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Zeitachse der Silbermanipulation

28.11.2012  |  Theodore Butler
Ein Freund und langjähriger Abonnent, der die Absicht hat, ein Buch über die Silbermanipulation zu schreiben, bat mich, ihm ein wenig historischen Hintergrund zu liefern. Meinem Wissen nach reicht die Silbermanipulation bis ins Jahr 1983 zurück. Damals machte sich unter den Tradern aus der Kategorie der Commercials die Zuversicht breit, dass sie den Tech-Funds auf der Käuferseite der COMEX Short-Kontrakte in rauen Mengen verkaufen konnten.

Die Commercials merkten damals, dass die Tech-Funds auf der Käuferseite nie physische Auslieferung verlangten, ihre Kauf- und Verkaufsentscheidungen basierten zudem so gut wie immer auf Preissignalen, welche die Commercials recht einfach beeinflussen und kontrollieren konnten. Bemerkenswerterweise hat sich dieses Spiel im Grunde bis heute kaum verändert.

Die Commercials lernten, sich im Umgang mit den Tech-Fonds gemeinsame Sache zu machen; allerdings musste noch eine weitere Voraussetzung erfüllt werden: Es brauchte einen großen Commercial, der als Leerverkäufer der letzten Instanz bereitstand, um den gemeinsamen Absichten der Commercials Rückendeckung zu bieten. Ohne einen "Mr. Big“, der hinter den Commercials steht und dafür garantiert, dass sie bei ihren gemeinsamen Täuschungsaktionen nie von den Tech-Fonds übertrumpft werden, wäre eine Manipulation über lange Zeit hinweg unmöglich gewesen.

Im Verlauf der letzten 30 Jahre hatte es eine ganze Reihe dieser "Mr. Bigs“ gegeben, welche als Silberleerverkäufer der letzten Instanz auftraten. Aus diesem Grund kann man die Geschichte der Silbermanipulation auch anhand einer Zeitachse aufmachen, die zeigt, welcher große Leerverkäufer im gegebenen Zeitraum tonangebend war.

1983 hieß der große Silberleerverkäufer an der COMEX Drexel Burnham Lambert, obwohl die Drexel-Short-Position ihren Ursprung schon bei J. Aaron und A.C. Leon Israel (ACLI) hatte. Als Drexel in den späten 1980ern Bankrott ging, wurden die Trading-Geschäfte Drexels von AIG Trading übernommen. Gegen 2004 wurde die große Silber-Short-Position an Bear Stearns übertragen.

Ich glaube, dass AIG auf Druck des damaligen Generalstaatsanwalts von New York, Eliot Spitzer, gezwungen wurde, ihre große Short-Position an der Comex aufzugeben und zu übertragen. Spitzer wiederum war dem Druck öffentlicher Petitionen ausgesetzt, die ein hartes Vorgehen gegen die konzentrierte Short-Position forderten. Vor neun Jahren schrieb ich eine Reihe von Artikeln (in den Archiven verfügbar), in denen es vorrangig um AIG in der Rolle des großen COMEX-Silber-Short ging.

Obwohl ich es damals nicht wissen konnte, so schien es mir doch höchstwahrscheinlich, dass der Transfer von AIG zu Bear Stearns auf Spitzer zurückging. www.investmentrarities.com

Im Jahr 2004 wusste ich dann, dass AIG Trading nicht mehr als der große Silber-Short an der COMEX auftrat, da das Unternehmen bei den Silberlieferungstransaktionen verschwand und sich auch von der LBMA zurückgezogen hatte. Doch erst Ende 2008 erfuhr ich schließlich, dass Bear Stearns AIG als "Mr. Big" beim Silber abgelöst hatte. Erst im November 2008 erfuhr ich, dass Bear Stearns große COMEX-Silber- (und Gold-) Short-Positionen im März jenes Jahres an JP Morgan weitergegeben wurden.

Diese Entdeckung machte ich dank des Schriftverkehrs zwischen der CFTC und verschiedenen Gesetzgebern, aus dem hervorging, dass der plötzliche Anstieg der Short-Positionen in der Kategorie "US-Banken“ im Bank Participation Reports von August 2008 auf die Übernahme Bear Stearns durch JP Morgan zurückzuführen war.

Die gesetzlichen Bestimmungen für den Rohstoffsektor verbieten es der Behörde, die Namen der einzelnen Trader offenzulegen (insofern sie keines Fehlverhaltens beschuldigt werden). Aus diesem Grund fiel in den Briefen an die Kongressabgeordneten und Senatoren weder der Name "Bear Stearns“ noch der Name "JP Morgan“. Allerdings ließ sich kein anderer Zusammenschluss von Finanzinstitutionen mit den Daten des öffentlichen Berichts in Übereinstimmung bringen. (zum Artikel)

Diese Entdeckung war der Dreh- und Angelpunkt auf der Zeitachse der Silbermanipulation. Er warf zudem ein hässliches Licht auf die CFTC. Kurz zuvor, im Mai 2008, hatte die Kommission öffentlich dementiert, dass mit der konzentrierten Short-Position am COMEX-Silbermarkt irgendetwas nicht stimmen könnte. Es handelte sich um das zweite Schreiben in dieser Angelegenheit, mit dem die Kommission an die Öffentlichkeit trat. (www.cftc.gov)

Es gab nur ein Problem: Zwei Monate bevor dieser Bericht veröffentlicht wurde, ging Bear Stearn Bankrott, wohlmöglich wegen dieser gigantischen Silber-Short-Position. In den letzten zwei, drei Monaten vor dem Ende Bear Stearns hatte das Finanzunternehmen eine Milliarde Dollar mit seiner Silber-Short-Position verloren; es lässt sich also nicht leugnen, dass diese Verluste zum Niedergang Bear Stearns beigetragen haben. Die Tatsache, dass die Kommission diesen Punkt in ihrem 16-seitigen Bericht unerwähnt ließ, hatte ich schon an anderer Stelle als Lüge durch Auslassung bezeichnet. (zum Artikel)

Die CFTC-Enthüllung, dass JP Morgan der neue Mr. Big auf der Short-Seite des Silbermarktes war, war deshalb so bedeutend, weil endlich ein Verkäufer der letzten Instanz mit einiger Deutlichkeit beim Namen genannt wurde. Ich kann nicht genug darauf hinweisen, welchen Unterschied das machte.

Bis November 2008 sah ich mich gezwungen, die Silbermanipulatoren als namenlose Verschwörer oder als die vier größten Trader (oder weniger) darzustellen. Klar, das war langweilig und unspezifisch. Ich hatte durchaus einen dringenden Verdacht, wer der vorhergehende Mr. Big gewesen sein könnte, ansonsten hätte ich auch nicht im Jahr 2003 an und über AIG geschrieben.

Obgleich JP Morgan schon immer auf meiner Liste der großen Firmen gestanden hatte, die den Silbermarkt dominierten, so hatte ich bis November 2008 Bear Stearns zu keinem Zeitpunkt als möglichen Silbermanipulator in Betracht gezogen.

Ich bin der ultimative Outsider und habe keine Insiderverbindungen zur Wall Street, mir stehen ausschließlich öffentlich zugängliche Daten zu Verfügung. Und anhand dieser Daten (COT, Bank Participation Report plus CFTC-Schriftwechsel) identifizierte ich JP Morgan als den aktuellen Mr. Big und wichtigsten Silbermanipulator. Das macht einen entscheidenden Unterschied für die Geschichte der Silbermanipulation und deren zukünftige Beendigung. Nun ist es fraglos so, dass ich JP Morgan nicht ständig als Betrüger bezeichnen würde, hätte ich nicht stichhaltige Beweise dafür.


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