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John Hathaway: Die Goldindustrie ist kein Wachstumssektor

16.05.2012  |  The Gold Report
Die Goldindustrie ist kein Wachstumssektor, aber ein Bereich, der sich für Investoren bestens bezahlt machen kann.

John Hathaway ist Hauptgeschäftsführer von Tocqueville Asset Management und im Unternehmen für alle Goldaktienprodukte und -strategien zuständig. In diesem Interview erklärt er, warum er "Goldbulle" ist und auch bleibt. Im Interview verrät, welchen Ratschlag er Bergbauunternehmen am häufigsten erteilt hat - wie auch einen Anlagetipp, der ihn seit 50 Jahren nicht mehr loslässt.


The Gold Report: Beim letzten Interview im Oktober waren Sie bullisch mit Blick auf Gold und Goldaktien. Für die zögerliche Entwicklung der Goldbergbauaktien machten Sie die Konkurrenzsituation zu den Exchange-Traded Funds (ETF), mangelndes Investorenvertrauen und auch die Zweifel der Investoren an der Dauerhaftigkeit hoher Goldpreise verantwortlich. Die Goldkurse liegen jetzt im Bereich von 1.600 $ pro Unze; glauben Sie, dass sich die beschriebene Marktdynamik noch ändern wird?

John Hathaway: Die Dynamik wird sich auf Grundlage steigender Goldpreise ändern. Wenn ein Unternehmen einen Börsenwert vom Fünffachen des Cashflow hat, muss man sich schon fragen: "Wenn Gold jetzt bei 1.600 $/ oz steht, was wird denn hier eigentlich diskontiert?" Die Märkte gehen von sinkenden Goldpreisen aus. Ansonsten könnten die Newmont-Aktien bei einem Goldpreis von 1.600 $ pro Unze mindestens beim Acht- oder Neunfachen des Cashflow notieren.

Nur als Beispiel: Wenn wir uns die Analysen und Untersuchungen zu Newmont Mining anschauen - wir hatten auch 29 Analysten befragt, die hier eher ein Negativszenario bevorzugen - ergab sich eine Konsenserwartung, die den Goldpreis in fünf Jahren bei 1.270 $ pro Unze sieht.

Das zeigt nur, dass auch ein Goldpreis von 1.600 $ pro Unze für manche als nicht haltbar gilt.

Er ist es aber! Bis 2.000 $ pro Unze sind haltbar. Das können wir schon erreichen. Die monetäre Entwertung ist im vollen Gange, wir stecken mittendrin. Der Chef der Federal Reserve, Ben Bernanke, sagte am 29.Februar, dass es keine quantitativen Lockerungsprogramme mehr geben werde. Einen Monat später wurde das in den Mitteilungen der Fed erneut bestätigt. In beiden Fällen zeigte sich Gold angeschlagen, es fiel aber nicht auf neue Tiefstände, was meiner Meinung nach sehr interessant war. Denn in den letzten zwei Jahren drehte sich ja immer alles um QE.


The Gold Report: Wenn also kein QE mehr gibt, was wird den Goldpreis dann auf 2.000 $ pro Unze befördern?

John Hathaway: Gold stieg schon als der Begriff "QE" in der englischen Sprache noch nicht einmal existierte. Schon bevor wir QE bekamen, stieg Gold von ca. 300 $ pro Unze auf 800 $ pro Unze. Was Gold antreibt, ist gar nichts so "Außergewöhnliches" - so wie eine neue Runde QE etwa oder aber geopolitische Probleme. Es ist einfach nur die Tatsache, dass die realen Zinssätze negativ sind und jetzt bei fast - 3% liegen. Wenn man also sein Gespartes auf die Bank legen oder in US-Staatsanleihen stecken möchte, dann verliert man ca. 3% pro Jahr. Und da sollte man sich schon etwas anderes überlegen.

Und da hat man einige Optionen - Gold steht mit Sicherheit auf dieser Liste. Als Gold letzten Sommer 1.900 $ pro Unze erreichte, war die ganze Geschichte schon übergekocht. Die Presse hyperventilierte und berichtete angesichts der Schuldenobergrenze und der Herabstufung des US-Kreditratings panisch vom Stillstand des Staates.

Damals war alles praktisch schon am Überkochen, und jetzt sind wir wieder beim Köcheln angelangt. Die Kochplatte ist noch an. Die Realzinsen sind immer noch negativ - und ein weiteres Sinken ist vorprogrammiert. Wie alle anderen kann auch ich nur darüber spekulieren, was als nächstes kommen wird, vielleicht aber mehr QE. Neue Lockerungen könnten schon deshalb anstehen, weil die Fed letztes Jahr 61% aller neu emittierten US Treasuries aufkaufte. Wenn die Maßnahmen dann völlig ausgelaufen sind, was laut Bernanke gegen Ende Juni der Fall sein wird, was wird dann mit den kurzfristigen Zinssätzen passieren? Was wird der Markt verlangen, wenn die Fed diese Staatsanleihen nicht mehr aufkauft.

China kauft noch ein paar, doch deutlich weniger als zuvor. Theoretisch sind also nach dem 30. Juni die beiden größten Unterstützer des US-Staatsanleihenmarktes, und somit auch der Grund für die niedrigen Zinssätze, zum großen Teil verschwunden.




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