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Schwindel entlarven

02.04.2009  |  Theodore Butler
Neue, überwältigende Hinweise auf Manipulation im Gold- und Silbersektor kommen vom Office of the Comptroller of the Currency, OCC (Bankenaufsichtsbehörde für landesweit tätige und ausländische Banken), einer Abteilung des US-Finanzministeriums. Die OCC wurde 1863 gegründet, und sie ist zuständig für die Aufzeichnung, die Regulierung und Überwachung der Aktivitäten nationaler Banken. Ihre gerade veröffentlichten Daten beweisen unmissverständlich Manipulation. Aus diesem Bericht geht zudem hervor, dass die US-Regierung in Zusammenarbeit mit JP Morgan Chase Silberinvestoren auf der ganzen Welt absichtlich um mehrere Milliarden Dollar betrogen hat - während des 4. Quartals 2008 und auch davor. Dies geschah alles außerhalb des Futures-Markts, über den ich normalerweise schreibe. Wir haben hier einen Betrugsfall von historischem Ausmaß.

Laut dem letzten OCC-Bericht verursachten US-Banken, allen voran JP Morgan, durch vorsätzliche Nötigung die Liquidierung von Over-The-Counter-Derivaten (OTC) im vierten Quartal 2008. Beim Gold wurden Derivate in Höhe von 20 Milliarden Dollar liquidiert und beim Silber Derivate in Höhe von 9,5 Milliarden Dollar. Diese Derivate sind stark gehebelte Transaktionen, die meistens von Hedgefonds auf der Long-Seite und von Großbanken auf der Short-Seite gehalten werden. Zwar zeigt sich die OCC verantwortlich für die Regulierung der US-Banken, für die Regulierung dieser OTC-Derivate ist jedoch keiner zuständig. Alles, was die OCC macht, ist die Erhebung dieser Daten und deren Darstellung in Form von Statistiken. Nie zuvor wurden in einem Quartal so viele Gold- und Silberderivate liquidiert wie im betreffenden. Was Silber angeht, so wurden hier in vierten Quartal mehr als 50% der von den US-Banken gehaltenen OTC-Silberderivate liquidiert. Ich bezweifle, dass wir jemals wieder eine solche Liquidierung sehen werden.

In Unzen gerechnet, wurden während dieser Zwangsliquidierung (zu den damals im vierten Quartal vorherrschenden Preisen) 25 Millionen Unzen Gold und ganze 960 Millionen Unzen Silber liquidiert. Diese Mengen würden 250.000 COMEX-Goldkontrakten und 192.000 COMEX-Silberkontrakten entsprechen. Bemerkenswerterweise entspricht dies der doppelten Menge des gesamten, aktuellen Open Interests bei den Silber-Futures an der COMEX - dem größten, gelisteten und regulierten Silbermarkt der Welt. Es ist zudem viel mehr als die jährliche Bergbauproduktion, die Gesamtproduktion (einschließlich Recycling) und der jährliche Gesamtverbrauch. Ich hoffe, Sie werden verstehen, dass solche Mengen nicht zufällig innerhalb eines Zeitraums von drei Monaten liquidiert werden können. Das war eine sehr vorsätzliche Liquidierung.

Sie können sich die Daten selbst anschauen. Hier finden Sie den Quartalsbericht der OCC bezüglich der Bankenaktivitäten bei Derivaten. Die betreffenden Abgaben für Gold- und Silber finden Sie in jedem Quartalsbericht in Tabelle 9 auf Seite 30. Um die Veränderungen in den Derivatbeständen richtig abschätzen zu können, werden Sie verschiedene Quartalsberichte vergleichen müssen. Schauen Sie sich die Gesamtzahl der Derivatpositionen aller Laufzeiten an. Gold wir separat aufgeführt, Silber finden Sie in der Kategorie Edelmetalle/ Precious Metals. (Diejenigen, die sich diesen Bericht genauer anschauen, achten bitte darauf, dass Silber 80% bis 100% der Edelmetallkategorie ausmacht.)

Der OCC-Bericht bestätigt klar und deutlich, dass die Gesamtmenge an Goldderivaten (aller Fälligkeitsdaten) von 127,2 Milliarden $ am 30. September 2008 auf 106,9 Milliarden $ am 31. Dezember sank - ein Rückgang um 20,3 Milliarden $. Da der Goldpreis am 31. Dezember leicht über dem Goldpreis vom 30. September lag, ist dieser Rückgang leicht untertrieben. Da der durchschnittliche Goldpreis während des vierten Quartals bei ca. 800 $ lag, beläuft sich der Rückgang bei den Derivaten auf ungerechnet auf 25,38 Millionen Unzen (20,3 Milliarden Dollar geteilt durch 800 $). Mehr als 85% der Rückgänge bei den Goldderivaten während des vierten Quartals gehen auf das Konto von JP Morgan.

Beim Silber ging die Gesamtmenge an Goldderivaten (aller Fälligkeitsdaten) von 18,7 Milliarden $ am 30. September 9,1 Milliarden am 31. Dezember zurück - ein Rückgang um 9,6 Milliarden $. Da der Silberpreis am 31. Dezember um 5,5% niedriger lag als am 30. September, könnte auch dieser Rückgang etwas zu gering kalkuliert worden sein. Der Silberpreis lag während des vierten Quartals durchschnitt bei um die 10 $ pro Unze; und umgerechnet wurden ganze 960 Millionen Unzen Silber liquidiert. Bei dieser Liquidierung gehen insgesamt 76% auf das Konto von JP Morgan und der HSBC.

Während des vierten Quartals wurde ich immer wieder von der brutalen Kraft des Silber-Sell-Offs überrascht: Zweimal stürzten wir unter die 9 $ pro Unze, ein Einbruch um 60% im Vergleich zu den Hochständen von vor einem Jahr. Ich war verblüfft, warum die Manipulatoren den Preis immer wieder so tief nach unten gedrückt hatten, bedenkt man, dass der Großteil der COMEX-Liquidierungen im September/ Oktober schon gelaufen war. Und schließlich gab es keine Hinweise auf physische Silberverkäufe, da alle Kategorien und Indikatoren für die Silbernachfrage der Investoren im betreffenden Quartal gestiegen waren. Dieser OCC-Bericht erklärt diesen übertriebenen Preis-Sell-Off trotz starker Investorennachfrage voll und ganz.

Ganz einfach ausgedrückt: Die Menge an Papiersilber (und Gold), die im OTC-Markt gehandelt wurde, stellte das in den Schatten, was im realen, physischen Markt geschah. Da nun die OTC-Märkte so undurchdringlich sind, wurde der transparente COMEX-Papiermarkt für das Erreichen eines Preisniveaus genutzt, das massive Liquidierungen in den größeren OTC-Märkten auslöste. Der Preis, der an der COMEX festgestellt wird, ist der Preis, an dem sich die Welt bei allen ihren Silbertransaktionen (und Goldtransaktionen) ausrichtet. Bergbauunternehmen, Raffinerien, industrielle Verbraucher, Investoren und Hedgefond-Papierspekulanten - sie alle richten sich preislich nach der COMEX. Wer den COMEX-Preis kontrolliert, kontrolliert die Welt des Silbers (und des Goldes). Hedgefonds wie auch andere, stark mit Hebeln arbeitende Großspekulanten, die im Besitz von Long-Positionen waren, hatten plötzlich mit steigenden Nachschussforderungen zu kämpfen, als die Silberpreise an der COMEX nach unten manipuliert wurden. Sie verkauften schließlich an die Großbanken, die short waren und nun ihre Leerverkäufe glattstellten. Deswegen ist die konzentrierte Short-Position auch so illegal und manipulativ. Und eine solche Konzentration herrscht ebenfalls im OTC-Markt, und das im höchsten Maße. Sie brauchen bloß die Berichte der OCC zu lesen.

Zudem beweisen die OCC-Berichte, dass JP Morgan im März 2008 nicht nur eine gewaltige COMEX-Short-Position (und genauso eine COMEX-Gold-Short-Position) von Bear Stearns geerbt hatte, sondern auch, dass JP Morgan zudem eine viel größere OTC-Short-Position bei Gold und Silber von Bear Stearns übernommen hatte. Vom 31. Dezember 2007 bis zum 30. März 2008 wuchs JP Morgans Silber-Short-Position im Over-The-Counter-Markt von 4,9 Milliarden $ auf 12,5 Milliarden $. Passt man noch die Preissteigerungen zwischen diesen beiden Daten an, so stieg die Short-Position von JP Morgan um mehr als 400 Millionen Unzen auf sage und schreibe 735 Millionen Unzen - ursprünglich waren es 335 Millionen Unzen. Diese Zahlen stehen losgelöst und separat von ihrer Short-Position an der COMEX, welche noch hinzukommt.

Ich weiß, diese Zahlen sind schockierend. Deswegen müssen Sie sich die Zeit für einen genaueren Blick auf die Angaben nehmen. Auch wenn Silber nicht 100% in der Kategorie "Edelmetalle" ausmacht, so wird doch jeder vernünftige Prozentsatz nichtsdestotrotz zu schockierenden Zahlen führen. Mehr noch: Eine solche große und konzentrierte Short-Position - an der COMEX wie auch im OTC-Markt - müsste die Motive und die bestehenden Interessen beim Großen Silberschwund von 2008 erklären. Die Silber-Short-Position musste mit allen erdenklichen Mitteln und Wegen reduziert werden, da es ansonsten - wären diese Positionen nicht glattgestellt worden - undenkbar hohe Verpflichtungen und finanzielle Risiken gegeben hätte. So groß die Short-Verpflichtung auch gewesen ist (und JPM gelang es schon , die absolut beispiellosen Verpflichtungen nach der Übernahme von Bear Stearns auf die niedrigsten Stände seit drei Jahren zu reduzieren), so existiert immer noch eine Short-Verpflichtung beim Silber, die in die Hunderte von Millionen Unzen geht.

Die Tatsache, dass die US-Regierung JP Morgan bei diesen illegalen Unternehmungen half, sollte auf Sie genauso abstoßend wirken wie auf mich. Es sind US-Regierungsbehörden, wie das Finanzministerium und die CFTC, die diese Daten veröffentlichen. Das Finanzministerium und die US-Notenbank hatten die J.P. Morgan/ Bear Stearns-Übernahme arrangiert. Wie kann es denn sein, dass sie nichts davon wussten und diese historische Silberliquidierung nicht sanktionierten? Es ist einfach nur widerwärtig. Dafür sollten und müssen die offiziell Verantwortlichen ins Gefängnis gehen.

All dies sollte die Botschaft, Silber zu kaufen, umso stärker unterstreichen. Die Tatsache, dass solche eklatanten und illegalen Anstrengungen unternommen wurden, um die Investoren zum Verkauf von Papiersilber zu zwingen, müsste jeden um so mehr davon überzeugen, dass man so viel echtes Silber wie möglich kaufen und halten sollte. Dass eine Silberliquidierung in einem solchen Ausmaß erzwungen wurde, müsste ihnen einen Eindruck davon geben, wie wertvoll Silber ist und von welchen zukünftigen Silberpreisniveaus die Manipulatoren ausgehen. Hören Sie nicht auf mich - schauen Sie sich an, was jene angerichtet haben.

Diese Woche gibt es viel zu viele Themen, über die man schreiben könnte, so dass sie gar nicht in einen Artikel passen. Deswegen werde ich etwas ganz anderes machen. Ich will morgen und übermorgen neue Artikel zu anderen (aber verwandten) Themen veröffentlichen. Bitte halten Sie nach diesen Artikeln Ausschau.

Am Ende würde ich mich noch gerne mit einem Youtube-Video verabschieden, das ein einfallsreicher Leser aus Australien, John Christian, in Bezug auf Izzys letzten Artikel gemacht hat. Ich denke, ihnen wird der "Silver Warcry" gefallen.


© Theodore Butler

(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 30.03.2009 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.

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