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Silber - die ideale Altersvorsorge?

22.10.2001  |  Reinhard Deutsch
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2.) Wird Silber wieder zuverlässiges Geld, mit dem man Altersvorsorge betreiben kann?

Bis zum ersten Weltkrieg gab es auf der ganzen Welt nur zwei Währungen, nämlich Gold und Silber. Die Namen der Währungen in den einzelnen Ländern, wie Pfund, Dollar, Franc oder Mark waren nur Bezeichnungen für eine unterschiedliche Menge an Gold oder Silber. Mit Gold und Silber konnte man also auf der ganzen Welt bezahlen. Heute gibt es etwa 180 verschiedene nationalstaatliche Währungen, die aber meist nur innerhalb der Staatsgrenzen nationales Monopolygeld sind. Außerhalb der Staatsgrenzen ist es wertloses Altpapier. Unser heutiges Geld ist also ganz zweifellos ein gewaltiger Rückschritt gegenüber dem Geld des 19. Jahrhunderts, das bereits einheitliches Weltgeld war...

Zu Beginn des ersten Weltkrieges lag das Preisniveau in diesem Geld nicht höher als 100 Jahre zuvor und das in Reichsmark ebenso wie in Pfund, Dollar, Franc oder Rubel. Das Wort Inflation gab es noch gar nicht. Man sprach allenfalls von Teuerung, wenn mal eine Missernte vorkam.

Mit dem ersten Weltkrieg wurde das Edelmetallgeld durch ungedecktes Papiergeld, fiat money, abgelöst, um den Krieg zu finanzieren. Danach folgten dann Währungskatastrophen, wie die großen Inflationen in Deutschland, Polen und Ungarn und in allen Ländern entwertete sich das Geld immer wieder mit atemraubender Geschwindigkeit. Die Deutsche Mark, auf die wir wegen ihrer Wertbeständigkeit so stolz sind, verlor innerhalb von nur einer Generation 90% ihres Wertes.

Es ist die Ungewissheit über das Schicksal des Geldes, dass es für Dispositionen, die eine entfernte Zukunft betreffen, völlig unbrauchbar macht", schreibt Wolfram Engels in seinem Buch "Der Kapitalismus und seine Krisen", auf das ich mich hier auch weitgehend stütze. Unser Geld heute eignet sich für Vergleiche in der Zeit ebenso wenig wie für langfristige Verträge.

Die Menschen versuchen, sich bei langfristigen Dispositionen, wie etwa Scheidungs- oder Altenteilverträgen, mit Geldwertsicherungsklauseln zu helfen. Solche Klauseln sind aber nach dem Währungsgesetz in Deutschland genehmigungspflichtig und die Bundesbank versagt ausgerechnet bei kaufkraftindexierten Rentenwerten die Genehmigung - warum wohl? Verträge über Pensionen, Mieten, Versicherungen etc. werden durch Währungskrisen plötzlich einfach wertlos. Deshalb werden auch alle Menschen immer wieder neu rasiert, die ihre Altersvorsorge über Geldvermögen, wie etwa Versicherungen betreiben wollen.

In Japan gehen Versicherungen jetzt reihenweise pleite, in England ist die größte und älteste Lebensversicherung Equitable Life jetzt vom Konkurs bedroht, und bei den deutschen Versicherungen schmelzen die Reserven dahin, und sie haben jetzt das Aufsichtsamt gebeten, das Niederstwertprinzip aufzuheben, mit anderen Worten, sie bitten die Behörde, bei der Konkursverschleppung zu helfen. Wir stehen vor einem Scherbenhaufen. Eigene Kinder sind nicht da, Produktivvermögen wurde nicht angesammelt, weil angeblich der Generationenvertrag das überflüssig machte und die Versprechungen der staatlichen wie privaten Rente sind nicht erfüllbar, weil beide auf ungedeckten Versprechungen, eben fiat money, aufgebaut wurden. Wie konnte sich so etwas entwickeln?

Ich möchte hier mal die Behauptung aufstellen, dass die segensreiche Entwicklung des Kapitalismus, die im 19. Jh. begonnen hat, mit Beginn des 1. Weltkrieges abgebrochen und von einem weltweiten gigantischen, sozialistischen Experiment abgelöst wurde, in dessen Mittelpunkt eine falsche Geldtheorie steht. Die Gold- und Silberwährungen hatten über Jahrhunderte hervorragend funktioniert und in Europa im 19. Jh. schließlich zur Entstehung dieser atemraubenden kapitalistischen Wohlstandsmaschine beigetragen. Die Edelmetallwährungen wurden abgelöst von einem Geldsystem, das der Kriegsfinanzierung dienen sollte und von daher notwendigerweise auf Betrug und Täuschung aufgebaut war. Kriege wurden praktisch immer mit Falschgeld finanziert. Dieses Falschgeldsystem wurde dann immer raffinierter ausgebaut und von den Wirtschaftswissenschaftlern begründet und gerechtfertigt und dieses Falschgeldsystem wurde nach den großen Kriegen beibehalten, um statt eines Krieges nun das sozialistische Experiment des Wohlfahrtsstaates zu finanzieren.

Insbesondere durch Keynes wurde dieses Falschgeldsystem dann entscheidend gerechtfertigt. Der Keynesianismus behauptet ja, jedes Land brauche eine nationale Geldpolitik um Rezessionen zu verhindern, die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, die Zahlungsbilanz auszugleichen. Gegen Ende der 60er Jahre forderte die Wissenschaft dann zusätzlich noch den Übergang zu flexiblen Wechselkursen, weil nur so eine nationale Geldpolitik möglich sei.

Alle diese Theorien haben sich mittlerweile als falsch herausgestellt. Die Rezessionen verschwanden nicht, sie wurden massiver. Die Arbeitslosigkeit ging nicht zurück, sie stieg. Die Inflation wurde nicht gebrochen, sie beschleunigte sich. Zahlungsbilanzkrisen sollte es nicht mehr geben. Stattdessen erreichten sie in der Weltschuldenkrise ein nie erlebtes Ausmaß. Die Wechselkurse sind auch nicht, wie es die Wissenschaftler prognostiziert hatten stabil, sondern sie taumeln funktionslos und ohne ersichtlichen Grund mit beachtlichen Prozentsätzen umeinander, auf und ab. Ein so schlechtes Geld, wie wir es jetzt haben, hat es noch nie gegeben. Auf dem Gebiet des Geldwesens haben wir 100 Jahre Rückschritt zu verzeichnen, wie Wolfram Engels einmal eine seiner Glossen überschrieben hat. Der Goldstandard hatte vielleicht auch Fehler, aber er war um vieles besser als unser aktuelles Chaossystem. Man hört ja oft, der Goldstandard sei überholt und eine Rückkehr zu diesem vorsintflutlichen System sei völlig ausgeschlossen, aber das ist schlicht dummes Zeug, das darf man nicht glauben und diese Einsicht dämmert jetzt auch immer mehr Menschen. Vielleicht gelingt es ja in ferner Zukunft einmal, ein Währungssystem zu schaffen, das noch leistungsfähiger ist als es der Goldstandard einmal war, aber für uns wäre erst einmal eine Rückkehr zum Goldstandard ein ganz gewaltiger Fortschritt.

Auf der Basis von Gold und Silber wurde damals ein äußerst leistungsfähiges internationales Kreditsystem aufgebaut, das viel effektiver und vor allem ehrlicher und gerechter war als das nationalstaatliche Geld, das wir heute haben, und es war ein viel zuverlässigeres Geld, auf das man auch seine Altersvorsorge aufbauen konnte. Es könnte sein, dass man sich daran jetzt wieder neu erinnert. Es ist sicher reizvoll, sich vorzustellen, wie die Entwicklung wohl verlaufen wäre, wenn der Kapitalismus unter einem Goldstandard sich voll entfaltet hätte und nicht mit Beginn des ersten Weltkrieges von diesem weltweiten sozialistischen Geldexperiment abgelöst worden wäre. In Russland und dem ganzen Ostblock wäre den Menschen, die mit diesem Experiment praktisch um ihr Leben betrogen wurden, jedenfalls unendliches Leid erspart geblieben. Mit Gold kann man weder große Kriege führen, noch große sozialistische Experimente machen, einfach weil man es nicht finanzieren kann. Deshalb musste vor Kriegen und sozialistischen Experimenten immer erst der Goldstandard, bzw. die Golddeckung abgeschafft werden.

Eine Reihe von Ländern, wie Indien, China, Indonesien etc. befindet sich derzeit in der Transformation von der generativen zur kapitalistischen Wirtschaft. In diesen Ländern ist die Kapitalbildung höher als in den westlichen Industriestaaten. Die Geburtenzahlen gehen zurück, das Wirtschaftswachstum ist rasant und diese Staaten fangen jetzt an, Gold und Silber als Geld neu zu entdecken. Diese Länder haben jetzt die Chance, den Kapitalismus zu vollenden, mit einem zuverlässigen Geld, wenn sie nicht wieder dem Sozialismus auf den Leim gehen. Eine spezielle Besonderheit dieser Länder wie Indien und China ist es, dass bei ihnen immer in erster Linie Silber Geld war, beide Länder hatten nie einen Goldstandard, sondern vielmehr einen Silberstandard. Dahinter verbirgt sich ein uraltes Geheimnis und auch ein Schlüssel dafür, warum Silber jetzt nicht nur wieder zuverlässiges Geld, sondern auch die bessere Alternative zu Gold werden könnte. Diesem Geheimnis, das sich auf das Wertverhältnis von Gold zu Silber bezieht, wollen wir uns jetzt einmal zuwenden. Damit komme ich zu meiner dritten Frage.


3.) Welche Wirkung hätte eine Remonetisierung auf den Silberpreis?

Lassen Sie mich diesen Teil einmal wieder mit einer Frage an das Publikum beginnen.

Wenn Sie sagen sollten, was etwa der höchste Silberpreis in Dollar bisher war, welche Zahl würden Sie nennen? Die meisten Menschen sagen: So etwa 50 Dollar pro Unze zur Zeit der Huntspekulation um 1980, als die Gebrüder Hunt versuchten, den Silbermarkt zu cornern. Mal abgesehen von der Tatsache, dass die Hunts nie versucht haben, den Markt zu cornern, sondern sie vielmehr einer bösen Intrige zum Opfer gefallen sind, wie ich in meinem Buch ausführlich beschreibe, waren die berühmten 50 Dollar auch nicht der höchste Silberpreis.

Der bisher höchste Silberpreis war nicht 50 Dollar pro Unze, sondern etwa 800 Dollar pro Unze, wenn man mal alle Preise auf den Dollar von 1998 umrechnet. Der reale Preis des Silbers, also alles auf 1998 umgerechnet lag bei der Huntspekulation 1980 bei etwa 67 Dollar pro Unze. Der höchste reale Silberpreis mit etwa 800 Dollar wurde aber im Mittelalter um 1477 erreicht. Silber hatte damals sein all time high bei 807 Dollar in konstante Kaufkraft umgerechnet mit dem Dollar von 1998. Von da ab ist Silber ständig gefallen, bis auf heute 4,50 Dollar. Hier ist vielleicht der richtige Zeitpunkt, einmal den hochinteressanten langfristigen Silberchart einzublenden.

Wie ist dieser merkwürdige, ständige Preisverfall zu erklären? Hinter dieser Entwicklung verbirgt sich ein spannendes Geheimnis. Der Hauptgrund für den permanenten Preisverfall ist natürlich die ständig fortschreitende Entmonetisierung des Silbers. 1477 war Silber noch weltweit das dominierende Geld und es war immer knapp. Erst mit Entdeckung der neuen Welt, um die Mitte des. 16. Jh., strömte reichlich Silber und Gold nach Europa. Der reale Silberpreis fiel daraufhin im Laufe von 100 Jahren von 800 auf etwa 200 Dollar pro Unze und hielt sich auf diesem Niveau für die danach folgenden 100 Jahre.

Und dann trat eine ganz merkwürdige Entwicklung ein. 1694 wurde die Bank von England gegründet, für die zunächst sowohl Gold als auch Silber Währungsmetall war. Allmählich ging die Bank von England aber zu einem reinen Goldstandard über und löste das Pfund nur noch in Gold ein. Durch diese allmähliche Demonetisierung fiel der Silberpreis auf real etwa 80 - 100 Dollar. Dann ab 1870, als auch Deutschland sich entschloss, zu einem reinen Goldstandard überzugehen, und sich die anderen europäischen Staaten anschlossen, fiel in den folgenden 100 Jahren der Silberpreis immer schneller auf einen Preis von heute nur noch 4.30 Dollar. Wie kam es zu dieser Demonetisierung des Silbers und schließlich zu dem dramatischen Preisverfall?

Zunächst einmal ist es doch sehr erstaunlich, dass Silber überhaupt demonetisiert wurde. Es wird ja immer wieder argumentiert, der Goldstandard könne nie wirklich funktionieren, einfach weil es nicht genügend Gold gebe. Die Wirtschaftsentwicklung würde immer von dem Goldmangel behindert, die Goldfessel würde uns alle strangulieren. Wenn das so ist, warum wurde dann Silber demonetisiert? Silber war ja immer noch zusätzlich vorhanden. Wenn also schon Gold zu knapp war, hätte man doch froh sein müssen, dass es zusätzlich noch reichlich Silber gab und damit der Edelmetallmangel behoben war. Stattdessen hat man zunächst das Silber als Geld abgeschafft, um anschließend über den ständigen Edelmetallmangel zu jammern. Mit der Begründung, es gebe auch zu wenig Gold, will man nun auch das Gold noch demonetisieren und die Zentralbanken sollen ihr Gold ganz verkaufen. Das ist doch jedenfalls eine sehr merkwürdige Logik, die man da dem Publikum verkaufen will.

Der wahre Sachverhalt ist denn auch ein ganz Anderer. Zunächst einmal hat die Bank von England das Silber nicht bewusst demonetisiert, sondern mehr aus Zufall und zu ihrer eigenen Überraschung. Wieso dieses? Nun, wir alle kennen das Gresham’sche Gesetz, wonach das schlechte Geld das Gute verdrängt. Die Menschen haben früher das abgeschabte und an den Rändern abgeklippte Silbergeld rasch weitergereicht und die guten vollwertigen Münzen zu Hause behalten, so dass bald nur noch schlechte Münzen umliefen, das schlechte Geld also das gute verdrängt hatte. Dieses Gresham’sche Gesetz, dass das schlechte Geld das gute verdrängt, gilt aber nur für Zwangsgeld, also wenn den Münzen von Staatswegen ein Wert zugemessen wird, den sie auf dem freien Markt nicht haben. Auf einem freien Markt, ohne Staatsgeld, ist es nämlich genau umgekehrt, da verdrängt das gute Geld das schlechte Geld, einfach deshalb, weil niemand das schlechte Geld freiwillig annimmt, sofern er nicht dazu gezwungen wird, weil es zum gesetzlichen Zahlungsmittel erklärt wurde. Auf diesen Mechanismus stützt sich ja auch die große Hoffnung, dass Gold und Silber jetzt wieder zu Geld werden. Die Menschen werden immer weniger bereit sein, schlechtes Staatsgeld freiwillig zu nehmen. Sie werden vielleicht ihre Steuern damit bezahlen oder ihre Schulden damit tilgen, aber wirkliche Leistung wird nur noch gegen Gold und Silber erbracht, so wie man in der DDR oder in Russland wirkliche Leistung nur gegen DM oder Dollar bekam. Wenn Gold und Silber als Geld nicht wieder verboten werden, dann werden sie das Staatsgeld umso mehr verdrängen, je schlechter dieses wird. Das ist auch die große Angst der Mächtigen und genau deshalb soll Gold und Silber in den Köpfen der Menschen nicht wieder zu Geld werden.




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