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Iran vertagt Entscheidung über Lieferstopp in die EU

30.01.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise starten schwach in die neue Handelswoche. Der Brentölpreis fällt auf 111 USD je Barrel, WTI unter die Marke von 99 USD je Barrel. Die allgemeine Marktstimmung in Form von fallenden Aktienmärkten und eines festeren US-Dollar sind ein Grund für die negative Tendenz. Zudem hat der Iran am Wochenende noch keine Entscheidung darüber getroffen, die Ölexporte in die EU mit sofortiger Wirkung zu stoppen. Somit verringert sich die Gefahr einer unmittelbaren Angebotsverknappung am Ölmarkt, was die Preise ebenfalls unter Druck setzt.

Angesichts der Abhängigkeit von den Öleinnahmen ist es ohnehin zweifelhaft, dass der Iran diesen Schritt unternimmt. Dafür müsste man Käufer finden, welche dieses Öl zu identischen Preisen abnehmen. Zwar hat Indien bekanntgegeben, weiterhin Rohöl aus dem Iran beziehen zu wollen. Indien ist der viertgrößte Abnehmer des Iran. Dagegen hat Japan seine Öleinfuhren aus dem Iran im vergangenen Jahr um 13% reduziert. Im Dezember lagen die Einfuhren des drittgrößten Abnehmers des Iran sogar 15% niedriger als im Vorjahr. Derzeit besteht ohnehin ein Überangebot am Ölmarkt, da Libyen eigenen Angaben zufolge seine Ölproduktion mittlerweile bereits auf 80% des Vorkriegsniveaus steigern konnte. Dieser Umstand dürfte auch der EU helfen, einen sofortigen Lieferstopp des Iran beherrschbar zu machen.

Angesichts des EU-Ölembargos haben die spekulativen Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen bei WTI in der Woche zum 24. Januar um 11,2 Tsd. auf ein 10-Wochenhoch von 175.377 Kontrakten ausgeweitet. Der WTI-Preis hat davon allerdings nicht profitieren können, was ein negatives Zeichen ist. Die entsprechenden Daten zur Marktpositionierung von Brent werden heute bekanntgegeben.


Edelmetalle

Der Goldpreis ist am Morgen unter die Marke von 1.730 USD je Feinunze gefallen. Dies dürfte auf Gewinnmitnahmen zurückzuführen sein, nachdem am Freitag bei 1.740 USD je Feinunze ein 7-Wochenhoch verzeichnet wurde. Der jüngste Preisanstieg wurde durch spekulative Finanzanleger begünstigt, welche in der Woche zum 24. Januar ihre Netto-Long-Positionen um 8,5 Tsd. auf 117.156 Kontrakte ausgeweitet haben. Dies entspricht dem höchsten Niveau seit sechs Wochen. Somit besteht das Risiko weiterer Gewinnmitnahmen von dieser Seite, sollte sich die Marktstimmung eintrüben.

Dies gilt auch vor dem Hintergrund einer sehr schwachen Goldnachfrage in Indien, von welcher die Bombay Bullion Association im Januar berichtet. Als Grund hierfür wurden die hohen Preise und die volatile lokale Währung genannt. Auch im Februar wird von der Bombay Bullion Association mit einer niedrigen Nachfrage gerechnet. Für Unterstützung könnte hingegen die Rückkehr Chinas sorgen, welches aufgrund des Neujahrsfestes für eine Woche nicht am Markt aktiv war. China ist neben Indien der bedeutendste Akteur auf dem Goldmarkt.

Aufgrund einer wachsenden Mittelschicht und der schrittweisen Öffnung des Goldmarktes für private Anleger hat sich die Goldnachfrage in China zuletzt sehr dynamisch entwickelt. Heute dürfte sich der Fokus der Marktteilnehmer vor allem auf den EU-Gipfel und den Fortgang der Gespräche in Griechenland richten.


Industriemetalle

Die Metallpreise haben mit Anstiegen zwischen 12% und 17% (im Falle von Zinn sogar 27%) einen fulminanten Start in diesem Jahr hingelegt. Die Gründe sind zahlreich: Eine verbesserte Stimmung an den Finanzmärkten, bessere Wirtschaftsdaten, eine hohe Liquidität und die Umschichtung der Rohstoffindizes zu Gunsten der Industriemetalle. Auch wenn nach einem starken Preisanstieg eine Beruhigung nur logisch ist, sehen wir diese lediglich als eine kurzfristige Korrektur an. Der jüngste Aufwärtstrend dürfte vor allem Dank der starken physischen Nachfrage anhalten. Dabei ist die robuste Nachfrage sehr breit aufgestellt und nicht mehr allein auf die Arbitrage-Geschäfte der chinesischen Händler zurückzuführen.

Zuversichtlich stimmt uns zurzeit eine offensichtlich starke Nachfrage in den USA, die sich in der LME-Statistik widerspiegelt. So ist der jüngste Rückgang der LME-Lagerbestände für Kupfer auf den tiefsten Stand seit September 2009 vor allem auf die Lagerabflüsse in den USA zurückzuführen. Gleichzeitig ist die Zahl der gekündigten Lagerscheine auf den höchsten Stand seit März 2004 gestiegen, was ebenfalls hauptsächlich auf den Anstieg in den USA zurückzuführen ist (Grafik des Tages).

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Die tragende Säule der Kupfernachfrage bleibt mittel- bis langfristig jedoch China. Hier zeugen die rekordhohen Kupferimporte im Dezember, als die Importe von Rohkupfer erstmalig 400 Tsd. Tonnen und die gesamten Importe von Rohkupfer und Kupferprodukten sogar 500 Tsd. Tonnen überstiegen, von einer weiterhin sehr robusten Nachfrage.


Agrarrohstoffe

Die jüngsten CFTC-Daten zeichnen für die Woche zum 24. Januar ein gemischtes Bild der Stimmung bei den Finanzanlegern. Während sich bei Weizen und Mais die skeptischere Stimmung der Vorwoche fortsetzte, erhöhten die Anleger ihre Wetten auf steigende Preise bei Sojabohnen. Dazu trugen die Meldungen über die zu erwartenden dürrebedingten Ernteschäden in Südamerika bei.

Auch die Netto-Long-Positionen bei Zucker stiegen um 30 Tsd. Kontrakte auf knapp 89 Tsd. Kontrakte an, was mit deutlich anziehenden Zuckerpreisen in der Berichtswoche einherging. Allerdings haben die Notierungen inzwischen wieder nachgegeben, da die Witterung in Brasiliens Hauptanbaugebiet günstig ist und Indien die zusätzliche Freigabe von einer weiteren Million Tonnen Zucker zum Export erwägt. Die indische Zuckermühlenvereinigung ist optimistisch, dass die Produktion im seit Oktober laufenden Jahr 2011/12 auf ein Vierjahreshoch von 26 Millionen Tonnen steigen kann.

Der Bericht des USDA hat die Erwartung bestätigt, dass die Rinderbestände insgesamt in den USA gegenüber dem Vorjahresstichtag 1. Januar 2011 um 2% auf 90,8 Millionen Tiere und damit auf das niedrigste Januarniveau seit 1952 gefallen sind. Aufgrund des begrenzten Angebots dürften die Preise für Mast- und Lebendrind auf absehbare Zeit hoch bleiben. Diese hatten in der vergangenen Woche mit 126 US-Cents je Pfund bei Lebendrind und 155 US-Cents je Pfund bei Mastrind Rekordniveaus erreicht.




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