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Silbermanipulation: Die Gegenargumente

10.10.2012  |  Theodore Butler
Die Silberkurse werden durch JP Morgans konzentrierte und schnell wachsende Short-Position am Markt für COMEX-Silber-Futures nach unten manipuliert: Egal, wie überzeugt ich von dieser Aussage bin, es ist unerlässlich, nachzuforschen, warum diese Ansicht auch falsch sein könnte. Gerade bei langgehegten Überzeugungen sollte man sich vergewissern, dass kein grundlegender Sachverhalt übersehen wurde. Und dahingehend hört man sich am besten das an, was all jene zu sagen haben, die die Vorwürfe bezüglich einer Manipulation des Silbermarktes nicht teilen. Das Zusammentragen der Argumente gegen eine Silbermanipulation ist allerdings gar nicht so einfach, wie man zuerst meinen möchte.

Beispielsweise geben sich diejenigen, die einer Silbermanipulation am entschiedensten widersprechen müssten - genauer gesagt JP Morgan, die Marktaufsichtbehörde CFTC und die CME Group - kaum Mühe, derartige Argumente anzufechten. Abgesehen von einem kurzen Fernsehauftritt im April, mit dem (erfolglos) versucht wurde, die Anschuldigungen von der Hand zu weisen, hat sich JP Morgan gegenüber einer überaus ernstzunehmenden Anschuldigung bislang ungewöhnlich still und bedeckt gehalten. Das ist auch der Grund, warum ich vor Kurzen an den Vorstand JP Morgans schrieb.

Die CFTC hat immerhin schon mehr als einmal dementiert, dass am Silbermarkt manipuliert wurde - so in ihren öffentlichen Stellungnahmen von Mai 2004 und 2008. Als im August 2008 Indizien auftauchten, dass JP Morgan eine konzentrierte Short-Position am Silbermarkt gehalten hatte, begann die Kommission erneut mit der Untersuchung des Silbersektors.

Aus meiner Sicht ist das aber weniger ein Argument gegen die Silbermanipulation, sondern eher eins dafür, dass die Behörde den Silbersektor untersucht, weil JP Morgans Marktkonzentration möglicherweise doch den Markt manipulativ beeinflusste. Hinsichtlich der präzisen Manipulationsvorwürfe, in deren Zentrum JP Morgans konzentrierte Short-Position steht, hält sich auch die Kommission bedeckt. Die CME Group kümmert sich, wie seit einiger Zeit üblich, allein um die Einnahmen aus der Abwicklung von Trading-Geschäften und möchte daher gar nicht erst mit Vorwürfen bezüglich eines der schwerwiegendsten und zudem fortbestehenden Markverbrechen behelligt werden.

Unterm Strich sind also jene Parteien, die eigentlich auf diese Anschuldigungen hätten reagieren müssen, auch nach ganzen 4 Jahren nicht in der Lage, eine wirkliche Antwort zu bieten. Dass JPM, die CFTC und die CME auf diese hartnäckigen Manipulationsvorwürfe keine Antwort geben, hat einen guten Grund: Antworten würden nur das Risiko einer breiteren Diskussion dieses Thema erhöhen. Mit Äußerungen zum Thema würde man nur das Aufkommen einer ernsthaften Debatte riskieren. Denn sie (JPM, CFTC und CME) wissen, dass es tatsächlich keine legitime Erklärung dafür gibt. Die konzentrierte Short-Position JP Morgans ist so krass, dass jeder ernsthafte Versuch, diese "wegzuerklären“, sofort Anlass zu weiteren und tiefgreifenderen Nachforschungen geben würde. Alle drei Institutionen wollen jegliche Diskussion zum Thema praktisch totschweigen.

Es lässt sich aber unmöglich eine Rechtfertigung finden, die es JP Morgan erlauben würde, 31% des gesamten COMEX-Silbermarktes (abzüglich Spreads) zu halten, oder die es den vier größten Shorts erlauben würde, insgesamt 49% des COMEX-Silbermarktes zu halten (laut des jüngsten COT-Berichts). Ein Vergleich mit den großen Haltern von Long-Positionen (selbe Methode; keine Spreads) verdeutlicht die marktverzerrende Aufstellung der großen Silber-Shorts: Die 4 größten Halter von Silber-Long-Positionen machen nur 13,4% des COMEX-Silbermarktes aus. Allein JP Morgan hält eine Position, die 2,3 Mal größer ist als die Gesamtposition der 4 größten Long-Akteure. Das ist obszön manipulativ. Zudem ist JP Morgan seit Monaten buchstäblich der einzige aktive Leerverkäufer von COMEX-Silberkontrakten gewesen.

JPM, die CFTC und die CME Group hüllen sich in dieser Angelegenheit in Schweigen, weil sie wissen, dass sich diese massive Konzentration auf der Short-Seite des COMEX-Silbermarktes in keiner offen geführten Debatte verteidigen ließe. Diesen drei Institutionen ist durchaus klar, dass die Marktkonzentration der Knackpunkt ist, in der Öffentlichkeit wird die Bedeutung dieses Themas allerdings nicht hinreichend verstanden. Somit wird die Leere, die das Schweigen von offizieller Seite hinterlässt, von anderen gefüllt, die die Bedeutung der konzentrierten Short-Position JP Morgans nicht richtig abschätzen können.

Welche Argumente bringen diese Leute aber gegen die Existenz einer Silbermanipulation vor? Einige klingen zunächst wirklich vernünftig. Nimmt man sie jedoch auseinander, lassen sie sich nicht mehr halten. Bei den meisten geht es darum, dass JP Morgan eine physische Silberposition hält oder Absicherungsgeschäfte (Hedging) im Auftrag von Kunden betreibt, womit die übergroße Short-Position an der COMEX erklärt und gerechtfertigt wird. Bei einer anderen Version geht es darum, dass JP Morgan im außerbörslichen Handel (am OTC-Markt, der angeblich viel größer sein soll als die COMEX) Positionen hält, mit denen die COMEX-Positionen ausgeglichen werden. Wie ich schon sagte, alles klingt zuerst vernünftig.

Interessanterweise stellt keines der Argumente, mit denen JP Morgans COMEX-Short-Position verteidigt wird, die eigentliche Existenz dieser Position in Abrede; die Argumente zielen darauf ab, diese Position zu verteidigen oder zu legitimieren. Das wirft in der Tat die Frage auf, warum JP Morgan halbanonyme Outsider braucht, die die Bank verteidigen? JP Morgan ist die vielleicht einflussreichste und finanzstärkste US-Bank. Ihr steht eine Armee talentierter Juristen und Public-Relation-Spezialisten zur Verfügung, die jede Behauptung, die Bank würde etwas falsch machen, schönreden könnten. Dennoch hüllt sich die Bank seit 4 Jahren in Schweigen (abgesehen von diesem einen Fernsehauftritt).




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