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Silber und Opium

28.02.2011  |  Prof. Antal E. Fekete
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Der Frieden von Nanking hatte keinen Bestand. Die Chinesen durchsuchten ein verdächtiges Schiff, und die Briten antworteten, indem sie die Hafenstadt Canto im Jahr 1856 belagerten und 1857 einnahmen. Auch die Franzosen stürzten sich ins Getümmel und waren mit von der Partie. Britische Truppen zogen auf Peking und setzen zur Zerstörung des Sommerpalastes an. Erneut wurde China gezwungen, um Frieden zu bitten. Im Friedensvertrag von Tianjin gab China den Forderungen nach der Errichtung 10 neuer Hafenstädte nach und gestand Ausländern zudem ungehinderte Bewegungsfreiheit im Land zu. Darüber hinaus stimmte das Land einer Schadensersatzzahlung in Höhe von fünf Millionen Unzen Silber zu: drei Millionen an England und zwei Millionen an Frankreich.

Diese absichtliche Erniedrigung Chinas durch die Westmächte trug in hohem Maße zur Auflösung und letztendlich zum Zerbrechen des internen Zusammenhalts der Qing-Dynastie bei, was zum Taiping-Aufstand (1850-1864), dem Boxer-Aufstand und schließlich im Jahr 1912 zum Zusammenbruch der Quing-Dynastie führte.

Der aktuelle Handelsstreit zwischen den USA und China erinnert an die Hintergründe der beiden Opiumkriege. Wieder einmal dreht es sich um die Erniedrigung und die Plünderung Chinas als "Dankeschön" für die Gefälligkeit, dass das Land Konsumgüter zur Verfügung stellte, für die der Westen nicht in Form westlicher Güter zahlen konnten, die sich für die chinesischen Verbraucher eigneten. Der einzige Unterschied ist, dass in diesem Streit das Opium fehlt.

Ähmm, das nehme ich zurück! Die Rolle des OPIUMS übernimmt in der aktuellen Auseinandersetzung das PAPIER. Papierdollars, um genau zu sein. Im Jahr 1971 wurde eine Gräueltat begangen, die ich die Nixon-Friedman-Verschwörung nenne. Um die Schande und die Schmach des Ausfalls der internationalen Goldverpflichtungen der USA zu kaschieren, heckte Milton Friedman (der dabei einem schon zuvor gescheiterten Versuch John M. Keynes folgte) eine fadenscheinige und idiotische Theorie flexibler Wechselkurse aus. Sie legt nah, dass ein sinkender Wechselkurswert der Landeswährung diese stärker macht, wo doch in Wirklichkeit das Gegenteil zutrifft: Sie wird geschwächt, da sich die Handelsbilanzsituation des abwertenden Landes verschlechtert und die des aufwertenden Landes verbessert.

Nixon zögerte nicht lange und übernahm die falsche Theorie Friedmans. Eine öffentliche Debatte über diesen Plan wurde weder damals noch seither zugelassen. Im neuen Glaubenssystem spielte der Dollar nun die Rolle des ultimativen Schuldenlöschers, eine lächerliche Vorstellung. Dieser Betrug wurde der Welt unter Nötigung aufgezwungen - als Teil des "neuen Jahrtausends", der Befreiung von der "Tyrannei des Goldes", jenem "barbarischen Relikt", jener letzten Festung des Aberglaubens, jenem letzten noch verbleibenden "Anachronismus der Moderne".

Die Masche wurde durchgezogen und als großer wissenschaftlicher Durchbruch gefeiert, der es dem Menschen zum ersten Mal überhaupt ermöglichte, sein Schicksal rational und frei von Aberglauben in die eigenen Hände zu nehmen. Doch all das war nur ein billiger Trick, um das entehrte Papier eines insolventen Bankers (die USA) vom Abschaum zum Heiligsten des Heiligen zu erheben: zur internationalen Währung. Die Tatsache, dass eine Fiat-Papierwährung aus historischer Sicht eine 100%ige Sterblichkeitsrate aufweist, wurde dabei ganz einfach übergangen. Jedes Hinterfragen dieses letzten Schlusses der Weisheit wurde trotz logischer und geschichtlicher Indizien und Fakten als dünkelhaft reaktionäres Denken abgestempelt.

Das Erstaunliche an diesem Kapitel aus der Geschichte des menschlichen Unsinns ist jedoch die Leichtigkeit und Ruhe, mit der der Rest der Welt all dies schluckte, einschließlich aller Nationen, die dadurch direkten Schaden erlitten - wie zum Beispiel all jene Länder, die gegenüber den USA ein Handelsüberschuss vorzuweisen hatten. Ihre Ersparnisse gingen in Rauch auf.

Die Erklärung für dieses selbstzerstörerische Verhalten ist das schwächende und das den Geist zersetzende Wesen des Papiergeldes - hier in direkter Analogie zum Opium. Der dem Patienten durch das (Verab)Reichen der Opiumpfeife verursachte Rausch (d.h. Verabreichen von QE) musste wiederholt werden; als die Wirkung nachließ wurde eine neue, stärkere Dosis Opium verabreicht (d.h. mehr QE 2).

Wenn der Patient widersteht, wie China 1840, dann muss der Heilige Opiumkrieg im Namen des Rechts der anderen auf Freihandel erklärt werden. 170 Jahre später hat ein neues China erneut Einwände gegen die Papierfolter, der es durch amerikanischen Schuldenmacher und Opium-Dealer ausgesetzt ist.

Aber Vorsicht: Sollte der Westen einen neuen Opiumkrieg beginnen, so wird diesmal nicht China auf der Verliererseite stehen.


Referenzen: Opium Wars, Wikipedia, 29. Juni 2010


© Antal E. Fekete
Professor of Money and Banking San Francisco School of Economics
aefekete@hotmail.com



Dieser Artikel wurde am 15. Februar 2011 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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