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Wohin treibt die Finanzkrise?

19.07.2010  |  Prof. Dr. Eberhard Hamer
Nach Darstellung in den Medien scheint sich der Schwerpunkt der Finanzkrise aus den USA nach Europa verlagert zu haben. Alles spricht von Griechenland- und Eurokrise. Die Beiträge in Politik und Publizistik werden immer hektischer und immer kurzsichtiger. Die Wissenschaft scheint ratlos, gibt jedenfalls keine überzeugende Orientierung. Entscheider in der Finanzpolitik sowie die Akteure der Finanzmärkte reagieren mehr als dass sie agieren. Sie werden von Kräften und Entwicklungen getrieben, die sie weder vorausgesehen, noch durchschaut, noch verstanden haben. Entsprechend sind ihre praktischen Resultate.

Ein Finanzwissenschaftler hat deshalb eine Bringschuld nüchterner Analyse, kritischer Bewertung, vorsichtiger Prognosen und realistischer Lösungsvorschläge.


1. Die Entstehung der Finanzkrise

Will man eine Ausnahmesituation bewerten und lösen, ist es immer richtig, ihre Ursache vorher genau zu definieren.

Was sich uns jetzt als Finanzkrise präsentiert, ist das teilweise Platzen einer jahrzehntelang aufgebauten Finanzblase und monetären Scheinblüte mit allen daraus entstandenen Fehlerkonsequenzen.

Seit die Federal Reserve Bank (FED) 1971 den Goldstandard, die Staatshaftung und alle damit verbundenen Geldmengenbindungen verloren hat, konnten ihre privaten Eigentümer die Geldmenge in nur 30 Jahren vervierzigfachen - bei nur vervierfachtem Güterwachstum. Die FED hat also die USA und die Welt mit immer mehr und immer wertloseren Dollar überschwemmt, die zu immer größeren und immer windigeren Finanzprodukten geführt und wegen bescheinigter Höchstbonitäten der gleichen Täter von Banken in der ganzen Welt als scheinbar sichere Wertanlage gekauft und behandelt wurden.

So konnten die herrschenden Finanzgruppen mit ständig neu geschaffenem Geld Rohstoffe und Industriekapazitäten der ganzen Welt zusammenkaufen, immer höhere Gewinne machen, die USA teure Kriege finanzieren und immer höhere Außenhandelsdefizite mit frisch geschaffenen Dollars finanzieren, die Privat- und Zentralbanken der Welt immer höhere Bestände in solchen eigentlich wertlosen Dollars anhäufen und die steigende Geldmenge die ganze Welt in Verzückung und angeblich steigenden Wohlstand versetzen.

Alle Staaten haben in dieser Scheinblüte kräftig die Abgaben erhöhen und damit auch immer höhere Sozialleistungen und Sozialansprüche verteilen können. Die steigende Staatsverschuldung wurde ebenso wie steigende Privatverschuldung durch die wachsende Geldmenge überdeckt.

Die entstandene Weltfinanzblase konnte nicht ewig so weiter ausgedehnt werden, musste irgendwann korrigiert werden oder platzen. Irgendwann geht jede Wechselreiterei zu Ende.


2. Entwicklung der Finanzkrise

Die Finanzblase ist zuerst im US-Immobilienmarkt gerissen, als die Häuserpreise zu sinken begannen und zunehmend die bis zu 120% der Kaufpreise gegebenen Hypothekenkredite nicht mehr bedient werden konnten. Als dann die erste Großbank Lehman Brothers in den USA zusammenbrach, hätte nach Marktgesetzen die Finanzblase zusammenfallen müssen. Hätte damals der Staat nicht eingegriffen, hätten die Marktkräfte dafür gesorgt,
  • dass die faulen Finanzprodukte als solche erkannt und abgewertet worden wären,

  • damit auch die Finanzinstitute als Herausgeber oder Inhaber falscher fauler Finanzprodukte größte Verluste hätten hinnehmen und zum Teil sogar Konkurs erklären müssen,

  • aber auch viele Privatanleger solcher "Finanzgiftmüllprodukte" große Verluste hätten realisieren müssen

  • und solcher Zusammenfall der Finanzblase auf ihre wirkliche Realität auch zu Kreditkündigungen und Illiquiditäten in der Realwirtschaft geführt hätten.

Der vom Verfasser schon 8 Jahre vorher vorausgesagte und in einem Buch ("Was passiert, wenn der Crash kommt?") sogar beschriebene Crash hat die überbordende Finanzbranche voll und unverhofft, aber auch die Staatsfinanzen unvorbereitet getroffen.

In dieser Situation hat der amerikanische Finanzminister Paulson (vorher als Präsident von Goldman-Sachs einer der Haupttäter der Finanzblase) seinen Banksterkollegen Verluste ersparen wollen, indem er das größte staatliche Hilfspaket der amerikanischen Geschichte schnürte. Damit hat er die Verluste der Spekulationsbanken und Spekulanten sozialisiert und den amerikanischen Steuerzahler dafür haftbar gemacht.

Noch schlimmer: Er hat eine marktwirtschaftlich notwendige Korrektur der Privatwirtschaft als staatliche Aufgabe übernommen und zum Problem des Staates und der Steuerzahler gemacht. Rechtzeitig hat er aber auch überall im amerikanischen Herrschaftsbereich gleiches Handeln erzwungen. In Europa mussten die Satelliten ebenfalls die größten Haftungsübernahmen ihrer Geschichte durchführen, um die internationalen Zockerbanken zu Lasten ihrer Steuerzahler abstützen. Damit ist endgültig die Privatfinanzkrise weltweit auch zur Staatsfinanzkrise geworden.




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