The Gold Report: Interview mit Bob Chapman
20.09.2010 | Redaktion
Bob Chapman glaubt, dass die Welt in Zukunft nur noch eine Regierungsstruktur kennen wird, bei der Gold und Silber die übliche Währung sein wird. In diesem exklusiven Interview mit The Gold Report erklärt Ihnen Bob, warum Gold seiner Ansicht nach noch dieses Jahr die Marke von 1.600 USD erreichen kann, trotz aller Bemühungen der Regierung, den Goldpreis zu drücken. Er gibt Ihnen außerdem eine Handvoll Anlagetipps, die er in diesem Preisumfeld für sinnvoll erachtet.The Gold Report: Bob, Sie sind nun der Herausgeber des International Forecaster, aber Sie haben auch schon 50 Jahre Investmenterfahrungen hinter sich. Erzählen Sie einmal von sich.
Bob Chapman: The International Forecaster wird schon seit über 20 Jahren produziert. Dazu kam es, nachdem ich mich mit 52 zu Ruhe setzte und merkte, dass ich kein Leben leben wollte, in dem ich meinen Verstand nicht mehr trainiere. Jeden Tag nur Golf oder Tennis spielen, war langweilig, also habe ich The International Forecaster gegründet.
Ich habe 28 Jahre lang als Broker gearbeitet und hatte lange Jahre meine eigene Firma. Ich wahr wahrscheinlich der größte Gold- und Silberbroker der USA, vielleicht sogar weltweit. Als wir die Firma verkauften, zählten wir 6.000 Klienten.
Ich schreibe sehr gerne und mache auch gerne Radiosendungen, manchmal auch Fernsehsendungen. Das passt gut zu mir, ich hätte in den Journalismus gehen sollen. Andererseits hätte ich mir dann aber nicht das ganze Hintergrundwissen erarbeiten können, was mich zu einem guten Journalisten gemacht hätte.
TGR: Aber warum schreiben Sie denn noch diese Kolumnen?
BC: Zunächst einmal habe ich als Broker herausgefunden, dass viele Leute nicht wissen, wie man vernünftig tradet oder investiert. Oft lassen Broker sie traden, aber das ist eigentlich nicht das, was ein Durchschnittsbürger normalerweise tut, weil er dafür nicht trainiert worden ist. Es gibt nicht viele, die auf dem Markt vernünftig traden und Geld machen. Erfolgreich sind vielleicht 5 Prozent.
Dann traf ich Leute, die gerne traden wollten und denen ich das wieder ausreden wollte, wenn sie keine jahrelangen Erfahrungen vorzuweisen hatten. Ich riet ihnen, einen Trend zu verfolgen. Wir sind jetzt beispielsweise in einem langfristigen Bullenmarkt von Gold und Silber. Ich sage Leuten, sie sollen mit dem Trend gehen und so lange wie möglich dabeibleiben. Wer auf dem Markt Geld verliert, hat das eben nicht getan. Also helfe ich den Menschen, sich langfristige Investmentziele zu stecken.
TGR: In einer Reihe Ihrer Kolumnen raten Sie den Lesern, den Daten und Versprechungen der Regierung und anderer Autoritäten nicht zu glauben. Das ist jetzt eine etwas heikle Frage, aber bei allem Respekt: warum sollten unsere und Ihre Leser Ihnen glauben?
BC: Erstens habe ich drei Jahre lang für die amerikanische Regierung in der Spionageabwehr gegen die Russen in Europa gearbeitet, bei der NSA und einer Nebenabteilung der CIA. Das Erste, was ich gelernt habe, war, dass der japanische diplomatische Code schon 1937 geknackt worden war. Das wurde 1968 offengelegt. Ich fand heraus, dass die amerikanische Regierung über alles Bescheid wusste, was die Japaner taten. Das machte mich nicht gerade glücklich, daher habe ich angefangen, über den Tellerrand zu schauen. Ich habe angefangen, die Dinge zynisch zu sehen, besonders, weil ich die Russen ausspionierte.
Nachdem ich den Regierungsdienst verlassen hatte, behielt ich diese Einstellung gegenüber der Regierung und ihren Äußerungen bei. Und nicht nur gegenüber der US-Regierung. Gegenüber allen Regierungen. Ich hatte durch meine Arbeit in der Spionageabwehr einen anderen Blickwinkel gewonnen.
Was die Statistiken angeht, die sie vermutlich meinen, also den Verbraucherpreisindex und die Arbeitslosenzahlen, so kommt John Williams, ein anderer Wirtschaftswissenschaftler, der das Gleiche tut wie ich, auf dieselben Zahlen. Die echte Arbeitslosenquote liegt nicht bei 9,8%. Wenn Sie alle Arbeitslosen zusammennehmen und die Geburts- und Todesraten abziehen, sprechen wir von einer Quote von 21,5%. Warum veröffentlicht die Regierung nicht diese Zahl und wie sie zustande kommt? Gute Frage. Was sie veröffentlicht, ist Quatsch.
TGR: Woher bekommen Sie Ihre Zahlen? Inwiefern rechnen Sie anders als die Regierung?
BC: Nun, das ist sehr kompliziert. Ich suche an vielen Orten. Aber um Ihre Frage einfach zu beantworten: Schauen Sie auf John Williams" Seite, die Zahlen stehen alle da. Er macht das Gleiche wie ich. Ich habe kein Monopol auf das Hinterfragen von Dingen. Wenn verschiedene Menschen sich mit wirtschaftlichen Analysen beschäftigen, werden Sie sich oft heftig über die verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten der Daten streiten. Das spiegelt sich zum Teil auch bei den steigenden Gold- und Silberpreisen wider.
TGR: Das stimmt. Aber wo Sie wahrscheinlich nicht mehr mit John Williams konform gehen, ist doch die Vorstellung, dass der US-Dollar irgendwann im Rahmen einer größeren Verschwörung abgeschafft wird, an deren Ende eine Weltregierung steht. Das ist eine sehr radikale Sichtweise. Glauben Sie nicht, dass Sie mit solchen Sichtweisen nicht ernst genommen werden könnten? Oder geht es nur darum, dass Sie die Leute damit aufklären möchten, weil diese solche Ideen sonst nirgendwo mitbekommen?
BC: Es geht mehr um Aufklärung als um alles andere. Jeden Monat verzeichnen wir einen gewaltigen Zuwachs an Lesern. In den letzten paar Jahren haben wir die Anzahl unserer Abonnenten etwa vervierfacht, es sind Tausende. Anscheinend hören Menschen zu und sind empfänglich für die Vorstellung, dass so etwas existiert oder existieren könnte.