falschgeld, schreibt Silvio Gesell. Und in der Tat kann ja Falschgeld, solange es nicht als solches erkannt wird, enorm belebend wirken. Das war zunächst bei allen Falschgeldexperimenten so und so ist es ja jetzt auch wieder.

Üblicherweise wird ja so die Falschgelderzeugung auch gerechtfertigt, dass nämlich die Inflation, die durch Falschgeld zunächst entsteht, anschließend im Güterregen ertränkt werde. Das Falschgeld rege so viel zusätzliche Produktion an, dass es anschließend durch reale Güterproduktionvon selbst gedeckt werde, ist das übliche Argument der Wirtschaftswissenschaft, zur Rechtfertigung von fiat money.

Aber diese Hoffnung hat sich leider immer wieder als Illusion erwiesen. Nachdem der Geist des weltweiten Falschgeldes 1971 einmal aus der Flasche gelassen war, haben sich Staat, Banken und jetzt auch die Wirtschaft immer mehr auf die direkte Erzeugung von Falschgeld konzentriert und beschäftigen sich immer weniger mit der Güterproduktion. In Californien werden z.B. keine Elektrizitätswerke mehr gebaut, sondern Strom mit fiat money herbeigezaubert.

Immer neue Tricks zur Falschgelderzeugung wurden entwickelt, aber wenn im Extrem jeder nur noch Falschgeld erzeugt und selbst nichts mehr leistet, dann wird legales Falschgeld irgendwann einmal für alle sichtbar zu echtem Falschgeld und ist dann eben nichts mehr wert. Es könnte sein, dass wir jetzt wieder einmal an diesem Punkt stehen und damit vor der Frage, wie wird die Entwicklung weiter gehen und wie kann man sich vor Falschgeld schützen. Damit kommen wir zur vierten Frage, nämlich:


4.) Warum soll eine Remonetisierung der Edelmetalle verhindert werden?

Die Preise für Gold und Silber werden seit Jahren künstlich nach unten manipuliert. So wie die Opec ein Kartell ist, um den Preis des Öls durch künstliche Angebotsverminderung nach oben zu manipulieren, gibt es seit mehreren Jahren ein Kartell, um den Goldpreis durch künstliche Angebotsvermehrung nach unten zu manipulieren. Wie macht man so etwas? Nun ganz einfach, indem man Gold verkauft, das man gar nicht hat. Entweder verkauft man dasselbe Gold mehrfach, also der alte, schon bekannte Trick, oder man verkauft heute schon Gold, das erst in Zukunft gefördert wird. Wenn ich heute Gold verkaufe, das erst in 5 Jahren gefördert wird, drücke ich natürlich heute den Preis. Eine Gruppe, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, diese Preismanipulation zu entlarven und zu bekämpfen, mit dem Namen Gata - Gold Anti Trust Association. - hat jetzt in Amerika Klage eingereicht gegen Alan Greenspan, Larry Summers, die BIZ, Goldman Sachs, die Deutsche Bank, kurz gegen die ganze Truppe, die an der Erhaltung von fiat money und damit ihrer Geldmacht, interessiert ist und die deshalb den Goldpreis nach unten manipuliert. Es könnte sein, dass die Freunde von fiat money jetzt, trotz ihrer immensen Macht, an das Ende ihrer Möglichkeiten gelangt sind und der Gold- und Silberpreis dann explodiert. Dies wäre das Signal für ein Ende des aktuellen fiat money Systems, ein weiteres gigantisches Experiment nach dem Modell des John Law wäre wieder einmal gescheitert. Alle Experimente mit ungedecktem Papiergeld sind bisher gescheitert und das Papiergeld wurde jedes mal gegen Gold abgewertet. Vieles spricht dafür, dass es auch diesmal so sein wird.

Die Freunde des fiat money, also Regierungen und Banken, werden sich zwar so lange wie möglich gegen eine Remonetisierung der Edelmetalle wehren, aber die Menschen werden zunehmend merken, dass sie wieder einmal mit staatlichem Zwangsgeld betrogen wurden und werden neu entdecken, dass es ein Geld gibt, neben fiat money, ein Geld das keine Schuld ist, und das der Staat nicht von heute auf morgen zerstören kann, etwa indem er es einfach für ungültig erklärt, um die Bürger so ihrer Ersparnisse zu berauben, um die Menschen "heimtückisch zu enteignen", wie Alan Greenspan geschrieben hat. Diese Remonetisierung der Edelmetalle, die Neuentdeckung von Gold und Silber als Geld, wird die große Überraschung an den Märkten sein, weil damit kaum einer gerechnet hat, und dies wird die Edelmetallpreise dramatisch nach oben treiben, insbesondere den Silberpreis.




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