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Gold: Blutbad? Was ist passiert?

15.04.2013  |  Clive Maund
Einige Abonnenten schrieben mir mit folgender Frage: Wie konnte ich schon am Donnerstag - am Tag vor den enormen Kursverlusten am Goldmarkt - den Kauf größerer Mengen Puts empfehlen? Die Antwort: Wenn man die Märkte und Kursbewegungen schon seit so langer Zeit verfolgt wie ich, und auch versteht, wie das Big Money denkt und handelt, dann entwickelt man eine Art "sechsten Sinn" für die möglichen Kunststücke dieser Akteure.

Wir hatten in der letzten Zeit wiederholt auf die immense Bedeutung der kräftig und klar definierten Unterstützungszonen von Gold und Silber - 1.500 $-1.530 $ bzw. 26 $ - aufmerksam gemacht; in diesen Bereichen hatten in den vergangenen 18 Monaten immer wieder größerer Kurswenden stattgefunden. Wir hatten auch auf Folgendes unmissverständlich hingewiesen: Wenn wir uns schon im Klaren darüber sind, wie wichtig diese Unterstützungsniveaus sind (waren), dann weiß natürlich auch das Big Money Bescheid. Es war also nicht unwahrscheinlich, dass das Big Money auf einen Crash dieser Unterstützungszonen hinarbeiten und ganze Wellen von Stops auslösen könnte - falls sie daran interessiert waren.

Wie wir sehen, hatte das Big Money ein Interesse daran; und wir wollen uns nun über das "Warum?" Gedanken machen. Was waren deren Motive? In diesem Jahr hatte es einen großen Abzug von physischem Metall aus dem Lagerbeständen der COMEX gegeben, und einen wahrhaft dramatischen Abzug aus den Lagerbeständen der Bank JP Morgan Chase.

Sollten die verbleibenden Lagerbestände also zu niedrig gewesen sein, um weitere Auslieferungen vorzunehmen, so hätte man Gold an den offenen Märkten nachkaufen müssen. Dies hätte den Kurs aber deutlich in die Höhe gedrückt, und kann in Anbetracht so niedriger Lagerbestände nicht in ihrem Interesse gewesen sein. Nun ging es also darum, den Goldpreis in die Tiefe zu schicken, um die eigenen Bestände billig aufzustocken. Darüber hinaus mangelte es ihnen nicht gerade an einflussreichen Freunden, die ihnen bei diesem Unterfangen behilflich sein konnten.

Das erste "Rauchsignal" kam vor über einen Woche, als einige Mitglieder der Fed ganz untergründig zu verstehen gaben, die QE-Maßnahmen könnten möglicherweise eingeschränkt werden, wie den jüngsten Fed-Protokollen zu entnehmen war. Mit dieser Stimmung konnte die Nervosität am Goldmarkt gesteigert werden. Und dann verbreiteten sich letzte Woche auch noch Nachrichten über die "winzige Insel Zypern"; die Gold im Wert von 400 Million Euro am Markt verkaufen musste (nicht schlecht für eine so "winzige Insel"). Diese Berichte irritierten, destabilisierten und schwächten den Goldmarkt weiter.

(Übrigens ist Zypern gar nicht so winzig, es ist GROSS. Und ich lade unwissende oder nachlässige Kommentatoren, die Zypern als "winzige Insel" bezeichnen, ein, mit mir die Insel zu besuchen, wo ich sie, ausgerüstet mit guten Wanderschuhen, an einem sehr entfernten Punkt aussetze und mich dann ganz entspannt in der Hauptstadt positioniere und warten werde, wie lange sie ZU FUSS (Busse und per Anhalter nicht erlaubt) bis dahin brauchen werden.)

Und dann erfährt man, dass zufällig auch noch Folgendes passierte: Nachdem die Verkaufswellen aus New York den Goldkurs tagsüber schön in Richtung kritische Unterstützung dahinschmelzen ließen, machte der Londoner Markt für physische Metalle dann am Freitagnachmittag auch noch dicht. So mancher Investor gibt sich der romantischen Vorstellung hin, dieser physische Markt würden immer noch wie eine altmodische Vieh-Auktion funktionieren, bei der ein Typ mit Hut und Tweed-Jackett 200 Worte Auktionärsjargon pro Minute heraussprudelt. Ist aber nicht so.

Der Markt ist computerisiert und am Freitag froren die Programme ein, wodurch wartende Verkäufer außen vor gelassen wurden. Von blinder Panik erfasst, rasten die dann an den Terminmarkt, um ihre Positionen abzusichern oder leer zu verkaufen. Damit kippte der Mark regelrecht um, und die Aufgabe - der Durchbruch der Unterstützung - war bewältigt.

Und was kommt jetzt? Wir können davon ausgehen, dass es über's Wochenende aufgrund von Nachschussforderungen zu Liquidierungen von Terminpositionen kommen wird, so dass der Markt auch in der kommenden Woche weiter einbrechen könnte. Der vertikale Einbruch, der am Freitag begann, könnte also möglicherweise noch ein paar Tage andauern. Die Medienfreunde des Big Money könnten der ganzen Sache noch mehr Abwärtsdrall verleihen und übers Wochenende ein Manöver starten, bei dem der "Tod des Goldbullenmarkts" ausgerufen wird.

Wenn erst einmal alle Stops im Bereich 1.500 $ und darunter ausgelöst wurden, wird sich der Druck auf das Big Money und die COMEX hinsichtlich physischer Metalllieferungen deutlich verringert haben. Sie haben dann auch wieder die Möglichkeit, ihre Lagerbestände zu Hammerpreisen aufzufüllen. Und deswegen hatten wir auch Puts favorisiert, anstatt uns ausstoppen zu lassen, denn dann wären auch wir in die Falle gelaufen wären, die hier gelegt wurde.

IST DER BULLENMARKT ALSO JETZT VORBEI? Nur wenn die Fed und andere Zentralbanken QE abwürgen. Darauf gibt es aber keinen Hinweis, es wäre zudem nicht logisch, denn dann würden sie gleichzeitig auch eine deflationäre Implosion lostreten. Die Argumente für den Goldbullenmarkt bleiben nach wie vor bestehen. Ein befreundeter Trader aus Kalifornien formulierte es dieses Wochenende folgendermaßen:

"Plumpste Gold in Tiefe, weil der Dollar Index in die Höhe schoss? NEIN! Hat Onkel Ben Bernanke gesagt, man wolle QE in Höhe von 85 Milliarden $ + unmittelbar aussetzen? NEIN! Ist die Menge des verfügbaren physischen Goldes in letzter Zeit etwa schlagartig gestiegen? NEIN! Beenden die Zentralbanken dieser Welt ihre Fälschungsoperationen gerade, indem sie die Abwertung ihrer Währungen durch das Stoppen der Druckerpressen aussetzen? NEIN! Wohl eher das komplette Gegenteil ist der Fall: Japan, die USA und die EU erhöhen das Geldangebot.

Und welche Entwicklungen sind zu beobachten? Kaufen Russland, China und Indien, um nur einige zu nennen, denn immer noch riesige Goldmengen? JA! Wir QE fortgeführt? JA! Sie können es jetzt nicht aussetzen, weil sie dann eine GEWALTIGE deflationäre Phase bekommen, die die Machthaber aber nicht möchten. Man bräuchte diese zwar, um die Größe des Finanzsystems und die Schulden auf globaler Ebene wieder zurückzusetzen, das würde den Mächtigen aber gewaltige finanzielle Verluste bescheren. Auch Silber ist nicht plötzlich im Überfluss verfügbar; es ist seltener als Gold. Warum steht es also bei nur 26 $ pro Unze?

Mit Blick auf die Edelmetall-Charts sollte man wieder daran denken, dass nicht alles so ist, wie es scheint. Beim Schach verbirgt man seine wahren Absichten, indem man die Figuren auf dem Schachbrett hin und her bewegt, und sie für einen Angriff in Stellung bringt; je besser die eigenen Täuschungsfähigkeiten sind, umso wahrscheinlicher ist der Sieg im Spiel. Wer seinem Gegner im Spiel um 2 bis 3 Schritte voraus ist, wird am Ende immer der Gewinner sein.
"



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